Von Wahrheit und Wahrhaftigkeit

(Autor)

Buch | Hardcover
128 Seiten
2009 | 2. Auflage
Gütersloher Verlagshaus
978-3-579-06494-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Von Wahrheit und Wahrhaftigkeit - Anselm Grün
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Auf der Suche nach Treue und Verlässlichkeit
- Ein Buch, das Mut macht, gerade heute Wahrheit und Wahrhaftigkeit zu verstehen und zu leben
- Schluss mit der Beliebigkeit der Wahrheit
In einer Welt, in der die Wahrheit immer mehr verdreht wird, sehnen wir uns nach Menschen, deren Wort noch etwas gilt. Wir erleben, dass die Wahrheit manipuliert wird, sie nur eine Frage der Auslegung und der Interessen zu sein scheint. So ist das Vertrauen in die Wahrheit verloren gegangen.
Wahrheit und Wahrhaftigkeit sind in der christlichen Tradition zwei wichtige Werte und Haltungen. Diesen spürt Anselm Grün in seinem neuen Buch nach und ermutigt seine Leserinnen und Leser, ihren Wert für unseren modernen Alltag wiederzuentdecken. Wenn wir eine klare und glaubwürdige Sprache sprechen, ist dies die Grundlage für ein gelingendes, vertrauensvolles Miteinander.

Pater Dr. theol. Anselm Grün, geb. 1945, ist Benediktinermönch und Cellerar der Abtei Münsterschwarzach. Er ist bekannt durch eine große Anzahl erfolgreicher Publikationen, Vorträge im In- und Ausland. Als Seelsorger begleitet er Menschen auf ihrer Suche nach Spiritualität.

In einer Welt, in der die Wahrheit immer mehr verdreht wird, sehnen wir uns nach Menschen, die für die Wahrheit Zeugnis ablegen und deren Worte mit ihrer eigenen Wirklichkeit übereinstimmen. Wir erleben in unserer Welt, dass die Wahrheit manipuliert wird. Da werden von der Politik und vom Gericht Gutachten angefordert. Aber je nachdem, wer dieses Gutachten und in welchem Auftrag er es erstellt, so fällt es aus. Die Wahrheit scheint nur eine Frage der Auslegung zu sein und der Interessen. Wer Interesse an der oder jener Wahrheit hat, der setzt alle Hebel in Bewegung, die Wahrheit in seinem Sinn zurecht zu biegen. Wenn wir die Medien aufschlagen, so wissen wir nicht, ob die Zeitung objektiv berichtet oder ob sie nur eine Sensationsgeschichte braucht, um mehr Leser auf sich aufmerksam zu machen und so die Auflage der Zeitung zu steigern. So ist das Vertrauen in die Wahrheit fundamental verloren gegangen. Die skeptische Frage des Pilatus drängt sich auch uns auf: "Was ist Wahrheit?" Wem sollen wir trauen: den Politikern, den Medien, den Leuten am Stammtisch? Biegt nicht jeder die Wahrheit für sich zurecht? Meint nicht jeder, er sei im Besitz der Wahrheit, er sehe die Dinge richtig? Gerade weil wir die Beliebigkeit der Wahrheit schmerzlich erleben, sehnen wir uns nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Wir sehnen uns danach, dass das, was die Medien berichten, wahr ist, dass es mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Und wir sehnen uns danach, dass Menschen wahrhaftig sind, dass sie ihre Lügen nicht erst dann zugeben, wenn sie vom Gericht der Lüge überführt werden. Wir sehnen uns danach, dass die Wahrheit ohne Absicht offenbar wird. Und wir sehnen uns nach Verlässlichkeit in unseren Beziehungen. Wir leiden darunter, dass uns in einer Beziehung oder einer Freundschaft Liebe vorgetäuscht wird. Wie sollen wir unterscheiden zwischen echter und wahrhaftiger Liebe und der Liebe, die nur etwas will, die uns benutzt und missbraucht? Menschen lächeln uns freundlich an. Aber wir wissen oft nicht, ob wir dieser Freundlichkeit trauen dürfen oder ob sie nur eingesetzt wird, um uns für ihre Absichten einzuspannen. In einer Welt unsicherer Beziehungen und freundlicher Fassaden sehnen wir uns nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Wir regen uns darüber auf, dass in vielen Ländern Korruption herrscht. Die Wahrheit wird verdreht. Nach außen täuscht man saubere Geschäfte vor. In Wirklichkeit wird hintenherum mit viel Geld geschmiert. Inzwischen erleben wir, dass auch in unseren Land die Korruption ihre Blüten treibt. Wir sind misstrauisch geworden, ob es in der Wirtschaft überhaupt immer mit rechten Dingen zugeht, oder ob hinter den Kulissen nicht doch unehrliche Geschäfte getrieben werden. Auf wen können wir uns noch verlassen? Welchen Aussagen, welchen Menschen können wir noch trauen? Wir sehnen uns nach verlässlichen Menschen, nach authentischen Vorbildern, von denen wir nicht irgendwann in der Zeitung lesen, dass sie doppelgleisig gelebt haben. Als ich mich durch die verschiedenen Wahrheitstheorien, wie sie in der Philosophie und Theologie verkündet werden, durchgearbeitet habe, war ich ratlos. Solch komplizierte Gedankengänge kann ich meinen Lesern kaum zumuten. Und manchmal verstehe ich sie selber nicht. So verzichte ich darauf, die Wahrheitsbegriffe darzulegen, wie sie die verschiedenen Philosophen beschrieben haben, angefangen von Platon über Aristoteles, Augustinus, Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin und schließlich zu Kant, Hegel, Nietzsche und Karl Marx. Aber beim Lesen der philosophischen Gedankengänge wurde mir auch bewusst, dass hinter jeder Darlegung ja eine Erfahrung steckt. Ich fragte mich, welche Erfahrungen die Philosophen mit der Wahrheit gemacht haben. Wenn ich mit der Frage nach der Erfahrung an die philosophischen Schriften herangehe, dann werden diese durchaus interessant. Dann berühren sie mich. In diesem Sinn möchte ich daher doch einige Einsichten der Philosophie und der Theologie ansprechen. Mich leitet dabei immer die Frage, wie sie uns helfen können, heute Wahrheit und Wahrhaftigkeit zu verstehen und zu leben. Nach den philosophischen und theologischen Reflektionen über das Thema möchte ich die verschiedenen Felder menschlichen Lebens abschreiten, in denen Wahrheit und Wahrhaftigkeit gefragt sind und unser Miteinander menschlicher machen. Annäherungen an die Wahrheit 1. Das philosophische Verständnis von Wahrheit Die griechische Philosophie hat das abendländische Wahrheitsverständnis geprägt. Das griechische Wort für Wahrheit "aletheia" meint: Unverborgenheit. Lethe heißt das Vergessen. Wenn das Wesen der Dinge dem Vergessen entrissen wird, wenn das Eigentliche offenbar wird, dann geschieht Wahrheit. Die Erfahrung, die hinter diesem Wort steckt, ist wohl: Wir leben zwar in dieser Welt. Aber was die Welt ist, das ist uns nicht bewusst. Wir sehen die Dinge dieser Welt, die Bäume, die Blumen, die Tiere, die Menschen. Aber das, was hinter allem liegt, das bleibt uns fremd. Das Wesen der Dinge ist uns verborgen. Wahrheit meint nun, dass sich die Dinge uns offenbaren, dass wir erkennen, was mit allem, was uns in der Welt begegnet, gemeint ist. Für Heraklit, einen der frühesten Philosophen, besteht die Weisheit darin, dass wir im Hören auf die Natur das Wahre sagen. Die Wahrheit erkennen wir nur, wenn wir auf die Dinge hören, wenn wir ihnen gerecht werden. Die Dinge sind wahr. Sie sind einfach da. Aber wir sehen die Dinge oft nicht so, wie sie sind. Wir verdrehen sie durch unsere Vorurteile oder durch unsere Absichten, die wir mit den Dingen haben. Wahrheit wäre, wenn die Dinge wieder zu uns sprächen, anstatt dass wir über die Dinge reden und sie uns mit unseren Worten zurecht rücken. Heraklit hat offensichtlich erfahren, dass viele Menschen über die Welt etwas sagen, was mehr in ihrem eigenen Verstand entstanden ist. Sie reden über ihre Meinungen zu den Dingen. Aber sie haben nicht auf die Dinge gehört. Daher ist die erste Bedingung, um die Wahrheit zu erkennen, auf die Welt zu hören. Ich höre auf den Menschen, mit dem ich spreche. Ich höre zu. Ich horche in ihn hinein, um zu erkennen, was ihn wirklich bewegt. Ich höre auf die Natur, auf die Berge und Flüsse. Sie alle haben mir etwas zu sagen. Wahrheit braucht also das demütige Hinhorchen, um den Dingen gerecht zu werden. Platon versteht die Wahrheit so, dass sich das Sein lichtet, dass es in seinem klaren Wesen aufleuchtet.

In einer Welt, in der die Wahrheit immer mehr verdreht wird, sehnen wir uns nach Menschen, die für die Wahrheit Zeugnis ablegen und deren Worte mit ihrer eigenen Wirklichkeit übereinstimmen. Wir erleben in unserer Welt, dass die Wahrheit manipuliert wird. Da werden von der Politik und vom Gericht Gutachten angefordert. Aber je nachdem, wer dieses Gutachten und in welchem Auftrag er es erstellt, so fällt es aus. Die Wahrheit scheint nur eine Frage der Auslegung zu sein und der Interessen. Wer Interesse an der oder jener Wahrheit hat, der setzt alle Hebel in Bewegung, die Wahrheit in seinem Sinn zurecht zu biegen. Wenn wir die Medien aufschlagen, so wissen wir nicht, ob die Zeitung objektiv berichtet oder ob sie nur eine Sensationsgeschichte braucht, um mehr Leser auf sich aufmerksam zu machen und so die Auflage der Zeitung zu steigern. So ist das Vertrauen in die Wahrheit fundamental verloren gegangen. Die skeptische Frage des Pilatus drängt sich auch uns auf: "Was ist Wahrheit?" Wem sollen wir trauen: den Politikern, den Medien, den Leuten am Stammtisch? Biegt nicht jeder die Wahrheit für sich zurecht? Meint nicht jeder, er sei im Besitz der Wahrheit, er sehe die Dinge richtig?Gerade weil wir die Beliebigkeit der Wahrheit schmerzlich erleben, sehnen wir uns nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Wir sehnen uns danach, dass das, was die Medien berichten, wahr ist, dass es mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Und wir sehnen uns danach, dass Menschen wahrhaftig sind, dass sie ihre Lügen nicht erst dann zugeben, wenn sie vom Gericht der Lüge überführt werden. Wir sehnen uns danach, dass die Wahrheit ohne Absicht offenbar wird. Und wir sehnen uns nach Verlässlichkeit in unseren Beziehungen. Wir leiden darunter, dass uns in einer Beziehung oder einer Freundschaft Liebe vorgetäuscht wird. Wie sollen wir unterscheiden zwischen echter und wahrhaftiger Liebe und der Liebe, die nur etwas will, die uns benutzt und missbraucht? Menschen lächeln uns freundlich an. Aber wir wissen oft nicht, ob wir dieser Freundlichkeit trauen dürfen oder ob sie nur eingesetzt wird, um uns für ihre Absichten einzuspannen. In einer Welt unsicherer Beziehungen und freundlicher Fassaden sehnen wir uns nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit.Wir regen uns darüber auf, dass in vielen Ländern Korruption herrscht. Die Wahrheit wird verdreht. Nach außen täuscht man saubere Geschäfte vor. In Wirklichkeit wird hintenherum mit viel Geld geschmiert. Inzwischen erleben wir, dass auch in unseren Land die Korruption ihre Blüten treibt. Wir sind misstrauisch geworden, ob es in der Wirtschaft überhaupt immer mit rechten Dingen zugeht, oder ob hinter den Kulissen nicht doch unehrliche Geschäfte getrieben werden. Auf wen können wir uns noch verlassen? Welchen Aussagen, welchen Menschen können wir noch trauen? Wir sehnen uns nach verlässlichen Menschen, nach authentischen Vorbildern, von denen wir nicht irgendwann in der Zeitung lesen, dass sie doppelgleisig gelebt haben.Als ich mich durch die verschiedenen Wahrheitstheorien, wie sie in der Philosophie und Theologie verkündet werden, durchgearbeitet habe, war ich ratlos. Solch komplizierte Gedankengänge kann ich meinen Lesern kaum zumuten. Und manchmal verstehe ich sie selber nicht. So verzichte ich darauf, die Wahrheitsbegriffe darzulegen, wie sie die verschiedenen Philosophen beschrieben haben, angefangen von Platon über Aristoteles, Augustinus, Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin und schließlich zu Kant, Hegel, Nietzsche und Karl Marx. Aber beim Lesen der philosophischen Gedankengänge wurde mir auch bewusst, dass hinter jeder Darlegung ja eine Erfahrung steckt. Ich fragte mich, welche Erfahrungen die Philosophen mit der Wahrheit gemacht haben. Wenn ich mit der Frage nach der Erfahrung an die philosophischen Schriften herangehe, dann werden diese durchaus interessant. Dann berühren sie mich. In diesem Sinn möchte ich daher doch einige Einsichten der Philosophie und der Theologie ansprechen. Mi

Erscheint lt. Verlag 16.9.2009
Sprache deutsch
Maße 125 x 200 mm
Gewicht 247 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Benediktinermönch, Ehrlichkeit, Pater Anselm, Tugenden, Tugend • Christliche Lebenshilfe • Wahrheit • Werte
ISBN-10 3-579-06494-0 / 3579064940
ISBN-13 978-3-579-06494-9 / 9783579064949
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