Handbuch der Wirtschaftssoziologie (eBook)

Andrea Maurer (Herausgeber)

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2008 | 2008
462 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-90905-9 (ISBN)

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Handbuch der Wirtschaftssoziologie -
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Das Handbuch der Wirtschaftssoziologie vermittelt soziologische Zugangsweisen zur Wirtschaft und demonstriert die Leistungskraft soziologischer Erklärungen und Analysen wirtschaftlicher Beziehungen, Institutionen und Strukturen. Im deutschen Sprachraum hat trotz der Tradition sozio-ökonomischer Analysen und des wieder erwachten Interesses der Soziologie an wirtschaftlichen Phänomenen eine umfassende Übersicht über das Forschungsfeld bislang gefehlt. Das Handbuch der Wirtschaftssoziologie schließt diese Lücke und präsentiert einen fundierten Überblick über die klassischen Grundlagen, die gegenwärtige Theorieangebote und aktuelle Studien.

Dr. Andrea Maurer ist Professorin für Organisationssoziologie an der Universität der Bundeswehr in München.

Dr. Andrea Maurer ist Professorin für Organisationssoziologie an der Universität der Bundeswehr in München.

Inhaltsverzeichnis 6
Vorwort 10
Perspektiven der Wirtschaftssoziologie. 12
Von versunkenen Schätzen, Entdeckern und neuen Kontinenten 12
A Klassische Grundlagen 18
Klassische Positionen der Ökonomie und Soziologie und ihre Bedeutung für die Wirtschaftssoziologie 20
1 Die wirtschaftlichen Grundlagen der modernen Gesellschaft in klassischen Ansätzen 20
2 Die neoklassische Wirtschaftstheorie und die Arbeitsteilung zwischen Ökonomie und Soziologie 24
3 Die individualistische Sozialtheorie von Menger bis Mises und Hayek 27
4 Wirtschaftssoziologie in historisch-kulturwissenschaftlicher Tradition 30
5 Wirtschaft als Mittel für soziale Ziele: Wirtschaftssoziologie in sozialistischen Konzepten 34
6 Parsons’ begriffssystematische Integration von Wirtschaft und Gesellschaft 35
7 Wirtschaftssoziologische Ansätze der Gegenwart zwischen Ökonomie und Soziologie 37
8 Resümee 40
Literatur 40
Die Neue Wirtschaftssoziologie und das Erbe Max Webers 46
1 Die Neue Wirtschaftssoziologie Mitte der 1980er Jahre 47
2 Neue Entwicklungen 51
3 Abschließende Bemerkungen 58
Literatur 58
Institutionalismus und Wirtschaftssoziologie 63
1 Alte Fragen – neue Antworten? 63
2 Was will und was kann die Wirtschaftssoziologie? 65
3 Neuer Institutionalismus: Hintergrund, Programme und Analysen 71
4 Wirtschaftssoziologie aus institutionentheoretischer Perspektive? 80
Literatur 82
B Theoretische Zugänge 87
Individuelle Entscheidungsrationalität und soziale Einbettung. 88
Zum Verhältnis von Ökonomie und Wirtschaftssoziologie 88
1 Problemstellung 88
2 Logik und Reichweite eines entscheidungstheoretisch fundierten Erklärungsprogramms 89
3 Das ökonomische Erklärungsprogramm 93
4 Das Erklärungsprogramm der Wirtschaftssoziologie 97
5 Fazit und Ausblick 102
Literatur 105
Wirtschaft als funktionales Teilsystem 110
1 Die Klassiker 110
2 Der methodologische Rahmen 113
3 Anwendungsfelder 115
4 Stärken und Schwächen 118
5 Perspektiven 119
Literatur 121
Wirtschaft und Gesellschaft: neomarxistische Theorieansätze 125
1 Einleitung 125
2 Regulationstheorie 127
3 Dependenztheorie und Weltsystemtheorie 132
4 Klassentheorien 135
5 Labour Process Debate 139
6 Resümee: Theorie der Ausdifferenzierung des Wirtschaftssystems 143
Literatur 146
Wirtschaft als Gemeinschaft: die kommunitaristische Wirtschaftsethik 153
1 Klassiker 153
2 Sozioökonomik als moralische Dimension der Wirtschaft 154
3 Anwendungsfelder und wichtige Studien 158
4 Entwicklungslinien und Perspektiven 160
Literatur 160
Wirtschaft und wirtschaftliches Handeln als Ökonomie der Praxis 162
1 Problemstellung 162
2 Bourdieus Kritik klassischer Positionen 163
3 Sozialtheorie als Ökonomie der Praxisformen 165
4 Anwendungsfelder 172
5 Kritische Würdigung 177
6 Perspektiven der Ökonomie der Praxis 179
Literatur 181
Netzwerkperspektiven in der Wirtschaftssoziologie 186
1 Einleitung 186
2 Netzwerkanalyse und Netzwerke als Handlungsform 187
3 Programm der Netzwerkperspektive in der Wirtschaftssoziologie 192
4 Anwendungsfelder 196
5 Bewertung der Netzwerkperspektive in der Wirtschaftssoziologie 198
6 Perspektive für die Netzwerkperspektive in der Wirtschaftssoziologie 198
Literatur 200
Wirtschaft und Wirtschaftstheorie de-konstruiert 208
1 Einleitung 208
2 Klassische Vorläufer einer Dekonstruktion der Ökonomie: Marcel Mauss und Georges Bataille 208
3 Die methodische Perspektive der Dekonstruktion der Ökonomie 211
4 Aktuelle Dekonstruktionen der ökonomischen Theorie: Jean Baudrillard und Jacques Derrida 214
5 Potentiale und Grenzen einer Dekonstruktion der Wirtschaft und der Wirtschaftstheorie 218
6 Perspektiven der dekonstruktivistischen Programmatik 220
Literatur 221
C Kerninstitutionen des modernen Wirtschaftssystems 224
Märkte 226
1 Märkte: eine soziale Struktur zum Tausch von Gütern und Leistungen 226
2 Die Geschichte von Märkten 228
3 Markttheorien 230
4 Märkte in der klassischen Soziologie 233
5 Die neue Marktsoziologie 235
6 Schluss 242
Literatur 243
Unternehmen 248
1 Einleitung 248
2 Die Formalstruktur von Unternehmen 249
3 Die informelle Struktur von Unternehmen 257
4 Fazit 264
Literatur 265
Lohnarbeit 269
1 Grundlagen 269
2 Theoretische Grundfragen 271
3 Die Regelungsebenen des Beschäftigungsverhältnisses 274
4 Entwicklungstendenzen und Wandel von Lohnarbeit 284
5 Resümee: Marktförmige Beschäftigungsverhältnisse als Perspektive? 287
Literatur 288
Technik und Innovation 292
1 Das Problem der Technik und die Paradoxie der Innovation 292
2 Technik und Innovation in Geschichte und Gesellschaft 297
3 Theoretische Zugänge zu technischem Wandel und gesellschaftlicher Innovation 300
4 Eine Forschungsperspektive für Prozesse gesellschaftlich- technischer Innovation 314
Literatur 315
Soziologie des Geldes 321
1 Vorbemerkung 321
2 Kurze Geschichte des Geldes (Gold und Geld) 322
3 Grundfragen und theoretische Zugänge (Waren und Preise) 324
4 Analysen und Studien (Funktionen, Wirkungen und Entwicklungen) 325
5 Geld aus wirtschaftssoziologischer Sicht (Arbeitsorganisation, Geldkultur und wirtschaftliche Entwicklung) 327
6 Geld im globalen Kapitalismus 337
Literatur 340
Finanzmärkte 342
1 Einleitung 342
2 Finanzmärkte im Dienste der Realökonomie 344
3 Globalisierung von Finanzmärkten 349
4 Auf dem Weg zum Finanzmarktkapitalismus – Positionen und Kontroversen in der sozialwissenschaftlichen Debatte 354
5 Fazit 357
Literatur 359
D Wirtschaft in gesellschaftstheoretischer Perspektive 363
Kapitalismusanalyse und Kapitalismuskritik 364
1 Die kapitalistische Ordnung der Wirtschaft 364
2 Struktur und Entwicklung kapitalistischer Systeme 365
3 Varianten der kapitalistischen Organisation der Wirtschaft 370
4 Kapitalismuskritik 373
5 Alternativen zur kapitalistischen Organisation der Wirtschaft 379
Literatur 380
Ökonomisierung der Gesellschaft 383
1 Einleitung 383
2 Makro-Ebene 384
3 Meso-Ebene 388
4 Mikro-Ebene 389
Literatur 393
Markt und Moral. Transnationale Arbeitsteilung und Netzwerksolidarität 395
1 Skizze des Programms 395
2 Verhältnis Individuum – Wirtschaft – Gesellschaft 398
3 Entwicklung des Verhältnisses von Individuum – Wirtschaft – Gesellschaft 404
4 Der ‚gesellschaftstheoretische Blick’ 409
Literatur 409
Geschlechterverhältnisse und Wirtschaft 412
1 Vorbemerkung 412
2 Wirtschaft und Geschlecht 413
3 Geschlechterverhältnisse in Kerninstitutionen der Wirtschaft 421
4 Fazit und Ausblick: Anforderungen an eine gendersensible Wirtschaftssoziologie 426
Literatur 428
Solidarwirtschaft 432
1 Begriffsfelder und Theoriehorizonte 432
2 Akteursprofile: Interessen, Kompetenzen, Motive, Mandate 435
3 Organisationsstrukturen: Sozialunternehmen und soziales Management 437
4 Entwicklungsperspektiven des Wohlfahrtsstaats 443
5 Relationsfiguren: Lernallianzen, Kompetenz-Cluster und intermediäre Felder 445
6 Macht, Geld, Sinn: Hybride Kontexte und inkongruente Perspektiven 448
Literatur 449
AutorInnenverzeichnis 452
Sachregister 460

Perspektiven der Wirtschaftssoziologie. (S. 11)

Von versunkenen Schätzen, Entdeckern und neuen Kontinenten

Andrea Maurer

In der Soziologie waren wirtschaftliches Handeln ebenso wie Wirtschaftsinstitutionen und -strukturen über lange Zeit kein Thema. Eine Wirtschaftssoziologie war kaum oder doch nur schemenhaft zu erkennen und führte trotz einiger wichtiger Einzelarbeiten ein Schattendasein. Und das, obwohl die Begründer der modernen Soziologie Emile Durkheim und Max Weber das Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft von Anfang an thematisiert und problematisiert haben.

Sie waren als Zeitzeugen des Siegeszugs des modernen Kapitalismus und in der Nachfolge der Gesellschaftslehren des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts, in denen noch nicht systematisch zwischen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Handlungsfeldern unterschieden worden war, offen für den Zusammenhang von Wirtschaft und Gesellschaft. Den Arbeiten von Adam Smith und Karl Marx kommt dafür eine besondere Bedeutung zu, sie dürfen nach wie vor als wichtige Grundlage einer Soziologie gelten, die sich mit Wirtschaft auseinandersetzt.

Max Weber, von vielen rezipiert als der Klassiker der Wirtschaftssoziologie, hat in kritischer Abgrenzung von Marx und der nach-klassischen Ökonomie für eine Sozial-Ökonomik plädiert, die soziale und ökonomische Faktoren zusammenführt. Dafür steht in erster Linie seine bahnbrechende Rekonstruktion der sozial-kulturellen wie sozial-strukturellen Grundlagen des modernen rationalen Unternehmens-Kapitalismus. Zusehends gerät aber auch die von ihm vertretene handlungsorientierte Erklärungsweise ins Blickfeld der Forschung. Diese Perspektive schlägt vor, auch wirtschaftliche Strukturen wie den modernen rationalen Kapitalismus, rational organisierte Unternehmen oder Massengütermärkte ausgehend vom intentionalen Handeln der Akteure zu erklären und dafür auf soziale, politische und wirtschaftliche Institutionen und Ordnungen zu rekurrieren.

Emile Durkheim indes hat die schon von Adam Smith diskutierte Arbeitsteilung in den soziologischen Blick genommen, wobei er gerade nicht deren effizienzförderliche Wirkung, sondern ihre sozial-integrativen Folgen in modernen Gesellschaften und deren soziale Basis hervorgehoben hat. Ebenso haben Georg Simmel, der in seiner Philosophie des Geldes den Konsum- und Lebensstil moderner Gesellschaften behandelt hat, Talcott Parsons, der Wirtschaft als funktionales Teilsystem der Gesellschaft definiert hat, oder Norbert Elias, der die Entwicklung der Haushaltsführung im französischen Absolutismus als Teil des Zivilisationsprozesses herausgestellt hat, wichtige Grundlagen für die Bearbeitung wirtschaftlichen Handelns und wirtschaftlicher Strukturen gelegt.

Dieser versunkene Schatz birgt ein großes Theorie- und Analysepotenzial, das sich für die neu etablierende Wirtschaftssoziologie zu heben und zu entwickeln lohnt. Die Soziologie hat sich in Deutschland Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als eigenständige Disziplin institutionalisiert und in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (nicht zuletzt in Abgrenzung zum Verein für Socialpolitik, der wissenschaftlichen Organisation der Nationalökonomie) organisiert.

Ihre weitere Entwicklung wurde allgemein gehemmt durch die großen welthistorischen Erschütterungen des zwanzigsten Jahrhunderts, insbesondere durch den Aderlass im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg. In der Nachkriegssoziologie dominierten normative Ordnungskonzeptionen, die empirische Sozialforschung aus den USA trat ihren Siegeszug an, und es ergab sich die nach wie vor bestehende Ausdifferenzierung in die vielen sogenannten Bindestrich-Soziologien.

In Deutschland fiel der Gegenstand ‚Wirtschaft’ vor allem in das Tätigkeitsfeld der an neo-marxistischen Ansätzen orientierten Arbeits-, Betriebs- und Industriesoziologie (die hierzulande, im Unterschied zu den USA, nach wie vor Gewicht hat) und späterhin auch in die Organisationssoziologie (die über den Umweg USA zurückkam als kritische Rezeption von Rationalitätskonzepten à la Weber).

Erscheint lt. Verlag 13.5.2008
Reihe/Serie Wirtschaft + Gesellschaft
Wirtschaft + Gesellschaft
Zusatzinfo 462 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Arbeits- und Organisationspsychologie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Institution • Sozialer Wandel • Sozialstruktur • Soziologie • Struktur • Wandel, sozialer • Wirtschaft • Wirtschaftssoziologie
ISBN-10 3-531-90905-3 / 3531909053
ISBN-13 978-3-531-90905-9 / 9783531909059
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