Willy Brandts Amerikabild und -politik 1933-1992 (eBook)
564 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-86234-126-9 (ISBN)
Dr. Judith Michel ist seit 2007 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn.
Dr. Judith Michel ist seit 2007 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn.
Inhalt 6
Vorwort 10
Einleitung 14
1. Forschungsstand 16
2. Quellenlage 19
3. Theoretischer Rahmen und Aufbau 22
Willy Brandt und die Vereinigten Staaten von Amerika 32
1. Skepsis und Hoffnung: Brandts Amerikabild im Exil 1933– 1947 32
1.1. Zwischen Bismarck und Bebel? – Herbert Frahms politisch-ideologische Ausrichtung 32
1.2. Die Entwicklung von Brandts Einstellung zu Demokratie und Sozialismus im Exil 36
1.3. Brandts Kontaktnetz im skandinavischen Exil 39
1.4. Erwartungen an die Großmächte im Krieg 49
1.5. Hoffnung auf Einheit nach dem Krieg 56
1.6. Brandts ambivalente Sicht auf Amerika im Exil (Zusammenfassung) 32
2. Die USA als Beschützer Berlins 1947 –1957 72
2.1. Brandts politisch-ideologische Überzeugungen nach dem Krieg 72
2.2. Brandts Werdegang und sein Kontaktnetz in Berlin bis 1957 . 77
2.3. Die erste Berlinkrise und die Rolle der USA in der ›Frontstadt‹ 89
2.3.1. Die Weststaatsgründung und die amerikanische Garantie für Berlin 90
2.3.2. Enttäuschung und Dankbarkeit nach Beendigung der Blockade 98
2.3.3. Die Luftbrücke als ›Wiege der deutsch-amerikanischen Freundschaft‹ (Zusammenfassung) 6
2.4. Brandts Einstellung zur Wiederbewaffnungsfrage 106
2.4.1. Außenseiter in der eigenen Partei? 106
2.4.2. Brandts Präferenz für einen Verteidigungsbeitrag im atlantischen Rahmen 112
2.4.3. Die USA als Freund und Sicherheitsgarant (Zusammenfassung) 120
3. Enttäuschte Hoffnungen und neue Impulse: Die USA und die zweite Berlinkrise 1958 –1963/64 123
3.1. Brandts Kontaktnetz und USA-Reisen als Teil einer PR-Kampagne für Berlin und die SPD? 123
3.2. Ein ›deutscher Kennedy‹? – Politischer Stil und ideelle Ausrichtung 152
3.3. Die Mauerkrise als Wendepunkt? 167
3.4. Über die Krise zum Gleichklang von Brandts und Kennedys Politik (Zusammenfassung) 200
4. Zwischen neuem Selbstbewußtsein und bleibender Abhängigkeit: Brandt und die USA 1964– 1974 204
4.1. ›Mehr Demokratie wagen‹: Brandts politische Einstellung 204
4.2. Die Ausweitung von Brandts Kontaktnetz und seine USA-Reisen 208
4.3. Der Vietnamkrieg als Loyalitätstest 243
4.3.1. Der Vietnamkrieg in der Optik des Ost-West-Konflikts 243
4.3.2. Brandt und die Antikriegsbewegung 267
4.3.3. Brandts Position zum Vietnamkrieg als Spiegel der Haltung der westdeutschen Gesellschaft (Zusammenfassung) 280
4.4. Die westpolitische Einbettung der Ostpolitik 284
4.4.1. Brandts ostpolitische Konzeption und die Ostpolitik der Bundesrepublik bis Herbst 1969 284
4.4.2. Die Ostverträge und das Berlinabkommen 296
4.4.3. Die Ausweitung des deutschen Handlungsspielraums in der Westpolitik durch die Ostpolitik (Zusammenfassung) 341
4.5. Die USA und die Einigung Westeuropas 345
4.5.1. Kissingers ›Jahr Europas‹ 345
4.5.2. Der Nahostkrieg, die Währungskrise und die europäische Identität 370
4.5.3. Die gescheiterte Emanzipation Westeuropas von Amerika (Zusammenfassung) 394
5. Kontinuität und Wandel in Brandts Amerikabild als elder statesman 1975 –1992 398
5.1. Brandts politische Einstellung und sein weiterer Werdegang . 398
5.2. Brandts Kontaktnetz und seine USA-Reisen 408
5.3. Die Überlagerung des Ost-West-Konflikts durch den Nord-Süd-Konflikt 428
5.3.1. Brandts entwicklungspolitisches Konzept 428
5.3.2. Brandt und die amerikanische Lateinamerikapolitik 440
5.3.3. Unterschiedliche weltpolitische Einordnung des Nord-Süd-Konflikts (Zusammenfassung) 452
5.4. Bündnistreue und alternative sicherheitspolitische Strategien . 455
5.4.1. Zwischen Staats- und Parteiräson: Brandts schwieriges Verhältnis zum Nato-Doppelbeschluß 455
5.4.2. Aussöhnung mit dem Bündnispartner über die deutsche Einheit 494
5.4.3. Entfernung und Neuannäherung: Brandts problematisches Verhältnis zum amerikanischen Bündnispartner (Zusammenfassung) 504
Schlußbetrachtung 510
1. Amerika in der Sicht des sozialistisch geprägten Brandt 510
2. Amerika als Hort freiheitlich-demokratischer Werte 513
3. Amerika als unverzichtbarer Sicherheitsgarant 515
4. Willy Brandt – ›Kein Wanderer zwischen den Welten‹ 518
Abkürzungsverzeichnis 524
Quellen- und Literaturverzeichnis 528
1. Unveröffentlichte Quellen 528
2. Zeitzeugengespräche 530
3. Veröffentlichte Quellen und Sekundärliteratur 531
4. Zeitschriften, Zeitungen und Pressedienste 561
Personenverzeichnis 562
5. Kontinuität und Wandel in Brandts Amerikabild als elder statesman 1975–1992 (S. 397-398)
5.1. Brandts politische Einstellung und sein weiterer Werdegang
»Ist der von Sachzwängen des täglichen Regierens befreite elder statesman vielleicht der unverfälschte, souveräne, wahre Willy Brandt? Der Mann, der keiner Rolle mehr genügen, keine Maske mehr tragen, keinen innenpolitischen Erwartungen mehr entsprechen muß und wieder in großen Zusammenhängen denken und leben kann?« Diese Frage stellt sich Brandt-Biograph Peter Merseburger zu Recht, da sich nach Brandts Rücktritt als Bundeskanzler nicht nur sein Betätigungsfeld änderte, sondern er auch auf weltanschauliche Positionen rekurrierte, die in derNachkriegszeit mehr und mehr in den Hintergrund getreten waren.
Zunächst erklärt sich Brandts globalere Blickrichtung durch seine neuen Aufgaben, die ihm seit 1976 als Präsidenten der Sozialistischen Internationale und seit 1977 als Vorsitzendem der unabhängigen ›Nord-Süd-Kommission‹ zukamen. Die SI war seit ihrer Neubegründung nach dem Zweiten Weltkrieg zwar eine antikolonialistische und antikapitalistische Organisation, die jedoch auch entschieden antikommunistisch auftrat und die westliche Allianz uneingeschränkt unterstützte sowie aufWesteuropa konzentriert war. Brandt richtete allerdings nun seinen Blick nach Süden und nahm Kontakt zu Parteien der sogenannten ›Dritten Welt‹ auf. Ermuntert werden sollten vor allem Parteien blockfreier Staaten, sich dem demokratischen Sozialismus als bündnisfreier Alternative zwischen Kapitalismus und Kommunismus anzuschließen. Dabei wurde zwar der Grundsatz verfolgt, keine kommunistischen Parteien aufzunehmen, jedoch war die Zuordnung zur demokratisch-sozialistischen Parteienfamilie nicht immer ganz eindeutig. Damit öffnete sich die SI auch für dierevolutionären Befreiungsbewegungen, welche hauptsächlich in Lateinamerika und im südlichen Afrika an Macht gewannen. Trotz fortbestehender Dominanz der europäischen sozialdemokratischen Parteien – vor allem der SPD und der schwedischen SAP – gewann die SI dadurch ein internationales Gewicht wie nie zuvor.
Eusebio Mujal-Leûn und Ann-Sofie Nilsson stellen fest, daß die SI ab 1976 durch eine »aktive sozialistische Neutralitätspolitik zwischen den Machtblöcken der Supermächte« eine moralische Beurteilung der beiden antagonistischen Ideologien vermied und sich vom atlantischen Bündnis wegbewegte; dies habe einen latenten Antiamerikanismus impliziert und den Antikommunismus heruntergespielt. Auch sind sie der Ansicht, Brandt habe als Vorsitzender der SI unumstrittene Autorität genossen: »Seine Identifikation mit der SI ging so weit, daß es sowohl ihm als auch anderen manchmal schwer zu fallen schien, Person und Amt zu trennen. Die zahllosen Kommuniqu¤s und Erklärungen, die Brandt im Namen der Internationale abgegeben hat, oft auch ohne ausdrückliches Mandat der Organisation oder ihrer Exekutivorgane, sind hierfür ein deutlicher Ausdruck.« Es ist daher zu prüfen, ob die SI wirklich eine Haltung der Äquidistanz mit antiamerikanischem Drall einnahm und diese von Brandt auch in seiner Funktion als Vorsitzender der ›Nord-Süd-Kommission‹ und als SPDParteivorsitzender mitgetragen wurde.
In zahlreichen Reden setzte sich Brandt mit dem Verhältnis von Kapitalismus, Kommunismus und demokratischen Sozialismus auseinander und ließ diese Erwägungen auch in offizielle Verlautbarungen der SI einfließen. So stellte er soziale Demokratie immer als Alternative zwischen den Ideologien dar, vermied aber meist den Begriff des ›dritten Weges‹: »Es ist meine Überzeugung, daß die Menschheit weder durch menschenfeindlichen Kapitalismus noch durch freiheitstötenden Kommunismus, daß dieWelt weder durch Extreme von links noch durch Extreme von rechts ihre zukünftige Gestaltung finden kann, sondern einen Weg des Ausgleichs, einen Weg der Vernunft, einen Weg der Achtung vor dem Einzelnen braucht.«
Erscheint lt. Verlag | 16.6.2010 |
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Reihe/Serie | Internationale Beziehungen. Theorie und Geschichte. | Internationale Beziehungen. Theorie und Geschichte. |
Mitarbeit |
Herausgeber (Serie): Dittmar Dahlmann, Christian Hacke, Klaus Hildebrand, Christian Hillgruber, Joachim Scholtyseck |
Verlagsort | Göttingen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Allgemeines / Lexika | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Amerikabild • Außenpolitik / BRD • Biografie • Kalter Krieg • Politikgeschichte • Willy Brandt |
ISBN-10 | 3-86234-126-7 / 3862341267 |
ISBN-13 | 978-3-86234-126-9 / 9783862341269 |
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