In der Ruhe liegt die Kraft (eBook)
288 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-609-2 (ISBN)
Jennifer Dukes Lee lebt auf einer Farm in Iowa, die schon in fünfter Generation von der Familie Lee bewirtschaftet wird. Dort betreiben sie und ihr Mann Ackerbau, züchten Schweine und ziehen zwei wunderbare Mädchen groß.
Jennifer Dukes Lee lebt auf einer Farm in Iowa, die schon in fünfter Generation von der Familie Lee bewirtschaftet wird. Dort betreiben sie und ihr Mann Ackerbau, züchten Schweine und ziehen zwei wunderbare Mädchen groß.
Auf die Plätze, fertig, langsam los: eine Einführung
Es gibt Geschichten, die erblicken das Licht der Welt, weil ihre Autoren sie auf eine Ideenliste gekritzelt haben, die sie dann in einer Schreibtischschublade verstauen. Andere Geschichten – vielleicht die besten von allen – drängen sich regelrecht auf und verlangen einfach, geschrieben zu werden. Diese Geschichte ist eine solche Geschichte.
In der Ruhe liegt die Kraft erzählt davon, warum wir ständig gehetzt sind und gleichzeitig Angst davor haben, das Tempo zu drosseln. Es ist eine Geschichte über unsere Sehnsucht nach einem einfacheren Leben – und unsere hartnäckige Weigerung, genau das zu verwirklichen. Es ist eine Geschichte über das nagende Gefühl der Unzufriedenheit mit dem, was wir in unserem Leben wachsen lassen. Wir fragen uns, ob wir an den Tagen, die uns gegeben sind, wirklich genug machen – denn wir wissen, diese Tage sind gezählt.
Letztlich ist es eine Geschichte darüber, warum wir alle so gehetzt sind. Die Antwort läuft auf Folgendes hinaus: Wir sehnen uns nach Liebe, Verbundenheit, einem fruchtbaren Leben und bedeutsamem Wachstum.
Wir neigen zu der Annahme: Um das zu bekommen, was wir wollen, müssen wir einen Zahn zulegen. Doch wie sich herausstellt, ist es in Wirklichkeit genau andersherum: Wir müssen bereit sein, etwas Dramatisches zu tun – ja sogar etwas Radikales. Wir müssen alles über den Haufen werfen, was uns beigebracht wurde.
Wir müssen bereit sein, das Tempo zu drosseln. Das gute Leben, nach dem wir uns sehnen, können wir nicht dadurch erreichen, dass wir schneller laufen, sondern dadurch, dass wir langsamer werden.
Diese Erkenntnis hat etwas in mir verändert. Es geschah während eines sehr harten Jahres auf der Farm in einer ruhigen Ecke von Iowa, die unsere Familie schon in fünfter Generation bewirtschaftet. Im Herbst hielt uns unablässiger Regen zur Erntezeit von den Feldern fern, und als wir diese Felder im Frühjahr wieder bestellen wollten, kehrte der Regen zurück. Die Wolken türmten sich übereinander wie gigantische, donnernde Ambosse. Jeden Morgen stand ich am Küchenfenster und ließ den Blick über die „hinteren 30“ schweifen – die gut 30 Hektar Land, die sich wie ein schwarzer Teppich hinter dem Garten ausbreiten. Die Regentropfen prasselten mit solcher Wucht auf das Haus, dass es sich anhörte, als lebten wir in einer Blechdose. Ich konnte kaum durch den Schauer aus Milliarden von Tropfen sehen, die zielsicher auf unsere Felder herabstürzten.
Wir hatten Schwielen an den Händen, aber auch unsere Herzen und unsere Hoffnungen waren hart geworden. Wir brauchten die Gewissheit, dass auf diesen Feldern wieder etwas Gutes wachsen würde. So schwer es auch war: Wir waren uns bewusst, dass wir auf Gottes Eingreifen warten mussten, auf denselben Gott, der über dieses Land wacht, seit er es ins Dasein gerufen hat.
Beim Abendessen beugte unsere kleine Familie die Köpfe über Teller mit dampfendem Schweinebraten und Wurzelgemüse. Wir vier beteten für unser Land und dafür, dass der Regen aufhören möge. Wir kritzelten wie besessen in unsere Gebetstagebücher. In unserer kleinen Dorfkirche mit dem weißen Kirchturm, der demütig gen Himmel ragt, hielt sich unsere Gemeindefamilie über den Gang hinweg an den Händen und kniff fest die Augen zu, während wir für all die Farmer beteten, die am Ende ihrer Kräfte waren und bei den Krisenhotlines der Landwirtschaftsbehörden anriefen. Wir flehten Gott an, uns in dieser angstvollen Zeit Frieden zu schenken.
Tief in unserem Inneren glaubten wir fest daran, dass Gott uns helfen würde – vielleicht nicht dann, wann wir es wollten, und auch nicht in Form der Erträge, die wir uns wünschten. Es würde ein Jahr langsamen Wachstums werden – langsam würde die Saat in die Böden kommen, langsam würde sie aufwachsen –, aber diese Felder würden bestellt werden. Wir wiederholten Gottes uralte Zusagen und führten uns vor Augen, auf welche Weise er seine Schöpfung versorgt. Wir erinnerten uns daran, was Jesus darüber sagt, wie Pflanzen wachsen: „Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.“[1] In all den Jahren, die ich nun schon auf einer Farm lebe, habe ich nicht ein einziges Mal erlebt, dass eine Maispflanze in Panik geraten wäre oder die Nerven verloren hätte.
Wir mussten den Mut finden, innerlich ruhig zu bleiben, allem ein wenig Zeit zu geben, alles in seinem eigenen Tempo wachsen zu lassen. Und dieses Tempo war: langsam.
Während dieses harten Jahres dämmerte es mir: Was ich im Hinblick auf das Land für wahr hielt, das galt nicht im selben Maß auch für mich, für mein eigenes Turboleben. Jedenfalls glaubte ich nicht daran.
Was wäre, wenn ich in diesem Jahr, in dem sich alles langsamer vollzog, bewusst entscheiden würde, auch mein Leben zu verlangsamen? Was wäre, wenn ich alles, was man mir über Leistung, Ehrgeiz und Ziele beigebracht hatte, zurückstellen würde? Was wäre, wenn ich aufhören würde, das Leben so zu führen, als befände ich mich im Ausnahmezustand?
Diese Vorstellung kam mir kühn vor.
Was hätte ich zu gewinnen? Und was hätte ich zu verlieren?
Denn die Wahrheit war: Ich hatte es ständig eilig. Und ganz ehrlich: Wenn man sich meinen Lebenslauf ansah, hatte das bislang auch ziemlich gut funktioniert.
Ich hatte mich mit viel Enthusiasmus und Energie auf meinen Lebensweg gemacht, in der Hoffnung, mir ein schönes Leben aufzubauen. Und ich liebe mein Leben, liebe meinen Ehemann, liebe meine beiden wundervollen Töchter, liebe meine Arbeit als Autorin und Lektorin. Wir leben auf dem Land, das die Männer aus der Familie meines Mannes seit fünf Generationen mit Liebe bestellt haben, unterstützt von ihren Ehefrauen, die vor mir hier lebten. Auch sie standen an ihren Küchenfenstern und blickten über das Land der Lees: Joyce, Eunice, Emma und Maria. Ich danke Gott dafür, dass ich zum Glauben gefunden habe, nachdem ich in meinen Zwanzigern beinahe einem diffusen, an mir nagenden Agnostizismus nachgegeben hätte. Und obwohl ich so vielen falschen Dingen nachgelaufen bin, hoffe ich, dass ich heute ein positives Zeichen in der Welt setze – mit Integrität, Freundlichkeit und Großzügigkeit.
Aber irgendwann begann mein Körper – dieses Gerüst, das mich meinen Lebensweg entlangträgt – zu schwächeln. Ich befürchtete, dass mich mein schnelles Tempo umbringen würde – vielleicht nicht körperlich, aber emotional, menschlich und unter Umständen auch geistlich. Ich war schon immer ein wenig zu sehr auf Effektivität bedacht, aber ich merkte, dass die Lichtgeschwindigkeit, mit der ich durchs Leben hetzte, dazu führte, dass ich bei den Dingen, die mir am meisten am Herzen lagen, nur noch ungenügende Arbeit leistete. Ich konnte einfach nicht alles bewältigen, während ich wie eine Verrückte herumlief und versuchte, in dieser Welt etwas zu bewirken. Das Schlimmste war: Mir war durchaus bewusst, dass ich in den schönsten Momenten, die das Leben mir schenkte, nicht ganz präsent war. Und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich die Person überhaupt mochte, zu der ich geworden war.
Das Jahr der Langsamkeit auf unserer Farm gab mir Zeit und Raum, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Und das habe ich gelernt: In dem Bestreben, uns ein sinnerfülltes und zielorientiertes Leben aufzubauen, büßen wir unbemerkt zu viel ein – die Zufriedenheit mit dem, was wir bereits haben, ein Gefühl des Friedens mit dem, was bereits ist, und die Verbundenheit mit den Menschen, mit denen wir unser Leben teilen.
Man kann so sehr seiner eigenen Vorstellung von einem bedeutsamen Leben nachjagen, dass man die Tatsache übersieht, dass man bereits das bedeutsame Leben führt, das Gott einem gegeben hat.
Die Diagnose
Ich war schon immer ein sehr leistungsorientierter Mensch, der viel auf einmal erledigen kann. Bis ich es nicht mehr konnte. Bis mein Körper mich im Stich ließ. (Oder vielleicht ließ ich auch meinen Körper im Stich, indem ich ihn zu stark beanspruchte.) Ich hatte vor einigen Jahren meinen 40. Geburtstag gefeiert, aber den Ehrgeiz meines 23-jährigen Ichs – und irgendetwas stimmte nicht. Ich war müde, hatte Bauchschmerzen, schlief schlecht und fühlte mich nervös und angespannt.
Ich fragte mich, ob etwas Ernstes in meinem Körper vor sich ging, ob ich eine seltsame Krankheit hätte.
Und dann war da noch der unerklärliche Gedächtnisverlust. Ich vergaß, zum Mittagessen mit einer Freundin zu erscheinen; vergaß, die Katzen zu füttern; vergaß, eine Rechnung zu bezahlen, vergaß, meine Tochter von der Schule abzuholen, um sie zum Zahnarzt zu bringen. Vielleicht nur kleine Versäumnisse, aber Verpflichtungen, die ich früher nie vergessen hätte. Ich hatte Wortfindungsstörungen und konnte für die einfachsten Dinge nicht das richtige Wort finden – ich sagte meinem Mann, dass ich die Töpfe und Pfannen in die Waschmaschine gesteckt hatte; eigentlich wollte ich aber „die Bettwäsche“ sagen. Ich fragte mich ehrlich gesagt, ob ich unter einer früh einsetzenden Demenz litt. So dramatisch das auch klingen mag, aber die Vergesslichkeit erschreckte mich.
Emotional erkannte ich mich auch nicht wieder. Ich lachte weniger und weinte mehr, allerdings nicht bei einer rührseligen romantischen Komödie. Die Tränen kamen meist, wenn ich wütend, gereizt oder überfordert war.
Eines Nachmittags fand ich mich in der Praxis eines Arztes für Naturheilkunde wieder. Er ist einer dieser Ärzte, die dich ganzheitlich unter die Lupe nehmen – Körper, Seele, Geist –, statt rasch ein Rezept auszustellen und dich in die Apotheke zu schicken, um so das zu reparieren, was kaputt ist.
Diese Praxis war...
Erscheint lt. Verlag | 13.1.2025 |
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Übersetzer | Renate Hübsch |
Verlagsort | Asslar |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | Ann Voskamp • Entschleunigung • Früchte • Gehetzt • geistlich wachsen • Hektik • Jahreszeiten • Lebensrhythmus • Natur • Prediger 3 • Schöpfung • Stille • stress bewältigen • Tausend Geschenke |
ISBN-10 | 3-96122-609-1 / 3961226091 |
ISBN-13 | 978-3-96122-609-2 / 9783961226092 |
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