Whisperworld 7: Duell in der Wildnis (eBook)
288 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-94014-5 (ISBN)
Barbara Rose ist Kinder- und Jugendbuchautorin und Journalistin. Bevor sie mit dem Schreiben anfing, hat sie Sendungen für Kinder und Jugendliche im Radio moderiert und sich Geschichten fürs Fernsehen ausgedacht. Sie wohnt mit ihrem Mann, vier Kindern, Hund Molly und vielen anderen Tieren in der Nähe von Stuttgart. Aber häufig ist sie auch an einem anderen Ort anzutreffen ... in Whisperworld!
Barbara Rose ist Kinder- und Jugendbuchautorin und Journalistin. Bevor sie mit dem Schreiben anfing, hat sie Sendungen für Kinder und Jugendliche im Radio moderiert und sich Geschichten fürs Fernsehen ausgedacht. Sie wohnt mit ihrem Mann, vier Kindern, Hund Molly und vielen anderen Tieren in der Nähe von Stuttgart. Aber häufig ist sie auch an einem anderen Ort anzutreffen … in Whisperworld! Alina Brost, geboren 1996, studierte Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Illustration. Sie ist fasziniert von magischen Welten und stets auf der Suche nach neuen Abenteuern in Büchern aller Art. Sie lebt mit ihrem Partner und vier Katzen in Augsburg.
Wie ein breites dunkelgrünes Band wirkte der Krokodilfluss zu dieser Stunde. Vereinzelte Sonnenstrahlen tupften goldene Flecken aufs Wasser und brachten die glatte Oberfläche zum Schimmern. Von Zeit zu Zeit kräuselte eine leichte Welle den Strom, wenn ein Fisch oder ein größeres Tier nach oben stieß, sonst floss er träge vor sich hin. Aus der Ferne hörte man Kakadus, Papageien, Schimpansen und Bonobos in den Bäumen rechts und links vom Ufer zwitschern, keckern und toben. An dieser Stelle war der Fluss so breit, dass der Lärm der Tiere nur gedämpft bis zur Humboldt drang.
Max stand an der Reling des Solarschiffs der Schule der Tierflüsterer und sah in die Ferne.
„Ich liebe diese Gegend“, murmelte er. „Wenn ich irgendwo Kraft tanken kann, dann hier.“
Eine Stunde zuvor war der Vertrauenslehrer der Schule noch nervös und hektisch mit Lady Poppy, Bo, Enisa und Mohit aufs Schiff gestiegen. Er hatte mit ihnen alle Vorbereitungen getroffen, um so schnell wie möglich loszufahren und die anderen Tierflüsterer an einer geeigneten Stelle am Ufer des Skeif an Bord zu holen.
Max hielt sich mit beiden Händen an der Reling fest und erinnerte sich an die abenteuerliche Reise, die hinter den Lehrern und den Schülern lag: Nachdem die Tierflüsterer im Eisland entdeckt hatten, dass Devin Dolor mit seinen Komplizen und den gefangenen Tieren mit einem U-Boot aus Whisperworld geflohen war, hatte zunächst blankes Entsetzen geherrscht. Nach wie vor hatten sie dem Verbrecher auf der Spur bleiben wollen, die nun wohl – so hatten es die Kinshas, die Riesenwürmer, erklärt – ins Unknown Territory führen würde. Lange hatten Lehrer und Schüler gemeinsam überlegt, wie sie Devin so schnell dorthin folgen sollten. Eigentlich war das ein Wettlauf mit der Zeit, den sie kaum gewinnen konnten. Nur mit der Humboldt hatte noch eine Chance bestanden. Doch damals war der Weg vom Eisland bis zum Liegeplatz des Schiffes viel zu lang gewesen.
Max stöhnte kurz auf, als er sich daran erinnerte, wie in dieser ausweglosen Situation völlig überraschend Helfer im Eisland aufgetaucht und sich als Transportmittel angeboten hatten. Natürlich hatten die Tierflüsterer diesen Vorschlag sofort angenommen, die Zeit drängte! Nur dank dieser Helfer hatten Max und Lady Poppy, Bo, Enisa und Mohit unglaublich schnell die Stelle in Mandulara erreicht, wo das Solarschiff sicher vertäut lag. Danach mussten sie es nur noch flottmachen und die übrigen Tierflüsterer und ihre Lehrer abholen.
Und jetzt lagen die Jungen und Mädchen erschöpft von der Reise und dem Abenteuer im Skeif in ihren Kajüten. Max dagegen genoss die Stille, nahm seine Hände von der Reling und warf einen kurzen Schulterblick zu Lady Poppy, die ihm aus dem Steuerstand zuwinkte. Sie war die beste Kapitänin von allen.
„Alles bestens“, rief sie. „Wir sind gut in der Zeit. Wir finden diesen Mistkerl!“
Kurz hob auch Max die Hand, öffnete dann den Reißverschluss seiner dicken Jacke, zog sie aus und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Er brauchte sie nicht mehr. Im Gegensatz zum Skeif war es hier angenehm warm. Endlich hatte Max das Gefühl, Luft holen und wieder richtig durchatmen zu können. Die Beklemmung, die er im unwirklichen Eisland die ganze Zeit über gespürt hatte, war verschwunden. Gerade wollte er sich im Schneidersitz an Deck niederlassen und die Stille des Augenblicks genießen, da hörte er merkwürdige Geräusche.
Ein Surren, dann ein Flattern und Donnern durchschnitten die Luft. Dazu spürte Max eine Art Wirbel, der sich genau über seinem Kopf befand. Irritiert hob er die Hand, um seine Augen zu beschatten, blickte zum wolkenlosen Himmel … und erstarrte.
Ein riesiger Greifvogel kreiste mit weit ausgebreiteten Schwingen über der Humboldt. Mit geübtem Blick erkannte Max, dass die Flügelspannweite des Tieres mindestens fünf Meter betragen musste. Ein Gigant der Lüfte! Fasziniert beobachtete Max die geschmeidigen Bewegungen des Vogels. Das war hundertprozentig ein fantastisches Tierwesen, eine ihm bisher unbekannte Spezies, die es nur hier in Whisperworld gab. Ob Doktor Noa diese Art kannte?
Max war sich sicher, dass er in den Chroniken noch nie etwas über diesen Vogel gelesen hatte … oder hatte er einige Seiten überblättert, wie er das gern tat, wenn ihm die Augen zufielen?
Mit angehaltenem Atem bemerkte der Lehrer, dass der Vogel seine Runden nun tiefer flog, aber immer noch in ruhigen, gleichmäßigen Kurven. Wie hypnotisiert stand Max an der Reling und änderte seine Position auch dann nicht, als der Vogel mit einem Mal genau auf ihn zuhielt.
Die nächsten Momente erlebte er wie einen Film, beinahe wie in Zeitlupe. Überrascht starrte er zunächst auf die feurigen Augen, aus denen winzige Blitze zu zucken schienen, und auf den langen, spitz zulaufenden Schnabel des Tieres, mit dem dieses auf ihn zuschoss. Wie ein Dolch sah der aus. Scharf und tödlich.
Zum Landeanflug stellte der Vogel seine Flügel wie Ruder beinahe quer gegen die Luft. Dabei erzeugten die Schwingen das donnernde Geräusch. Die durch die Bewegungen der Flügel entstehende Luftverwirbelung drang schmerzhaft in Max’ Trommelfell. Gleichzeitig verdeckte der dunkle Körper des Vogels für einen Moment die Sonne und der blutrote Schnabel leuchtete unheilvoll auf.
„Verdammt, was …?“, setzte Max an und wollte fliehen.
Zu spät.
Gleich einem Torpedo, der sein Ziel im Visier hatte und nicht aufzuhalten war, raste der Vogel auf Max zu.
Der Lehrer duckte sich instinktiv, kauerte sich auf den Boden, schloss die Augen und presste die Arme über den Kopf. Er wartete auf den Schmerz, den der scharfe Schnabel mit Sicherheit verursachen würde. Max’ Herz raste, sein Mund war staubtrocken, in seinem Kopf fuhren die Gedanken Achterbahn.
Warum hatte er sich nicht besser auf einen möglichen Angriff vorbereitet? Weshalb war er so naiv gewesen? Er wusste doch, dass die Spione von Devin Dolor überall sein konnten. Gerade jetzt hätte er nicht so leichtfertig sein dürfen. Verdammt, warum hatte er die dicke Jacke ausgezogen, die ihm zumindest ein gewisses Maß an Schutz geliefert hätte?
Unkontrolliert begann Max am ganzen Körper zu zittern, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Gleich würde der Vogel ihn attackieren, es konnte sich nur noch um Sekundenbruchteile handeln, dann …
„Halt! Hör sofort auf, Goran. Das ist Max, er ist Lehrer an der Schule der Tierflüsterer“, rief Lady Poppy. „Er gehört zu den Guten! Also lass ihn in Ruhe!“
Ihr Ton war hart und schneidend und duldete keinen Widerspruch.
Einen Moment verharrte Max weiter in seiner Position. Er war sich nicht sicher, ob Lady Poppys Befehl gewirkt hatte. Doch statt eines stechenden Schmerzes spürte er plötzlich eine weiche Hand auf seiner Schulter.
„Es ist gut, Max. Alles in Ordnung.“
Als er die Augen öffnete, hockte der riesige Vogel vor ihm auf dem Deck. Seine feurigen Augen sahen Max neugierig an.
„Darf ich vorstellen?“ Lady Poppy deutete erst auf den Vogel, dann auf Max. „Das hier ist Goran, ein Lorea und treuer Freund von Doktor Noa. Und das hier ist Max, der Vertrauenslehrer unserer Schule.“
Max schnaubte, bevor er sich erhob. „Freut mich, dich kennenzulernen.“ Verärgert stellte er fest, dass seine Stimme zitterte.
„Miau“, machte der Vogel.
„Miau?“ Beinahe musste Max lachen, so absurd war die Situation. Der riesige Vogel machte Katzengeräusche?
Fragend sah Max Lady Poppy an. Die grinste.
„Habe ich es gerade mit einem unserer Schüler oder mit einem Lehrer zu tun? Versuche dich zu konzentrieren, Max. Und du, Goran, wiederhole deine Worte, bitte.“
Der Vogel deutete eine leichte Verbeugung an. „Ich mich auch.“
Und jetzt verstand auch Max, was Goran gesagt hatte.
Lady Poppy sah Goran kopfschüttelnd an. „Was tust du hier? Ihr Loreas habt euch schon seit Ewigkeiten nicht mehr in dieser Gegend blicken lassen. Noch nicht mal Max kennt dich. Und er gehört praktisch zum Inventar der Schule.“
Goran schlug mit den Schwingen und jetzt bemerkte Max, dass sich an der Unterseite der schwarzen Deckfedern eine Schicht befand, die wie pures Gold leuchtete.
„Du weißt, wie wertvoll unsere Flügel sind, Poppy“, gab Goran zurück. „Deshalb haben wir uns ins Unknown Territory zurückgezogen, ins Wasserland, wie wir Tiere es nennen. Sicherheitshalber. Aber auch dort haben wir inzwischen nicht mehr das Gefühl, geschützt leben zu können.“
Lady Poppy beugte sich vor und flüsterte: „Weil Devin Dolor mit seinen Komplizen dort ist?“
„Meinst du einen brutal wirkenden Mann, eine athletisch gebaute Frau und einen dicklichen Typen? Dann ist es dieser Devin mit seinen Helfern.“ Goran nickte. „Aber es gibt noch mehr von diesen Kerlen im Wasserland. Es sind hoffentlich keine Freunde von Doc?“
Lady Poppy verdrehte die Augen. „Machst du Witze? Devin und seine Helfer sind üble Tierquäler. Wir Lehrer sind ihnen zusammen mit unseren Schülern seit einiger Zeit auf den Fersen. Was hast du beobachtet, Goran?“
„Heute Morgen sind sie mit einem U-Boot und vielen Tieren am Ufer angekommen. Diese Menschen haben Schlimmes vor, das spüre ich. Seit Wochen werden immer wieder neue Arten in ihr Lager gebracht. Es herrscht große Hektik. Als würden die Kerle ihre Abreise vorbereiten und wollten möglichst viele Tiere mitnehmen. Doktor Noa muss dringend handeln, sonst ist Whisperworld bald Legende. Deshalb hat mich mein Schwarm...
Erscheint lt. Verlag | 28.2.2025 |
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Reihe/Serie | Whisperworld |
Illustrationen | Alina Brost |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer Buch ab 9 Jahre Junge Mädchen • Artenschutz Kinder • Buch Freundschaft Tiere ab 9 • Dinosaurier Buch ab 9 Jahre • Fantasy Bücher Kinder ab 9 • Kinderbuch Dino Dinosaurier • Kinderbuch Nachhaltigkeit Klimawandel • Kinderbuch Umweltschutz Tierschutz • magische tiere buch • Phantastische Tierwesen Buch • spannende Bücher Kinder ab 9 • sprechende Tiere Kinder • Tiere retten Buch Kinder • Tierflüsterer Buch |
ISBN-10 | 3-646-94014-X / 364694014X |
ISBN-13 | 978-3-646-94014-5 / 9783646940145 |
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