Homo audiens (eBook)

Der Hörakt des Glaubens und die akustische Rezeption im Predigtgeschehen. E-BOOK
eBook Download: PDF
2007 | 1. Auflage
464 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-86234-050-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Homo audiens -  Thomas Nisslmüller
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Auditive Ästhetik ist ein weitgehend noch unerforschtes und eminent spannendes Terrain für die Geisteswissenschaften, insbesondere für die Theologie. Blickpunkt dieser Studie ist der homo audiens mit seinen Wahrnehmungspotentialen.Im Fadenkreuz von Theologie und Soziologie beleuchtet der Autor den Zugang zu einem neuen Verständnis der eigentlichen hermeneutischen Bühne, der auditiven Wahrnehmung des Predigt-Hörers.Hören avanciert zum anthropologischen Eckdatum der Sinnbestimmung unserer Existenz, und auf der inneren Hör-Bühne gestaltet sich das Netz menschlicher Handlungs- und Lebenspräferenzen. Die verschiedenen Facetten des Hörens aus theologisch-philosophischer, psychologischer und ästhetischer Perspektive bewusst zu machen und von daher ein Forum von Hörqualitäten vor Augen zu führen, ist ein besonderer Aspekt der vorliegenden Arbeit, die nicht zuletzt auch die Kategorie des Hör-Spiels coram Deo in den Blick rückt.

Dr. Thomas Nisslmüller ist Privatdozent an der Universität Dortmund und - nach Lehrengagements und Gastprofessuren in Russland, Bulgarien und Kalifornien - derzeit als Educational Consultant tätig.

Dr. Thomas Nisslmüller ist Privatdozent an der Universität Dortmund und – nach Lehrengagements und Gastprofessuren in Russland, Bulgarien und Kalifornien – derzeit als Educational Consultant tätig.

Vorwort 9
Inhalt 13
Abkürzungen 21
0 Einleitung 23
0.1 Blickpunkt Hören 24
0.2. Hörwesen Mensch: Auditive Welt coram Deo 25
0.3 Hören, ein heuristischer »Akt«: Der auditive Freiheits-Gang 28
0.4 Im Hören liegt Heil: Gott gewinnt Gestalt im Hör-Akt 30
0.5 Szenenwelt Ohr und der Sinn des Hörsinns im Sinnenkosmos 33
0.6 Der Predigt-Hör-Akt 34
0.7 Die Inszenierungsgewalt des Hörens 37
0.8 Homo audiens: Hören als »Eckdatum« des Lebens 39
0.9 Der biblische Hör-Horizont 43
1 Die Kunst zu hören: Vom Sound zum Sinn 49
1.1 Hör-Dimensionen und Hör-Akt-Horizonte 50
1.2 Märchen-Topos Ohr 63
1.3 Vom Hören als zentralem anthropologischem Motivfeld 70
1.4 Plädoyer für eine »Hermeneutik des Hörens« (Snodgrass) 79
1.5 Hören: Der Bestand des Christen als »akustisches Wesen« 81
1.6 Zur fiktionalen Architektur des Hörens 89
1.7 Zur Bedeutung des Hör-Aktes im Predigtgeschehen 92
1.8 Die Perspektivenwelt des Predigt-Hörers 111
1.9 Klang-Kosmos. Die Soundscape- Matrix: Zur intelligenten Choreographie der Welt 127
1.10 Predigen: Gottes »Image« vor Augen, Gott zu Gehör bringen 133
1.11 Die Inszenierungsmatrix 136
1.12 »Wunderbühne« Ohr 141
2 Die Hörspieldimension im Kontext homiletischer Redeweisen 143
2.0 Das Hörspiel, ein opto-akustisches Schauspiel 143
2.1 Begründungsweisen: Warum in aller Welt die Kategorie des Hörspiels? 172
2.2 Neutestamentliche Hörerfahrungen: Facetten einer auditiven Kultur im neutestamentlichen Literaturkosmos 174
2.3 Orientierungsleistung Hören 190
3 Der Hör-Akt als Forum von Hörqualitäten 217
3.0 Drei-Stufen-Modell des Hörens als Ouvertüre zum Areal der Hörmodi 220
3.1 Hörqualitäten (HQ). Einführung in die Kartographie des Hörens 226
3.2 Auf der Suche nach einem auditiven Koordinatenkreuz 231
3.3 Hörmodalitäten, Hörszenen, Hörqualitäten: Ein auditiver Catwalk 235
4 Ars audiendi Zum Predigt- Hören als Hörspielangebot und Hörspielrealisierung 383
4. 0 Die neuere Entwicklung der Predigttheorie 383
4.1 Predigtchoreographie 391
4.2 Predigt-Hören als Bühnenerfahrung 391
4.3 Hören stiftet Handeln: Hörakte als Facienda-Spur 392
4.4 Hör-Sinnlichkeit, oder: die Verknüpfungsaktivität des Hörens 392
4.5 Hören: Plädoyer für eine dialogisch-heuristische Weltvertextung 393
4.6 Der Hörer als Übersetzer 395
4.7 Ars representativa sive heuristica, oder: die Transitrationalität des Hörers 396
4.8 Intelligenzforum Hören 399
4.9 Das Gehirn als Organisations-Plattform des Hörens 400
4.10 Gottaffine »Mitspielsemantik«, oder: Gott spielt mit! 401
Exkurs: Synästhetische Motive und Momente Zu einer Grundlegung der Hörtheorie des Glaubens aus dem kognitiven Raum der Synästhesie 404
5 Zum Beschluss: Im Hör-Spiel Gott entdecken 409
5.1 Im Hör-Garten der Seele 409
5.2 Plädoyer für eine auditive Anthropologie 413
5.3 Der Zeichen-Spur folgen: Die choreographe Collagen-Welt der Hör- Bühne 416
5.4 Das Auredit als Horizont hörästhetischer Modellbildung 427
Literatur 429
Internet-Links: 466

"5 Zum Beschluss: Im Hör-Spiel Gott entdecken (S. 407-408)

5.1 Im Hör-Garten der Seele


Im Horizont der Freiheit des Hörens habe ich mich aufgemacht, dem Hören auf die Spur zu kommen. Manche Hürden waren zu überwinden, um der akustischen Welt coram seipso (und somit auch coram Deo) – im Kontext der Hörerfahrung im Predigtsetting – näher zu kommen. Das Hören stand im Blickpunkt, und der Blick reicht nicht nur ins Gehör, sondern aufs Gehörte hinaus, auf das, was im Hören auf Gehörtes und in der Hörverarbeitung an Wirkung und Wirklichkeit – letztlich: an Wahrheit – ins Leben tritt.

Für Religionspädagogik, Didaktik und Homiletik wird von dem o.G. her und darin deutlich, wie sich nicht nur die Predigthörkultur (und damit auch grosso modo Rezeptionskulturen) als eine filigran verästelte darstellt, sondern im Horizont der Klage über fehlendes »Erreichen« von Hörern in unterschiedlichsten edukativen Settings kann die hier vorgelegte Hörakt-Theorie den Problemkreis der Hörhaltungen, der Hörmodi sowie der weiten Navigationsflächen hörender Aufmerksamkeit ins Visier nehmen.

Das Hören erscheint nun konkret als eine Leistung, die sich auf einer inneren Bühne und im Rahmen einer auditiven Besinnungskultur auszuweisen hat. Das impliziert nicht nur gewichtige Folgen für die Predigt(hör)kultur, sondern auch und besonders für generelle Vermittlungsbemühungen und - situationen, die sich im Kontext des Zur-Sprache-Kommens des Gotteswortes um situative Kohärenz, authentische Darbietung und identitätsstiftende Kompetenzgewinnung sowie um heuristische Lernmuster und -wege mühen.

Zum Hören zu kommen ist für das Hörwesen Mensch ja nicht das Selbstverständliche. Das Verständliche kommt auch nicht von selbst; es ist und bleibt ein zu Suchendes. Die Universalisierung des Missverstehens (F.D.E. Schleiermacher) 757 als hermeneutische Grundgegebenheit trifft gerade auf das Hören zu. Das Über- und Sich-Verhören758, das Vorbeihören und »schlechte Hören« ist wohl eher die Regel. Der Predigthörer stand im Blickpunkt, und was läge näher, als an die Umgangskultur Jesu mit seinen Zuhörern zu erinnern, gesehen durch die Brille Bonhoeffers:

»Jesus läßt seine Zuhörer nicht einfach weggehen, damit sie nun aus seiner Rede machen, was ihnen gefällt, damit sie heraussuchen, was ihnen für ihr Leben wertvoll erscheint, damit sie prüfen, wie sich diese Lehre zu der ›Wirklichkeit‹ verhalte. Jesus gibt sein Wort seinen Zuhörern nicht frei, daß es unter ihren krämerischen Händen mißbraucht wird, sondern er gibt es ihnen so, daß es allein Macht über sie behalten muß. Menschlich gesehen gibt es unzählige Möglichkeiten, die Bergpredigt zu verstehen und zu deuten. Jesus kennt nur eine einzige Möglichkeit: einfach hingehen und gehorchen. Nicht deuten, anwenden, sondern tun, gehorchen. So allein ist Jesu Wort gehört. Aber auch wieder nicht vom Tun als von einer idealen Möglichkeit reden, sondern wirklich mit dem Tun anfangen.«"

Erscheint lt. Verlag 21.11.2007
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie
Religion / Theologie Christentum Liturgik / Homiletik
Religion / Theologie Christentum Religionspädagogik / Katechetik
Schlagworte Akustik • Auditive Ästhetik • Hörakt • Hörsoziologie • Predigt • Theologie
ISBN-10 3-86234-050-3 / 3862340503
ISBN-13 978-3-86234-050-7 / 9783862340507
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