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Sehnsucht nach der blauen Insel (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
384 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-683-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
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Sonny Bates hat South Carolina vor fünfzehn Jahren im Unfrieden verlassen. Heute ist sie ein erfolgreicher Hollywood-Scout für Drehorte und bereist die ganze Welt. Ihr Zuhause ist dort, wo sie gerade landet, und wegen ihres vollen Terminkalenders hat sie wenig Zeit, über die Vergangenheit nachzudenken - bis ihr neuester Auftrag sie in die Nähe von allem bringt, was sie zurückgelassen hat. Auf der Suche nach einem abgelegenen Drehort verirrt sich Sonny auf eine private Insel und trifft dort den zurückgezogen lebenden Besitzer, der seine Indigo-Felder pflegt und von den Einheimischen gefürchtet wird. Was sie findet, ist ein Mann, der viel komplexer ist als sein Mythos. Allmählich entsteht eine unerwartete Freundschaft zwischen den beiden verletzten Seelen ... Eine Geschichte vom Festhalten und Loslassen, von Erlösung und Versöhnung und einer Liebe, die die tiefsten Wunden heilt.

T. I. Lowe lebt mit ihrer Familie im US-Bundestaat South Carolina und liebt es, besondere Geschichten zu schreiben. Mittlerweile hat sie 20 Romane veröffentlicht, von denen inzwischen vier auch in deutscher Sprache erschienen sind. © Foto: Jordyn Strickland

T. I. Lowe lebt mit ihrer Familie im US-Bundestaat South Carolina und liebt es, besondere Geschichten zu schreiben. Mittlerweile hat sie 20 Romane veröffentlicht, von denen inzwischen vier auch in deutscher Sprache erschienen sind. © Foto: Jordyn Strickland

1

So fühlt es sich also an, allein auf der Welt zu sein und dem Tod ins Auge zu blicken.

Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich in dem höhlenartigen Raum lag. Die Zementplatte unter mir kühlte meinen Körper ein wenig in der schwülen Hitze, die in dicken Schwaden durch die Öffnung hereinwaberte. Eine Hitze, wie sie nur in der Küstenregion von South Carolina, dem Lowcountry, vorkommt. Sie kommt in dicken Wolken daher, die keine Kraft haben, sich abzuregnen, aber bewirken, dass man sich elend fühlt.

Ein genervtes Stöhnen unterbrach meinen Gedankengang. „Komm schon, Sonny. Wie lange willst du noch in dieser Gruft liegen?“

Ich öffnete die Augen und richtete meinen Blick auf die Meerjungfrauenmähne, die hinter meiner Kamera hervorlugte. „Das ist keine Gruft. Es ist ein Empfangsgewölbe.“

Die Kamera rutschte nach unten und enthüllte ein schmollendes, verwirrtes Gesicht. „Ein was?“

„Hier haben die Bestatter die Leichen untergebracht, bis das Grab oder das Mausoleum fertig war. Ich glaube, dieses hier konnte bis zu vier Tote auf einmal aufnehmen. Manchmal mussten sie monatelang hier oben liegen, wenn der Boden im Winter gefroren war. Kannst du dir das vorstellen?“

„Dann liegst du gerade da, wo schon Leichen lagen.“ Lyricas tätowierte Schultern erschauderten.

„Sie sind ja nicht mehr hier.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und nahm wieder eine todesähnliche Pose ein. „Mach noch ein paar Fotos von mir.“

Lyrica sog die Luft durch die Zähne und klang dabei eher nach einem genervten Teenager als nach einer erwachsenen Frau Mitte zwanzig. Sie winkte in meine Richtung. „Das ist echt gruselig. Ich möchte jetzt hier verschwinden.“

„Dann mach noch ein Instagram-taugliches Foto, und wir sind fertig.“ Meine Augen schlossen sich wieder, und ich blieb mit offenem Mund regungslos liegen.

Sie jammerte weiter, dass das hier so gar nicht ihr Leben sei, doch dann ertönte das Klicken der Kamera mehrmals kurz hintereinander. „Stinkt es dadrinnen nicht?“

„Nicht so sehr. Ehrlich!“ Ich atmete tief ein und versuchte herauszufinden, was das für ein seltsamer Duft war. „Der Geruch erinnert mich irgendwie an einen feuchten Herbsttag. Du weißt schon, vermoderndes Laub und Ammoniak vielleicht …“

„Uuäh!“ Lyrica deutete ein Würgen an. „Mir reicht’s jetzt schon. Und ich schmelze fast in dieser Hitze.“

Ich rutschte in ihre Richtung und klopfte auf die Zementplatte. „Hier drin ist es kühler. Willst du nicht auch reinkommen?“

Lyrica verdrehte die blauen Augen, die durch ihre Kontaktlinsen denselben Farbton hatten wie eine der blaugrünen Strähnen in ihrem Haar, und signalisierte mir deutlich, dass sie meine Art von Humor nicht mochte. „Ich will eine Klimaanlage. Und einen fruchtigen Cocktail auf einer dieser Inseln, die wir erkunden sollen. Aber doch nicht auf einem gruseligen Friedhof abhängen. Daddy hat Inseln versprochen.“

Ich sah zu, wie sie am Saum ihrer zu kurzen Shorts zupfte, und konnte fast meine Mutter hören: „Wenn du daran ziehen musst, ist es zu klein.“ Ich fragte mich, ob sich unter all dem Haarfärbemittel, dem Make-up und dem Getue irgendetwas verbarg, das erfreulich sein könnte. Der fünfstündige Flug von Kalifornien nach South Carolina hatte nur eine verwöhnte Göre zum Vorschein gebracht, die dachte, sie könne sich mal ein wenig als Locationscout versuchen. Natürlich hatte ihr Daddy, unser famoser Regisseur, das für seine Prinzessin möglich gemacht. Wir waren erst vor weniger als zwei Stunden in Charleston gelandet, und ich war jetzt schon so weit, sie am liebsten direkt wieder zurück zum Flughafen zu befördern. Lyrica war ungefähr so rund wie groß. Außerdem war sie laut und ließ nicht zu, dass man sie nicht beachtete. Ich hatte mir vorgenommen, ihre Theatralik während dieses Projekts zu ignorieren, so gut ich konnte.

Schließlich gab ich die Idee auf, das perfekte Foto zu machen, rutschte von meiner Zementplatte und verließ das Gewölbe. Lyrica reichte mir die Kamera, als wir den unbefestigten Weg hinaufgingen und den frischen Pfützen nach einem kürzlichen Regenschauer auswichen. Unter einem duftenden Magnolienbaum blieb ich stehen und machte mit meinem Handy ein Foto von mir.

„Selfie-Fan, was?“, stichelte Lyrica und fächelte sich mit einem Flyer Luft zu, den sie am Eingangstor ergattert hatte und der für eine nächtliche Friedhofstour warb.

„Ich muss meine Follower bei Laune halten“, murmelte ich, während ich das Bild mit einem Filter bearbeitete und mit #underthemagnolias betitelte. Ich fügte den Standort des Friedhofs hinzu und schickte es ins Universum der sozialen Medien. „Lass uns noch ein paar Fotos von diesem Mausoleum machen, das aussieht wie eine Pyramide, bevor wir zu den Inseln fahren.“

Lyrica schlug nach einer Fliege und lief schwerfällig neben mir her. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es in Jenseits der Wellen eine Friedhofsszene gibt.“

„Gibt es auch nicht. Das ist eine Vorarbeit für mein nächstes Projekt.“ Genau das Projekt, das vom König der Filmproduktion Will Kessler verschoben worden war, der auch dafür gesorgt hatte, dass ich hier einspringen und den Scherbenhaufen seines letzten Flirts beseitigen musste. Der frühere Teenie-Schwarm, der sich zum Produzenten gemausert hatte, musste aber auch jedem Rock nachsteigen.

„Sind Friedhöfe nicht alle gleich?“ Lyrica rümpfte die Nase und sah gelangweilt aus. Vielleicht war sie auch bloß angewidert von dem Gestank des Niedrigwassers, der uns umgab.

„Nein. Das Drehbuch sieht einen riesigen Friedhof mit typischen Südstaaten-Elementen wie Salzwiesen und moosbewachsenen Eichen vor.“ Ich wies mit der Hand in Richtung der Gräber, die sich weiter in die Ferne erstreckten, als das Auge sehen konnte, während ich das Konzept für eine Entführungsszene in dem Psychothriller erläuterte.

Lyrica gähnte. „Können wir nicht endlich gehen? Ich sterbe vor Durst.“

Der Versuch, meine abfällige Erwiderung hinunterzuschlucken, war nicht einfach, aber ich schaffte es irgendwie, indem ich mich auf etwas Angenehmeres als meine derzeitige Arbeitssituation konzentrierte. Auf die Toten.

Nachdem wir das Pyramidengrab aus einigen weiteren Blickwinkeln fotografiert hatten, gingen wir zurück über einen der größten Friedhöfe in South Carolina. Am Eingang blieben wir kurz stehen, damit ich einen Fünfziger in die Spendenbox werfen konnte.

Wir gingen über die Straße und stiegen in den Mietwagen, einen weißen Chevrolet Impala. Die meisten Dinge aus meiner Vergangenheit hatte ich sicher in den Tiefen meiner Erinnerung verstaut, aber die Treue meines Vaters zu Chevrolet hatte auch auf mich abgefärbt.

Da ich mich nicht in den Erinnerungen an meinen Vater verheddern wollte, die immer dazu führten, dass ich über das Unrecht nachdachte, das ich ihm angetan hatte, drehte ich auf Lyricas Gejammer hin die Klimaanlage auf arktische Temperaturen. Während sie stöhnte, als würde sie sterben, lud ich rasch die Fotos auf meinen Laptop und schickte sie dann an das Produktionsteam.

Nachdem ich die Friedhofsrecherche von der Liste gestrichen hatte, startete ich den Wagen und fuhr los.

„Ich habe ein Boot für eine Tour zu den Barriere-Inseln gechartert. Außerdem …“ Ich wollte gerade mit einer Liste von Must-haves beginnen, die ich mir im Flugzeug notiert hatte, als ich das Drehbuch zum ersten Mal durchgelesen hatte, aber Lyrica drehte das Radio auf und schmetterte einen Country-Song von Chris Stapleton. Ihre Stimme war eine robuste Mischung aus Elvis und Adele. Nicht schlecht, aber ich war nicht erfreut, dass sie mich mitten in meinen Gedanken unterbrach.

Ihr Vater, der Oscar-Preisträger Les Morgan, hatte mich, den Niemand Sonny Bates, heute Morgen auf dem Weg zum Flughafen angerufen. „Bates, bringen Sie meinem Kind alles bei, was Sie wissen. Machen Sie es möglich.“ Dann beendete er den Anruf so abrupt, wie er ihn begonnen hatte.

Ich schaute zu Lyrica hinüber, die Luftgitarre spielte, und kam zu dem Schluss, dass ich es nicht möglich machen würde. Was ich jedoch möglich machen musste: in den nächsten Tagen auf magische Weise die perfekte Location auf einer Insel zu finden. Vorzugsweise heute.

Die Beschreibung der künstlerischen Leiterin kam mir in den Sinn, während ich mit den Fingern auf das Lenkrad trommelte. Denk an eine Kombination aus Lowcountry-Charme und Insel-Flair. In dem Moment, als ich in der Produktionsbesprechung in unserem Büro in Los Angeles die Worte „Küste von South Carolina“ und „Barriere-Inseln“ hörte, hatte ich eine Vorahnung, dass dieser Drehort mich in meine verdrängte Vergangenheit führen könnte. Vielleicht nicht sofort, aber früher oder später würde es so kommen, und ich hatte große Angst, mich ihr zu stellen.

Da ich wusste, dass eine ganze Reihe von Möchtegern-Locationscouts hinter mir stand, die die Chance, meinen Job zu übernehmen, beim Schopf ergriffen hätten, hatte ich keine andere Wahl, als einzuwilligen, nach Charleston zu reisen und in letzter Minute einen Ersatzdrehort für die Location zu finden, die durchgefallen war; die Dreharbeiten sollten in nur zwei Wochen beginnen. Das bedeutete natürlich, dass ich es mindestens acht Wochen lang in Wills Nähe aushalten musste, aber auch in dieser Hinsicht hatte ich keine Wahl. Schon komisch – vor etwas mehr als fünfzehn Jahren war ich hier abgehauen, um meine Flügel auszubreiten und zu fliegen. Aber...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2025
Übersetzer Renate Hübsch
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Christlicher Roman • Christy Award • Färberei • Heilung der Vergangenheit • Indigo • Missbrauch • Südstaaten • Vergebung • Welt des Films • zeitgenössischer Roman
ISBN-10 3-96122-683-0 / 3961226830
ISBN-13 978-3-96122-683-2 / 9783961226832
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