Sehnsucht nach dem Vater
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-94658-1 (ISBN)
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Wozu brauchen Söhne Väter? Und wie kommt ein Junge damit zurecht, dass er keinen Vater hat? Oder dass er einen hat, der sich nicht für ihn interessiert, von ihm getrennt lebt, ihm unerfüllbare Aufträge mit auf den Lebensweg gibt?
Aus psychoanalytischer Perspektive konzipiert der Autor eine Entwicklungspsychologie der Vater-Sohn- Beziehung. Er schildert die zentralen Entwicklungsstationen der Vater-Sohn-Beziehung von der Geburt bis ins hohe Alter. Dabei stellt er empirische entwicklungspsychologische Befunde zusammen und beleuchtet sie kritisch. Psychoanalytische Interviews mit vaterlosen Söhnen aller Altersstufen veranschaulichen die individuellen Folgen von Vaterlosigkeit auf lebendige Art. Ein Blick auf die »vaterlose Gesellschaft« des 21. Jahrhunderts rundet das Buch ab.
Zielgruppe:
- PsychoanalytikerInnen
- Entwicklungspsychologen
- Betroffene
Lothar Schon, Dr. phil., Dipl. Psych., war Psychoanalytiker und Dozent für psychoanalytische Entwicklungspsychologie und Krankheitslehre an verschiedenen psychotherapeutischen und psychoanalytischen Ausbildungsinstituten.
Einleitung 11
Erster Teil: Vater und Sohn - eine Beziehung fürs Leben? 15
1 Sehnsucht nach dem Sohn: Phantasien über den ungeborenen Sprössling 19
Die Umkehrung der Vater-Sohn-Beziehung 20
Die Erweiterung und das Überleben des eigenen Selbst 21
Der Wunsch nach einem Sohn als Ausdruck homosexueller Strebungen 23
Angst vor dem Sohn 24
2 Väter am Wickeltisch: Konkurrenz mit den Müttern oder primäre
Väterlichkeit? 25
Die früheste Vater-Kind-Beziehung 25
Die Bedeutung der frühesten Beziehung zwischen Vater und Sohn 31
Umgang mit dem männlichen Säugling 32
Vorläufer einer männlichen Geschlechtsidentität 33
3 Zweites und drittes Lebensjahr: Befreier oder Störenfried? 36
Der Vater als »Befreier« 40
Der Vater als Störenfried und Rivale 42
Der Vater als »einer, der so ist wie ich« 43
Die Rolle der Mutter für die Beziehung zwischen Vater und Sohn und die drei Dimensionen der Vaterschaft 44
4 Viertes bis sechstes Lebensjahr: Hetero- und Homosexuelles zwischen Vater und Sohn 47
Der gegengeschlechtliche Dreieckskonflikt 47
Der gleichgeschlechtliche Dreieckskonflikt 50
Rivalität und Liebe: Bedeutung des ödipalen Vaters und Ergebnisse des vollständigen Dreieckskonflikts 53
5 Zwischen Schulbeginn und Pubertät: Väterliche Rückendeckung erwünscht! 57
6 Ein Sturm kommt auf: Symbolischer Vatermord in der Adoleszenz 61
Ent-Idealisierung des Vaters: Anfang oder Ende? 62
Überlegungen zum homosexuellen Begehren des Sohnes 64
Der Sohn als ebenbürtiger Rivale 68
7 Väter und erwachsene Söhne 70
Übergang ins junge Erwachsenenalter 70
Übergang zur Vaterschaft 72
Das mittlere Erwachsenenalter 73
Der Tod des Vaters 74
8 Die Bedeutung des Vaters in unterschiedlichen Entwicklungsphasen 76
Zweiter Teil: Sohn ohne Vater - ein Mangel fürs Leben? 77
9 Allein mit der Mutter 82
Familie B. 83
George (4 Jahre): Der kleine Ritter 91
Pierre (3 Jahre): Einer, der Ritter und Piraten versenkt 99
10 Geschlechtsidentität und Entwicklung der Sexualität 107
Peter (49 Jahre): Eine Nische in Neapel 111
11 Aggression und Vaterhunger 135
Familie A 139
Janosch (5 Jahre): Ein Spiel mit dem Feuer 146
David (7 Jahre): Der Rebell im schwarzen T-Shirt 154
12 Vaterlosigkeit als narzisstische Wunde 158
Alexander (41 Jahre): Meinem Vater verzeihe ich alles! 159
13 Entwicklung des Gewissens 179
Werner (56 Jahre): Der Vertriebene 182
14 Das Bild des abwesenden Vaters und die Suche des Sohnes nach dem Vater 206
Sascha (21 Jahre): An den Vater lass' ich keinen 'ran 208
15 Zusammenfassung und allgemeine Trends 230
Dritter Teil: Die Abschaffung der Väter als gesellschaftliches Phänomen 233
16 Die Enttäuschung der Massen am Vaterprinzip im Ersten Weltkrieg 235
17 Die vaterlose Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg 238
18 Bestandsaufnahme der vaterlosen Gesellschaft nach der Jahrtausendwende 241
Literatur 245
Angaben zum Autor 254
Einleitung
Ein weiteres Buch zum Vaterthema - gibt es davon nicht längst genug? Ist der Markt nicht schon überschwemmt mit Veröffentlichungen, die alle Facetten dieses Themas abhandeln? Die öffentliche Diskussion um die vaterlose Gesellschaft, das in den Medien allgegenwärtige Phänomen der »neuen Väter«, die Krise der klassisch bürgerlichen Familie mit ihren Auswirkungen auf die kindliche Sozialisation und dergleichen mehr sind jedenfalls nicht neu. Was also hat dieses Buch zu bieten, das es nicht schon gäbe?
In meiner langjährigen wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Vaterproblematik habe ich Hunderte von wissenschaftlichen, populärwissenschaftlichen und literarischen Publikationen gesichtet, die sich um Väter drehen. Dabei hat sich etwas vom Phänomen der Vatersehnsucht auf die Literatur suche übertragen: Ich fand nur selten das, was ich suchte, es blieb ein Gefühl des Mangels zurück! Am ehesten noch trafen einige Schriftsteller den Kern des Phänomens, das ich untersuchen wollte. Aus diesem Grund habe ich einige besonders treffende literarische Zitate an geeigneter Stelle in dieses Buch übernommen.
Die akademisch-psychologische Fachliteratur besteht zu einem großen Teil aus entwicklungspsychologischen Studien zu eng umgrenzten Problemen, die mit Vatermangel, Vaterabwesenheit oder völliger Vaterlosigkeit einhergehen: Kognitive Entwicklung, aggressives und delinquentes Verhalten, Geschlechtsrollenentwicklung oder andere »Variablen« werden im Zusammenhang mit der vorgefundenen oder nicht existenten Vaterbeziehung untersucht, und die Ergebnisse werden häufig ohne Berücksichtigung komplexerer Zusammenhänge referiert. Der Familienforscher Wassilios Fthenakis hat die bereits in den 80er Jahren nahezu unüberschaubare Fülle dieser Art von Fachliteratur in zwei großen Vater-Bänden zusammengestellt und diskutiert (Fthenakis 1985 und 1988). In der Vielzahl interessanter Forschungsergebnisse vermisste ich immer wieder ein tiefgreifenderes Verständnis der komplexen emotionalen Zusammenhänge von Vaterbeziehung, Vatermangel oder Vaterlosigkeit. Die detaillierte Beschreibung der Gefühlswelt rund um das Vaterthema findet sich in der Psychoanalyse. In zahllosen Fallgeschichten gehen Psychoanalytikerinnen und -analytiker den Spuren nach, die an- oder abwesende Väter in der Seele ihrer Kinder hinterlassen haben, und die Psychoanalyse bietet auch einige sehr brauchbare Theorien zur Bedeutung des Vaters in Kindheit, Adoleszenz und Erwachsenenalter. In den vergangenen zehn Jahren erschienen zudem einige interessante Monographien und Sammelbände zum Vaterthema aus psychoanalytischer Perspektive (z. B. Grieser 1998, Metzger 2008, Walter 2008) Schließlich gibt es noch die populärwissenschaftliche »Ratgeberliteratur«, in der zuweilen durchaus Brauchbares zu finden ist. Aber eben nur zuweilen; vieles ist allzu vereinfachend beschrieben, pragmatisch auf drängende Alltagsprobleme zugeschnitten, eben Rat gebend, und das manchmal ohne solides theoretisches Fundament.
Mit diesem Buch versuche ich einen »Trilog«, der meines Wissens im Hinblick auf das Vaterthema bisher nur selten unternommen wurde: Ich möchte phänomenologische Beschreibung, wissenschaftliche Theorien und Befunde sowie eigene psychoanalytische Interviews auf eine Weise zusammenstellen, die eine Ahnung von der Komplexität der Vaterproblematik auf gut lesbare und verständliche Weise vermittelt.
Die Sehnsucht nach dem Vater zu erforschen, die mein eigenes Leben in starkem Ausmaß geprägt hat, schien mir besonders vielversprechend bei solchen Menschen, die weitestgehend ohne Vater aufwachsen oder aufgewachsen sind. Dabei erschien es mir keineswegs unbedeutend, aber doch zunächst zweitrangig, auf welchen Umstand diese Tatsache jeweils zurückzuführen war. Natürlich macht es einen Unterschied, ob ein Mensch seinen Vater niemals kennengelernt hat, ob er ihn früh durch Tod verlor oder ob sich der Vater einst von der Mutter trennte u
Erscheint lt. Verlag | 24.9.2010 |
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Reihe/Serie | Fachbuch |
Sprache | deutsch |
Maße | 153 x 229 mm |
Gewicht | 435 g |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Allgemeine Psychologie |
Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Entwicklungspsychologie | |
Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Familien- / Systemische Therapie | |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Psychiatrie / Psychotherapie | |
Schlagworte | Entwicklungspsychologie • Erziehung • Familie • Psychoanalyse • Psychologie • Psychotherapie • Sohn • Tiefenpsychologie • Vater • vaterlos • Vater-Sohn-Beziehung |
ISBN-10 | 3-608-94658-6 / 3608946586 |
ISBN-13 | 978-3-608-94658-1 / 9783608946581 |
Zustand | Neuware |
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