Karma Drama 2. Dämonische Bestimmung (eBook)
288 Seiten
Verlag Friedrich Oetinger
978-3-96052-436-6 (ISBN)
Viktoria Etzel hat ihren Traum, täglich von den schönsten Geschichten umgeben zu sein, zum Beruf gemacht. Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie arbeitet sie nun als Bibliothekarin.
Viktoria Etzel hat ihren Traum, täglich von den schönsten Geschichten umgeben zu sein, zum Beruf gemacht. Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie arbeitet sie nun als Bibliothekarin.
Kapitel 2 Neuer Plan, gleiches Chaos
10. November
Der Plan war völlig abgedreht und würde niemals funktionieren. Sobald ich meinen dämonischen Freund Kasimir in die Finger bekam, würde ich ihn für diese lächerliche Idee büßen lassen. Aber hatte ich eine Wahl? Nein, und an allem war nur der verfluchte Oberdämon mit dem Rang A+ schuld!
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Mit schweißnassen Fingern fummelte ich eine Packung Kaugummis mit Pfefferminz-Kokosnuss-Geschmack aus meiner Hosentasche.
»Bekomme ich auch einen?«, fragte Großtante Pearl und streckte mir ihre Handfläche entgegen, ohne die Augen von der Straße abzuwenden.
Ich ließ einen der etwas eingedellten Kaugummis hineinfallen, und Großtante Pearl steckte ihn in den Mund. Grinsend beobachtete ich, wie sie bei dem gewöhnungsbedürftigen Geschmack das Gesicht verzog und sich ihre runzelige Stirn in noch mehr Falten legte. Es war das erste Mal, dass ich an etwas anderes als die Dämonen dachte, seit wir uns in ihr klappriges, nach Duftstäbchen riechendes Auto gesetzt und auf den Weg zur Embergate-Academy gemacht hatten. Als wir vor etwa einer Viertelstunde die Grenze zum Dämonenviertel passiert hatten, hatte ich sogar kurz die Luft angehalten. Seit Justins und meiner Antonia-Spionageaktion war ich nicht mehr hier gewesen.
Die Embergate-Academy lag im Herzen des Viertels. Genau wie beim letzten Mal war keine Menschen… äh, Dämonenseele unterwegs. In keinem der Häuser, an denen wir vorbeikamen, brannte Licht. Das konnte diesmal aber auch an der Uhrzeit liegen. Es war immerhin kurz vor Mitternacht, und vielleicht brauchten selbst gemeingefährliche Trickster ihren Schönheitsschlaf.
Großtante Pearls und mein nächtlicher Ausflug war natürlich streng geheim. Nur meine Freunde waren eingeweiht, dass ich meiner neuen Schule einen kleinen Besuch abstatten wollte, obwohl meine Einschulung erst in zwei Tagen stattfinden würde. Und der einzige Grund dafür war, dass ich ganz dringend etwas Bestimmtes brauchte, um nicht direkt von den Dämonen als Mensch enttarnt zu werden. Ärgerlicherweise befand sich dieses Etwas IN der Embergate-Academy.
Einbrüche in das Dämonenterritorium gehörten zwar inzwischen zu meinem Spezialgebiet, meine Aufregung schmälerte das jedoch nicht. Immerhin war diesmal der Oberdämon nicht in unmittelbarer Nähe. Das hatte Kasimir mir zumindest versichert, als er vor nicht mal zwei Stunden an mein Fenster geklopft hatte, um mir von seinem haarsträubenden Plan zu erzählen. Na ja, eigentlich war es sogar der Plan seiner Zwillingsschwester Azura, und das ließ mich glauben, dass wir diesmal tatsächlich eine Chance hatten, dass alles glattlaufen würde. Mit so einer mutigen und mächtigen Dämonin an unserer Seite sollten wir keine Probleme haben. Kasimirs und meine Quote für geglückte Pläne war ja leider nicht besonders hoch.
Mich beunruhigte jedoch an Azuras Vorhaben, dass ich nicht in die Details eingeweiht worden war. Ich wusste ja nicht einmal, hinter was wir eigentlich her waren! Nachdem Azura in ihrer Tiergestalt im Park aufgetaucht war, hatte Kasimir mich sofort nach Hause geschickt, um mit ihr allein zu sprechen. Das konnte ich auch verstehen. Er hatte seine Schwester schließlich eine ganze Weile nicht gesehen. Ich hatte nur gehofft, dass er mir mehr verraten würde, als dass sie eine Idee hatte, wie wir den Oberdämon über meine missglückte Verwandlung hinwegtäuschen konnten.
»Deine Mutter hat keinen Verdacht geschöpft, oder?« Das war Großtante Pearls fünfter Versuch, ein Gespräch in Gang zu bringen. Nicht, dass ich mich nicht mit ihr unterhalten wollte … Das hätte mich sicher davon abgehalten, weiter über dieses Abenteuer nachzudenken, in das ich blauäugig hineinlatschte. Aber ich wollte Großtante Pearl lieber nicht zu sehr vom Autofahren ablenken. Mir war nicht wohl gewesen, als sie eine knallrote Brille aus dem Handschuhfach gekramt hatte, deren Gläser ihre Augen doppelt so groß wie normal erscheinen ließen.
»Ohne die sehe ich nichts«, hatte sie mich aufgeklärt, nachdem sie meinen skeptischen Blick bemerkt hatte. Als ob mich das in irgendeiner Form beruhigt hätte. Bisher war ich davon ausgegangen, dass sie nur eine Lesebrille brauchte.
»Also?«, hakte Großtante Pearl nach. Sie wandte ihren Blick nun doch von der Straße ab und schaute mich an. Ohne zu bremsen, sauste sie an einem Stoppschild vorbei.
Meine Finger krallten sich unwillkürlich rechts und links von meinen Beinen in den Autositz. »Nein, sie denkt, dass ich die ganze Nacht bei Cora bin«, beeilte ich mich zu sagen. »Schau auf die Straße, Großtante Pearl!«
»Jaja«, brummte sie. »Nur die Ruhe. Ich fahre dieses Auto schon ewig.«
Ja, genau das war das Problem!
»Hat diese Shiela sich noch mal bei deiner Freundin blicken lassen?«, fügte Großtante Pearl hinzu.
»Skylar«, verbesserte ich sie. »Und nein, hat sie nicht. Ist aber auch besser so!« Ich wäre froh, wenn ich die Dämonin, die sich in ihrer Tiergestalt als Ratte bei meiner Freundin Cora eingeschleust hatte, nie wiedersehen müsste. Obwohl Skylar die ganze Zeit gute Absichten verfolgt hatte und genau wie wir nur den Oberdämon hatte aufhalten wollen, konnte ich ihr nicht so richtig verzeihen, dass sie dabei Cora in Gefahr gebracht hatte.
»Sehr gut«, meinte Großtante Pearl zufrieden nickend. Sie hatte angeboten, für Cora ein Reinigungsritual abzuhalten, aber das war gar nicht nötig gewesen. Coras Aura war wieder strahlend rein, nachdem die Rumble Coins gelöscht worden waren. Kein Funke Dunkelheit war in Sicht. Anders als bei mir … Obwohl mein Deal mit Kasimir geplatzt war, waberte meine Aura noch immer schwarz vor sich hin, und daran konnte auch Großtante Pearls Reinigungsritual nichts ändern … wir hatten es versucht.
»Hör auf, darüber nachzudenken«, mahnte Großtante Pearl, als hätte sie genau gewusst, woran ich gerade dachte.
»Meinst du, dieses verhexte Bonbon hat irgendwas mit mir gemacht?«, platzte die Frage aus mir heraus, die mich schon seit Tagen beschäftigte. Mir wurde noch immer angst und bange, wenn ich an die kalten, erwartungsvollen Augen des Oberdämons dachte, als ich mir die teuflische Süßigkeit in den Mund geschoben hatte.
»Unsinn«, blaffte Großtante Pearl und riss bei der nächsten Kurve das Lenkrad so scharf herum, dass wir fast eine Mülltonne vom Straßenrand mitnahmen. »Der Zauber dieser Pappnase ist missglückt. Du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen, dass du irgendwas Dämonisches an dir hast!«
»Aber meine Aura …«
»Schluss damit, wir sind da«, unterbrach sie mich. Und tatsächlich tauchte auf einmal die gigantische Silhouette der Embergate-Academy aus der Dunkelheit vor uns auf.
Großtante Pearl parkte in sicherer Entfernung. Der röhrende Motor ihrer Klapperkiste hätte vermutlich sonst jeden Schüler aufgeweckt. Neugierig spähten wir beide zur dreckigen Windschutzscheibe hinaus.
Die Embergate-Academy befand sich am Ende der Straße in einer Sackgasse. Das gesamte Grundstück wurde von einer drei Meter hohen Sandsteinmauer eingeschlossen, die über und über mit Efeu bewachsen war. Außer den spitzen Türmen, die zwischen Baumwipfeln hervorragten, konnte man von unserem Stützpunkt aus nichts von der Schule erkennen.
Ich schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an. Das Ganze hier erinnerte mich viel zu sehr an die Villa Velnias. Der Oberdämon war nicht besonders kreativ in der Gestaltung seiner Gruselgebäude.
»Sieht ja einladend aus«, brummte Großtante Pearl, und ich gab ihr stillschweigend recht. Am Montag würde ich dort einziehen und den Trickstern vorspielen, dass ich einer von ihnen war. Mein Herz machte einen nervösen Satz, als ich an meine neuen Mitschüler dachte. »Wann wolltet ihr euch treffen?«
»In zehn Minuten«, antwortete ich mit einem Blick auf mein Handy.
»Wunderbar, dann haben wir noch Zeit«, sagte Großtante Pearl. Sie lehnte sich zurück und schnallte sich ab.
»Was hast du vor?«, fragte ich überrascht. Sie wollte doch nicht etwa mitkommen, oder? Sofort hatte ich ein Bild vor Augen, wie Großtante Pearl in ihrem dunkelblauen Samtjogginganzug versuchte, über die Mauer zu klettern.
»Dein kleiner Froschfreund hat mir vorhin ebenfalls einen Besuch abgestattet und mich um etwas gebeten.«
Meine Augenbrauen schnellten in die Höhe. Kasimir hatte Großtante Pearl besucht? Das konnte doch nichts Gutes bedeuten.
»Was wollte er?«, fragte ich. »Und außerdem dachte ich, dass Dämonen nicht an dich herankommen?«
»Dämonen, die etwas im Schilde führen«, stellte Großtante Pearl klar. »Er hatte gute Absichten, denn er bat mich um etwas, was euch bei eurem Einbruch nützlich sein könnte.«
Nun konnte ich meine Überraschung nicht mehr verbergen. »So was hast du?«, fragte ich.
»Du wärst erstaunt, was sich in einem langen Leben so ansammelt«, meinte sie und zwinkerte mir schelmisch zu. »Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass es gegen die Magie der Dämonen ankommt, aber Kasimir hat mir versichert, dass es helfen wird.« Sie drehte sich zur Rückbank und tastete nach etwas, gab es aber schnell auf. »Wo ist denn das verfluchte Ding … Oje, mein Rücken«, grunzte sie. »Such mal nach einer Schatulle da hinten.« Großtante Pearl wedelte mit der Hand Richtung Rücksitz, und ich erspähte eine schmale Holzkiste, die in den Fußraum gerutscht war. Ich angelte nach ihr, und Großtante Pearl riss sie mir fast augenblicklich aus der Hand.
»Ah, da ist sie ja«, murmelte sie und...
Erscheint lt. Verlag | 6.3.2025 |
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Reihe/Serie | Karma Drama |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | ab 10 • Abenteuer • action • Dämon • Fantasy • Gestaltwandler • Halloween • Hölle • Humor • Internat • Kinderbuch • Magie • Teufel |
ISBN-10 | 3-96052-436-6 / 3960524366 |
ISBN-13 | 978-3-96052-436-6 / 9783960524366 |
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