Hotel Ambrosia - Du. Entkommst. Nicht. (eBook)

479 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-7441-3 (ISBN)
Ein Hotel, das Schauplatz zahlreicher schauriger Verbrechen war.
Eine Entführung aus einem der Zimmer.
Und Robyn, die alles durch ihr Fenster mitangesehen hat ...
Die 17-jährige Robyn ist wie besessen vom Ambrosia, dem Hotel gegenüber ihrer Wohnung. Seine düstere Geschichte und die zwielichtigen Langzeitgäste faszinieren die True-Crime-Liebhaberin so sehr, dass sie oft mit dem Fernglas am Fenster sitzt. Sie kennt die Routinen des Personals, die Gewohnheiten der Gäste und das ein oder andere schmutzige Geheimnis. Insgeheim träumt Robyn davon, einen Cold Case zu knacken. Doch dann wird sie Zeugin einer Entführung - und das Opfer ist für Robyn keine Unbekannte. Sofort ist ihr klar: Sie muss etwas tun! Aber wie? Aufgrund einer Erkrankung kann Robynm ihre Wohnung im sechsten Stock nicht verlassen. Kurzerhand schickt sie A.J., einen Jugendlichen von der Straße, ins Ambrosia, um gemeinsam mit ihr zu ermitteln. Doch keiner von beiden ahnt, welche Schrecken im Hotel auf ihn lauern ...
Holly Jackson trifft auf »Das Fenster zum Hof«
Dieses Buch gibt es in zwei Versionen: mit und ohne Farbschnitt. Sobald die Farbschnitt-Ausgabe ausverkauft ist, liefern wir die Ausgabe ohne Farbschnitt aus.
<p><strong>Katie Kento </strong>wurde 1993 in NRW geboren und schreibt seit ihrem neunten Lebensjahr. Mit ihren Krimis entführt sie ihre Leserschaft in die düstere Welt der Verbrechen. Nach ihrem Bachelor in Kulturwissenschaften mit den Schwerpunkten Literatur und Medien schloss sie ihren Master in Integrated Media ab und arbeitete anschließend in einem Hamburger Verlagshaus. Inzwischen lebt und schreibt die Autorin in Oldenburg. Durch ihre Faszination für True Crime ist sie auf einen wahren Kriminalfall gestoßen, der sie zum <strong>Hotel Ambrosia</strong> inspiriert hat.</p>
Kapitel 2
Betreff: Re: Re: Recherche zum Ambrosia – ein neues Thema für deinen Podcast?
Von: Robyn Jackson
An: Ivy Cooper
[Entwurf]
Liebe Ivy,
tausend Dank für die Antwort! Ich habe hier gerade einen richtigen Fangirl-Moment!! Wie schon gesagt, ich LIEBE deinen Podcast. Du musst wissen, dass ich viel Zeit allein zu Hause verbringe und ohne Whispering Ivy wahrscheinlich längst an akuter Langeweile gestorben wäre! :D Das klingt jetzt vielleicht kitschig, aber du bist eine Inspiration für mich, und ich träume davon, mal in deine Fußstapfen zu treten.
Wow. Achtung, Schleimspur. Robyn löschte den letzten Satz.
Du glaubst gar nicht, wie aufregend es für mich ist, dass du das Ambrosia behandeln willst. Ich bin so gespannt, was du alles herausfinden wirst! Besteht die Möglichkeit, dass du mich auf dem Laufenden hältst? Ich würde töten für ein paar inoffizielle Einblicke in deine Arbeit – metaphorisch gesprochen, haha! Nein, ganz ehrlich, bis Halloween kann ich unmöglich warten, das ist ja noch ein halbes Jahr! Ich behalte auch alle Infos für mich, versprochen.
Im Anhang schicke ich dir übrigens eine aktualisierte Version des Zeitstrahls. Ich habe noch ein paar kuriose Fakten zum Jahr 1972 gefunden. Und falls es dich echt interessiert, hänge ich dir auch meine Notizen zu dem Cold Case an, der mich momentan am meisten beschäftigt. Ich weiß, es ist nur eine Theorie, aber es gibt kaum gesicherte Infos zu dem Fall, und irgendwo muss man ja ansetzen. Ohne Arbeitshypothesen keine Ermittlungen, hab ich recht?
Ob Ivy es seltsam fand, dass Robyn eine regelrechte Fallakte angelegt hatte? Kurz überlegte sie, die Datei wieder aus den Mailanhängen zu entfernen. Die Spekulationen waren ihr auf einmal peinlich. Doch als True-Crime-Fanatikerin hatte Ivy solche Dokumente sicherlich selbst schon verfasst.
Robyn biss sich auf die Unterlippe. Jetzt kam der weitaus unangenehmere Part. Wie um alles in der Welt sollte sie das beste Angebot, das sie in ihrem Leben jemals erhalten hatte – und wahrscheinlich erhalten würde –, ablehnen? Ihr größtes Idol bat sie um Hilfe bei der Recherche! Auf Robyns linkem Oberarm bildeten sich mittlerweile mehrere kleine Blutergüsse, so viel Zwicken und Kneifen war nötig gewesen, um sich selbst zu überzeugen, dass sie tatsächlich wach war. Sie als Undercover-Journalistin, das war ein wahr gewordener Traum! Wäre ein wahr gewordener Traum.
Was deine Einladung ins Ambrosia angeht, muss ich leider absagen, ich bin nämlich
Robyns Zeigefinger schwebte über dem K. K wie krank. Dann schwenkte er rüber zur Backspace-Taste, und sie sah zu, wie der neue Satz Buchstabe für Buchstabe vom Bildschirm verschwand. Das hier war ihre Chance, mit einer der erfolgreichsten True-Crime-Journalistinnen der Podcast-Welt zusammenzuarbeiten! Minutenlang suchte sie nach den richtigen Worten, bevor sie weiterschrieb.
Ich würde unheimlich gern mal im Ambrosia einchecken, nur lässt mein gesundheitlicher Zustand das leider nicht zu. Ich habe ME/CFS. Das sagt dir vermutlich nichts, aber bestimmt ist dir Long Covid ein Begriff? Im Grunde genommen sind die Symptome sehr ähnlich. In meinem Fall
Robyn stöhnte, markierte den Absatz und löschte ihn. Too much information. Danach hatte Ivy doch gar nicht gefragt. Sie hatte ihr angeboten, verdeckte Journalistin für den Podcast zu sein. Und das wollte sie, verdammt! So sehr, dass es beinahe physisch wehtat, diese einmalige Gelegenheit auszuschlagen.
Ich bin momentan verhindert und kann das Ambrosia deshalb nicht besuchen. Falls sich die Situation in nächster Zeit ändert, melde ich mich bei dir. Danke für das Angebot!
Sie zog eine gequälte Grimasse, während sie die nichtssagenden Zeilen wieder löschte. So schnell würde ihre Situation sich vermutlich nicht ändern. Es war albern, das zu schreiben. ME/CFS galt noch immer als nicht heilbar. Es gab bisher nur wenige Erkenntnisse über die Ursachen und noch weniger Ansätze zu erfolgreichen Therapien. Behandelt wurden nur die Symptome.
Doch was sollte sie Ivy sonst antworten? Wenn sie von der Erkrankung erfuhr, würde sie Robyn bei den Ermittlungen womöglich komplett außen vor lassen, weil sie ihr nicht zutraute, helfen zu können. Dabei war sie wirklich gut im Recherchieren und hatte den perfekten Blick auf das Ambrosia!
Ein entferntes Klackern ließ sie zusammenzucken. Nellys Schlüssel drehte sich im Schloss der Wohnungstür. Robyn sah zur Zeitanzeige des Bildschirms. 11:15 Uhr. Eine frühe Mittagspause.
»Spätzchen«, erklang der vertraute Singsang im Flur. Ihre Großtante hielt die Stimme gesenkt für den Fall, dass Robyn schlief. Sie verursachte kaum ein Geräusch, als sie durch den Flur und die drei Stufen zu ihrem Zimmer hochhuschte, um die potenziell kontaminierte Kleidung zu wechseln.
Robyn nagte an ihrer Unterlippe. Dann flogen ihre Finger wie von selbst über die Tastatur.
Natürlich darfst du mich im Ambrosia einquartieren! Du bekommst einen erstklassigen Bericht mit Fotos, Videos und allem Drum und Dran, versprochen! Ich kann’s kaum erwarten. :)
Liebe Grüße aus dem sonnigen Kalifornien
Robyn
Bevor sie verarbeiten konnte, was sie da getippt hatte, klickte sie auf Senden. Ein Signalton ihres Mailprogramms bestätigte, dass sie das gerade tatsächlich getan hatte und nun nichts mehr rückgängig zu machen war.
»Was zum …?« Ungläubig musterte Robyn erst den Bildschirm, von dem ihre Mail nun verschwunden war, dann ihre Hände. War sie jetzt vollkommen übergeschnappt? Was hatte sie getan?!
Es war die einzig logische Antwort, behauptete eine trotzige Stimme ganz hinten in ihrem Kopf. Dabei wusste sie, wie falsch das war. Schon allein die Verabschiedungsfloskel ihrer Mail war eine halbe Lüge – als ob sie den kalifornischen Sonnenschein jemals zu Gesicht bekam. Aber was sie davor geschrieben hatte, das war schlichtweg Betrug! Ivy würde Geld für ein Hotelzimmer zahlen, in das nie jemand eincheckte. Sie würde mit Hintergrundrecherchen für ihren Podcast rechnen, die Robyn nicht liefern konnte.
Beinahe lautlos schlüpfte Nelly ins Zimmer. »Wie schön, du bist wach.«
Eilig schloss Robyn das Mailprogramm und schaute zu ihrer Großtante auf. Sie versuchte sich an einem gelangweilten Gesichtsausdruck, dabei tobten die Gedanken hinter ihrer Stirn wie ein Orkan. Was zur Hölle sollte sie jetzt tun? Eine weitere Mail schicken, um die Sache richtigzustellen? Ivy würde sie für eine Lügnerin halten! Einen Bericht fälschen und sich Bildmaterial aus dem Internet zusammenklauen? Das ließ ihre Ehre als Hobbyjournalistin nicht zu, außerdem würde es sicher auffliegen! Einen Weg finden, das Ambrosia wirklich zu besuchen? Nette Idee, aber wie sollte der aussehen?
Weil der lächerlich kleine Einpersonenaufzug zu schmal für sie und ihren Rollstuhl war, selbst wenn sie ihn zusammenklappte, brauchte sie Nellys Hilfe, um das Haus zu verlassen. Doch wie sollte sie bitte in Begleitung ihrer neugierigen und übervorsichtigen Großtante, die hinter jeder Straßenecke tödliche Killerviren vermutete, ins versiffte Ambrosia einchecken? Diese Vorstellung war absurd.
Jeden Tag hoffte Robyn darauf, die Hausverwaltung würde ihr Versprechen doch noch wahr machen und mit den Arbeiten an einem neuen Aufzug beginnen. Nur aufgrund dieser Zusage hatte Nelly ihr Erspartes in den Umbau der Wohnung gesteckt. Jetzt war ihr Zuhause so gut wie barrierefrei, ihr Konto so gut wie leer, aber der verfluchte Aufzug noch immer zu schmal. Da die Hausverwaltung alle Nachfragen ignorierte und Nelly sich ein Gerichtsverfahren nicht leisten konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als nach einer neuen Wohnung zu suchen. Aber das gestaltete sich schwierig mit dem nun sehr begrenzten Budget. Robyn mochte die Vorstellung, bald ebenerdig zu wohnen, stellte sich aber darauf ein, noch ein paar Wochen, wenn nicht Monate auf den Umzug warten zu müssen.
»Alles okay?« Die Lachfältchen in Nellys Augen- und Mundwinkeln wichen einem skeptischen Ausdruck. Aus ihren warmen braunen Augen musterte sie Robyn, dann streifte ihr Blick den Bildschirm, der nun eine Shakespeare-Analyse zeigte. »Hast du überhaupt eine Pause gemacht seit heute Morgen?«
»Du kennst die Antwort.« Robyn schob die Gedanken an den Aufzug und die Wohnungssuche, an Ivy und den Podcast beiseite. Mit ihrer unüberlegten Aktion und dieser verlogenen Mail würde sie sich später auseinandersetzen. »Im Gegensatz zu dir habe ich einen geregelten Tagesablauf«, neckte sie und bereute es sofort, als Nelly zerknirscht seufzte.
Das San Bernardino Hospital hatte seit Jahren mit Personalmangel zu kämpfen, und ihre Großtante war eine der engagierten Pflegekräfte, die das ausbaden mussten. Spontane Bereitschaftsdienste, Schichtwechsel, Überstunden und unregelmäßige Pausen gehörten zu ihrem Alltag. Wie wohl jede berufstätige Alleinerziehende hatte sie ein schlechtes Gewissen, so selten zu Hause zu sein.
»Ich möchte nur sichergehen, dass du auf dich achtest, Spatz.«
Mit gespielter, aber nicht ganz falscher Gereiztheit versicherte Robyn: »Keine Sorge, ich führe das Leben einer vorbildlichen vierundneunzigjährigen Granny. Ich vergesse weder die Medikamente noch die Nickerchen.«
Nellys Grinsen kehrte zurück. »Meine Güte, für vierundneunzig hast du dich aber ausgezeichnet gehalten! Was ist dein Geheimnis?« Sie warf einen kurzen Blick zum Sessel, der mit Cardigans, T-Shirts und Hosen behangen neben dem Schreibtisch stand. Dann setzte sie sich stattdessen auf die Tischkante, befreite ihre grauen Locken aus dem...
Erscheint lt. Verlag | 28.2.2025 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Agatha Christie • a good girl's guide to murder • Aktion Kulturpass • Beobachten • Bücher wie Only Murders in the Building • Cold Case • Das Fenster zum Hof • female empowerment • Fernglas • Hitchcock • Horrorhotel • Hotel Cecil • Jugendkrimi • Junge Erwachsene • Klassischer Krimi • kulturpass • L. A. • locked room • Los Angeles • Mord • Podcast • Rollstuhl • Spannung • strangers to lovers • True Crime • YA Crime • Young Adult |
ISBN-10 | 3-7517-7441-6 / 3751774416 |
ISBN-13 | 978-3-7517-7441-3 / 9783751774413 |
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