2008/2009 (eBook)

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2010
201 Seiten
De Gruyter (Verlag)
978-3-484-33068-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

2008/2009 -
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As the yearbook of the Eichendorff-Gesellschaft, Aurora focuses on the cultural-historical background of Eichendorff ´s life and work. Owing to its comprehensive review section, it has established itself as one of the leading publications on the Age of Classicism and Romanticism. Each yearbook also features an annual bibliography on Eichendorff.



Aurora, das Jahrbuch der Eichendorff-Gesellschaft erschien als Fortsetzung des Almanachs Aurora (1929-1943) nach dem Kriege erstmals wieder 1953. Seitdem ist das Jahrbuch durch eine zunehmende Öffnung gegenüber dem kulturgeschichtlichen Umfeld von Eichendorffs Leben und Werk und seinen umfangreichen Rezensionsteil zu einem der führenden Publikationsorte und Referateorgane zur klassisch-romantischen Zeit geworden. In jedem Jahrgang findet sich zudem eine Jahresbibliographie zu Eichendorff. Die Aurora wird seit 2002 bei Max Niemeyer verlegt (früher bei Thorbecke). Zeitgleich mit diesem verlegerischen Neubeginn zeichnen durch einen Generationswechsel im Vorstand der Eichendorff-Gesellschaft neue Herausgeber für das Jahrbuch verantwortlich. Publikationssprache ist Deutsch.

Editorial 6
Inhalt 8
Mythos – Kult – Ritual 10
Musik als Mythos und Medium in der frühromantischen Poetologie 28
„Durch das Fenster“ 48
Von unmythischen Mythen und einem unerhabenen Erhabenen 62
„…und damit gut!“ 76
Das zerbrochene Ringlein 88
Eichendorff und „Flower Power“ 98
Pygmalion gespiegelt 112
Die „indirecte Darstellung des Ewigen“ 130
Von Bräuten, Holunderbäumen und Hieroglyphen 146
Schleier, Schwelle, Zeremonie: Übergangsriten in Eichendorffs Das Marmorbild 166
Verleihung der Eichendorff-Medaille 2008 an Dr. Günther Schiwy 184
Bericht über den 19. Internationalen Kongress der Eichendorff-Gesellschaft vom 2. bis 4. Oktober 2008 in Regensburg 188
Annotationen zu Herkunft und Verbreitung mittelalterlicher Eichendorff-Geschlechter 198

Birte Lipinski

Pygmalion gespiegelt (S. 103-104)

Mythos und Künstlerimagination in Eichendorffs Das Marmorbild


„Dichter sind doch immer Narzisse“, behauptet August Wilhelm Schlegel 1798 im ersten Band des Athenaeum. Dem widerspricht Dorothea Schlegel: „Die Dichter Narzisse? – Nicht alle. Der wahre göttliche Dichter ist Pygmalion. Dieser vergöttert das Werk seiner Kunst und belebt es durch seine Liebe; jener sieht nur sein Bild darin und ist in sich selbst verliebt.“

In dieser Einschätzung stehen zwei mythologische Figuren und mit ihnen zwei Künstlerbilder sehr nahe beieinander. In polarer Anordnung werden die guten, pygmalionischen Dichter als wahre Künstler von den problematischen – weil selbstverliebten – Narzissen klar unterschieden. Bei einem genaueren Blick auf die literarischen sowie kunsttheoretischen Schriften seit Mitte des 18. Jahrhunderts zeigt sich jedoch, dass diese Teilung so keinen Bestand hat. Im Gegenteil entwickelt sich zu dieser Zeit ein Künstlerbild, das Elemente des Mythos von Pygmalion und des Mythos von Narziss überblendet und damit untrennbar macht. Die Utopie einer Kunst, die ‚schöpferisch‘ ein lebendiges Wesen erschafft, ist nur noch als Imagination des Künstlers denkbar. Pygmalion tritt immer weniger als Bildhauer und immer stärker als bewundernder Rezipient (s)eines Kunstwerks auf. Gleichzeitig wird die liebende Kunstbetrachtung eines Narziss als Sinnbild der absoluten Versenkung der Künstlerseele in sich selbst positiv besetzt. Der Rezipient als eigentlicheroder zumindest kongenialer Künstler belebt auch in der Rolle des Narziss sein Werk. Beide Mythen und ihre Implikationen beginnen, sich zu überschneiden. Nun ist der Narzissmythos, wie er erstmals bei Ovid in schriftlicher Form bekannt wird, ein Stoff, der einen prekären Aspekt birgt. Narziss als ‚Idealbild‘ des Dichters impliziert über die Vorläufer und das Potenzial des Mythos immer auch eine unheimliche Gefahr. Eine solche Gefahr geben die Varianten des Pygmalionmythos bis dahin nicht vor. Doch durch die Kombination mit den Mythemen des Narzissstoffs wird auch dieser ‚etablierte‘ Künstlermythos immer öfter ins Unheimliche gewendet.

Beide Entwicklungen werden durch dieselben Kunstphilosophien und Wahrnehmungstheorien – vor allem die Ausführungen Winckelmanns, Moritz’, Herders und Fichtes – und deren Popularisierung möglich. Im Folgenden soll gezeigt werden, inwieweit sie die Überblendung der Künstlerbilder von Narziss und Pygmalion auf kunsttheoretischer und poetologischer Ebene vorantreiben. Zunächst aber erfolgt ein Blick auf den fiktionalen, literarischen Text. Dort treffen sich Varianten beider Mythen im Motiv der Statuenliebe und, weiter gefasst, im Motiv des belebten Kunstwerks. Joseph von Eichendorffs Marmorbild ist nur eines der Beispiele, an dem sich die Fusion der Stoffe und ihrer Implikationen beobachten lässt.


Zwischen Pygmalion und Narziss: Florios Belebung des Marmorbilds

Es wird niemanden wundern, in einem Text über Das Marmorbild etwas über Pygmalion zu lesen, wenngleich Elisabeth Frenzels Stoff-Lexikon der Literatur die Erzählung unter dem Begriff der „Statuenverlobung“, nicht aber unter „Pygmalion“ aufnimmt und Annegret Dinter in ihrer Rezeptionsgeschichte des Pygmalionstoffs eindringlich vor einer „Ausweitung“ oder gar „Aufweichung“ der Motivik warnt. In der neueren Forschung hingegen ist die Lesart, die Geschichte um den jungen Dichter Florio als Pygmalionmythos zu verstehen, verbreiteter.

Erscheint lt. Verlag 18.5.2010
Verlagsort Tübingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Anglistik / Amerikanistik
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Sprachwissenschaft
ISBN-10 3-484-33068-6 / 3484330686
ISBN-13 978-3-484-33068-9 / 9783484330689
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