Emotionen - Entwicklung und Regulation (eBook)

Entwicklung und Regulation
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2006 | 1. Auflage
XIV, 242 Seiten
Springer-Verlag
978-3-540-30974-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Emotionen - Entwicklung und Regulation -  Manfred Holodynski
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Jammernde Säuglinge mit flehendem Blick zur Mutter, vor Supermarktkassen auf dem Boden liegende tobende Zweijährige, aggressive Schulkinder- und dann?

Die Entwicklung der Emotionen und ihre Regulation lässt sich nicht auf wenige Lebensjahre eingrenzen. Ebenso wenig kann man sie losgelöst vom soziokulturellen Kontext betrachten.

Hier geht es um die zentralen Fragen der Emotionsentwicklung: Was entwickelt sich eigentlich genau wenn man von Emotionsentwicklung spricht? Gibt es eine soziale Genese emotionaler Prozesse? Welche Bedeutung haben frühe soziale Interaktionen zwischen Kind und Bezugsperson?

Emotionen entwickeln sich von Geburt an bis ins Erwachsenenalter hinein. Erstmals werden in einem Buch Entwicklungstheorien der Emotionen über die Lebensspanne hinweg erläutert.

Wenn Sie sich für die Entwicklung von Emotionen und ihre Regulation interessieren und verstehen wollen, warum man keine Erwachsenen tobend vor Supermarktkassen auf dem Boden liegen sieht, empfehlen wir Ihnen dieses Buch.

Vorwort von Joseph J. Campos 8
Vorwort der Autoren 11
Inhaltsverzeichnis 13
1 Wie entwickeln sich die Emotionen eines Menschen? 15
1.1 Betrachtungsweisen der Emotionsentwicklung 16
1.2 Vorläufiges Fazit 18
1.3 Aufbau des Buches 19
2 Paradigmen der Emotionsforschung 23
2.1 Strukturalistisches Emotionsparadigma: Emotion als spezifischer psychischer Zustand 25
2.1.1 Prämissen 26
2.1.2 Empirische Befunde 27
2.1.3 Diskussion 28
2.1.4 Schlussfolgerungen für einen integrativen Theorieansatz 29
2.2 Funktionalistisches Emotionsparadigma: Emotion als spezifische psychische Funktion 30
2.2.1 Prämissen 31
2.2.2 Empirische Befunde 33
2.2.3 Diskussion 33
2.2.4 Gefühl als reales oder mentales Feedback von Ausdrucks- und Körperreaktionen 34
2.2.5 Diff erenzierung der Regulationsebenen 37
2.2.6 Schlussfolgerungen für einen integrativen Theorieansatz 39
2.3 Dynamisch-systemisches Emotionsparadigma: Emotion als evolvierendes System 41
2.3.1 Prämissen 41
2.3.2 Empirische Befunde 44
2.3.3 Diskussion 45
2.3.4 Schlussfolgerungen für einen integrativen Theorieansatz 46
2.4 Soziokulturelles Paradigma: Emotion als sozial konstruierte psychische Funktion 47
2.4.1 Prämissen 47
2.4.2 Empirische Befunde 48
2.4.3 Diskussion 50
2.4.4 Schlussfolgerungen für einen integrativen Theorieansatz 51
3 Internalisierungsmodell der Emotionsentwicklung 53
3.1 Emotion als funktionales psychisches System 55
3.1.1 Komponenten des Emotionssystems 55
3.1.2 Interaktion der Komponenten als Feedbackmodell 58
3.1.3 Diskussion des Feedbackmodells des Gefühls 63
3.1.4 Feedback von Ausdrucks- und Körperreaktionen und Internalisierung 70
3.2 Von der interpersonalen zur intrapersonalen Regulation 72
3.3 Transformation von Ausdrucksreaktionen in Zeichen 73
3.3.1 Was ist ein Ausdruckszeichen? (Semantik) 74
3.3.2 Wozu dient ein Ausdruckszeichen (Pragmatik)? 78
3.3.3 Wie entstehen neue Ausdruckszeichen? 82
3.3.4 Wie lassen sich Ausdruckszeichen kombinieren (Syntax)? 84
3.3.5 Zusammenfassung 86
3.4 Ebenen der Regulation 87
3.4.1 Handlungen und volitionale Handlungsregulation 87
3.4.2 Operationen und habituelle Handlungsregulation 90
3.4.3 Emotionen und emotionale Handlungsregulation 90
3.4.4 »Metahandlungen« und reflexive Emotionsregulation 91
4 Ontogenese der Emotionen und der Emotionsregulation 95
4.1 Präadaptation von Säugling und Bezugsperson 100
4.1.1 Emotionen des Neugeborenen 101
4.1.2 Sensomotorische Fähigkeiten zur interpersonalen Regulation 106
4.1.3 Intuitive elterliche Didaktik 108
4.1.4 Zusammenfassung 109
4.2 Entstehung zeichenvermittelter Regulationsebenen im Säuglings- und Kleinkindalter 110
4.2.1 Entstehung zeichenvermittelter Emotionssysteme 110
4.2.2 Entstehung der volitionalen Handlungsregulation 123
4.2.3 Vorläufer der refl exiven Emotionsregulation 125
4.2.4 Interindividuelle Unterschiede 128
4.2.5 Zusammenfassung 133
4.3 Entstehung der intrapersonalen Regulation im Kleinkind- und Vorschulalter 134
4.3.1 Entstehung der intrapersonalen emotionalen Handlungsregulation 136
4.3.2 Entstehung der intrapersonalen volitionalen Handlungsregulation 146
4.3.3 Entstehung der intrapersonalen reflexiven Emotionsregulation 149
4.3.4 Zusammenfassung 157
4.4 Die Internalisierung der psychischen Regulationsmittel ab dem 6. Lebensjahr 158
4.4.1 Internalisierung von Ausdruckszeichen 159
4.4.2 Internalisierung von Sprechzeichen 166
4.4.3 Entwicklung des Symbolverständnisses auf der Ebene der reflexiven Emotionsregulation 167
4.5 Mentale Emotionen und Emotionsregulation im Erwachsenenalter 171
4.5.1 Belege für miniaturisierte und internalisierte Ausdruckszeichen 171
4.5.2 Entwicklung der reflexiven Emotionsregulation 179
4.6 Zusammenfassung 180
5 Kultur und Emotionsentwicklung 183
5.1 Inwiefern sind Emotionen kulturell geprägt? 185
5.1.1 Kultur, Artefakte und psychische Entwicklung 185
5.1.2 Rekonstruktion der phylogenetischen Entwicklung von Emotionen 185
5.1.3 Ethnotheorien als kulturspezifische Deutungsmuster emotionaler Phänomene 187
5.2 Emotionsentwicklung im kulturellen Kontext 192
5.2.1 Präadaptation von Säugling und Bezugsperson als universeller Ausgangspunkt 193
5.2.2 Entstehung zeichenvermittelter Emotionssysteme 196
5.2.3 Entstehung der intrapersonalen emotionalen Regulation 200
5.2.4 Internalisierung von Ausdruckszeichen 211
5.3 Zusammenfassung und Ausblick 216
5.3.1 Kulturvergleichende Studien zum ontogenetischen Ausgangspunkt der Entwicklung 218
5.3.2 Kulturvergleichende Studien zur Entstehung zeichenvermittelter Emotionen im Säuglings- und Kleinkindalter 218
5.3.3 Kulturvergleichende Studien zur Entstehung der intrapersonalen Regulation in der frühen Kindheit 220
5.3.4 Internalisierung von Ausdruckszeichen 221
5.3.5 Schlussbemerkung 222
Literatur 223
Sachverzeichnis 241

2 Paradigmen der Emotionsforschung (S. 10-11)

Everybody knows what an emotion is, until asked to give a definition (Fehr u. Russell 1984, p. 464)

Will man den Phänomenbereich der emotionalen Entwicklung abstecken, ist die Frage zu beantworten, die Mascolo und Griffi n (1998a) zum Titel ihres Buches gemacht haben: What develops in emotional development? Trotz aller Unterschiede in den existierenden Th eorieansätzen dürft e allgemein Konsens darüber bestehen, dass Emotionen sowohl einen Formaspekt als auch einen Funktionsaspekt haben. Der Formaspekt zielt auf die Frage, anhand welcher Indikatoren sich eine Emotion identifi - zieren lässt. Der Funktionsaspekt zielt auf die Frage, welche (adaptiven) Funktionen Emotionen im menschlichen Handeln im Zusammenspiel mit anderen Teilfunktionen wie Wahrnehmung, Gedächtnis, Motivation etc. ausüben. Darüber hinaus dürft e auch Konsens darüber bestehen, dass die menschliche Entwicklung von Geburt an durch das Wechselspiel zwischen Anlage und Umwelt gekennzeichnet und immer schon in einen Kontext eingebettet ist, der im Unterschied zum natürlichen Kontext der Tiere ein kulturell geschaff ener Kontext ist. Somit lassen sich folgende fünf Aspekte für die Emotionsentwicklung bestimmen:

- die Qualität einer Emotion,
- die Form einer Emotion,
- die Funktion einer Emotion in der individuellen Tätigkeitsregulation,
- die Beziehung der Teilfunktion »Emotion« zu anderen psychischen Teilfunktionen in der Tätigkeitsregulation,
- der kulturelle Kontext. Qualität einer Emotion.

Im Laufe der menschlichen Entwicklung bilden sich augenscheinlich neue Emotionsqualitäten heraus. Der Erwachsene verfügt über eine Reihe von Emotionen, die ein Säugling noch nicht hat. Zieht man Lazarus‘ Emotionsliste (1991) heran, sind dies Scham, Schuld, Neid, Eifersucht, Stolz, Erleichterung, Hoff nung und Mitgefühl. Diese Emotionen bilden sich erst im Laufe des Kleinkind- und Vorschulalters aus. Sroufe (1996) nimmt sogar an, dass auch andere Emotionen wie Ärger, Furcht, Traurigkeit, Freude und Liebe erst im ersten Lebensjahr aus zunächst ungerichteten sog. »precursor emotions« entstehen. Eine zentrale Frage dabei ist, durch welche spezifi schen Merkmale sich eine Emotionsqualität auszeichnet. Basieren diese Merkmale auf einer besonderen Form oder einer besonderen Funktion in der individuellen Tätigkeitsregulation?

Form einer Emotion.

Nach Auffassung vieler Emotionsforscher manifestiert sich eine Emotion in einer beobachtbaren Konfi guration von (peripher) physiologischen Veränderungen, Ausdrucks- und Erlebensformen (z. B. Ekman 1984; Izard u. Malatesta 1987; Meyer et al. 1993, pp. 22–34; Scherer 1990). Die zentrale Frage ist, ob sich im Laufe der Entwicklung die Konfi guration dieser Emotionsformen verändert – und wenn ja, ob sich mit einer Veränderung ihrer Form auch ihre Funktion verändert.

Funktion einer Emotion in der individuellen Tätigkeitsregulation.

Will man die Funktion eines psychischen Prozesses ergründen, benötigt man ein Strukturmodell des Gesamtsystems, in das der Teilprozess eingebettet ist. Dieses Gesamtsystem ist die individuelle Tätigkeitsregulation. Die Funktion von Emotionen besteht nach allgemein geteilter Ansicht darin, dass sie die Beziehung zwischen den Motiven und bedeutsamen Anliegen (»concerns«) einer Person und ihrer (sozialen) Umwelt signalisieren und das nachfolgende Handeln motivdienlich beeinfl ussen (vgl. Campos et al. 1989; Frijda 1986). Hier stellt sich die Frage, inwiefern sich im Laufe der Entwicklung die emotionsrelevanten Beziehungen zwischen Person und Umwelt verändern oder gar neue Beziehungen und damit neue Emotionen entstehen und inwiefern mit einer Veränderung der emotionsrelevanten Beziehungen auch eine Veränderung der Emotionsformen einhergeht.

Beziehung der Teilfunktion »Emotion« zu anderen psychischen Teilfunktionen in der Tätigkeitsregulation.

Die einzelnen psychischen Teilfunktionen bilden zu jedem Entwicklungszeitpunkt ein aufeinander abgestimmtes System mit einer inneren Ordnungsstruktur, die eine adaptive Regulation von Handlungen ermöglichen soll. Die Frage ist, inwiefern sich im Laufe der Entwicklung die Beziehungen zwischen den Emotionen und den anderen Teilfunktionen verändern. Bei dieser Frage kann man sich streiten, ob sie noch Gegenstand einer Theorie der Emotionsentwicklung oder eher einer Theorie der Tätigkeitsregulation ist. In der aktuellen Emotionsforschung wird diese Thematik jedoch unter den Stichworten »Emotionsregulation (vgl. Cole et al. 2004; Denham 1998; Friedlmeier 1999a, b; Underwood 1997;Walden u. Smith 1997) und »levels of processing« (van Reekum u. Scherer 1997) intensiv untersucht.

Kultureller Kontext.

Emotionen basieren auf Bewertungen, die beim Menschen im Laufe der Entwicklung durch symbolbasierte Bedeutungssysteme vermittelt werden, die Produkte der kulturellen Entwicklung sind (Averill u. Nunley 1992; Harré 1986a; Mesquita et al. 1997; Oatley 1993; Ratner 2000; Rubin 1998). In den Interaktionen mit den Sozialisationspartnern werden kulturelle Bewertungen vermittelt, die zu kulturspezifi schen Ausformungen von Emotionen führen können (Friedlmeier 2005b). Die Frage ist, welche kulturellen Merkmale besondere Relevanz für die emotionale Entwicklung haben, wie diese Merkmale vermittelt werden und welche Konsequenzen für die individuelle Entwicklung haben. Innerhalb des kulturellen Kontexts vollzieht sich Entwicklung in einem je spezifi schen Kontext in Wechselwirkung mit dem aktiv handelnden Individuum, was zur Herausbildung interindividueller Unterschiede führt. Sowohl der Prozess der Individualisierung als auch die Rolle des kulturellen Kontextes auf die Emotionsentwicklung ist als Entwicklungsdimension zu berücksichtigen.

Erscheint lt. Verlag 16.1.2006
Mitarbeit Assistent: Wolfgang Friedlmeier
Zusatzinfo XIV, 232 S.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeines / Lexika
Geisteswissenschaften Psychologie Entwicklungspsychologie
Geisteswissenschaften Psychologie Persönlichkeitsstörungen
Schlagworte Emotion • Emotionsregulation • Entwicklung • Erwachsenenalter • Lebensspanne • Soziale Interaktion
ISBN-10 3-540-30974-8 / 3540309748
ISBN-13 978-3-540-30974-1 / 9783540309741
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