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Im Auftrag der Fugger - Der Burgunderschatz (eBook)

Historischer Roman. Ein abenteuerlicher Roman aus dem spätmittelalterlichen Augsburg

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-6106-2 (ISBN)
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Eine junge Diebin, ein lange verschwundener, sagenumwobener Schatz - und eine gefährliche Mission im Auftrag von Jakob Fugger

Augsburg 1502. Als sie den Inhalt des Beutels betrachtet, den sie einem Herrn abgeschnitten hat, ist die junge Diebin Afra enttäuscht. Statt Münzen beinhaltet er Zeichnungen von edlem Schmuck. Wenig später findet sie heraus: Die Preziosen gehören zum sagenumwobenen Burgunderschatz, der sich in Bern befinden soll. Geschäftstüchtig, wie sie ist, versucht sie, ihr Wissen an eine der reichen Augsburger Familien zu verkaufen. Erst wird sie abgewiesen, dann aber beauftragt Jakob Fugger sie und einen seiner Boten, den Schmuck zu beschaffen. Afra ahnt nicht, in welche Gefahr sie sich begibt. Denn auch einige finstere Gestalten sind hinter dem Schatz her, und die schrecken vor nichts zurück ...


Starke Figuren und Abenteuer im Umfeld der Fugger - Augsburgexperte Peter Dempf legt einen spannenden neuen Roman vor



<p><strong>Peter Dempf</strong>, 1959 in Augsburg geboren, studierte Germanistik und Geschichte und unterrichtet heute an einem Gymnasium. Der mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnete Autor schreibt neben Romanen und Sachbüchern auch Theaterstücke, Drehbücher, Rundfunkbeiträge und Erzählungen. Bekannt aber wurde er durch seine Historischen Romane, die häufig in Augsburg angesiedelt sind, wo Peter Dempf lebt.</p>

1
Augsburg, Markt


Am liebsten war sie unsichtbar. Niemand sah sie kommen, niemand sah sie zugreifen, niemand sah sie gehen – und kein Mensch konnte sich je an sie erinnern. Afra war trotz ihrer intensiv grünen Augen zu einem Geist geworden. Allerdings einer, dem der Magen knurrte und der unbedingt etwas zu essen brauchte. Jetzt sofort.

An diesem heißen Sommertag kauerte sie am Rand des Marktplatzes im Schatten des Perlachturms an einer Gebäudemauer und hielt den Kopf gesenkt, beobachtete aber das Treiben aus den Augenwinkeln. Händler priesen lautstark ihre Waren an. Ein Marktaufseher kontrollierte das Butterfass eines Bauern und bemängelte die Feuchtigkeit des Fassholzes. Männer und Frauen zwängten sich an den Buden vorbei und drängten sich durch Lücken zwischen neugierigen Kunden.

Seit ihre Mutter tot war, lebte das Mädchen auf der Straße, schlief in Löchern, in die sie früher nicht einmal hineingesehen hätte, und versuchte, sich durch jeden einzelnen Tag zu bringen. Was nützte es ihr, dass die Mutter sie Lesen und Schreiben gelehrt hatte, nicht aber das Überleben auf der Straße? Einzig ihr Wille war ihr geblieben – und ihre Erfindungsgabe. Sie beschmierte ihr Gesicht mit Lehm und Ruß, machte sich damit älter, als sie war, denn ein junges Mädchen, das wenig mehr als fünfzehn Sommer zählte, war für die Straße ein gefundenes Fressen.

Aus dem Rock der Mutter hatte sie sich einen Wollumhang gemacht, unter den sie schlüpfen konnte und der ihr sowohl als Bettdecke als auch als Regenschutz diente. Eine provisorische Kapuze verbarg ihr hellbraunes Haar. Sie fühlte sich darunter geborgen in einer wölfischen Welt.

Ihr Leben war von einem Tag auf den anderen zu dem eines Raubtiers geworden, das lauernd auf seine Beute wartete. Die wenigen Kupfermünzen, die ihre Mutter besessen hatte, hatte Afra dem Pfarrer geben müssen, der ein paar beiläufige Worte gesprochen hatte, als der Körper in eine Grabgrube abgelassen wurde. Sie war voll gewesen mit Leichen und bald darauf mit Kalk und Erde bedeckt worden. Nur ein brauner Hügel erinnerte an die Toten.

Kurz darauf war Afra von ihrem Vermieter auf die Straße gesetzt worden. Nun bettelte sie hier auf dem Markt und lebte von dem, was sie als Almosen ergattern konnte. Unrecht war ihr das nicht, denn sie suchte kein Zuhause, sie suchte nach dem weißgesichtigen Unbekannten mit den tief liegenden Augen. Dabei war ihr Bettlerdasein mehr als hilfreich.

Doch sie hatte Hunger – und Hunger war ein schlechter Ratgeber.

Eine Alte in ihrer Nähe hatte sich auf einen Melkschemel gesetzt und bot in der zwischen ihren Schenkeln aufgespannten Schürze schrumpelige Lageräpfel feil. Sie dufteten verlockend, und Afras Magen zog sich zusammen. Aber sie verbot sich, die Babette zu bestehlen. Es wäre ihr völliges Unglück. Die alte Vettel saß seit Jahren an immer derselben Stelle, und Afra hatte schon so manchen Dieb an ihrer füchsischen Aufmerksamkeit scheitern sehen. Noch an der Hand ihrer Mutter hatte sie die Babette wütend keifen hören. Kaum zuckte eine Diebeshand vor und schnappte sich einen Apfel, schrie die Alte Zeter und Mordio, und der Dieb konnte von Glück reden, wenn er ohne Blessuren davonkam.

Afra seufzte. Einen Apfel, mehr würde sie nicht brauchen. Für diesmal musste sie alle Vorsicht über den Haufen werfen, alle Bedenken beiseiteschieben. Der Hunger wütete zu stark in ihrem Gedärm.

Sie musste unbedingt etwas essen, und die Babette war ihr Opfer. Sie war schon dabei, sich aufzuraffen. Gerade, als sie sich erheben wollte, fegte ein Wirbelwind in Form zweier junger Kerle heran, die sich gegenseitig verfolgten. Sie stießen die Alte auf ihrem wackeligen Schemel um, und die Äpfel rollten aus der Schürze in alle Richtungen davon.

Die Haare unter der Kapuze verborgen, die grünen Augen gesenkt und den Mädchenkörper unter einem weiten Umhang versteckt, sah Afra, wie einer der Äpfel direkt auf sie zu rollte. Ihr Cape zu heben und ihn darunter zu verbergen, war eine fließende Bewegung. Ihr Herz schlug wie rasend. Sie wusste, wenn die Alte gesehen hatte, wie sie einen Apfel unterschlug, waren ihre Tage auf diesem Markt gezählt.

Afra kauerte sprungbereit unter ihrem Umhang. Die Vettel rappelte sich auf, fluchte und schrie den Jungen hinterher und sammelte ihre Äpfel ein. Sie blickte spähend umher, zog ihre Äpfel unter den Budentischen hervor und fischte sie aus dem kleinen Mettlochbach und – übersah Afra völlig. Sie war unsichtbar.

Vorsichtig tastete sie unter ihrem Umhang nach dem Apfel. Die schrumpelig, raue und trockene Haut des Lagerobstes fühlte sich gut an und verstärkte ihr Magenknurren. Noch immer schlug ihr Herz wie wild. Immerhin bestahl sie nicht irgendeinen der reichen Säcke aus der Oberstadt, sondern eine Frau, die in derselben Situation war wie sie. Der Apfel in ihrer Hand begann zu feuern. Sie schluckte, presste die Lippen aufeinander und erhob sich schließlich.

Sie wollte schon an der Alten vorbeigehen, doch dann tat sie etwas Verrücktes. Sie wusste nicht, warum, aber obwohl ihr schlecht vor Hunger war, streckte sie der Alten den Lagerapfel hin.

»Hier. Er ist unter meinen Umhang gerollt!«, erklärte sie und wartete, bis die Alte den Apfel entgegengenommen hatte.

Babette beäugte sie misstrauisch, doch dann gewann ein Lächeln die Oberhand, und sie strahlte über das ganze Gesicht.

»Gutes Mädchen!«, sagte sie. »Ich habe darauf gewartet, dass du ihn mir gibst.«

Hatte sie tatsächlich gesehen, wohin der Apfel gerollt war?

Afra schwieg.

Es mochte die Wahrheit sein, was die Alte sagte, es konnte aber auch nur so dahergeplappert sein.

Afras Essen war jedenfalls ausgefallen. Erschöpft ließ sie sich wieder an der Mauer nieder und wartete.

Für heute brauchte sie noch ein Opfer, einen jungen Gecken, der vor Selbstbewusstsein kaum laufen konnte und daher unvorsichtig war, oder einen alten Greis, den man kurz stützen und so um seinen Geldsack erleichtern konnte, oder gar eine Magd aus gutem Hause, die leichtsinnig mit einem offenen Korb durch die Gegend lief und nach besonderen Angeboten für ihre Herrschaft Ausschau hielt. Je länger Afra auf eine Gelegenheit wartete, desto lauter knurrte ihr Magen – und das war für das Geschäft wenig vorteilhaft. Zwar übersah man sie, aber man konnte sie hören. Und die meisten Marktbesucher hatten gute Ohren. Während sie auf Beute lauerte, blieb sie so regungslos, als wäre sie selbst Teil des Gebäudes. Grau in Grau, schmutzig und bröckelnd wie die Ziegelmauer hinter ihr, aber mit den Augen in alle Richtungen spähend.

Plötzlich klimperten zwei Münzen in ihren Schoß. Afra erstarrte. Jemand hatte ihr Geld zugeworfen. Das allein war kein Unglück. Mit Geld konnte man sich etwas kaufen. Aber er hatte sie als Bettlerin wahrgenommen, und das war ihr noch nie passiert.

Sie fischte in ihrer Schürze und fand zwei Kupferpfennige, die sie verblüfft hin und her drehte. Ihr Blick suchte nach dem Spender und fand einen jungen Kerl mit dunklen Haaren, der sich kurz nach ihr umdrehte und ihr mit ebenso dunklen Augen zuzwinkerte.

Afra war entsetzt. Noch nie war sie beachtet worden. Niemand hatte sie je wahrgenommen, seit sie auf der Straße war, außer, sie wollte es so – doch dieser junge Mann, der mit seiner sonnengebräunten Haut aussah, als käme er aus dem Welschland, war eine Ausnahme. Sofort erhob sie sich.

Dieser Tag fing nicht gut an. Sie hatte Hunger und war gesehen worden. Schlimmer konnte es kaum kommen. Sie musste weg von diesem verfluchten Platz.

Afra verabschiedete sich mit einem Nicken von der alten Babette und wandte sich in Richtung Fischmarkt. Vielleicht fiele dort ein Fischkopf für sie ab.

Wie eine Schlange glitt sie durch die Menge und genoss es, nicht aufzufallen. Sie musste sich nicht einmal bemühen, keinen Menschen zu berühren oder anzustoßen. Die Leute wichen unwillkürlich beiseite und gaben den Weg frei. So streunte sie unbehelligt über den Platz und hielt Ausschau mit Augen und Ohren.

Und plötzlich stand dieser junge Kerl wieder vor ihr und hielt ihr einen Apfel unter die Nase, der so süß duftete, dass sie sich vor Schreck verschluckte. Unwillkürlich hob sie den Kopf und blickte in die Augen des Mannes, der sie unverwandt ansah.

»Ich wollte nur sicher sein, ob deine Augen wirklich grün sind«, sagte er und drückte ihr den Apfel in die Hand.

Afra wollte etwas sagen, doch im selben Augenblick sah sie zum Gebäude des Bäckerzunfthauses hinüber. Auf Höhe der Eingangstür war eine Gestalt mit einem Passanten zusammengestoßen und der hatte ihr die Kapuze halb vom Kopf gerissen. Obwohl er sie rasch wieder überstreifte, erspähte sie kurz ein Gesicht, das sie niemals vergessen würde. Es war so kalkweiß, so starr, dass ihr allein der flüchtige Anblick eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Die Gestalt war kein Geist, sondern beinahe mönchisch ganz in Schwarz gekleidet, mit einer spitzzipfligen Kapuze, die das Gesicht ganz im Dunkeln dahinter verbarg, und strebte dem Markt zu.

Afra ließ den jungen Kerl ohne einen Dank, ohne jegliche Antwort einfach stehen und lief so schnell sie es bei der Menschenmenge vermochte, zum Zunfthaus gegenüber dem Perlach hinüber. Doch bis sie dort angekommen war, war die Gestalt verschwunden. Sie drehte sich mehrmals um sich selbst, suchte mit den Augen die Menge in alle Richtungen ab, doch der Weißgesichtige blieb verschwunden. Als hätte er...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Augsburg • Burgunderschatz • Fugger • historisch • Historische Romane • Intrigen • Juwelenraub • spannend
ISBN-10 3-7517-6106-3 / 3751761063
ISBN-13 978-3-7517-6106-2 / 9783751761062
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