Mediengeschichte

Vom asiatischen Buchdruck zum Fernsehen

(Autor)

Buch | Softcover
268 Seiten
2011
Campus (Verlag)
978-3-593-39379-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mediengeschichte - Frank Bösch
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Medien beeinflussen schon seit Jahrhunderten Wahrnehmungen und Wissen, Politik und Kultur, Freizeit und alltägliche Kommunikation der Menschen. Doch erst seit kurzem bilden sie ein wichtiges Forschungsfeld der Geschichtswissenschaft. Frank Bösch schildert die historische Entwicklung und gesellschaftliche Bedeutung der Massenmedien in der Neuzeit - vom Buchdruck, dessen Geschichte bereits im 11. Jahrhundert in Asien beginnt, über Zeitungen und Zeitschriften bis hin zu Film, Radio und Fernsehen. Dabei verdeutlicht er die wichtige Rolle der Medien für zentrale historische Prozesse wie die Reformation und Revolutionen, Kriege und Globalisierungsprozesse, die Formierung sozialer Gruppen und nicht zuletzt für die Diktaturen und die Demokratien des 20. Jahrhunderts.
Medien beeinflussen schon seit Jahrhunderten Wahrnehmungen und Wissen, Politik und Kultur, Freizeit und alltägliche Kommunikation der Menschen. Doch erst seit kurzem bilden sie ein wichtiges Forschungsfeld der Geschichtswissenschaft. Frank Bösch schildert die historische Entwicklung und gesellschaftliche Bedeutung der Massenmedien in der Neuzeit - vom Buchdruck, dessen Geschichte bereits im 11. Jahrhundert in Asien beginnt, über Zeitungen und Zeitschriften bis hin zu Film, Radio und Fernsehen. Dabei verdeutlicht er die wichtige Rolle der Medien für zentrale historische Prozesse wie die Reformation und Revolutionen, Kriege und Globalisierungsprozesse, die Formierung sozialer Gruppen und nicht zuletzt für die Diktaturen und die Demokratien des 20. Jahrhunderts.

Frank Bösch ist Professor für Fachjournalistik Geschichte an der Universität Gießen und Sprecher des Graduiertenkollegs »Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart«.

Inhalt

1. Wege zur Mediengeschichte . . . . . . . . . . . . . . . 7

2. Der Durchbruch des typographischen Drucks . . . . 27
2.1 Ostasien als Wiege des Drucks . . . . . . . . 27
2.2 Die Ausbreitung von Gutenbergs Erfindung . . . . 34
2.3 Soziale und kulturelle Folgen des Drucks . . . . . 48

3. Die Etablierung von Periodika . . . . . . . . . . . . . 58
3.1 Zeitungen als neues Medium . . . . . . . . . . . . 58
3.2 Der Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt des 18. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . 70
3.3 Deutungen, Wirkungen und Nutzungsweisen
der Periodika . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

4. Medien und der Weg zur Moderne . . . . . . . . . . . 89
4.1 Medien, Revolutionen und Nationalismus
1760–1848 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
4.2 Politik und Gesellschaft im Zeitalter der
Illustrierten- und Massenpresse . . . . . . . . 109
4.3 Globalisierung, Kolonialismus und
Medienwandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

5. Moderne, Weltkriege und Diktaturen . . . . . . . . . 143
5.1 Film und Medienkultur vor und im Ersten Weltkrieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
5.2 Goldene Jahre? Die »Massenkultur« der 1920er . . . 157
5.3 Diktaturen und Zweiter Weltkrieg . . . . . . . . 170

6. Medien im Zeitalter des Kalten Krieges . . . . . . . . 189
6.1 Medien in der DDR und im kommunistischen Osteuropa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
6.2 Medien und Demokratiegründung nach 1945 . . . 198
6.3 Ein globales Fernsehzeitalter? . . . . . . . . . . . . 211

7. Nachwort: Das Internetzeitalter aus
medienhistorischer Perspektive . . . . . . . . . . 227

Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
Personen- und Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . 261

Böschs Werk schneidet demnach gegenüber der Konkurrenz stark ab und bietet für einen angemessenen Preis einen komplexen Standard, den der Verfasser mit seinen eigenen Forschungsarbeiten in hohem Ausmaß vorbereitet hat. (H-Soz-u-Kult, 07.07.2011)

Dem Historiker Frank Bösch ist mit dem vorliegenden Band ein kompakter und gut lesbarer Überblick über die Mediengeschichte von der Erfindung des Buchdrucks in Asien bis zum Fernsehen der Nachkriegszeit gelungen. (rezensionen:kommunikation:medien, 05.01.2012)

Die vorliegende Mediengeschichte führt den aktuellen Stand der Forschung konzise zusammen, bietet vielfältige Perspektiven für weiterführende Fragen und skizziert zusätzliche, gerade in der Geschichtsschreibung bisher zu wenig bearbeitete Forschungsfelder. Alles in allem, eine Einführung, die vorbehaltlos empfohlen werden kann. (Archiv für Sozialgeschichte, 23.02.2012)

4. Medien und der Weg zur Moderne 4.1 Medien, Revolutionen und Nationalismus 1760–1848 Eine völlig neuartige, geradezu explosive Entfaltung erlebten die Medien in den großen Revolutionen des späten 18. Jahrhunderts und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Unabhängigkeitskampf der USA, der Französischen Revolution sowie in den Revolutionen um 1830 und 1848 spielten Medien eine zentrale Rolle. Einerseits förderten Medien vielfach die Dynamik der revolutionären Bewegungen, andererseits veränderten die Revolutionen die Medien. Eine systematische vergleichende Studie über dieses Wechselverhältnis steht trotz programmatischer Sammelbände noch aus (vgl. etwa: Grampp u. a. 2008). Diese Wechselbeziehung lässt sich bereits bei der Amerikanischen Revolution ausmachen. Sie entstand aus den Protesten der nordamerikanischen Kolonien gegen die Steuererhöhungen der Engländer, wobei die Kolonien erst für Partizipationsrechte und schließlich erfolgreich für ihre Unabhängigkeit kämpften. Als Träger dieser Bewegung gelten in der Forschung lokale Ausschüsse oder patriotische protestantische Prediger. Betrachtet man den Anlass für die Proteste, fällt jedoch bereits die zentrale Rolle der Medien auf. So brachte die 1765 von den Engländern verordnete Steuer auf Drucksachen (die »Stamp Tax«) den Protest durch die Medien in Bewegung. Diese »Stamp Tax« wurde als Angriff auf die nordamerikanischen Zeitungen gesehen und von ihnen entsprechend vielfältig bekämpft: Die Zeitungen machten Eingaben und druckten Leserbriefe gegen die Steuer; sie verweigerten demonstrativ die Zahlung und benutzten stattdessen Totenkopfmarken; und sie organisierten Versammlungen, insbesondere den »Stempelsteuerkongress« 1765 in New York. Tatsächlich erreichten die Zeitungen einen geschlossenen Widerstand gegen das Gesetz, das nach einem Jahr wieder zurückgenommen wurde. Auf diese Weise wurde die (Medien-)Öffentlichkeit sich ihrer eigenen Macht bewusst (Sloan/Williams 1994: 123–130). Charakteristisch für die Medieninhalte war, dass sie einzelne Konflikte überspitzt darstellten, um zu mobilisieren. Das galt etwa beim »Boston Massacre« 1770 bereits für den Begriff. Viele Zeitungen berichteten dramatisierend, dass die Briten auf eine unschuldige Menge in Boston geschossen und fünf Zivilisten getötet hätten. Ebenso mobilisierten die Journalisten mit Symbolen. Ein Schlüsselsymbol des Kampfes, eine Schlange mit dem Untertitel »Join or Die«, war 1754 erstmals in Benjamin Franklins Pennsylvania Gazette erschienen und wurde seit 1765 von zahllosen Zeitungen regelmäßig verbreitet (Frasca 2006: 148 f.). Die einzelnen Bestandteile der Schlange symbolisierten dabei die neun Kolonien, die sich gegen die Machtansprüche von Frankreich und England zusammenschließen sollten. Ebenso bildeten bei verschiedenen Revolutionen die Redaktionsbüros Keimzellen für die ersten Proteste. So wurde die berühmte »Boston Tea Party«, bei der als Indianer verkleidete Bostoner Bürger aus Protest gegen Steuern und Zölle Tee von englischen Schiffen warfen, maßgeblich im Redaktionsraum der Boston Gazette vorbereitet (Burns 2006: 159–162). Viele Gründungsväter der USA waren vorher journalistisch und publizistisch aktiv: Benjamin Franklin war etwa lange Zeit einer der wichtigsten Presseunternehmer in den Kolonien, Samuel Adams und Alexander Hamilton waren wichtige Publizisten (Frasca 2006). Ihre journalistischen Arbeiten machten sie bekannt und erleichterten ihre populäre Agitation im Krieg. Auch die Debatte über die Artikel der Verfassung wurde in hohem Maße in den Zeitungen ausgetragen. Insbesondere die 85 Zeitungsartikel, die 1787/88 in verschiedenen New Yorker Blättern erschienen und heute als »Federalist Papers« bekannt sind, stammten wiederum von den Gründervätern der USA (Burns 2006: 234). Zudem trugen die Zeitungen entscheidend zur Parteibildung bei. Seit den 1770er Jahren rückten die Zeitungen enger an die sich formierenden Parteien, sodass 1808 drei Viertel der Blätter offen mit einer Partei verbunden waren (Copeland in Barker/Burrows 2002: 149). Die Blätter erhielten von ihren Parteien oft Patronage in Form von Geld, Posten und Druckprivilegien oder wurden direkt von der jeweiligen Partei gegründet (Burns 2006: 241, 262–292). Dies war jedoch kein »dark age of partisan journalism«, sondern Ausdruck einer produktiven Debattenkultur, die zur Nationsbildung beitrug. Gerade wegen dieser zentralen Rolle der Presse wurde in Nordamerika frühzeitig die Pressefreiheit explizit gewährt. Die Virginia Declaration of Rights von 1776 sah erstmals auf der Basis von Natur- und Menschenrechten die Pressefreiheit vor. Die Verfassung von 1791 untersagte ebenfalls jedes Gesetz, das die Pressefreiheit einschränken könnte. Die Pressefreiheit und die in den Zeitungen geführten Debatten um das neue politische System stärkten unverkennbar deren Auflagen. So verdreifachte sich ihre Auflage auf rund 145.000 im Jahr 1800, wobei immerhin 234 Zeitungen um die Gunst der Leser buhlten (Copeland in Barker/Burrows 2002: 149). Insofern hatte die »American Revolution« nicht nur die Struktur der Presse entscheidend verändert, sondern sich auch ökonomisch für die Verleger gelohnt. Größere Beachtung durch die Forschung fand die Rolle der Medien in der Französischen Revolution. Die französischen Zeitungen, Zeitschriften und professionellen Journalisten waren im Vorfeld der Revolution sicherlich weniger wichtig als in Nordamerika. Bis 1784 äußerte die legale französische Presse kaum Kritik am Ancien Régime (vgl. Censer 1994: 213). Die ohnehin rigide Lizenzierungspolitik und Zensur, die Ende der 1750er Jahre und nach 1776 noch einmal verschärft wurde, bot zu geringe Spielräume. Dennoch war die Rolle der Zeitungen nicht ganz bedeutungslos. Vor allem berichteten sie regelmäßig über die Ereignisse in Nordamerika und damit über ein alternatives Staatsmodell. Ausführliche Details konnten die wohlhabenden Franzosen besonders den französischsprachigen Blättern aus dem Ausland entnehmen, wie der niederländischen Gazette des Leyde, die auch die Unabhängigkeitserklärung abdruckte (Popkin 1989: 22).

Erscheint lt. Verlag 8.4.2011
Reihe/Serie Historische Einführungen ; 10
Zusatzinfo 3 sw Abb.
Sprache deutsch
Maße 133 x 205 mm
Gewicht 356 g
Einbandart kartoniert
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Geschichtstheorie / Historik
Sozialwissenschaften Kommunikation / Medien Medienwissenschaft
Schlagworte 19. Jahrhundert • 20. Jahrhundert • Buchdruck • Fernsehen • Film • Frühe Neuzeit • Kommunikation • Medien • Mediengeschichte • Rundfunk • Zeitungen
ISBN-10 3-593-39379-4 / 3593393794
ISBN-13 978-3-593-39379-7 / 9783593393797
Zustand Neuware
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