THOR und der Gott des Wassers (eBook)
176 Seiten
PRIMERO VERLAG
978-3-9825916-3-6 (ISBN)
Christoph Fromm, 1958 in Stuttgart geboren, wurde als Drehbuchautor durch seine Kinofilme 'Treffer', 'Spieler', 'Die Katze' bekannt. Außerdem durch den mit dem Emmy Award und dem Grimme-Preis ausgezeichneten Dreiteiler 'Die Wölfe'. 2006 gründete er den Primero Verlag in München. Dort erschienen seine Romane 'Die Macht des Geldes', 'Stalingrad - die Einsamkeit vor dem Sterben', 'Amoklauf im Paradies', 'Das Albtraumschiff ? Odyssee eines Drehbuchautors' und der Coming-of-Age Roman 'Die Mur checkt´s nicht'. 2023 veröffentlichte er den ersten Band der THOR - Reihe mit dem Titel 'THOR und der Gott des Feuers', wobei die Fortsetzung 'THOR und der Gott des Wassers' im Februar 2025 erschien.
Christoph Fromm, 1958 in Stuttgart geboren, wurde als Drehbuchautor durch seine Kinofilme "Treffer", "Spieler", "Die Katze" bekannt. Außerdem durch den mit dem Emmy Award und dem Grimme-Preis ausgezeichneten Dreiteiler "Die Wölfe". 2006 gründete er den Primero Verlag in München. Dort erschienen seine Romane "Die Macht des Geldes", "Stalingrad – die Einsamkeit vor dem Sterben", "Amoklauf im Paradies", "Das Albtraumschiff ̶ Odyssee eines Drehbuchautors" und der Coming-of-Age Roman "Die Mur checkt´s nicht". 2023 veröffentlichte er den ersten Band der THOR – Reihe mit dem Titel "THOR und der Gott des Feuers", wobei die Fortsetzung "THOR und der Gott des Wassers" im Februar 2025 erschien.
1 Flucht
Cees Hand griff nach dem Rückspiegel. Es war der dritte in zwei Monaten und auch der hatte bereits wieder einen Sprung. Das Gelenk war so ausgeleiert, dass Cee ihn festhalten musste, um nach hinten zu sehen. Im gesprungenen Glas tanzte eine Wolke, klein, dicht, bestehend aus giftigem Staub. Sie näherte sich bedrohlich. An der Spitze der Wolke glitzerten wie unheilvolle Sterne die silberfarbenen Bikes von Zeno und Gatto. Cee schaltete herunter, umkurvte einige Panzerskelette, auf denen mittlerweile scharfkantige Gräser wuchsen, gab erneut Gas. Die Konturen der zerstörten Brücke über den Veleno zeichneten sich vor ihm ab. Auf dem Beifahrersitz begriff Eve, dass er mit ihr über die fünfzehn Meter breite Kluft springen wollte, die einige Raketen vor langer Zeit in die Betondecke gerissen hatten. Sie versuchte lautstark, ihren Protest zum Ausdruck zu bringen, aber festgegurtet an Cee hatten selbst ihre Fäuste keinen großen Erfolg. Es war nicht Eve, die Cee zu einer Vollbremsung veranlasste. Hannu und sein Bruder Belim versperrten mit dreißig weiteren Falkuns den Weg auf die zerstörte Brücke, deren abgerissener vorderer Betonteil wie eine Rampe in den bleigrauen Nachmittagshimmel ragte. Cees Vorderreifen kam so knapp vor Hannus braunem Mantel aus Kamelleder zum Stehen, dass sein Profil beinahe dessen Schienbein berührte.
Hannu rückte die schwarze Klappe zurecht, die sein rechtes Auge bedeckte, eine Geste, mit der er, wie Cee bereits bei ihrem letzten Treffen beobachten konnte, häufig unterstrich, dass er etwas Wichtiges zu sagen hatte. Wobei fast alles, was Hannu sagte, für seine Mitmenschen von überlebenswichtiger Bedeutung war.
»Wohin so schnell?« Die Worte entschlüpften seinem Mund mit dem für ihn typischen sanft schnurrenden Singsang, »willst du mich mal wieder bestehlen?«
Cee folgte seiner Kopfbewegung und entdeckte zwei Trucks, die einige hundert Meter weiter im Dunst des Veleno reglos verharrten. Ungefähr je fünfzig Falkun-Krieger saßen auf den metallisch leuchtenden Tanks der Auflieger wie auf dem Rücken von Kriegselefanten.
»Ich bestehle grade jemand anderen«, sagte Cee.
Hannu trat zwei Schritte nach vorne und berührte kaum merklich Eves Hand.
»Ja, das versteh ich«, sagte er und lächelte. »Was tust du, wenn ich jetzt dich bestehle?«
»Ich bin dir dankbar.« Cee erwiderte Hannus Lächeln. »Weil dann ab sofort du Zeno am Hals hast und nicht ich.«
»Vielleicht hat Hannu weniger Angst vor Zeno als du«, stieß Eve wütend hervor. Cee verzichtete auf eine Antwort. Nach einem kurzen kehligen Zuruf in der Sprache der Falkuns, ausgestoßen von einem seiner Krieger auf dem Tanklastwagen, wandte Hannu den Kopf. Die Bewegung besaß tatsächlich etwas Ruckartiges wie von einem Raubvogel.
»Zeno und Gatto haben angehalten und sich in ein Gefängnis zurückgezogen.«
Warum geht er an den Ort, wo er die Kinder eingesperrt hat, schoss es Cee durch den Kopf. Will er verhindern, dass Hannu sie sich krallt? Wie weit ist Zeno wirklich mit den Strahlenexperimenten? Ist Eve dabei seine wichtigste Unterstützerin? Und was weiß Hannu von all diesen Dingen? Dessen Stimme holte Cee aus seinen Gedanken.
»Zeno scheint Angst vor mir zu haben.«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen«, sagte Cee. »Er wartet nur auf einen günstigeren Moment.« Er warf einen Blick auf die Tanklaster. »Für die Turks oder die Lions?« Er erwartete nicht wirklich eine Antwort und bekam auch keine. »Warum lässt du sie nicht auf deine Seite des Flusses kommen? Würde dir viel Arbeit ersparen.«
Hannu winkte ab. »Meine Leute bauen die Brücke viel schneller. Pontons aus ein paar zusammengeschweißten LKW- und Panzertanks sind für uns kein Problem. Für andere schon.« Er grinste kurz. »So sehr, dass sie sich den Hals brechen, wenn sie über zerschossene Brücken fliegen.«
Cee erwiderte sein Grinsen, aber er ließ ihn mit der Erklärung nicht durchkommen. Hannu war ein Meister darin, den unwichtigen Teil der Wahrheit zu sagen, um den wichtigen zu verschweigen.
»Warum gehst du das Risiko ein, durch das Gebiet von Thor zu fahren?«
»Wir haben Frieden mit Thor, hast du das vergessen? Noch!« Hannus einziges, waches Auge verengte sich zu einem dunklen Schlitz. »Mein Junge, Isaak, ist seit zwei Jahren verschwunden. Dachte, er ist tot. Meine Leute in Roka hörten Gerüchte, dass man in einem Lager mit Falkun-Kindern experimentiert, wegen der Strahlung. Aber als sie den Ort des Lagers fanden, war es verlassen. Weißt du etwas davon?«
Cee wechselte einen schnellen Blick mit Eve. Ihr Blick war undurchdringlich, aber Cee konnte unschwer die Angst in ihnen entdecken. Wenn Hannu erfuhr, dass sie mit diesen Kindern Experimente durchgeführt hatte, würde seine Sympathie für Eve sich mit Sicherheit schlagartig ins Gegenteil verkehren. Cees Gedanken ordneten sich zu einem gefährlichen Plan.
Eve verfolgte entsetzt, wie Cee sich bei Hannu nach Isaaks Aussehen erkundigte. Und ihr Entsetzen wuchs, als Cee behauptete, er habe Isaak unter den Kindern entdeckt, die Zeno in das Gefängnis nahe der Thorburg verschleppt habe. Eve wusste am besten, dass das eine Lüge war!
»Können wir jetzt gehen?«, fragte Cee und wollte mit einem Tritt auf den Kickstarter sein Bike wieder anwerfen. »Wenn Zeno uns erwischt …«
»Ihr müsst keine Angst vor Zeno haben, solange ihr meine Gäste seid.« Hannu stellte mit einem Knopfdruck Cees Motor wieder ab. »Und ihr seid meine Gäste, bis wir meinen Jungen gefunden haben. Ihr werdet mir den Weg zeigen.«
Er ging zu seinem Bruder Belim. Die beiden Warlords beratschlagten, wie sie das Lager gegen Zeno verteidigen würden, falls er doch angreifen sollte. Auf Belims Geheiß wurden Sprengstoffladungen an den Tanks der beiden LKWs angebracht.
»Dacht ich’s mir doch«, knurrte Cee. »In den Tanks ist überhaupt kein Sprit. Er ist nur hier, um seinen Jungen zu finden.«
»Daran kannst du erkennen, wie wichtig ihm der Kleine ist,« zischte Eve.
Cee war auch klar, dass er ein riskantes Spiel spielte.
»Sobald er rausfindet, dass sein Junge nicht unter den Gefangenen ist, wird er mich töten lassen und dich zwingen, seine Frau zu werden.«
»Dagegen sollten wir was unternehmen. Hast du was, um ihn außer Gefecht zu setzen?«
Cee zögerte, dachte an das Pulver in seinem Lederbeutel. Für Eve war es leichter, an Hannu ranzukommen, ihn zu täuschen. Trotzdem zögerte er.
»Kann ich mich ab jetzt auf dich verlassen?«
Eve nickte kurz, doch Cee war sicher, dass sie bei erstbester Gelegenheit versuchen würde, zu Zeno zurückzukehren. Die Rechnung in ihrem Kopf war ganz einfach: Hinter Zeno standen ein paar hundert Krieger, von denen ihn ein Großteil wie einen Gott verehrte, Cee hingegen war ganz allein. Trotzdem steckte er ihr unauffällig das Pulver zu. Sie wollte ebenso weg von Hannu wie er. Also waren sie Verbündete, zunächst.
Der frühe Abend tauchte den Himmel in ein schmutziges Gelb, wechselte in ein flammendes Orange, das vom blauschwarzen Schlund der Nacht verschlungen wurde, nur um im Morgengrauen wieder ausgespien zu werden. Der Vorgang erinnerte Cee an Zenos Feuerkunst. Wieso verglich er ihn immer wieder mit Naturgewalten? Er war ein Mensch, nichts weiter, auch wenn er ständig das Gegenteil vorzugaukeln versuchte. Die Götter entstehen in den Gehirnen der Menschen, dachte Cee bitter, aber Zeno wird es nicht gelingen, diesen Platz in meinem Kopf einzunehmen.
Im letzten Licht waren einige Zelte aus Ziegenfellen aufgeschlagen worden. Hannu bat Eve und Cee in sein Zelt. Er bot ihnen Wein aus einem großen Lederbeutel an, Eve schüttelte den Kopf, erhielt Wasser. Sie nahm einen Schluck, spuckte angewidert aus.
»Habt ihr kein besseres Wasser?«
Hannu verneinte. »Wir haben kaum noch sauberes Wasser. Deswegen haben wir so gute Zelte.« Er wandte Eve den Rücken zu und strich über das kurze Fell der Zelthaut. Eve nützte den Moment und schüttete das Pilzpulver in den Lederbeutel mit dem Wein. Hannu drehte sich wieder um. »Wir mussten beinahe unsere ganze Ziegenherde schlachten. Nicht genug Wasser. Weil alle meine Leute, die nicht dringend für die Ölgewinnung gebraucht werden, längst übers Meer gekommen sind und nördlich von Wilada hausen; der Stadt, die ihr mal eure heilige Stadt genannt habt. Kannst du dich noch an ihren ursprünglichen Namen erinnern?«
Cee schüttelte den Kopf.
»Niemand merkt sich den Namen von verlorenen Städten. Wir waren froh, dass die Gladiatores Roka gegen euch Falkuns verteidigen konnten.«
»Ich habe nie verstanden, wieso ihr die verlogenen Bastarde uns vorzieht«, sagte Hannu.
»Ganz einfach«, erwiderte Cee. »Sie haben bessere Erde als ihr.«
Hannu nickte grimmig.
»Und besseres Wasser. Wenn uns das Wasser ausgeht, werden wir über die Kavallas zu Thor kommen. Dann müsst ihr uns aufnehmen, wie die Savager.«
»Könnte eng werden.«
»Dann«, sagte Hannu, »werden wir so lange kämpfen müssen, bis es wieder genug Platz gibt.«
»Wenn du mir Zeno vom Hals hältst«, sagte Cee, »wird’s diesen Platz geben.«
Eve lehnte weiteres Wasser ab, Hannu bot Cee den Wein an. Hatte er etwas bemerkt? Cee wusste, er konnte nicht ablehnen, ohne sich verdächtig zu machen, und Hannu würde dann mit Sicherheit nicht mehr von dem Wein trinken. Er nahm einen möglichst kleinen Schluck und hoffte, dass die Dosierung des Pulvers nicht tödlich war. Hannu...
Erscheint lt. Verlag | 19.2.2025 |
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Reihe/Serie | THOR – die Götter kehren zurück |
Verlagsort | Wain |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Atomare Katastrophe • Atomkatastrophe • Atomschlag • Außerirdische • Banden • Bandenkrieg • Biker • Drehbuchautor • Elite • Freundschaft • Gang • Geheimwaffe • General • Gladiator • Grimme-Preis • Kain und Abel • Katze • Krieger • Kriegerinnen • Liebe • mafiosi • Meister • Motorrad • Mythologie • Nibelungensaga • Thorkrieger • Überlebenskampf |
ISBN-10 | 3-9825916-3-5 / 3982591635 |
ISBN-13 | 978-3-9825916-3-6 / 9783982591636 |
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