Poison - Schwestern der Vergeltung (eBook)
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-65970-0 (ISBN)
Douglas Preston wurde 1956 in Cambridge, Massachusetts, geboren. Er studierte in Kalifornien zunächst Naturwissenschaften und später Englische Literatur. Nach dem Examen startete er seine Karriere beim »American Museum of Natural History« in New York. Eines Nachts, als Preston seinen Freund Lincoln Child auf eine mitternächtliche Führung durchs Museum einlud, entstand dort die Idee zu ihrem ersten gemeinsamen Thriller, »Relic«, dem viele weitere internationale Bestseller folgten. Douglas Preston schreibt auch Solo-Bücher (»Der Codex«, »Der Canyon«, »Credo«, »Der Krater«). Außerdem arbeitet er als Journalist und schreibt für diverse Magazine. Zudem ist er Präsident der »Authors Guild«, der ältesten und größten Berufsorganisation für amerikanische Schriftsteller*innen. Er lebt an der Ostküste der USA.
Douglas Preston wurde 1956 in Cambridge, Massachusetts, geboren. Er studierte in Kalifornien zunächst Naturwissenschaften und später Englische Literatur. Nach dem Examen startete er seine Karriere beim »American Museum of Natural History« in New York. Eines Nachts, als Preston seinen Freund Lincoln Child auf eine mitternächtliche Führung durchs Museum einlud, entstand dort die Idee zu ihrem ersten gemeinsamen Thriller, »Relic«, dem viele weitere internationale Bestseller folgten. Douglas Preston schreibt auch Solo-Bücher (»Der Codex«, »Der Canyon«, »Credo«, »Der Krater«). Außerdem arbeitet er als Journalist und schreibt für diverse Magazine. Zudem ist er Präsident der »Authors Guild«, der ältesten und größten Berufsorganisation für amerikanische Schriftsteller*innen. Er lebt an der Ostküste der USA. Lincoln Child wurde 1957 in Westport, Connecticut, geboren. Nach seinem Studium der Englischen Literatur arbeitete er zunächst als Verlagslektor und später für einige Zeit als Programmierer und Systemanalytiker. Während der Recherchen zu einem Buch über das »American Museum of Natural History« in New York lernte er Douglas Preston kennen und entschloss sich nach dem Erscheinen des gemeinsam verfassten Thrillers »Relic«, Vollzeit-Schriftsteller zu werden. Child lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in New Jersey.
2
Nach einer viertelstündigen Fahrt durch die geschäftigen Straßen voller Fuhrwerke hielt der Polizeitransport an einem gesicherten Hintereingang des Bellevue – einem Gebäudekomplex, der eher an die Bastille als an ein Krankenhaus gemahnte.
Die Droschke, in der Diogenes saß, hielt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, als Ferenc ins Krankenhaus verfrachtet wurde und die Eisentüren hinter ihm zufielen.
»Zwanzig Cent, wenn Sie so gut sein wollen, Mister«, teilte der Kutscher Diogenes mit.
»Ich würde gern eine Weile warten, wenn Sie gestatten«, erwiderte Diogenes, der seine Sprechweise an den ne varietur-Rhythmus der 1880er anpasste. »Womöglich bedarf ich noch Ihrer Dienste.« Damit reichte er dem Mann einen Silberdollar, der sich noch eine Stunde zuvor am Broadway in der Tasche eines beleibten Herrn befunden hatte.
»In Ordnung, Chef«, sagte der Mann, mehr als glücklich, mit einem bereitwillig zahlenden Fahrgast die Zeit zu vertrödeln.
Diogenes starrte auf die schwere Metalltür, hinter der Ferenc verschwunden war. Ein höchst unglücklicher Umstand. Er hätte ihn umbringen sollen, als sich die Gelegenheit bot – seiner eigenen perversen Neugier nachzugeben hatte schon früher zu Problemen geführt.
Er bedachte die Situation. Da man Ferenc als Gefangenen ins Bellevue und nicht zur nächsten Polizeiwache gebracht hatte, wusste Diogenes, dass er in die Irrenabteilung eingewiesen wurde. Was sollte er angesichts dessen unternehmen? Er konnte immer noch versuchen, den Mann umzubringen. Das würde eine Tarnung erforderlich machen, er musste sich als Pfleger oder Putzkraft ausgeben und Zugang zur richtigen Abteilung erlangen. Nichts davon stellte ein echtes Problem dar; kritisch war nur die knappe Zeit.
Zeit … Zeit, wie wahr. Er warf einen Blick nach unten auf seine Hose und die Schuhe – die einzigen Bekleidungsstücke, die noch aus seiner eigenen Zeit stammten und die dank des Schlamms und des Mantels bisher nicht aufgefallen waren. Dabei bemerkte er unter dem Schlamm an den Hosensäumen und den Sohlen der Arbeitsstiefel ungewöhnliche Brandspuren. Er wusste, dass Ferenc es geschafft hatte, diese infernalische Maschine mit einer Art Zeitschaltuhr zu versehen, die das Portal lange genug offen hielt, damit er die Münzen beschaffen und zurückkehren konnte. Aber diese seltsamen Brandspuren zusätzlich zum Rumpeln und dem Qualm, der aus der Maschine aufstieg, wie Diogenes beobachtet hatte, als er Ferenc durch das Portal folgte …
Sein Gedankengang wurde von einer großen schwarzen Pferdekutsche, einem Landauer, unterbrochen, der vor einem anderen, für die Angestellten des Krankenhauses reservierten Eingang vorfuhr. Der Schlag sprang auf, und ein Mann in eleganter Aufmachung stieg aus. »Elegant« war noch untertrieben: Der Mann trug einen langen, schwarzen Gehrock mit gestärktem weißen Kragen, eine breite Seidenkrawatte mit Diamantnadel und eine geknöpfte Weste, auf der eine goldene Uhrenkette einen schimmernden Bogen beschrieb. An seinem linken Aufschlag war ein Orchideengesteck – eine purpurne Dendropia auf einem Farnwedel – befestigt.
Doch Diogenes war besonders an seinem bleichen Adlergesicht mit den tief liegenden saphirblauen Augen hinter der Brille mit rechteckigen Gläsern, dem hellblonden Haar und den gemeißelten Zügen interessiert, die Mitglieder seiner eigenen Familie auszeichneten. Seine Miene wirkte abwesend, abgelenkt, vielleicht auch eisig.
Diogenes wusste sofort, dass dies Professor Enoch Leng sein musste, berühmt für seine neue Methode zur Behandlung von Geisteskrankheit, der Gehirnoperation. Außerdem trug er noch einen anderen, sogar noch distinguierteren Namen: Antoine Leng Pendergast, Spross der alten Familie aus New Orleans und Urgroßonkel von Diogenes.
Er sah zu, wie der Konsultierende Chirurg hinter den Mauern des Bellevue verschwand.
Was zuvor wie eine unangenehme Entwicklung gewirkt hatte, entpuppte sich nun als schlimmstmögliche. Diogenes war sicher, dass Leng innerhalb kürzester Zeit Gaspard Ferenc kennenlernen würde, den »Verrückten«, der behauptete, aus der Zukunft zu stammen … und nach einem Mann namens Pendergast rief, der ihn retten sollte.
Nun war es sinnlos für ihn, ins Krankenhaus einzudringen. Alles hing davon ab, was Leng als Nächstes tat. Obgleich der Kutscher abwehrend meinte, das wäre nicht nötig, schnippte Diogenes ihm einen zweiten Silberdollar zu und wartete.
Es war noch keine Stunde verstrichen, als Ferenc, kaum fähig zu gehen, aus dem Angestellteneingang auftauchte und ein junger Mann ihm in Lengs Kutsche half, dicht gefolgt von Leng. Innerhalb von Sekunden rumpelte die Kutsche davon – und Diogenes wies seinen Kutscher an, ihr mit etwas Abstand zu folgen.
Lengs schimmernde Kutsche wandte sich Richtung Süden durch die ärmeren Viertel der Stadt und erreichte schließlich Five Points, New Yorks berüchtigtsten Slum: ein Labyrinth enger Gassen und schmutziger Hinterhöfe, in denen die verzweifeltsten und verkommensten Einwohner der Stadt lebten. Die Tatsache, dass eine Kutsche wie die Lengs unbehelligt durch diese Kloake der Laster und des Elends fahren konnte, sprach Bände. Mittlerweile verdiente Diogenes’ Kutscher seine zwei Dollar, indem er eine unübersehbare Pistole zog und damit gewährleistete, dass ihr weniger elegantes Vehikel nicht angegriffen wurde.
Lengs Landauer fuhr an einem neugotischen Bau an der Catherine Street vor. Eine unappetitliche Menge hatte sich vor dem Eingang versammelt, angezogen von dem vergoldeten Schild über dem Eingang: SHOTTUMS KABINETT DER NATURWUNDER UND KURIOSITÄTEN. Die Kutsche blieb einen Moment stehen, während Leng ausstieg, einen Arm schützend um den willenlosen Ferenc gelegt. Doch statt das Kabinett durch den Haupteingang zu betreten, verschwand er rasch durch eine Seitentür.
Diogenes befahl seinem Kutscher, an eine sicherere Stelle am Ende des Blocks zu fahren, und wartete. Er wusste eine Menge über seinen Vorfahren Enoch Leng. Er wusste, dass sich unter Shottums Kabinett – und großen Arealen von Five Points – eine weitläufige Ansammlung von Tunneln und Gängen befand, Überreste eines aufgegebenen Wasserwerks, die Leng heimlich für seine schaurigen Experimente umfunktioniert hatte.
Leng an diesen Ort zu folgen wäre wesentlich gefährlicher, als ins Krankenhaus zu schleichen. Aber die Kutsche des Mannes blieb vor dem Eingang stehen. Was immer geschehen mochte, es würde bald sein.
Nach einer weiteren Stunde wurde Diogenes’ Geduld belohnt. Aus dem Seiteneingang trat ein hässlicher, missgestalteter Mann, der eine Gestalt vor sich her über das schlammige Pflaster und zu Lengs Kutsche schob. Die Gestalt war in eine Wolldecke gehüllt, aber man konnte kurz weiblich wirkende Füße – blass und nackt – erkennen, ehe sie in die Kabine verfrachtet wurde. Der Mann bellte einen Befehl, und die Kutsche fuhr an und rauschte einen Moment später an Diogenes’ Droschke vorbei.
Als Diogenes noch überlegte, ob er ihr folgen sollte, erschien in rascher Bewegung Leng persönlich und eilte die Straße hoch. Zunächst dachte Diogenes, er würde die Kutsche einholen wollen, als wäre sie versehentlich ohne ihn aufgebrochen, und wies seinen Fahrer an, ihm zu folgen. Doch nein, Leng war nur auf dem Weg zu einer nahe gelegenen und weniger gefährlichen Durchgangsstraße, Ferry Street, in der sich ein Droschkenstand befand. Leng winkte eine heran, stieg ein und fuhr die Kaianlagen entlang Richtung Norden.
Diogenes musste seinem Fahrer keine Anweisungen mehr erteilen – der Mann ließ bereits die Zügel schnalzen und trieb das Pferd an.
Lengs Droschke bewegte sich rasch Richtung Uptown. Die Gassen wurden breiter und verliefen in einem Gittermuster, als sie den moderneren Teil der Stadt erreichten. Einige Minuten später wurde Lengs Droschke langsamer, und Diogenes erkannte, wohin er wollte. Bemerkenswert, dachte Diogenes, wie schnell es Leng gelungen war, Ferenc die Information zu entreißen.
»Langsam jetzt«, sagte Diogenes leise. »Und seien Sie ein braver Bursche, fahren Sie an den Rinnstein hier links und warten.«
»Schon erledigt, Boss«, erwiderte der Droschkenkutscher.
Er beobachtete, wie Leng aus der Droschke stieg und den Gehweg entlanghuschte, wobei er immer wieder stehen blieb, um in Gassen zu spähen, die vom Broadway zum Longacre Square abzweigten. Leng suchte zweifelsohne nach einer bestimmten Gasse – der mit dem Portal –, und Diogenes’ Herz erstarrte zu Eis.
Mittlerweile hatte Leng die Seventh Avenue überquert – durch die Pfützen watend, wobei seine kostspielige Kleidung mit Schlamm und Dung bespritzt wurde – und verschwand in einer Gasse auf der anderen Seite: der dreckigen Sackgasse namens Smee’s Alley.
»Sie warten hier«, sagte Diogenes, schwang sich hinaus und hastete zu derselben Gasse. In der Einmündung wurde er langsamer und spähte unter dem Vorwand, nach seiner Taschenuhr zu fingern, hinein. Er sah Leng, der sich umschaute und einen Spazierstock mit Goldgriff in alle Richtungen schwenkte, als suchte er nach etwas Unsichtbarem. Das Portal war Gott sei Dank nicht...
Erscheint lt. Verlag | 2.12.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | Ein Fall für Special Agent Pendergast |
Übersetzer | Frauke Czwikla |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Abenteuerthriller • action thriller bücher • Agent Coldmoon • Agent Pendergast • Agent Pendergast Reihe • Aloysius Pedergast • Aloysius Pendergast • amerikanischer thriller bücher • amerikanische thriller • Constance Greene • Diogenes Pendergast • Dr. Leng • Familie Pendergast • FBI • FBI-Agent • Krimi • Mystery Thriller • Mystery-Thriller • New York City • Pageturner • Pendergast • pendergast 22 • Polizei Krimis / Thriller • Preston-Child Reihenfolge deutsch • spannende Thriller • Special Agent Pendergast • Thriller abenteuer • Thriller Action • Thriller-Bestseller • Thriller Bücher • Thriller FBI • thriller reihe • Thriller Serienkiller • thriller serienmörder bücher • Thriller Übersinnliches • Thriller USA • Übernatürliche Phänomene • USA |
ISBN-10 | 3-426-65970-0 / 3426659700 |
ISBN-13 | 978-3-426-65970-0 / 9783426659700 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |

Größe: 2,1 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich