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[Sokrates mainomenos] oder die Dialogen des Diogenes von Sinope. Beyträge zur Geheimen Geschichte des menschlichen Verstandes und Herzens. Combabus. Die Grazien. Der Neue Amadis. Gedanken über eine alte Aufschrift. Rezensionen. Januar 1770 – Mai 1772

Hans-Peter Nowitzki (Herausgeber)

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2008
773 Seiten
De Gruyter (Verlag)
978-3-11-021599-1 (ISBN)

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Der vorliegene Band enthält die schriftstellerische Bilanz aus Wielands höchst produktiver Zeit als Professor der Erfurter Universität. Seine Beschäftigung mit den kulturkritischen Ansätzen von Rousseau und Iselin verarbeitet er in essayistischen Prosawerken, die seine philosophischen Reflexionen in höchst eleganten Formen aufbereitet zeigen. Mit den Dialogen des Diogenes von Sinope (1770), die - bald schon ins Französische übersetzt - Diderot beeindrucken sollten, liefert Wieland eine erste Summe seines philosophischen und politischen Denkens. In der Aufsatzsammlung Beyträge zur Geheimen Geschichte des menschlichen Verstandes und Herzens (1770) und seiner bislang weitgehend vernachlässigten ästhetischen Programmschrift Die Grazien (ebenfalls 1770) setzt er sich mit zeitgenössischen Kulturtheorien auseinander und entwirft ein auf Kultivierung der Sinnlichkeit abzielendes Lebenskunst-Konzept.
Der Verskünstler ist mit seinem komischen Ritterepos Der Neue Amadis (1771) vertreten, dessen virtuos-launige Verse, labyrinthische Strukturen und überbordender Anspielungsreichtum es zu einem der eindrucksvollsten, wohl aber auch schwierigsten Werke Wielands machen.

Inhaltsübersicht 5
S....t.. µa...µe... oder die Dialogen des Diogenes von Sinope. 7
Erster Theil. 113
Zweyter Theil. 221
Combabus. 313
Die Grazien 341
Erster Band. 415
Zweyter Band. 545
Geschichte des Fräuleins von Sternheim. 663
Gedanken über eine alte Aufschrift. 687
Rezensionen 709
Inhaltsverzeichnis 775

An D. F.G. R. V. (S. 256-257)

Erschrecken Sie nicht, meine Freundin, anstatt der Handschrift von Ihrer Sternheim eine gedruckte Copey zu erhalten, welche Ihnen auf einmal die ganze Verrätherey entdeckt, die ich an Ihnen begangen habe. Die That scheint beym ersten Anblick unverantwortlich. Sie vertrauen mir unter den Rosen der Freundschaft ein Werk Ihrer Einbildungskraft und Ihres Herzens an, welches bloß zu Ihrer eigenen Unterhaltung aufgesetzt worden war.

„Ich sende es Ihnen, (schreiben Sie mir) damit Sie mir von meiner Art zu empfinden, von dem Gesichtspunct, woraus ich mir angewöhnt habe, die Gegenstände des 10 menschlichen Lebens zu beurtheilen, von den Betrachtungen, welche sich in meiner Seele, wenn sie lebhaft gerührt ist, zu entwickeln pflegen, Ihre Meynung sagen, und mich tadeln, wo Sie finden, daß ich unrecht habe. Sie wissen, was mich veranlaßt hat, einige Nebenstunden, die mir von der Erfüllung wesentlicher Pflichten übrig blieben, dieser Gemüths-Erhohlung zu wiedmen. Sie wissen, daß die Ideen, die ich indem Character und in den Handlungen des Fräuleins von Sternheim und ihrer Ältern auszuführen gesucht habe, immer meine Lieblings-Ideen gewesen sind, und womit beschäfftigt man seinen Geist lieber als mit dem, was man liebt?

Ich hatte Stunden, wo diese Beschäfftigung eine Art von Bedürfniß für meine Seele war. So entstund unvermerkt 20 dieses kleine Werk, welches ich anfieng und fortsetzte, ohne zu wissen, ob ich es würde zum Ende bringen können, und dessen Unvollkommenheiten sie selbst nicht besser einsehen können als ich sie fühle. Aber es ist nur für Sie und mich — und, wenn Sie, wie ich hoffe, die Art zu denken und zu handeln dieser Tochter meines Geistes gutheissen, für unsre Kinder bestimmt.

Wenn diese durch ihre Bekanntschaft mit jener in tugendhaften Gesinnungen, in einer wahren, allgemeinen, thätigen Güte und Rechtschaffenheit gestärket würden, — welche Wollust für das Herz Ihrer Freundin!“ — So schrieben Sie mir, als Sie mir Ihre Sternheim anvertrauten, — und nun, meine Freundin, lassen Sie uns sehen, ob ich Ihr Vertrauen beleidiget, ob ich würklich ein Verbrechen 30 begangen habe, da ich dem Verlangen nicht widerstehen konnte, allen tugendhaften Müttern, allen liebenswürdigen jungen Töchtern unsrer Nation ein Geschenke mit einem Werke zu machen, welches mir geschickt schien, Weisheit und Tugend,—die einzigen großen Vorzüge der Menschheit, die einzigen Quellen einer wahren Glückseligkeit — unter Ihrem Geschlechte, und selbst unter dem meinigen, zu befördern.

Ich habe nichts vonnöthen, Ihnen von dem ausgebreiteten Nutzen zu sprechen, welchen Schriften von derjenigen Gattung, worunter Ihre Sternheim gehört, stiften können, wofern sie gut sind. Alle Vernünftigen sind über diesen Punct Einer Meynung, und es würde sehr überflüssig seyn, nach allem, was Richardson, Fielding und so viele Andre hierüber gesagt haben, nur ein Wort zur Bestätigung einer Wahrheit, an welcher niemand zweifelt, hinzu zu setzen.

Eben so gewiß ist es, daß unsre Nation noch weit entfernt ist, an Original- Werken dieser Art, welche zugleich unterhaltend und geschickt sind, die Liebe der Tugend zu befördern, Überfluß zu haben. Sollte diese gedoppelte Betrachtung nicht hinlänglich seyn, mich zu rechtfertigen? Sie werden, hoffe ich, versucht werden, dieser Meynung zu seyn, oder wenigstens mir desto leichter verzeihen, wenn ich Ihnen ausführlicher erzähle, wie der Gedanke, Sie in eine Schriftstellerin zu verwandeln, in mir entstanden ist. Ich setzte mich mit allem Phlegma, welches Sie seit mehrern Jahren an mir kennen, hin, Ihre Handschrift zu durchlesen.

Erscheint lt. Verlag 26.2.2009
Verlagsort Berlin/Boston
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Geschichte der Philosophie
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Anglistik / Amerikanistik
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Wieland, Christoph Martin
ISBN-10 3-11-021599-3 / 3110215993
ISBN-13 978-3-11-021599-1 / 9783110215991
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