Die Sterne lügen nicht (eBook)

Eine linguistische Analyse der Textsorte Pressehoroskop. E-BOOK
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2006 | 1. Auflage
546 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-86234-029-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Sterne lügen nicht -  Katja Furthmann
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Allgegenwärtig, beliebt und belächelt, aber von der Sprachwissenschaft bislang vernachlässigt: Horoskope in der Presse. Katja Furthmann beschreibt umfassend diese »pseudoindividuelle« Textsorte. Anhand eines Korpus von fast 3.000 Texten analysiert sie die situativ-kontextuellen, funktionalen, thematischen und formulierungspraktischen Spezifika von Horoskopen. Es wird erklärt, wie Sprache und Kognition beim Verstehen von Horoskopen zusammenwirken und wie sich die Textsorte in den Massenmedien weiter wandelt und ausdifferenziert. Das Buch erfasst nicht nur die Textsorte Pressehoroskop in ihrem facettenreichen Spiel zwischen Massentauglichkeit und Individualisierung, sondern macht zudem auf grundlegende Forschungsprobleme in der Textlinguistik aufmerksam und entwickelt Lösungsansätze.

Dr. Katja Furthmann studierte Germanistik, Kommunikationswissenschaften und Anglistik in Greifswald und Southampton, England. Nach einem Lehrauftrag am Institut für deutsche Philologie der Universität Greifswald und einem Verlagsvolontariat machte sie sich 2007 selbstständig. Seitdem arbeitet sie als freiberufliche Lektorin und Texterin in Berlin.

Dr. Katja Furthmann studierte Germanistik, Kommunikationswissenschaften und Anglistik in Greifswald und Southampton, England. Nach einem Lehrauftrag am Institut für deutsche Philologie der Universität Greifswald und einem Verlagsvolontariat machte sie sich 2007 selbstständig. Seitdem arbeitet sie als freiberufliche Lektorin und Texterin in Berlin.

Vorwort 7
Inhalt 9
Abbildungen und Tabellen 15
Kapitel 1: Einführung 19
1.1 Horoskope in den Massenmedien 19
1.2 Zum Forschungsstand 21
1.3 Forschungsziele und Strukturierung der Arbeit 36
1.4 Bemerkungen zum methodischen Vorgehen 39
Kapitel 2: Astrologie und Horoskope – einige Grundbegriffe und Unterscheidungen 41
2.1 Begriffsbestimmung »Horoskop« 41
2.2 Zur geschichtlichen Entwicklung der Astrologie 46
2.3. Astrologie im 20. und 21. Jahrhundert Zwischen seriöser Astrologie, populärer Astrologie und Vulgärastrologie 51
Kapitel 3: Textlinguistische Voraussetzungen 65
3.1 Texte als Untersuchungsgegenstand der Linguistik 65
3.2 Grundzüge der Textsortenlinguistik 74
3.3 Konsequenzen für die vorliegende Arbeit 92
Kapitel 4: Das situativ-kommunikative Umfeld von Pressehoroskopen 95
4.1 Mediale Voraussetzungen für Pressehoroskope 96
4.2 Die Produzenten von Pressehoroskopen 101
4.3 Die Rezipienten von Pressehoroskopen 111
4.4 Zur äußeren Textpräsentation von Pressehoroskopen 131
4.5 Implikationen des Prinzips der Pseudoindividualisierung 144
4.6 Zusammenfassung 145
Kapitel 5: Funktionalität von Pressehoroskopen 149
5.1 Zum Begriff der Textfunktion 149
5.2 Das Horoskop im System der Textfunktionen 157
Kapitel 6: Thematizität von Pressehoroskopen 201
6.1 Ansätze zur Behandlung des Themas in der Textlinguistik 201
6.2 Thema und Teilthemen von Pressehoroskopen 204
6.3 Horoskopspezifische Topoi und topische Themenentfaltung 212
6.4 Zusammenfassung 276
Kapitel 7: Prinzipien der Formulierungsadäquatheit 279
7.1 Theoretische Grundlagen 280
7.2 Das Prinzip der erschöpfenden Themenpräsentation 292
7.3 Das Prinzip der Allgemeinheit durch »umbrella terms« 304
7.4 Das Prinzip der Skala der Relativität 322
7.5 Das Prinzip allgemeiner und zeitloser Wahrheit 344
7.6 Das Prinzip der Anschaulichkeit und scheinbaren Präzisierung 353
7.7 Das Prinzip der pseudowissenschaftlichen Evidenz 408
7.8 Das Prinzip der Inszenierung von Nähe und emotionaler Beteiligung 426
7.9 Interaktion der Prinzipien und Stiltypen des Horoskops 444
7.10 Zusammenfassung 451
Kapitel 8: Die kognitive Ebene: Wie »funktioniert« das Horoskop? 455
8.1 Das Kontextualisierungsprinzip 455
8.2 Kognitive Effekte 459
8.3 Zusammenfassung 472
Kapitel 9: Erscheinungsformen des Horoskops in den Massenmedien 475
9.1 Wie lassen sich Horoskope in den Medien typologisieren? 476
9.2 Exkurs: »Astro TV« – Astrologische Beratung im Fernsehen 498
9.3 Zusammenfassung 508
Kapitel 10: Schlussbetrachtungen 511
10.1 Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse 511
10.2 Ausblick 517
Literatur 521

"Kapitel 7: Prinzipien der Formulierungsadäquatheit (S. 277-278)

Sun sign columns are perhaps one part astrology and nine parts style.
GEOFFREY DEAN, ARTHUR MATHER Sun Sign Columns: An Armchair Invitation, 1997

Das Prinzip der Pseudoindividualisierung – so wurde schon zu Beginn der Arbeit aufgezeigt – zwingt die Kommunikatoren des Horoskops dazu, Texte zu produzieren, die simultan zwei scheinbar einander ausschließende Aufgaben erfüllen und miteinander vereinbaren: An ein Massenpublikum gerichtet, sollen sie einerseits möglichst allgemein bleiben und ein möglichst breites Spektrum divergierender Situationen und Erfahrungen abdecken, andererseits jedem einzelnen Leser etwas »Persönliches« mitteilen, da dieser sich ja wesentlich von der Intimität suggerierenden Direktadressierung leiten lässt.

In der massenmedialen Kommunikationssituation ist die Vermittlung von sehr spezifischen Informationen, Voraussagen und Ratschlägen für die Textemittenten also nicht nur äußerst riskant, da sich solche Propositionen verbreitet als falsch oder nicht anwendbar herausstellen können, sondern aufgrund der Anonymität, Unbegrenztheit und Heterogenität des Publikums schlichtweg unmöglich. Erschwerend kommt hinzu, dass die einzelnen Rezipienten des Publikums unterschiedliche Erwartungshaltungen einnehmen und dem Horoskop insgesamt wie auch den einzelnen sprachlichen Handlungen und Handlungsverkettungen des Horoskops verschiedene Funktionen zuschreiben können (vgl. Kap. 5.2). Gefordert ist eine Sprache, die den Ansprüchen der Kollektivität wie der Individualität gleichermaßen gerecht werden kann.

Die Verfasser von Horoskopen müssen einen geschickt kalkulierten, geradezu kunstvollen Spagat zwischen größtmöglicher Allgemeinheit, Unspezifik und Vagheit auf der einen Seite und der notwendigen Präzision und Spezifik auf der anderen Seite vollführen, sie müssen »… soweit verschwommen sich ausdrücken, daß selbst falsche Behauptungen zu den Lebensumständen des Lesers einigermaßen stimmen und nicht gar zu leicht desavouiert werden« (ADORNO 1962: 148 f.).

Als oberstes Kommunikationsprinzip für Produzenten von Horoskopen in der Presse gilt es also, solche Formulierungen zu wählen, die »bei scheinhafter Deutlichkeit« zugleich allgemein, offen und mehrfach interpretierbar sind, so dass Obligationen weitestgehend vermieden werden und ein »interpretatives Hintertürchen« (MATTHES/SCHÜTZE, zit. nach PRESCH 1985: 133) offen bleibt.91 Nur wenn mehrere Schlüsse und Interpretationen möglich sind, sind Horoskope für ein Massenpublikum anwendbar. Pressehoroskope unterscheiden sich in dieser Hinsicht kaum von astrologischen Beratungssitzungen, für die HEEREN/MASON (1984: 202) das Dilemma zwischen Allgemeinheit und Spezifik ebenfalls konstatieren:

»While clients would prefer to have visionary utterances be as specific as possible, readers know that the less specific their statements, the less likely disconfirmation becomes.« Ein Fehlen dieser interpretativen Rückzugsmöglichkeit würde sich negativ auswirken: Da die Aussagen mit hoher Wahrscheinlichkeit falsifiziert würden, wäre auf Rezipientenseite verstärkt mit ablehnenden Reaktionen zu rechnen; Misstrauen oder gar Verärgerung des Lesepublikums können sich wiederum negativ auf die Reputation des (wenngleich meist anonymisierten) Textproduzenten und der Zeitschrift auswirken, möglicherweise sogar vom zukünftigen Kauf abhalten."

Erscheint lt. Verlag 10.10.2006
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Sprachwissenschaft
Schlagworte Horoskop • Horoskopanalyse • Horoskopsprache • Linguistik • Medienastrologie • Pressehoroskop • Sprachwissenschaft • Vulgärastrologie • Zeitschriftenhoroskop • Zeitungshoroskop
ISBN-10 3-86234-029-5 / 3862340295
ISBN-13 978-3-86234-029-3 / 9783862340293
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