Ihr, die ihr am Leben bliebt!

Am 1.12.1942 öffnete die Gestapo in Zell Pfarre/Sele in Südkärnten den Bunker un-ter der Hlipovčnik-Hube, verhaftete den Deserteur Thomas Olip und fand sein Tagebuch, das als Grundlage für die folgende Verhaftungswelle und den Prozess vor dem Volksgerichtshof im April 1944 diente, bei dem 13 Slowenen zum Tode verurteilt wurden, die noch im gleichen Monat in Landesgericht Wien durch das Fallbeil hingerichtet wurden. Nach dem Volksgruppengesetz von 1976 kam es zu einer Minderheiten-Festellung, bei der in Zell/Sele die Wahlurne geraubt wurde. Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger setzte sich mit der Frage auseinander und begnadigte die Jugendlichen, die die Wahlurne entwendet hatten. Miha Zablatnik produzierte 1978 den Film, bei dem wichtige Zeitzeugen, Ehegatten der Hingerichteten wie Pavla und Marija Kelich, Geschwister wie Juljana Oraže, Deserteure wie Josef Kelich und Mirko Oraže sowie der Ortspfarrer Alois Vauti, der in einem eigenen Verfahren von Roland Freisler abgeurteilt wurde, zu Wort kamen. Angesichts der ständigen Bedrohung durch das NS-Regime verabschiedeten sich die Zellaner häufig in der Todesahnung mit dem Gruß „Auf Wiedersehen über den Sternen. Rudolf Kirchschläger sprach in der Hinrichtungsstätte in Wien angesichts der Freisler-Formulierung „Sie sind auf immer ehrlos“ den Satz „Sie waren niemals ehrlos“, mit dem die allmähliche Aufarbeitung des Traumas von Zell ihren Anfang nahm.