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Die Teigtascherl-Intrige (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
edition a (Verlag)
978-3-99001-746-3 (ISBN)
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Am Wiener Zentralfriedhof macht die Witwe eines unlängst verstorbenen Teigtascherl-Fabrikanten eine unerfreuliche Entdeckung: Jemand hat die Urne ihres Mannes gestohlen und im Mausoleum ein Teigtascherl mit einer mysteriösen Warnung zuru?ckgelassen. Dem Bestatter und Ex-Journalist Alexander Toth lässt die Sache keine Ruhe. Bald sieht er sich mit einer Familie konfrontiert, in der nichts so ist, wie es scheint. Statt wie erhofft seinen ruhigen Job am Friedhof zu genießen, steckt er unversehens mitten in einem Fall voller skurriler Situationen und u?berraschender Wendungen. Und dann taucht auch noch seine große Liebe von einst auf ...

Patrick Budgen, Sohn eines Engländers und einer Halbfranzösin, wuchs in Wien auf. Seit 2005 arbeitet er fu?r den ORF. Derzeit moderiert er das Fru?hstu?cksfernsehen Guten Morgen Österreich und hat mit »Bei Budgen« jeden Samstag einen wöchentlichen Talk mit spannenden Persönlichkeiten. Der sportbegeisterte Vollblutjournalist und Katzenliebhaber lebt und arbeitet in Wien.

Patrick Budgen, Sohn eines Engländers und einer Halbfranzösin, wuchs in Wien auf. Seit 2005 arbeitet er für den ORF. Derzeit moderiert er das Frühstücksfernsehen Guten Morgen Österreich und hat mit »Bei Budgen« jeden Samstag einen wöchentlichen Talk mit spannenden Persönlichkeiten. Der sportbegeisterte Vollblutjournalist und Katzenliebhaber lebt und arbeitet in Wien.

Mittwoch, 11.07 Uhr


Der Wind musste aus Nordwest gekommen sein. Denn hauptsächlich bei dieser Windrichtung nahmen die Flugzeuge die Strecke direkt über die Stadt und damit auch über Simmering. Fast im Minutentakt donnerten die Flieger über das zweieinhalb Quadratkilometer große Areal des Zentralfriedhofs. Dessen Bewohnerinnen und Bewohnern war der regelmäßige Fluglärm egal. Ganz im Gegensatz zu den Anrainern rundherum, über die Toth als Journalist immer wieder berichtet hatte. Die Flugzeuge flogen in Simmering teilweise so tief, dass man meist mit freiem Auge die Fluglinie erkannte. Diesmal war es eine Lufthansa-Maschine mit dem Kranich-Logo, die über Toths und Marie-Theres’ Köpfe hinwegflog und den nahegelegenen Flughafen in Wien-Schwechat ansteuerte.

Der Fluglärm war so laut, dass er beinahe die Totenglocken übertönte, die über den Friedhof hallten. Sie begleiteten einen kleinen Trauerzug aus rund zwanzig schwarz gekleideten Menschen, die hinter einem Sarg hergingen, der auf einem elektrischen Konduktwagen aufgebahrt war. Der Wagen rollte gerade an der Karl-Borromäus-Kirche vorbei. Nachhaltig in die Endlichkeit.

Toth und Marie-Theres verfolgten dieses Szenario, während sie hinter einem opulenten Grabstein Deckung suchten. Er gehörte der Witwe eines Fleischhauer-Meisters. Von dort aus hatten sie die beste Sicht auf das Boulanger-Mausoleum. Dem eigentlichen Objekt ihrer Neugierde. Der Bestatter und die Sargträgerin hatten etwas Mühe, sich zu zweit hinter dem schmalen Grabstein unbemerkt aufzuhalten und mussten ganz eng zusammenrücken. Ihre Körper berührten sich durch die dunkle Dienstkleidung und Marie-Theres zog Toth mit ihrem linken Arm noch enger an sich, um nicht entdeckt zu werden.

»Schau! Da ist sie«, flüsterte Marie-Theres und löste ihre Hand von Toths Schulter. Die Frau hätte sich ruhig noch etwas Zeit lassen können, dachte Toth.

»Sie hat die weißen Rosen dabei, die wir gerade bei Meter gesehen haben«, sagte Marie-Theres. Toth und sie lugten hinter dem Grabstein hervor.

Vor dem Mausoleum stand eine gepflegte Dame mit hellblonden, ondulierten Haaren. Sie trug ein schickes schwarz-weiß-kariertes Kostüm, eine blickdichte Strumpfhose und schwarze Pumps. Sie wirkte wie der Prototyp einer feinen Hietzinger Dame. Ein Eindruck, den die Einkaufstasche vom Meinl am Graben, die sie in ihrer linken Hand hielt, noch unterstrich.

Als sie sich hinunterbeugte, um den kleinen Strauß samt Schleife auf der verwitterten Steinstufe des Mausoleums abzulegen, funkelte es an ihrem Hals. Die strahlende Herbstsonne, die sich mittlerweile durch die Wolken gekämpft hatte, brachte den Stein an ihrer Kette förmlich zum Strahlen.

Marie-Theres wurde offenbar geblendet und kniff die Augen zusammen. »Arm dürfte die nicht sein. Hast du den riesigen Klunker gesehen, den sie um den Hals trägt?«

»Ich würde sagen, die schauen wir uns genauer an. Zeit für unseren Auftritt«, sagte Toth und gab seiner Kollegin einen leichten Ruck.

Fast im Gleichschritt gingen Alexander Toth und Marie-Theres auf die Frau zu, die andächtig vor dem Mausoleum stand und in sich gekehrt wirkte.

»Guten Tag, mein Name ist Alexander Toth. Das hier ist meine Kollegin Marie-Theres Ehrenfels«, sagte Toth in lautem Ton, damit er trotz des Fluglärms zu verstehen war. Er streckte der ihm unbekannten Frau die rechte Hand entgegen und fuhr fort: »Wir sind Mitarbeiter des Friedhofs und haben gehört, dass Sie eine treue Kundin unseres Blumenladens sind.«

Noch bevor die überraschte Dame antworten konnte, zog Toth das Säckchen mit Salatsamen aus der rechten Tasche seines Talars und überreichte es ihr feierlich. »Martha Pospischil hat uns gebeten, Ihnen dieses kleine Geschenk zu übergeben, als Dankeschön für Ihre Treue«, sagte Toth. Marie-Theres ergänzte: »Die könnten Sie gleich da vorne einsetzen. Da gibt’s seit kurzem Urban-Gardening-Beete.«

»Was für Beete?«, fragte die Frau.

»Urban Gardening. Also Gärtnern in der Stadt. Für 149 Euro pro Jahr sind Sie dabei«, pries Marie-Theres an.

»Das klingt interessant. Ich hatte immer schon einen grünen Daumen. Danke jedenfalls für das liebe Geschenk«, antwortete die Frau und begutachtete das Säckchen mit den Samen. »Richten Sie der Blumenhändlerin lieben Dank aus«, fuhr sie fort.

»Sehr gerne. Von wem dürfen wir die Grüße denn ausrichten?«, fragte Toth.

»Entschuldigung, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Maria Zucker mein Name«, antwortete die Frau, stellte das Meinl-Sackerl auf dem Boden ab und reichte Toth und Marie-Theres die Hand.

Zucker. Süßer Name, dachte Toth und blickte auf die Schleife an den drei weißen Rosen, die auf der Steinstufe des Mausoleums lag. »Deine Zuckerbäckerin« stand darauf geschrieben. War die Frau Konditorin? Oder war die Schrift ein Wortspiel mit ihrem Namen? Ihrem und dem von François? Zucker und Boulanger, also Bäcker?

»Wollen Sie die Blumen nicht im Mausoleum ablegen? Wissen Sie, auch bei uns am Friedhof wird leider häufig gestohlen«, fragte Toth.

»Das würde ich gerne«, sagte die Frau bedrückt. Sie richtete den auffälligen Stein ihrer Halskette zurecht und fuhr fort: »Aber mir gibt man ja keinen Schlüssel zum Mausoleum. Man sollte meinen, dass man als langjährige Sekretärin und engste Mitarbeiterin einen Schlüssel bekommt, aber nein.«

»Das heißt, Sie kannten François Boulanger gut? Ich kannte ihn nur aus den Medien«, fragte Toth arglos. »Wie war er denn wirklich?« Toth stellte der Sekretärin dieselbe Frage, die er bereits Sophie gestellt hatte, und die sich auf die mysteriöse Botschaft in der Teigtasche bezog.

Maria Zuckers Blick wirkte mit einem Mal sehnsüchtig. Sie wischte mit ihrer Handfläche den Staub von der Stiege des Mausoleums und setzte sich. Das passte so gar nicht zu dieser fein wirkenden Dame, dachte sich Toth und tat es ihr gleich. Marie-Theres blieb stehen.

»Ich kannte den Franz schon, als er noch Franz Bäcker war und nicht François Boulanger. Er hat sich später wegen seiner Liebe zu Frankreich umbenannt«, sagte Maria Zucker in traurigem Ton. »Er hat damals noch im Gasthaus seiner Eltern gearbeitet. Ganz einfache Küche. Aber herrlich. Nicht so ein Chichi wie diese Aumônières«, fuhr sie fort. Die Frau, die Toth auf Mitte sechzig schätzte, nahm den Strauß weißer Rosen in die Hand und fuhr fort: »Ich war damals Kellnerin in dem Gasthaus und bin bis zuletzt bei ihm geblieben, als seine Assistentin. Seine rechte Hand, verstehen Sie?«

Toth und Marie-Theres blickten sich kurz an und nickten. Schon wieder donnerte ein Flugzeug über den Friedhof.

»Der Franz war ein außergewöhnlicher Mann. Nur die Familie hat es ihm nicht leicht gemacht«, fuhr Maria Zucker ungefragt fort. Sie wirkte, als würde sie sich etwas von der Seele reden wollen. »Seine Frau ist zwar sehr intelligent. Und hübsch ist sie auch. Aber echte Liebe war das nie, sag ich Ihnen. Vor allem nicht von ihrer Seite«, setzte sie fort.

»Jaja, mit der Liebe ist das so eine Sache«, sagte Toth. Als hätte sie ihn nicht gehört, erzählte Maria Zucker weiter: »Und der Sohn. Ich sag es Ihnen. Ein echter Nichtsnutz. Der kommt nicht einmal ansatzweise an den Franz heran. Der spielt sich jetzt als Chef auf, aber der wird sich noch anschauen.«

»Was meinen Sie damit?«, fragte Marie-Theres.

»Der hatte nie ein gutes Verhältnis zu seiner Stiefmutter Patricia. Das wird jetzt noch schwieriger werden, wo der Franz nicht mehr da ist«, sagte Maria Zucker und kramte aus ihrer schicken Lederhandtasche ihr Handy heraus. Sie brauchte zwei Versuche, um die richtige Tastenkombination zum Entsperren einzutippen und wischte dann ein paarmal auf dem Smartphone herum. »Schauen Sie, wie fesch er war, mein Franz«, sagte sie stolz und zeigte Toth und Marie-Theres ein Foto von Boulanger in geselliger Runde. »Das ist das letzte Bild von ihm.« Sie musste sich bemühen, ein Schluchzen zu unterdrücken.

Der Bestatter und die Sargträgerin steckten ihre Köpfe zusammen und versuchten, trotz der Sonnenstrahlen, die sich auf dem Display von Zuckers Handy spiegelten, etwas zu erkennen. Das Foto zeigte François Boulanger, wie man ihn aus der Zeitung kannte. Die grauen Haare zurückgegelt, heller Anzug, rote Backen und selbstsicheres Grinsen. Er saß an einem Tisch, inmitten einer Gruppe von Menschen. Toth versuchte, die Gesichter möglichst schnell zu scannen und in seinem Kopf abzuspeichern. Ein Detail fiel ihm sofort ins Auge.

»Das war beim Siebziger in seinem Lokal. Da hat er auch noch seine letzte Teigtascherl-Kreation vorgestellt«, erklärte Maria Zucker und schnäuzte sich lautstark in ein weißes Stofftaschentuch.

Als sie ihre Nase fertig geputzt hatte, fuhr sie fort: »Und wissen Sie, was seine letzten Worte waren?« Die Frau wartete nicht auf eine Antwort, sondern sprach unter Tränen weiter: »Süß wie Zucker.« Sie weinte jetzt so heftig, dass sie beinahe das nächste Flugzeug übertönte. »Ach, der Franz, ich werde ihn immer nah an meinem Herzen tragen.«

»Unser herzliches Beileid, Frau Zucker. Wir müssen jetzt leider weiterarbeiten«, sagte Toth und stand von der Steinstufe auf. »Alles Gute für Sie«, fuhr er fort und reichte der Frau, die sitzen geblieben war, die Hand. Marie-Theres tat es ihm gleich und sie ließen die trauernde Assistentin zurück.

Kaum waren die beiden einige Meter entfernt, summte Marie-Theres eine bekannte Melodie. »Diamonds are a girls best friends«, sang sie dazu.

...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2024
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Allerheiligen • Fall • Friedhof • Heiter • Humor • Krimi • Mord • Spannung • Tod • Wien • Witz
ISBN-10 3-99001-746-2 / 3990017462
ISBN-13 978-3-99001-746-3 / 9783990017463
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