Wasser, Fasten, Luft und Licht (eBook)

Die Geschichte der Naturheilkunde in Deutschland

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2006 | 1. Auflage
310 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-40445-5 (ISBN)
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Die Heilkräfte der Natur nutzen, ohne Medikamente oder chirurgische Eingriffe, war das Ziel der um 1800 entstehenden Naturheilkunde. Eine Vielfalt an Verfahren wurde entwickelt, vom Duschen im Freien mit eiskaltem Wasser über streng vegetarische Kost bis zum Baden im Licht. Zugrunde lag all dem die Vorstellung eines naturgemäßen Lebens und Heilens.

Uwe Heyll, Dr. med., ist Arzt für Innere Medizin und Rheumatologie und absolvierte ein Zweitstudium der Philosophie, Sozialwissenschaften und Geschichte der Medizin. Seit 1994 ist er am Institut für Geschichte der Medizin an der Heinrich Heine-Universität in Düsseldorf tätig.

Uwe Heyll, Dr. med., ist Arzt für Innere Medizin und Rheumatologie und absolvierte ein Zweitstudium der Philosophie, Sozialwissenschaften und Geschichte der Medizin. Seit 1994 ist er am Institut für Geschichte der Medizin an der Heinrich Heine-Universität in Düsseldorf tätig.

Inhalt 6
Einleitung 10
1. Anfänge der Naturheilkunde 14
Die Gräfenberger Wasserkur 14
Ein neues Bild der Natur 19
Die heilsamen Krisen 22
»Verrat« und früher Tod 26
Johannes Schroth: der Konkurrent aus Lindewiese 29
2. Das Konzept der Naturheilkunde 34
Vorkämpfer der Naturheilkunde 34
Die Gründung der Naturheilkunde als Laienpraxis 40
Das Paradies der Gesundheit 44
Von der Religion zur Utopie 51
Das System der Natur 55
3. Die Heilkunst der Naturheilkunde 60
Grundzüge der naturheilkundlichen Krankheitslehre 60
Der Arzt als Diener der Natur 65
Wasser, Dampf und heiße Luft 68
Fasten und Schonkost 71
Die »Schwedische Gymnastik« 75
Techniken der äußeren und inneren Massage 81
Der »Lichtluftkultus« 84
4. Die Lebenskunst der Naturheilkunde 88
Vorbeugung statt Therapie 88
Vegetarismus, Grahambrot und Rohkost 90
Luft, Licht und Kleidung 94
Der »vollendete Mensch« 100
Aufklärung und Weltflucht 105
5. Kämpfe und Konflikte 110
Die Physikalische Therapie 110
Der Kampf um den Fortschritt 117
Der »therapeutische Aktionismus« 122
Grausamkeit im Dienste der Wissenschaft 128
6. Krise und Niedergang 131
Die Suche nach dem Naturzustand 131
Die »Affäre Rikli« 135
Der Tod Theodor Hahns 138
Die Vertreibung aus dem Paradies 142
Generationenwechsel 146
Das Ende der Laientherapie 151
Der Kampf gegen Scharlatanerie 155
Friedrich Eduard Bilz: Naturheilkundler und Geschäftsmann 157
Der »Betrug« des Louis Kuhne 162
Der »Lehmdoktor« Adolf Just 166
Freie Heilkünstler: Sebastian Kneipp und Emanuel Felke 169
7. Ärztliche Naturheilkunde 174
»Stiefschwester Naturheilkunde« 174
»Schweningers Sieg« 179
Zwei Lehrstühle und ein Bundeskrankenhaus 182
»Jeder Arzt ist Naturarzt« 186
Emil Klein: Die Intuition des Künstlerarztes 190
Heinrich Lahmann: Der erste »wissenschaftliche Naturarzt« 194
Maximilian Bircher-Benner: Der Lichtwert der Nahrung 197
8. Biologische Medizin 202
Die Rückkehr des Hippokratismus 202
»Prüfet alles und das Gute behaltet« 206
Das Bündnis zwischen Naturärzten und Biologischer Medizin 209
Die vitalistische Wende 212
Die »Krise der Medizin« 216
Von der heilenden zur ausmerzenden Natur 220
Der Weg zur Neuen Deutschen Heilkunde 224
9. Neue Deutsche Heilkunde 230
Der Aufruf des Reichsärzteführers 230
»Nationalsozialistisch denken heißt biologisch-ganzheitlich denken« 234
Die Wiesbadener Ärztetagung 239
»Extremisten, Monomane und Dogmatiker« 243
Das »große Experiment« am Rudolf-Heß-Krankenhaus 248
Das Heilkräuterprogramm der SS 254
»Deutsche Volksgesundheit aus Blut und Boden« 258
Das Ende der Naturheilbewegung 263
Durchhalten für den Endsieg 266
10. Ganzheits- und Regulationsmedizin 271
»Wie ein Phönix aus der Asche« 271
»Freude an der Vielgestaltigkeit« 275
Von der Biologischen Medizin zur Regulationsmedizin 280
Resümee und Ausblick 284
Literatur 295
Personenregister 309

Einleitung Eine auf den ersten Blick eher unspektakuläre Episode, die sich im Jahr 1811 zugetragen haben soll, gilt vielen naturheilkundlich Interessierten, Historikern und Buchautoren als Ausgangspunkt der deutschen Naturheilkunde. So erzählte sie 100 Jahre später der schlesische Heimatdichter Philo vom Walde: Der damals 12-jährige Bauernjunge Vincenz Prießnitz aus der schlesischen Ortschaft Gräfenberg hütete eine Herde Kühe in der Nähe einer Quelle. Während er, in Träumen versunken, unter einem schattigen Busch lag, fiel ihm ein angeschossenes Reh auf, das sich zum Wasser schleppte. Dort angekommen, badete es sein verwundetes Bein, um anschließend wieder im Wald zu verschwinden. An den folgenden Tagen erschien das Reh regelmäßig und jedes Mal tauchte es sein verletztes Bein in das frische Quellwasser. Erst als das Tier vollständig genesen war, blieb es der Quelle fern. Der junge Prießnitz schloss aus dieser Episode, dass dem Wasser eine besondere Heilkraft zukommen müsse. Als er sich kurze Zeit später selbst verletzte, entsann er sich seines Erlebnisses und konnte zum Erstaunen der Ärzte durch die alleinige Anwendung von Wasser eine Heilung herbeiführen. In der Folgezeit sammelte Prießnitz weitere Erfahrungen in der Wassertherapie, zunächst bei Erkrankungen seiner Familienmitglieder und Verwandten, ehe er sich an die Behandlung von Freunden, Nachbarn und später auch Fremden wagte. Aus dem ungebildeten Bauernjungen wurde ein geachteter und verehrter Heilkundiger mit internationaler Kundschaft. Seine Wasserkur führte zur Entstehung einer neuen Heilform, die in ihrer Glanzzeit mehr als 100.000 organisierte Anhänger zählte und über eigene Ambulatorien, Praxen, Krankenhäuser und Lehrstühle verfügte. Allgemein gilt Vincenz Prießnitz heute als Begründer der Naturheilkunde, weshalb der Deutsche Naturheilbund den Namenszusatz 'Prießnitz-Bund' trägt. Rückblickend stellt sich die Frage, wie die Erzählung von Prießnitz und dem Reh zu bewerten ist. Handelt es sich bei der Beobachtung des jungen Prießnitz um eine jener bedeutsamen Entdeckungen, die den Blick für ganz neue Tatsachen eröffnete und deshalb in eine Reihe mit dem fallenden Apfel Isaac Newtons oder der verschimmelten Bakterienkultur Alexander Flemings gehört? Oder aber ist die Episode, deren Überlieferung wesentlich Philo vom Walde zu verdanken ist, nicht mehr als eine Anekdote oder gar eine Legende, die aus dem Geist der Verehrung geboren wurde? Philo vom Walde war keineswegs der erste, der die Geschichte von Prießnitz und dem Reh erzählt hat. Sie wurde auch schon früher in verschiedenen Variationen berichtet, beispielsweise in der Zeitschrift Der Wasserfreund aus dem Jahr 1861. Dort allerdings war es kein Reh, sondern ein Schaf aus der Herde des jungen Prießnitz, das seine Wunden in der Quelle badete. Philo vom Walde aber, der mit bürgerlichem Namen Johannes Reinelt hieß und in Breslau als Lehrer arbeitete, erhob die Episode in den Rang einer historischen Tatsache, an deren Wahrheit kein Zweifel mehr zugelassen werden durfte. In seiner großen Prießnitz-Biographie, die zum hundertsten Geburtstages des verehrten Schöpfers der Naturheilkunde erschien, widmete er den Vorgängen an der 'Prießnitz'-Quelle nicht nur ungewöhnlich viel Raum, er ließ sie zudem mit einer Zeichnung illustrieren, die den Ort der Ereignisse zeigte und so für die Authentizität des Berichteten bürgte. Offensichtlich hatte die Episode - fast 90 Jahre nach ihrem Geschehen - einen besonderen Stellenwert für die Naturheilbewegung erlangt. Dies zeigte sich erneut, als Alfred Baumgarten, ein Arzt und Schüler Sebastian Kneipps, auf Philo vom Waldes Biographie mit einer eigenen Darstellung der Ereignisse reagierte, in der er die Wahrheit der Erzählung anzweifelte und damit heftige Reaktionen im Lager der Prießnitz-Anhänger provozierte.

Erscheint lt. Verlag 13.3.2006
Zusatzinfo 38 s/w Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeines / Lexika
Schlagworte 19. Jahrhundert • 20. Jahrhundert • Adolf Just • Alternative Medizin • Arzt • Ärztin • Biologische Medizin • Bircher-Benner • Bircher-Benner, Max • Deutschland • Emanuel Felke • Emil Klein • Friedrich Eduard Bilz • ganzheitliche Medizin • Geschichte • Heilkunde • Heinrich Lahmann • Hömoopath • Hömoopathie • Johannes Schroth • Kaiserreich • Kneip • Kneipp • Kneippen • Kneip, Sebastian • Kur • Lebensreform • Lichtluftkult • Louis Kuhne • Max • Max Bircher-Benner • Medizin • Medizingeschichte • Nationalsozialismus • Naturheilkunde • Neue Deutsche Heilkunde • Physikalische Therapie • Priessnitz • Priessnitz, Vinzenz • Regulationsmedizin • Rohkost • Schwedische Gymnastik • Sebastian • Sebastian Kneipp • Theodor Hahn • Vegetarismus • Vincenz Priessnitz • vinzenz • Wasserkur • Weimarer Repubilk
ISBN-10 3-593-40445-1 / 3593404451
ISBN-13 978-3-593-40445-5 / 9783593404455
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