Picasso kann jeder?!

Kreativität im Alltag

(Autor)

Buch | Softcover
223 Seiten
2011 | 1., Aufl.
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-94564-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Picasso kann jeder?! - Martin Schuster
14,95 inkl. MwSt
zur Neuauflage
  • Titel ist leider vergriffen;
    keine Neuauflage
  • Artikel merken
Zu diesem Artikel existiert eine Nachauflage
Entdecken Sie Ihre eigene Kreativität!

Jeder Mensch ist kreativ! Kann aber jeder kreativ sein? Entscheidend ist, wie entschlossen man zu den eigenen schöpferischen Fähigkeiten steht, diese umsetzt und lebt. Der renommierte Psychologe Martin Schuster zeigt an vielen Beispielen aus dem Alltag und dem Leben von Erfindern, wie jeder seine je eigene Kreativität entwickeln, umsetzen und festigen kann.
Jeder Mensch ist kreativ! Kann aber jeder kreativ sein? Entscheidend ist, wie entschlossen man zu den eigenen schöpferischen Fähigkeiten steht, diese umsetzt und lebt. Der renommierte Psychologe Martin Schuster zeigt an vielen Beispielen aus dem Alltag und dem Leben von Erfindern, wie jeder seine je eigene Kreativität entwickeln, umsetzen und festigen kann.

Kann jeder Mensch kreativ sein? Entscheidend ist, wie entschlossen man zu den eigenen schöpferischen Fähigkeiten steht und diese auch wirklich umsetzt und lebt. Der renommierte Psychologe Martin Schuster zeigt an vielen Beispielen aus Alltag und Leben von Erfindern, wie jede und jeder seine eigene Kreativität entwickeln, umsetzen und festigen kann. Er stellt dabei die wesentlichen Fragen:
- Welche Probleme sind überhaupt lösbar, welche können Sie lösen?
- Welches Vorwissen benötigen Sie?
- Wann und warum waren bestimmte Innovationen und Erfindungen überhaupt möglich?
- Wie lässt sich von Erfindern lernen?

Martin Schuster, geboren 1948, Prof. Dr., ist Psychologe und war Akademischer Rat am Institut für Psychologie der Universität zu Köln, seit 1999 ist er Professor am Fachbereich I der Universität Koblenz.

http://www.newbooks-services.de/CustomerLiterature/Texts/5/9783608945645_TOC_001.pdfINHALT

Vorwort: Jeder Mensch ist schöpferisch 8

1. Einleitung: Ihre eigene Kreativität 10

Das kreative Abenteuer - los geht's 11

Kreative Höchstleistungen und das Modell Bergsteigen 13

Wege durch das Buch 17

2. Was ist kreativ? 18

Was bedeutet »kreativ?« 18

Kategorien der Kreativität 21

Kreativität in der Kunst 23

Kreativität und Kunst als Freizeitbeschäftigung 26

Kreativität wahrnehmen 28

Die täglich verfügbare Kreativkraft, die Alltagskreativität 38

3. Kreativität muss man wollen 47

Für Kreativität kann man sich entscheiden 47

Warum ist Kreativität aber auch schwierig? 49

Was hat man davon, wenn man sich für mehr Kreativität entscheidet? 55

4. Kreativität bemerken und schätzen 65

Lieben Sie den verrückten Einfall? 65

Denkschranken 72

5. Der Schaffensdrang 77

ie Notlage 77 Das körperliche Leiden 78

Der psychische Konflikt 79

Eine Skala für den Schaffensdrang (mit Stufen von 4 bis 1) 81

6. Umstände, die das kreative Werk fördern 83 Alkohol: Kommt der kreative Geist aus der Flasche? 83

Drogen und Kreativität 84

Psychose und Kreativität, Genie und Wahnsinn 86

Die Außenseiter 89

Anregungen suchen 91

Die Gruppe, die Freunde, die Brüder und die Ehegatten 93

Freizeit und Freiheit 96

7. Eigenschaften, die Kreativität begünstigen 98

Wie kann man sich weiterentwickeln? 104

8. Die kreative Idee 119

Träume und die kreative Idee 119

Suchfrage und Zufall 123

Die Erfindung liegt in der Luft: Doppelt-Entdeckungen 123

Für die Nachwelt zählt der Nutzen der Erfindung 126

Die Idee - ein Kindheitstraum? 128

9. Wie erzeugt man Einfälle? 129

Den geeigneten Hinweis suchen 130

Der Zufall kommt mit einer Anregung zu Hilfe 137

Der morphologische Kasten (Möglichkeitenraum) 141

Das Unbewusste beschäftigen 146

In Bildern denken 147

Modelle, Analogien 149

Wissen nutzen, Wissen ausschalten 153

Die Idee beschützen 155

Anspornfragen 157

Janusisches Denken 157

Ideenfinder für spezielle Gebiete 160

10. Erfinderzeiten, Erfinderdomänen 164

Bedingungen der Innovation 164

Erfinder heute 171

Das Selbstbild und die Bereitschaft zur Erfindung 173

11. Kreativität im Lebenslauf. Ist Kreativität weiblich? 176

Kreativität bei Kindern fördern 176

Kreativität in Jugend und Erwachsenenalter 181

Kreativität im hohen Lebensalter 182

Ist Kreativität weiblich? 185

12. Erscheinungsformen von Kreativität: List, Schlag fertigkeit, Zukunftsvorhersage und Intuition 188

Listig sein 188

Witzig, schlagfertig sein 195

Die Zukunft vorhersagen 196

Intuition 198

13. Störungen der Kreativität 207

Kreative Blockaden: Das leere Malpapier 207

Blockaden vor dem leeren Schreibpapier, vor dem leeren Bildschirm 208

Ein Versiegen oder ein Übermaß von Ideen 209

Zu frühes Aufgeben 210

14. Probleme, die auf eine kreative Lösung warten 211

Bereich: Politik/Gesellschaft 211

Bereich: Haushalt/Technik 212

Bereich: Mode 215

Bereich: Büro/Verwaltung 215

Bereich: Kunst/Hobby 215

Bereich: Philosophie 219

Literatur 222

INHALT Vorwort: Jeder Mensch ist schöpferisch 8 1. Einleitung: Ihre eigene Kreativität 10 Das kreative Abenteuer - los geht's 11 Kreative Höchstleistungen und das Modell Bergsteigen 13 Wege durch das Buch 17 2. Was ist kreativ? 18 Was bedeutet »kreativ?« 18 Kategorien der Kreativität 21 Kreativität in der Kunst 23 Kreativität und Kunst als Freizeitbeschäftigung 26 Kreativität wahrnehmen 28 Die täglich verfügbare Kreativkraft, die Alltagskreativität 38 3. Kreativität muss man wollen 47 Für Kreativität kann man sich entscheiden 47 Warum ist Kreativität aber auch schwierig? 49 Was hat man davon, wenn man sich für mehr Kreativität entscheidet? 55 4. Kreativität bemerken und schätzen 65 Lieben Sie den verrückten Einfall? 65 Denkschranken 72 5. Der Schaffensdrang 77 ie Notlage 77 Das körperliche Leiden 78 Der psychische Konflikt 79 Eine Skala für den Schaffensdrang (mit Stufen von 4 bis 1) 81 6. Umstände, die das kreative Werk fördern 83 Alkohol: Kommt der kreative Geist aus der Flasche? 83 Drogen und Kreativität 84 Psychose und Kreativität, Genie und Wahnsinn 86 Die Außenseiter 89 Anregungen suchen 91 Die Gruppe, die Freunde, die Brüder und die Ehegatten 93 Freizeit und Freiheit 96 7. Eigenschaften, die Kreativität begünstigen 98 Wie kann man sich weiterentwickeln? 104 8. Die kreative Idee 119 Träume und die kreative Idee 119 Suchfrage und Zufall 123 Die Erfindung liegt in der Luft: Doppelt-Entdeckungen 123 Für die Nachwelt zählt der Nutzen der Erfindung 126 Die Idee - ein Kindheitstraum? 128 9. Wie erzeugt man Einfälle? 129 Den geeigneten Hinweis suchen 130 Der Zufall kommt mit einer Anregung zu Hilfe 137 Der morphologische Kasten (Möglichkeitenraum) 141 Das Unbewusste beschäftigen 146 In Bildern denken 147 Modelle, Analogien 149 Wissen nutzen, Wissen ausschalten 153 Die Idee beschützen 155 Anspornfragen 157 Janusisches Denken 157 Ideenfinder für spezielle Gebiete 160 10. Erfinderzeiten, Erfinderdomänen 164 Bedingungen der Innovation 164 Erfinder heute 171 Das Selbstbild und die Bereitschaft zur Erfindung 173 11. Kreativität im Lebenslauf. Ist Kreativität weiblich? 176 Kreativität bei Kindern fördern 176 Kreativität in Jugend und Erwachsenenalter 181 Kreativität im hohen Lebensalter 182 Ist Kreativität weiblich? 185 12. Erscheinungsformen von Kreativität: List, Schlag fertigkeit, Zukunftsvorhersage und Intuition 188 Listig sein 188 Witzig, schlagfertig sein 195 Die Zukunft vorhersagen 196 Intuition 198 13. Störungen der Kreativität 207 Kreative Blockaden: Das leere Malpapier 207 Blockaden vor dem leeren Schreibpapier, vor dem leeren Bildschirm 208 Ein Versiegen oder ein Übermaß von Ideen 209 Zu frühes Aufgeben 210 14. Probleme, die auf eine kreative Lösung warten 211 Bereich: Politik/Gesellschaft 211 Bereich: Haushalt/Technik 212 Bereich: Mode 215 Bereich: Büro/Verwaltung 215 Bereich: Kunst/Hobby 215 Bereich: Philosophie 219 Literatur 222 LESEPROBE Jeder Mensch ist schöpferisch - eine Art Vorwort Kreativität ist der Motor unserer Kulturentwicklung. Nicht nur geniale Erfinder und Entdecker treiben unsere Kultur voran. Wir alle sind ständig daran beteiligt - manchmal, ohne es zu wissen: nämlich in einem Bereich täglicher, alltäglicher Kreativität. Er fand bisher kaum Beachtung, weder in der Öffentlichkeit noch in der Kreativitätsforschung. Der Alltagskreativität schenken wir im normalen Leben wenig Aufmerksamkeit; viele Mitmenschen tun sie gelegentlich einfach als ein etwas absonderliches Verhalten ab. Aber gerade diese Kreativität im Alltag kann das Leben verändern. Ob und wie man Alltagskreativität nutzbar machen kann, hängt von zwei Bedingungen ab: 1.Man muss klar sehen, was Kreativität ist. 2.Man muss kreative Lösungen wollen. Mehr nicht. Genau das will ich Ihnen in diesem Buch vermitteln - und Ihnen dabei zur Kreativität psychologische Hilfestellung geben. In vielen wissenschaftlichen Beiträgen und auch populären Büchern habe ich mich mit Kunst-, Museums- und Fotopsychologie sowie Kunsttherapie beschäftigt und dabei Wissen in den bildenden Künsten erworben. Daher stammen etliche Beispiele aus dieser Domäne. Von Musik verstehe ich zu wenig, so dass dieser Bereich etwas ausgeblendet ist. Insgesamt lassen sich die Beispiele aber von einem Gebiet auf das andere übertragen. Überdies geht es aber um Kreativität in allen Lebensbereichen: Haushalt, soziale Beziehungen, Technik, Mode etc. Schon immer beschäftigte ich mich in der Kunstpsychologie mit der Frage, was denn Kreativität eigentlich sei; so wurde dieses Problem für mich äußert wichtig, eine Herausforderung, die mich seither beschäftigt. Kreativität im Allgemeinen und Alltagskreativität im Besonderen liegen mir deshalb besonders nahe, weil ich der zwei Jahre jüngere Bruder einer braven älteren Schwester bin, aber zu meiner Betrübnis kein muskulöser Jugendlicher war. Folglich musste ich die Aufmerksamkeit und Bewunderung meiner männlichen und weiblichen Mitmenschen immer wieder durch Originalität erringen. Alltagskreativität hat mir dabei entscheidend und recht häufig geholfen. Daher widme ich dieses Buch der Alltagskreativität - dem Aschenputtel im großen Reich der Kreativität. 1. Einleitung: Ihre eigene Kreativität Vergessen Sie zunächst einmal vieles von dem, was Sie vermutlich über Kreativität wissen: Sie hat mit Genialität zu tun; sie ist eine besondere Begabung einzelner Menschen; es entstehen dadurch berühmte Werke; Künstler sind auf jeden Fall kreativ (Kap.2); bei der kreativen Leistung geht es um das Lösen kniffliger Probleme. Viele Bücher über Kreativität sind von der Psychologie des Denkens und Problemlösens beeinflusst und erwecken den falschen Eindruck, dass die kreative Lösung immer schwierig ist. Dort wird nämlich meist ein Problem vorgestellt, für das es nur eine einzige richtige Lösung gibt, die nicht leicht zu finden ist. Sieben Sterne und drei Geraden - eine Übung zum Aufwärmen Das kreative Abenteuer - los geht's Bei den großen kreativen Leistungen treten manchmal knifflige Probleme auf. Es gibt dafür aber meist viele mögliche Lösungen. Beispielsweise ging es darum, die Möglichkeit zum Operieren am offenen Brustkorb zu schaffen. So überlegte sich Sauerbruch (1875 - 1951) seinerzeit, wie er in der Lunge einen Unterdruck herstellen könnte, um Menschenleben zu retten. Er operierte den Patienten dann in einer großen Unterdruckkammer, aus der nur der Kopf des Patienten herausragte. Später verwendete man zum gleichen Zweck eine dicht sitzende Atemmaske, was natürlich viel weniger aufwendig war. Das kreative Abenteuer selbst besteht aber nicht in der Lösung von solchen Problemen, es ist vielmehr die neue Fragestellung, das ungewöhnliche Projekt, das dann auf vielen Wegen gelöst werden könnte. Viele kreative Aufgaben sind ja dann auch leicht zu lösen, wenn man sie sich nur einmal vorgenommen hat. Beispiel: Sie erwerben einen Hund und suchen einen Namen für ihn. Da bieten sich Struppi, Waldi oder Hasso an. Sie können aber, wenn Sie wollen, auch einen originellen Namen wählen: vielleicht, dem Mythos der »Nibelungen«treue folgend, Siggi oder Hildi (abgeleitet von Siegfried und Brunhilde; ich glaube, dass diese Namen für Hunde recht ungewöhnlich sind). Oder: Sie suchen eine Wohnung in einem bestimmten Stadtteil. In der Zeitung haben Sie nichts Geeignetes gefunden. Sie überlegen, ob es auch andere Möglichkeiten gibt, zu einer Wohnung zu kommen. Wer könnte wissen, dass eine Wohnung frei ist? Die Idee liegt nahe: Da vieles beim Friseur besprochen wird, könnte man einen Friseursalon im gewünschten Stadtteil aufsuchen und dem Personal eine kleine Provision für die Vermittlung einer Wohnung versprechen. Manchmal tritt allerdings im Verlauf von kreativen Abenteuern ein kniffliges Problem auf, für das es nur eine richtige Lösung gibt, auf die man nicht so leicht kommt. Vielleicht kann man das Problem auf konventionellem Wege lösen. Vielleicht braucht man Glück oder auch eine überdurchschnittliche Intelligenz für die Lösung dieses Problems. In diesem Buch geht es hier nicht darum, knifflige Probleme mit nur einer richtigen Antwort zu lösen wie z. B. in mathematischen Rätseln oder Logik-Tests: Hier geht es vor allem um Kreativität, und zwar bei geringfügigen wie bei größeren Problemen, wie sie uns im Alltag und Leben begegnen. Hat man sich aber einmal zu einer kreativen Grundhaltung entschlossen, öffnen sich nach und nach viel mehr Möglichkeiten, tun sich plötzlich neue Wege auf, die man zuvor gar nicht wahrgenommen und geprüft hat. Dadurch gelingt es mit der Zeit viel häufiger, kreative Lösungen leichter und fast sofort zu finden: Es geschieht und gelingt spontan. Allerdings gilt auch für Spontaneität wie für den Sport, dass erst Übung und Vertrautheit den Meister und die Meisterin machen. Und sollte etwas nicht so reibungslos laufen wie erwartet, könnte der nächstliegende Gedanke sein: »Was kann ich anders machen, was verbessern?« Als alle meine Haushaltsleitern mal wieder lebensgefährlich wackelten, kam mir die Idee, eine dreibeinige Leiter herzustellen. So etwas gibt es bislang nicht, würde aber viele Unfälle verhindern. Wenn Ihnen hier jetzt sofort der Gedanke kommt: »Das geht ja nicht, weil. . .«, ist vielleicht ein »innerer Kritiker« am Werke, der alle Ihre Ideen im Keim erstickt. In Kapitel9 (Abschnitt: Die Idee beschützen) behandele ich das zeitweilige »Abschalten« des inneren Kritikers. In den genannten drei Beispielen ist die Problemlösung nicht schwierig und braucht keinen besonderen Geistesblitz. Es bedarf lediglich der Bereitschaft zur ungewöhnlichen und neuen Lösung. Im Folgenden sollen Sie - ganz nach Ihren eigenen Fähigkeiten - lernen, Kreativität für Ihr Leben zu nutzen. Bei vielen Alltagsproblemen weiß man schon alles, was zu einer neuen Lösung gebraucht wird. Wenn Sie in einem bestimmten Bereich besondere Fähigkeiten haben, können Sie dort vielleicht auch schwierige Aufgaben lösen. Es ist möglich, eine neue, zusätzliche Blickrichtung zu öffnen, die dann manchmal »butterweiche« Problemlösehorizonte freilegt. Dennoch kann man von kreativen Höchstleistungen für diese täglich verfügbare Kreativkraft lernen, und in verschiedenen Kapiteln dieses Buchs werden auch die Entstehungsbedingungen großer Entdeckungen untersucht, um daraus Anregungen zu gewinnen. Kreative Höchstleistungen und das Modell Bergsteigen Nehmen wir als Modellbereich das Bergsteigen. Dort gibt es die sportliche Höchstleistung - und daneben das Hobby. Genauso gibt es bei der Kreativität die Freude an spielerischer Kreativität in vielen Lebenssituationen - und daneben die professionelle Kreativität in Universitäten und Entwicklungslabors. Die täglich verfügbare Kreativität im Alltag und die Kreativität, die zu den großen Entdeckungen der Menschheit geführt hat, stellen nicht zwangsläufig die gleichen Anforderungen an die Menschen. Manche Bücher untersuchen geniale Kreativität und leiten daraus Ratschläge für eine Alltagskreativität ab.Tatsächlich ist es aber nützlich, sich vorab die Unterschiede klarzumachen. Sportliche Höchstleistungen wie etwa Erstbesteigungen von Achttausendern erfordern andere körperliche und technische Voraussetzungen als die sportliche »Alltagsbesteigung« eines »leichteren« Berges. Es gibt aber auch Überschneidungen im Anforderungsprofil an den Profi- und den Amateur-Bergsteiger. Gemeinsamkeiten zwischen Profiund Amateur sind: Beide, der Spitzensportler und der Hobbysportler, müssen Spaß am Bergsteigen haben. Beide müssen die richtige Ausrüstung haben; manchmal ist es sogar die Ausrüstung des Spitzensportlers, die auch der Alltagssportler nutzt. Beide müssen vorsorgen und Nahrung und Getränke mitführen. Und als Unterschiede sind zu nennen: 1. Der Spitzensportler braucht jahrelanges Training und vertiefte Kenntnisse über das Bergsteigen und die spezielle Topografie der begangenen Region. 2. Er muss physisch extrem leistungsfähig sein. 3. Er muss extrem willensstark sein, um Strapazen und Widerstände zu überwinden. 4. Der Hobbysportler wird mehr vom Spaß an der Sache motiviert, der Spitzensportler von der Aussicht auf Ruhm und Anerkennung. Diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten kann man leicht auf die täglich verfügbare Kreativität übertragen. Dabei steht mehr der Spaß an der Sache im Vordergrund; Ruhm und Anerkennung ergeben sich nur im Ausnahmefall. Man muss sich auch nicht ausschließlich auf sein Ziel konzentrieren, nicht die ganze Zeit Wissen sammeln oder an das Projekt denken. Alltagskreativität ist weniger »zeitraubend« als die Projekte der genialen Kreativität. Dennoch sind es manchmal die gleichen Denk-Werkzeuge und Strategien, die die täglich verfügbare Kreativkraft und die geniale Kreativität beflügeln (vgl. Kap.9). In der »Leistungs-Kreativität« gehen Forscher und Erfinder oft erhebliche und sogar lebensgefährliche Risiken ein. Schon manche Hochleistungsbergsteiger sind bei ihren Unternehmungen ums Leben gekommen, genauso wie die Entdecker ferner Erdgebiete (etwa der Pole). Mediziner wagten lebensgefährliche Selbstversuche. In der täglichen Kreativität wie im Hobby-Bergsteigen kann es auch zu Unfällen kommen, aber sie sind beim Hobby-Bergsteigen eben nicht die Regel. Das Scheitern eines Projekts der Spitzenkreativität kann sehr unangenehme Folgen haben. Die Kreativen haben sich in der Hoffnung auf künftige Einnahmen verschuldet. Nun bleiben die Einnahmen aus. Das Mindeste ist noch, dass sie für ihr Scheitern mit dem Spott der (neidischen) Mitmenschen rechnen müssen. Der sehr erfolgreiche Erfinder Thomas Alva Edison (1847 - 1931) z. B. hatte sich zum Ende seines Lebens verbittert zurückgezogen, weil eines seiner Lieblingsprojekte, die magnetische Loslösung des Erzes aus dem geförderten Gestein, nicht gelungen war. Der Hobby-Bergsteiger und der im Alltagsbereich Kreative haben solche unangenehmen Folgen nicht zu erwarten. Wenn es eben nicht gelingt, einen Gipfel zu erreichen, bricht man die Bergtour ab. Es war dann wahrscheinlich immer noch eine schöne Wanderung. Wenn sich eine Alltagserfindung als nicht tauglich erweist, lässt man sie eben einfach fallen. Noch ein weiteres Risiko gibt es für den Hobby-Bergsteiger und den Alltagskreativen nicht: dass man ihm die Leistung oder Erfindung abstreitet oder sie nicht anerkennt. Bei großen Erfindungen sind mit den Patenten erhebliche Einnahmen verbunden, und so kommt es gar nicht selten zu Gerichtsverfahren über die Priorität bei einer Erfindung. Nikola Tesla (1856 - 1943) z. B.war der erste Erfinder der Radioübertragung durch in Resonanz gebrachte Schwingkreise. Guglielmo Marconi (1874 - 1937) machte ihm dies streitig (verlor aber schließlich die angestrengten Prozesse).Als Nikola Tesla den technisch überlegenen Wechselstrom erfand und diesen mit der Unterstützung der Firma Westinghouse einführen wollte, war sich Thomas Alva Edison, der eine Firma zur Verteilung von Gleichstrom besaß, nicht zu schade, durchs Land zu reisen und vorzuführen, dass Tiere durch Wechselstrom getötet werden können, um die Gefährlichkeit dieses neuen Stroms zu demonstrieren. Dem Hobby-Bergsteiger dagegen wird man seine Leistung kaum streitig machen, denn viele haben schon die gleiche Bergwanderung unternommen. Dem Alltagskreativen, das ist ein kleiner Unterschied zum Hobby-Bergsteigen, kann es allerdings leicht passieren, dass andere glauben, es sei ihr Einfall gewesen, und folglich dem eigentlichen Urheber eines kreativen Einfalls das Maß an Anerkennung, das er eigentlich verdient hätte, nicht zukommen lassen. Haben Sie dies auch einmal beobachtet? In einem Gespräch machen Sie einem Bekannten gegenüber einen kleinen Witz. Ihnen gelingt eine ungewöhnliche Formulierung oder Sie äußern einen witzigen Einfall. Zunächst bekommen Sie darauf keine Reaktion. Dann hören Sie später, wie eine dritte Person die gleiche Redewendung verwendet oder denselben Einfall äußert. Hat dieser Zuhörer Ihres ersten Gesprächs Ihren Gedanken einfach geklaut, um nun die Anerkennung dafür einzuheimsen? So muss es aber gar nicht gewesen sein. Möglicherweise hat derjenige Ihr Gespräch mitbekommen, hatte aber nicht aufmerksam zugehört. Ihre Äußerung, die er vielleicht nur halb bewusst aufnahm, scheint auf einmal in seinem Bewusstsein auf. Der Zuhörer ist dann selbst fest davon überzeugt, die überraschende Äußerung sei sein eigener Einfall gewesen. So leicht können Ideen dem, der sie hatte, en passant »verlorengehen«, und plötzlich tauchen sie in Gesprächen von anderen oder mit anderen wieder auf, ohne dass wir genau wüssten, auf welchen Umwegen die Einfälle zu ihnen gelangt sind. Auf jeden Fall ist die tägliche kreative Kraft sehr nützlich. Sie ist ein Werkzeug, das viele Menschen leider kaum nutzen. (Warum das so ist und welche Vorteile sie verspricht, behandle ich in Kapitel3.)

Sprache deutsch
Maße 125 x 205 mm
Gewicht 292 g
Einbandart kartoniert
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Kreativität; Ratgeber • Kreativitätsförderung • Kreativitätstechniken • Kreativitätstraining • Ratgeber
ISBN-10 3-608-94564-4 / 3608945644
ISBN-13 978-3-608-94564-5 / 9783608945645
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
warum wir fühlen, was wir sind

von Mark Solms

Buch | Hardcover (2023)
Klett-Cotta (Verlag)
35,00