Anastasios I.

Die Entstehung des Byzantinischen Reiches

(Autor)

Buch | Hardcover
443 Seiten
2009 | 2. Aufl. 2010
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-94377-1 (ISBN)
28,00 inkl. MwSt
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Während der Herrschaft Kaiser Anastasios I. (491 - 518) zerbrach die jahrhundertealte Einheit der Mittelmeerwelt. Mischa Meier zeichnet als Erster ein eindrucksvolles Bild dieser Zeit, in der sich im Osten und Westen des ehemaligen Römischen Reiches eigene politische und kulturelle Einheiten bildeten.


Mit dieser ersten deutschsprachigen Biographie des spät-römischen »Endzeit«-Kaisers Anastasios I. macht der Autor deutlich, wie sich der Westen bis heute von der östlichen Welt grundlegend unterscheidet. Mit seinen mutigen wie drastischen Reformen gelang dem Kaiser eine nachhaltige Konsolidierung des strauchelnden Oströmischen Reiches. Während seiner Regierung vollzog sich der epochemachende Übergang des Imperium Romanum in das Byzantinische Reich.
Zugleich wirft Meier den Blick auch auf Theoderich und die germanischen Nachfolgereiche sowie auf das persische Sassanidenreich. Die dramatischen Beziehungen zwischen Ostrom und den Päpsten werden ebenso behandelt wie die kriegerischen Auseinandersetzungen und geistigen Konflikte der spätrömischen Geschichte: eine Gesamtdarstellung der Spätantike als eine große Umbruchepoche.

Mischa Meier, geboren 1971, Studium der Klassischen Philologie und der Geschichte an der Universität Bochum. 1998 Promotion über das frühe Sparta; 1999 bis 2004 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Universität Bielefeld. Seit 2004 Professor für Alte Geschichte in Tübingen.Wichtige Veröffentlichungen: »Das andere Zeitalter Justinians«, 2004; »Justinian. Herrschaft, Reich und Religion«, 2004.


VORWORT
I. ANASTASIOS UND SEINE WELT
II. RINGEN uM STABILITäT: DAS RÖMISCHE REICH IM 5. JAHRHUNDERT n. CHR.
1 . Konstantinopel - die labile Hauptstadt
2 . Der Verlust des Westens und die Schwächung des Kaisertums im Oströmischen Reich des 5 . Jahrhunderts
3 . Politik und Religion
III. DER UNGELIEBTE KAISER (491 - 498)
1 . Herkunft und Karriere im endzeitlichen Kontext
2 . Erhebung zum Kaiser
3 . Kampf gegen die Isaurier und Sicherung der Herrschaft
4 . Fehlendes Vertrauen: Aufstände in Konstantinopel und Konflikte mit dem Patriarchen .
5 . Die Ostgoten in Italien: Anastasios und die Herrschaft Theoderichs des Großen
6 . zwischen Verhärtung und Entspannung: Das Verhältnis zu den Päpsten unter Gelasius I. ( 492 - 496 ) und Anastasius II. ( 496 - 498 )
IV. REFORMEN IM INNERN, ABSICHERUNG NACH AUSSEN: DIE KONSOLIDIERUNG DES OSTRÖMISCHEN REICHES (498 -512)
1 . Das Jahr 498 und die ära der Reformen - Auf dem Weg zur Konsolidierung des Oströmischen Reiches
2 . Ein neuer Gegner: Die Bulgaren
3 . Das Reich igelt sich ein: Die ›Langen Mauern‹
4 . Neue Aufstände in Konstantinopel
V. DIE BEWäHRuNGSPROBE: KRIEG GEGEN DIE PERSER (502 -506)
1 . Römer und Perser in der Spätantike
2 . Die erste Phase des Krieges: Kabades' Angriff und der Fall von Amida
3 . Die zweite Phase des Krieges: Eine römische Gegenoffensive scheitert
4 . Die dritte Phase des Krieges: Die Entsendung Kelers und das erneuerte römische Selbstbewusstsein
VI. EIN BLICK NACH WESTEN (504 -514)
1 . Konflikte mit den Ostgoten
2 . Das ›Laurentianische Schisma‹ in Rom
VII. DIE ESKALATION DER RELIGIöSEN KONFLIKTE (506 -512)
1 . Die Miaphysiten gehen in die Offensive: Philoxenos von Mabbug und Severos von Sozopolis
2 . Zuspitzung der Situation: Die Absetzung des Makedonios
3 . Eskalation: Der große Aufstand gegen Anastasios im Jahr 512
VIII. DIE LETzTEN JAHRE (512 -518)
1 . Neue Patriarchen in Antiocheia und Konstantinopel
2 . Der Aufstand Vitalians und die Geschichte eines Konzils, das nie stattgefunden hat
3 . Weitere Verhandlungen und der endgültige Bruch mit Rom
4 . Das Ende
IX. EPILOG
ANHANG
Herrscher- und Bischofslisten
Zeittafel
Abkürzungen
Quellen
Literatur
Anmerkungen .
Bild- und Kartennachweis
Personenregister
Sachregister
Geographisches Register


I. ANASTASIOS UND SEINE WELT
Man versetze sich für einen kurzen Moment an irgendeinen Platz an der unteren Donau. Ein schneidender Wind peitscht kalten Regen über die trostlosen Ebenen. Mitten in der Weite ein paar ausgemergelte Soldaten, völlig unzureichend ausgerüstet und dementsprechend schlecht motiviert, die von einer Horde wilder Krieger überrannt werden und verendend im Schlamm zurückbleiben. Die Hilferufe der Sterbenden werden vom aufziehenden Nebel verschluckt, ebenso wie die eilig davongaloppierenden Angreifer. - Ein jeder, der in der westlich-europäischen Kultur aufgewachsen und sozialisiert ist, wird sogleich eine klare Assoziation haben: Das ist das finstere Mittelalter. Man stelle sich gewaltige Palastanlagen vor, denen ebenso eindrucksvolle Foren und Säulenhallen vorgelagert sind. Prachtvolle Statuen säumen breite Straßen, Goldverzierungen glänzen im Sonnenlicht von den Kuppeldächern gigantischer Kirchen herab, während ältere Herren in der ehrwürdigen Toga unter den schattenspendenden Portiken lustwandeln und über die aktuelle Politik im Lichte des platonischen Idealstaates disputieren. - Jedem dürfte klar sein: Die griechisch-römische Antike lässt grüßen. Irgendwo in Mitteleuropa: Eine kleine Schar einfach gewandeter Reiter nähert sich einem Dorf. Die Einwohner fliehen vor der sich anbahnenden Katastrophe panisch in alle Richtungen, kurze zeit später steht der Weiler bereits vollständig in Flammen. Was auf die Schnelle greifbar war, führen die Angreifer mit sich und verschwinden ebenso rasch wieder, wie sie erschienen waren. - So oder so ähnlich stellt man sich wohl die Völkerwanderung vor.
Tausende von Menschen ziehen singend und betend durch die engen Straßen einer großen Hafenmetropole, an ihrer Spitze festlich gewandete Priester, hoch rangige Beamte und Funktionäre sowie die Häupter der lokalen Aristokratie - bis die fromme Prozession vor den ausladenden Flügeltoren einer Kirche zum Stehen kommt und in die feierliche Messe übergeht, die von den Anwesenden mit höchster Inbrunst zelebriert wird. Ein paar Straßen weiter allerdings liefern sich zwei Gruppen verfeindeter Mönche eine erbitterte Straßenschlacht. Tote und Verletzte bleiben am Boden zurück, als eine Abteilung Soldaten erscheint und die Aufrührer zersprengt. - So ungefähr dürften die verbreiteten Vorstellungen vom frühen Christentum im Osten des Römischen Reiches aussehen.
Keine dieser Assoziationen ist zutreffend; aber ebenso ist auch keine von ihnen wirklich falsch. Es handelt sich bei den evozierten Bildern lediglich um verbreitete Auffassungen von Antike, Mittelalter, Byzanz, der Völkerwanderung usw., deren ›Realitätsgehalt‹ wir ohnehin kaum exakt festmachen können. Dass sie sich alle mit den Jahren um 500 zusammenbringen lassen und gemeinsam ein seltsam anmutendes Konglomerat an Impressionen einer historischen Übergangsphase ergeben, macht den Zeitraum, um den es uns geht, so interessant. Wir befinden uns in jenen Jahren, in denen die Antike sich dem Ende zuneigte und etwas Neues anbrach, das wir heute als Mittelalter bezeichnen. Damals wurden zentrale Weichenstellungen für die weitere Entwicklung der römischen Welt, die schon lange eine ausschließlich solche nicht mehr war, vorgenommen, und die Situation des Imperium Romanum war so brisant, dass jede Entscheidung der Regierung nachhaltige Konsequenzen mit sich bringen konnte. Das war den Akteuren natürlich nicht gegenwärtig - zumindest konnten sie darüber nicht reflektieren -, aber ein Bewusstsein, dass man in einer besonderen Phase lebte, ist doch immer wieder in unseren Zeugnissen greifbar.
Diese Zeugnisse stehen in guter antiker Tradition. Sie bieten uns keine sozial- oder kulturgeschichtlichen Analysen, sondern sie versuchen, historisches Geschehen als Manifestation eines höheren Planes zu erfassen - in unserem Fall des christlichen Heilsgeschehens -, und diese Manifestation kristallisiert sich im Handeln einzelner Personen, welche w

Erscheint lt. Verlag 24.9.2009
Zusatzinfo 8 Karten, 8 Seiten Tafelteil, Lesebändchen
Sprache deutsch
Maße 160 x 232 mm
Gewicht 782 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Vor- und Frühgeschichte / Antike
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Schlagworte Anastasios (Byzantinisches Reich, Kaiser, I.) • Anastasios I., Kaiser • Byzanz • Byzanz; Biografien • Römisches Reich • Rom (Römisches Reich); Biografien • Spätantike • Spätantike; Biografien
ISBN-10 3-608-94377-3 / 3608943773
ISBN-13 978-3-608-94377-1 / 9783608943771
Zustand Neuware
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