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Weihnachten im Himmelfjell Hotel (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Atlantik Verlag
978-3-455-01832-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
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Nach Jahren als Bergsteigerin und Expeditionsleiterin, die mit einem Lawinenunglück ein dramatisches Ende fanden, kehrt Ingrid Berg in ihre Heimat zurück, um die Leitung des seit Generationen familiengeführten Himmelfjell Hotels zu übernehmen, malerisch gelegen in den norwegischen Bergen. Weihnachten naht, man erwartet zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland. Doch es scheint, als würde das Schicksal - oder jemand? - nicht wollen, dass Ingrids Arbeit im Hotel Erfolg hat. Noch dazu kommt Ingrid einem Familiengeheimnis auf die Spur, und sie entwickelt Gefühle für ihren Kindheitsfreund Tor - sehr zum Unmut von Preben, der Ingrid um jeden Preis zurückgewinnen will. Turbulente Adventstage münden in ein stimmungsvolles Weihnachtsfest.

Kjersti Herland Johnsen studierte Geschichte in Bergen und arbeitet seit 1998 im Verlagswesen. Sie lebt mit ihrer Familie in Oslo. Bei Hoffmann und Campe erschien von ihr bereits Weihnachten im Himmelfjell Hotel (2024).

Kjersti Herland Johnsen studierte Geschichte in Bergen und arbeitet seit 1998 im Verlagswesen. Sie lebt mit ihrer Familie in Oslo. Bei Hoffmann und Campe erschien von ihr bereits Weihnachten im Himmelfjell Hotel (2024).

Cover
Titelseite
Widmung
Lawine
1. Dezember
2. Dezember
3. Dezember
4. Dezember
5. Dezember
6. Dezember
7. Dezember
8. Dezember
9. Dezember
10. Dezember
11. Dezember
12. Dezember
13. Dezember
14. Dezember
15. Dezember
16. Dezember
17. Dezember
18. Dezember
19. Dezember
20. Dezember
21. Dezember
22. Dezember
23. Dezember
24. Dezember
Danksagung
Rezepte
Über Kjersti Herland Johnsen
Impressum

1. Dezember


Ruckartig setzt sich Ingrid Berg im Bett auf. Der gleiche Traum wie immer. Wieder und wieder sucht er sie heim. Das Dröhnen. Der weiße Drache. Die Schreie. Die Dunkelheit. Die Panik. Der Schmerz. Überall Schnee.

Es ist nicht viel, an das sie sich aus den ersten Stunden und Tagen erinnert, aber das grelle Licht, die weiß gekleideten, hektisch umhereilenden Menschen, die Schmerzen und das Blut, all das Blut – das wird sie niemals vergessen.

Sie bringt ihre Atmung wieder unter Kontrolle. Sie ist jetzt nicht dort. Nicht unter dem Schnee, nicht im Krankenhaus. Sie ist in ihrem Bett im Himmelfjell Hotel. Um sie herum ist es dunkel, und sie ist allein.

*

Bereits als kleines Kind hatte Ingrid mit dem Klettern begonnen. Zuerst an den kleinen Felsen in der Nähe des Hotels, in dem sie aufwuchs, dann an Bergwänden. Etwas in ihrem Inneren trieb sie immer weiter, immer steiler und immer höher hinauf. Die Leute hatten sich gewundert, dass ihre Großmutter, die sie Mutter Borghild nannte, das zuließ – erst recht nach dem, was den Eltern geschehen ist! Doch die Großmutter war stets ruhig geblieben. Ingrid ist zum Klettern geboren, hatte sie entgegnet. Ihr das Klettern zu verweigern, wäre, wie dem Raufußbussard das Fliegen zu verbieten.

Die Leute vom Himmelfjell sind immer Kletterer gewesen. Mutter Borghild hatte erzählt, dass sowohl sie selbst als auch Ingrids Mutter Engeline von Kindesbeinen an an den Bergwänden unterwegs waren, obwohl das zu dieser Zeit für Frauen noch ungewöhnlich war. Das Letzte, was Mutter Borghild also wollte, war Ingrid daran zu hindern, sich zu entfalten. Als Zugeständnis an die allgemeine Vernunft hatte sie dennoch dafür gesorgt, dass Ingrid einen Kletterkurs belegte, Sichern und Abseilen lernte und einen Helm benutzte, dass sie Kletterkameraden fand und tat, was nötig war, damit das Klettern so sicher wie möglich wurde. Mutter Borghild vertraute Ingrid. Und so hatte Ingrid sich selbst vertraut, keine Angst gehabt. Sie kannte die Berge, ihre Finger wussten, wohin sie greifen mussten, sie wusste immer, wohin sie den Fuß beim nächsten Schritt zu setzen hatte.

Und nach und nach war das Klettern zu ihrem Leben geworden. Sie war in die Welt aufgebrochen, zu neuen Herausforderungen, und hatte sich immer sicher gefühlt, nahezu unverwundbar.

Aber dann, im vergangenen Jahr, hatte sich dort oben im asiatischen Hochgebirge das Leben innerhalb weniger Minuten verändert. Die Bilder rasten wie eine Schneelawine an ihrem inneren Auge vorbei, wie die Lawine, die sie im Himalaya überrollt hatte. Prebens Versagen, die fatalen Konsequenzen – darüber würde sie niemals hinwegkommen, und jedes Mal, wenn sie daran dachte, war es, als wäre sie erneut unter meterweise Schnee gefangen und mühte sich damit ab, Luft zu bekommen.

 

Sie ließ warmes Wasser über Kopf und Körper laufen, während sie das Lied mitsang, das im Badezimmerradio lief. Every Day Is Christmas With You. Es war der erste Sonntag im Advent, die Weihnachtslieder wurden jedoch schon seit mehreren Wochen gespielt. Shampoo, Spülung, erneut Shampoo. Was für ein Luxus das war, sich täglich eine warme Dusche genehmigen zu können. Den Albtraum der Nacht in den Abf‌luss rinnen zu lassen. Ingrid hatte an genügend Expeditionen teilgenommen, um den Komfort des Indoorlebens wirklich schätzen zu wissen. Saubere, trockene Handtücher. Warmes Wasser. Warmer Badezimmerfußboden. Duftendes Duschgel. Candy cane kisses. With you! Beinahe vergaß sie, dass sie nicht singen konnte. Sie verteile noch etwas Spülung in den Händen und fuhr sich damit durch die langen, lockigen Haare, um des Gewirrs Herr zu werden. Why wait for mistletoe? I don’t need an excuse.

Ingrid drehte den Wasserhahn zu und streckte sich nach dem Handtuch. Für einen Moment hatten das warme Wasser und die beschwingte, herrliche Musik sie in eine Zeit zurückversetzt, in der das Leben ganz anders gewesen war, in der sie selbst eine ganz andere gewesen war. Eine Zeit, in der sie dieses Lied geliebt hatte, genauso wie denjenigen, der es für sie gesungen hatte, obwohl auch er nicht singen konnte: Every Day Is Christmas With You!

Sie hielt kurz inne, wickelte sich das Handtuch um. Spürte, dass ihr kalt wurde. Ihre Muskeln verspannten sich; wie so oft, wenn die Erinnerung kam.

Sie schaltete das Radio aus, zog sich schnell an, cremte Gesicht und Hände ein. Nach einigen Minuten mit dem Fön waren die Haare trocken genug, um unter eine Mütze gestopft zu werden. Ingrid betrachtete sich im Spiegel, der, seit sie sich erinnern konnte, neben der Tür gehangen hatte. Als Kind hatte sie zusammen mit Mutter Borghild hier in der Direktorenwohnung des Himmelfjell Hotels gewohnt, dem »Privatbereich«, wie die Hotelangestellten sie nannten. Jetzt lebte sie allein hier. Die Großmutter hatte darauf bestanden, als Ingrid nach Hause gekommen war, um die Leitung des Hotels zu übernehmen. Mutter Borghild ihrerseits war in eine kleinere Wohnung auf derselben Etage gezogen, die »Kårstua«, das Altenteil. Das Personal wohnte im Nebengebäude, mit Ausnahme der Hausverwalterin und der Köchin, die eigene Zimmer im Hauptgebäude hatten.

Ingrid zog Schnürstiefel und Wolljacke an, lief die Treppen zur Rezeption hinunter und ging mit großen, schnellen Schritten hinaus, um ein wenig Tageslicht zu tanken. Ihr blieb Zeit für einen kurzen Spaziergang, bevor sie sich des Tagwerks annehmen musste.

 

Sie genoss den Anblick des Sonnenaufgangs am Himmelfjell. Die rosafarbenen Strahlen drangen durch die dünne Wolkenschicht und umrahmten die schöne Silhouette der Berggipfel und Bäume. Dreihundert Kilometer von Oslo und eine Stunde Autofahrt vom See Mjøsa entfernt, durch Täler hindurch und steile Gebirgsstraßen hinauf, lag das Hotel nahe der Baumgrenze. Hier oben wuchsen nur Birken und Kiefern, keine gewaltigen Fichten, wie auf den Hängen nach Dalen hinunter. Umso besser war die Aussicht. Der Himmel wechselte unaufhörlich seine Farben und selbst die Form des Gebirgsmassivs schien sich mit dem Licht zu verändern.

Unter ihren Stiefeln knirschte es, als Ingrid das Heidekraut Richtung Geröllhalde überquerte. Die Flechte und das Moos auf dem Boden waren mit Reif überzogen, der im frühen Morgenlicht glitzerte. Die an den Blau- und Preiselbeersträuchern verbliebenen Früchte waren in eine dünne Eisschicht gehüllt und sahen aus wie von der Natur sorgfältig ausgearbeitete, delikate Kunstgegenstände, nicht zu vergleichen mit irgendeinem von Menschenhand gefertigten Dekor.

Trotz eines kalten Herbstes hatte es bisher nur wenig geschneit. Lediglich der Gipfel hoch, hoch dort oben war von eisigem Weiß bedeckt. Die gigantische Spitze reckte sich zum Himmel. Manchmal verschwand sie in dicken Wolkenschichten, wie ein Wohnsitz Gottes, hoch erhaben über der Welt der Menschen. Nicht verwunderlich, dass der Berg den Namen Himmelnuten trug, und dass sich Mythen und Sagen um ihn rankten.

In der Senke unterhalb des Himmelnuten lag, blau-weiß und monumental, der gefrorene Wasserfall Styggfossen.

Die Sonne kämpfte sich durch die Wolkendecke, das Licht veränderte seine Farbe, wurde wärmer. Ingrid schloss die Augen und ließ die Sonnenstrahlen ihr Gesicht wärmen, spürte, wie sie die Lebenskräfte weckten. Vögel und andere Tiere erwachten. Von einer Birke aus f‌log ein kleiner Schwarm Unglückshäher an ihr vorbei. Sie machten sich auf den Weg zum Kücheneingang, wo von den Hotelangestellten Brotkrümel zu erwarten waren, obwohl die Köchin den kleinen Rabenvögeln gegenüber misstrauisch war, die ihrer Meinung nach ihrem Namen alle Ehre machten und Unglück brachten. Ein ungerechter Name. Die Unglückshäher waren niedlich und lustig mit ihrer Abenteuerlust und ihrer verwegenen Frisur.

Sie sah sich um. Wenn man Glück hatte, konnte man an einigen Tagen an den Berghängen Herden wilder Rentiere erblicken. Heute jedoch war von ihnen keine Spur.

 

Die Sonne stieg, das Licht wurde weißer, das Funkeln stärker. Die Wintersonne würde sich nur wenige Stunden über dem Horizont halten, bevor ihr Licht verblasste und sie sich schläfrig verabschiedete, um in einem Meer aus Rot und Orange zu versinken. Dann würde sich die Dämmerung in farbenfrohen Streifen über den Horizont erstrecken, bevor gegen achtzehn Uhr die Nacht wieder hereinbrach – eine lange, dunkle und kalte Winternacht im norwegischen Gebirge.

 

Aber – Ingrid holte tief Luft – bevor es so weit war, sollte im Himmelfjell viel passieren. Nicht nur die Unglückshäher hatten ihre Aufgaben zu erledigen. Die Stunden zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang hielten auch für Ingrid Berg und ihr Team vieles bereit: Weihnachten näherte sich mit großen Schritten, sie mussten die Ankunft der Weihnachtsgäste vorbereiten und die Gerichte testen, die im Restaurant serviert werden sollten. In wenigen Wochen würde sich zeigen, ob all das, wofür sie die letzten Monate gearbeitet hatten, wirklich gelingen konnte.

Ingrid machte auf dem Absatz kehrt und ging über das Heidekraut zurück zum Hotel, das das Gebirgsplateau dominierte. So vertraut ihr das große Gebäude auch war, beeindruckte sie das Himmelfjell Hotel dennoch immer wieder aufs Neue. Hoch und breit, solide und braun gebeizt war es, mit weißen Fensterrahmen und Schnitzereien im traditionellen Drachenstil. Seit Hunderten von Jahren war die Familie Berg am Fuße des Hochgebirges ansässig. 130 davon hatte sie ein Hotel betrieben. In 1200 Metern Höhe, dort, wo die Straße endete und der Aufstieg zum Himmelnuten begann, stand das Himmelfjell Hotel, seit im...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2024
Übersetzer Daniela Stilzebach
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Adventskalender • Berge • Drama • Familiengeheimnis • Hotel • Liebesgeschichte • Norwegen • Romantik • Weihnachten
ISBN-10 3-455-01832-7 / 3455018327
ISBN-13 978-3-455-01832-5 / 9783455018325
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