Wittgensteins "Philosophische Untersuchungen"

Das einflußreichste Werk Ludwig Wittgensteins findet in dem zweibändigen Kommentar erstmals eine Interpretation, die es zu einem lesbaren Buch macht. Der methodische Ansatz ist einfach: Was zählt, ist nur der Text.
"Soweit ich sehe, gibt es bisher keine Arbeit, die mit vergleichbarer Konsequenz die "Philosophischen Untersuchungen", nahezu Abschnitt für Abschnitt, als argumentierendes Werk zu lesen versucht... Den großen Nutzen des vorliegenden Kommentars für einen argumentierenden Umgang mit Wittgensteins Buch sehe ich da, wo er sich gegenüber seinen Konkurrenten am stärksten exponiert: Er liefert eine Rekonstruktion des Textes als eines systematischen Traktats in der Form von Rede und Gegenrede, wie sie so nirgendwo sonst zu finden ist.
Denkt man daran, daß Kants "Transzendentale Deduktion der reinen Verstandesbegriffe" etwa hundertfünfzig Jahre warten mußte, bis die ersten ernstzunehmenden Versuche einer Schritt-für-Schritt-Rekonstruktion der Argumentstruktur als ganzer auch nur in Gang kamen, und denkt man weiter daran, daß viele Schlüsseltexte der Philosophiegeschichte eine solche Rekonstruktion bis heute nicht erfahren haben, dann kann man nicht anders, als das Auftreten dieses Kommentars relativ nah an der Zeit seines Textes und auf dem gegebenen Niveau von Detailgenauigkeit und logischer Sorgfalt ent- schieden zu begrüßen. Er hat sich auch da für mich als lehrreich erwiesen, wo ich der Interpretation im einzelnen nicht zustimmen kann. Die Vorschläge zur Argumentstruktur, die v. Savigny präsentiert, fordern den Leser im Zweifelsfall wie von selbst heraus, eigene Alternativen von vergleichbarer Leistungsfähigkeit zu entwickeln. Das scheint ein typischer Effekt von Arbeiten zu sein, die die Forschung, wie man sagt, "weiterbringen", auch und gerade an Punkten, an denen sie keine unmittelbare Zustimmung finden... Der Kommentar ist in diesem Sinn eine charakteristisch hochstufige Forschungsleistung."
Ulrich Pothast in: "Philosophische Rundschau"
Für die Neuauflage wurde die Zitierweise zugunsten größerer Leserfreundlichkeit umgestellt. Die durchgehende Umarbeitung des Textes konnte für zahlreiche Ergänzungen und einzelne Korrekturengenutzt werden. Die Kommentare zur exegetischen Sekundärliteratur wurden ganz erheblich vermehrt.