Unerhörte Freiheit (eBook)
180 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-0047-1 (ISBN)
Wolfgang Engler, geboren 1952 in Dresden, Soziologe, Dozent an der Schauspielhochschule »Ernst Busch« in Berlin, von 2005 bis 2017 dort Rektor. Langjähriger Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen. Bei Aufbau erschienen »Unerhörte Freiheit. Arbeit und Bildung in Zukunft«, »Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus«, »Die Ostdeutschen. Kunde von einem verlorenen Land«, »Die Ostdeutschen als Avantgarde« und »Bürger, ohne Arbeit. Für eine radikale Neugestaltung der Gesellschaft«. Zuletzt, zusammen mit Jana Hensel, 'Wer wir sind. Die Erfahrung, ostdeutsch zu sein'.
Inhalt 6
Mich nur zu wiederholen 8
1. Was nicht zur Wahl steht 12
2. Einleitende Bestimmungen 16
3. Grundeinkommen: Stand der Debatte 18
4. Eine unerhörte Freiheit 21
5. Eine » heillose« Freiheit 24
6. Eine schwierige Freiheit 26
7. Eine anstrengende Freiheit 29
8. Grundsatz eines Gesellschaftsvertrags 34
9. Eine( r) genügt 37
10. » Gute « Arbeit 40
11. Das Gespenst der Faulheit 42
12. Ausgrenzung in anderer Gestalt? 47
13. Freigänger, Mitläufer 51
14. Kollaps der Wirtschaft? 55
15. Konsumgeld oder Bürgergeld? 59
16. Kunde, Bürger, Mensch 62
17. Die demokratische Frage 64
18. Über Steuern etc. 68
19. Grundeinkommen als unternehmerischer Ansporn 73
20. Gewissenhaft arbeiten 77
21. Entspannter miteinander leben 81
22. Skeptiker und Propheten 85
23. Freiheitsbeweise 88
24. Wegweisungen 91
25. Startkapital ins Leben 93
26. Gebildete Freiheit 96
27. Bildung als Rechtsgrund 99
28. Womit anfangen? 103
29. Jeder sein eigener Fall 106
30. Der » persönliche« Staat 109
31. Das nützliche Individuum 112
32. Recht und Würde der Person 115
33. Die Stärken stärken 117
34. Wahnsinn als Methode 120
35. Sozialstaat, » tiefer gelegt« 123
36. Liberales Freiheitsverständnis? Was sonst? 127
37. Nomade und Igel 132
38. Letzte Ausfahrt: Utopie 135
39. Am eigenen Leib 138
40. Korrekturen 142
41. Offene Enden 146
42. Geld und Seele 148
43. Postskriptum 151
Calvin und wir 156
13. Freigänger, Mitläufer (S. 50-51)
Verhältnisse für das Grundeinkommen zeugen zu lassen, die nicht so sind, wie sie sein sollten, das klingt nach kleinlautem Burgfrieden mit dem krud Gegebenen, mutlos. Lassen wir uns den Vorwurf gefallen. Loten wir alle Möglichkeiten eines humanen Zeitregimes der Arbeit aus. Erwägen wir leidenschaftslos die Chancen einer Vollbeschäftigung mit menschlichem Antlitz: Alle arbeiten, und zwar so, dass Arbeit wie ein leichter Mantel auf den Schultern liegt, statt, einem Korsett gleich, auf die Atemluft zu drücken.
Um das allein durch Arbeitszeitverkürzung, die am Tagwerk ansetzt, zu erreichen, müsste das Arbeitsvolumen des heute aktiven Teils der Erwerbsbevölkerung dramatisch schrumpfen. Ein gesetzliches Verbot von Überstunden, die zur Regel werden, böte sich als erstes, noch ganz unzureichendes Verfahren an. Umfänglichere Kontingente der Abseitsstehenden wieder sozial gesichert in die Arbeitswelt zu integrieren erforderte eine sofortige Verkürzung des Arbeitstages auf sieben Stunden, besser noch auf sechs, unter Wahrung des gegebenen Lohnniveaus.
Um jede und jeden angesichts fortlaufender Neuerungen und Rationalisierungen in Arbeit zu versetzen, wäre es ergänzend nötig, Stellen zu halbieren, zu dritteln, was in vielen Fällen zu Stückwerk führen würde, zu sachwidrigen Eingriffen in Funktionsabläufe. Ein Forscher, der ein Problem durchdenkt, ein Architekt, der einen Bau entwirft, sähe sich nach drei, vier Stunden werktätigen Daseins von seiner Arbeit abberufen; der nächste kommt, pocht auf sein Recht und werkelt weiter.
Dagegen erhöbe sich erwartbarer Protest. Ihn zu beschwichtigen, entstünden, da kann man wetten, Positionen, die, weil ökonomisch sinnfrei, Beschäftigung nur simulieren. Ihr wolltet Arbeit, bitte sehr, nun füllt sie aus oder schweigt, als Heuchler abgestempelt, hinfort betreten! Nur ein neuer Leviathan, der sich den Erdball gefügig gemacht hat, vor dem Unternehmer und abhängig Beschäftigte gleichermaßen kuschen, könnte das unter gelassener Inkaufnahme des dabei angerichteten Schadens erreichen.
Das allgemeine Arbeitsversprechen wäre eingelöst, auf Schrecken gebietende Art: durch die Verwandlung der Gesellschaften in große Arbeitshäuser, in denen das Recht auf Arbeit fröhlich die Knute des Arbeitszwangs schwingt. Wir wollen die Regierenden, die schon von sich aus zu tiefschwarzen Fantasien neigen, durch rückwärtsgerichtete Forderungen zu einer solch bizarren »Endlösung « der Beschäftigungsfrage nicht eigens motivieren!
Erscheint lt. Verlag | 1.9.2010 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft | |
Geisteswissenschaften | |
Sozialwissenschaften ► Pädagogik | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Wirtschaft | |
Schlagworte | Arbeit • Beschäftigungspolitik • Bildung • Bürgerrecht • Deutschland • Freiheit • Grundeinkommen • Lohnarbeit • Sozialstaat • Sozioökonomie • Utopie • Wandel • Zukunft |
ISBN-10 | 3-8412-0047-8 / 3841200478 |
ISBN-13 | 978-3-8412-0047-1 / 9783841200471 |
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