Der pelzige Pälzer -  Volker Michel

Der pelzige Pälzer (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
348 Seiten
Der kleine Buch Verlag
978-3-7650-9165-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,49 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Der Arzt Moritz Wolf kommt gerade aus dem Fritz-Walter-Stadion, als er auf einen Bewusstlosen mit einem Messer in der Brust trifft. Nachdem er ihm Erste Hilfe geleistet hat, steigt er versehentlich in den falschen, noch dazu letzten, Park-and-Ride-Bus. Gestrandet an der Kaiserslauterer Uni macht er sich zu Fuß auf dem Weg zu seinem Auto. Unterwegs begegnet ihm die junge Deutsch-Amerikanerin Emily Jones. Sie hat eine Autopanne und steht zitternd vor ihm. Wolfs amateurhafte Pannenhilfe wirkt nur kurzfristig. Nach längerem Zureden bringt er die völlig aufgelöste Frau dazu, ihm zu verraten, was sie verbirgt. Was sie Moritz Wolf zeigt, als sie ihren Kofferraum öffnet, verändert sein Leben und die ganze Welt ...

Volker Michel ist in Ludwigshafen am Rhein geboren und wuchs in der Vorderpfalz auf. Nach Abitur und Zivildienst führte ihn sein Studium nach Kaiserslautern, wo er noch längere Zeit danach lebte und forschte. Nach kurzen Episoden in Cambridge, England, zog ihn sein Beruf schließlich 2008 nach Südwestfalen, wo er Professor am Departement Mathematik der Universität Siegen ist. In seiner Freizeit begeistert er sich für Science Fiction, Krimis und andere spannende Filme und Romane. Sein Talent für das Ausdenken von Geschichten entdeckte er, als er Ende der 1990er Drehbücher schrieb und diese mit Freunden verfilmte. Zu seinen weiteren Hobbys, die an meist zu knapp vorhandener Zeit leiden, gehören der Tanzsport, Quizzen und die Kommunalpolitik. Ferner ist er leidenschaftlicher, pardon, leidender Anhänger des 1. FCK und erinnert sich immer noch gerne an den 4:0-Sieg gegen Bayern München, den er im Stadion bejubelte - damals, als bekanntlich noch alles besser war. Volker Michel ist mit seiner einstigen Regie-Assistentin, der Pfälzerin Bärbel Michel, verheiratet, die zugleich seine wichtigste Literaturkritikerin ist.

1


»He, du Dummbeidel, schpinnscht du? Des war doch en astreine Elfer!1«, schrie Moritz Wolf den Schiedsrichter von der Osttribüne des Fritz-Walter-Stadions aus an. Der FCK-Fan war der Meinung, dass der Unparteiische gerade einen Strafstoß für den 1. FC Kaiserslautern hätte geben müssen. Stattdessen entschied dieser auf einen Abstoß vom Tor des FC Bayern München. Die Worte von Moritz Wolf konnte der Schiedsrichter natürlich nicht hören, aber die Emotionen im Stadion kochten hoch. Schließlich handelte es sich um ein DFB-Pokal-Viertelfinalspiel, bei dem der sonst von wenig Erfolg gekrönte pfälzische Traditionsverein nach längerer Zeit wieder auf seinen Erzrivalen aus der 1. Liga traf. »Der is doch bestoche!2«, schimpfte Wolf weiter. »Annerscht gewinne die Bayern ihr Schpiele jo sunscht ah net!3«

Wolf erntete böse Blicke von einigen Männern um ihn herum. Er hatte die Eintrittskarte für viel Geld auf dem Schwarzmarkt gekauft und leider erst zu spät gemerkt, dass das Ticket ihn in einen der Blöcke für die Auswärtsmannschaft geführt hatte. Den Pfälzer kümmerte das nicht. Er war immer noch wütend darüber, dass seinem Verein die Chance auf einen Strafstoß verwehrt wurde, und das auch noch in der 71. Minute bei einem Stand von 0:0.

Es dauerte etwas, bis sich die Stimmung auf den Zuschauerrängen wieder beruhigte, als in der 78. Minute einem Abwehrspieler der Bayern ein geradezu amateurhafter Fehlpass passierte. Ein Mittelfeldspieler der Roten Teufel schnappte sich die Kugel und spielte sie in den Lauf eines gerade in diesem Moment nach vorne gesprinteten Mannschaftskameraden. Der Pass kam an, zwei Bayern monierten zu Unrecht eine Abseitsposition. Der Kaiserslauterer Stürmer rannte allein auf den Torhüter der Bayern zu und versenkte den Ball im Tor.

Unbeschreiblicher Jubel brach im Stadion aus. Wolf sprang als Einziger in seinem Block auf und schrie »Tor« aus voller Kehle. Dann stimmte er sogleich das Lied Zieht den Bayern die Lederhosen aus mit den zigtausend anderen FCK-Fans im Stadion an. Noch gut 10 Minuten und die reguläre Spielzeit wäre zu Ende. Die Chancen auf eine Sensation standen also sehr gut.

»Jawoll, zeigt’s denne Bayern4«, rief der einsame Fan der Roten Teufel im Block der Auswärtsmannschaft.

»Jetzt reicht’s aber!«, brüllte einer der Bayern-Fans in seiner Nähe, krempelte die Ärmel hoch und schob die anderen Fans um ihn herum zur Seite.

»Komm, lass ihn«, versuchte einer zu beschwichtigen.

»Halts Maul!«, konterte der erboste Anhänger des Rekordmeisters. Zwei weitere Fans versuchten, ihn festzuhalten. Doch er schubste sie mit Wucht weg, so dass sie taumelten und von den anderen gestützt werden mussten.

Wolf sah den Mann nun auch auf sich zukommen. »Komm, is gut«, sagte er mit ruhiger Stimme.

»Nix is gut«, widersprach dieser und holte zu einem Faustschlag aus.

Der Pfälzer machte eine ruckartige Bewegung zur Seite und konnte dem Angriff gerade noch ausweichen. Dann packte er den Bayern-Fan an dessen Trikot, zog ihn erst zu sich und nutzte dessen Wanken aus, um ihn schließlich mit dem Rücken nach unten auf den Boden zu befördern. Dort fixierte er ihn mit einigen geschickten Griffen. »Schun mol was vun de Schifferstädter Ringer g’heert, du Seppel?5«, belehrte er ihn.

»Was is’n do los?6«, rief ein Ordner.

»Nix«, antwortete Wolf und zog seinen Kontrahenten wieder nach oben. Er legte seinen Arm um die Schulter des verwirrt blickenden Bayern-Fans und meinte noch: »Mir ham uns nur so gefreet, dass des Schpiel so schpannend is. Alles gut!7«

»Sicher?«, wollte der Ordner mit ernstem Blick wissen.

»Ja, alles gut«, knurrte der unterlegene Mann aus Süddeutschland.

»Alla gut8«, meinte schließlich der Ordner und drehte sich wieder weg.

Inzwischen war das Spiel in der 86. Minute angekommen. Die Spannung war kaum mehr auszuhalten. Der FC Bayern warf alles nach vorne. Die Abwehr des FCK musste Schwerstarbeit leisten. Auch der Torhüter bekam einiges zu tun. Doch schließlich war die Sensation perfekt: Der 1. FC Kaiserslautern hatte den FC Bayern München aus dem DFB-Pokal geworfen. Ohrenbetäubender Lärm herrschte im Stadion. Der Balsam für die schwer gebeutelte Seele des Traditionsvereins tat allen Pfälzer Fans gut. Die Bayern-Anhänger senkten ihre Häupter und machten sich auf den Heimweg, wodurch es langsam leerer um Wolf herum wurde.

Es dauerte nicht lange, bis einer der Ordner ihn aufforderte, das Stadion zu verlassen. »Wieso?«, wollte er empört wissen. Die Stimmung war noch so großartig, dass er nicht gehen wollte.

»Wir räumen die Bayern-Blöcke und führen die Fans weg«, erklärte der Ordner ruhig, »damit es keine Konflikte gibt.«

»Schön«, bemerkte Wolf, »aber ich bin FCK-Fan.«

Der Ordner stockte. »Ich hab‘ Anweisung, den Block zu räumen. Sorry«, sagte er schließlich.

Wolf wollte keinen Ärger provozieren, das war es ihm nicht wert. Er seufzte und machte sich auf den Weg in Richtung Ausgang.

Dort drängten sich die Massen wieder. Über Lautsprecher wurde angesagt, wohin jene gehen sollten, die mit Fanbussen hergekommen waren, und welcher der Sammelpunkt für die Shuttles zu den Park-and-Ride-Plätzen war. Wolf versuchte, sich einen Weg zu Letzterem zu verschaffen, aber er kam nur mühsam voran. Plötzlich wurde es laut und einige Personen vor ihm beugten sich nach unten.

»Was ist da los?«, rief ein Ordner.

»Sani, schnell!«, rief irgendwer.

Offenbar lag jemand auf dem Boden. Wolf schob die Fans vor sich zur Seite. »Losst misch mol dursch, isch bin Arzt!9«, rief er. Die Menschen in seiner Nähe sahen sich um.

»Was hoata g’sogt?10«, wollte einer der Bayern-Anhänger wissen.

»A Arzt, verstehst?11«, rief ein anderer.

Schließlich ließ man Wolf zu dem Verletzten. Auf dem Boden lag ein Mann, etwa 20 Jahre alt, in einer Blutlache. In seiner linken Rippengegend steckte ein Messer. Wolf blickte die Personen an, die einen engen Kreis um den Mann auf dem Boden bildeten. Einige der Männer waren kreidebleich im Gesicht. »So, jeder zwei Schritte zurück!«, rief er. Keiner reagierte. »Aber dalli, jetzt!«, schrie er schließlich. Alle machten allein schon vor Schreck einen Satz nach hinten.

»Ist ja gut«, brummelte einer.

»Können Sie mich hören?«, fragte Wolf den Mann auf dem Boden. Dieser antwortete nicht. Dann überstreckte der Arzt leicht den Kopf des Verletzten und überprüfte dessen Atmung. »O.K., schnaufen kann er noch«, murmelte er. Auch der Puls schien in Ordnung zu sein. Also war es Zeit, sich um die Wunde zu kümmern. Normalerweise ist es sinnvoll, den Fremdkörper zu stabilisieren, weil er wie ein Korken erstmal schlimmere Blutungen verhindert. Aber die Blutlache, die den Bewusstlosen umgab, war in dieser Beziehung nicht beruhigend. Was sollte der Arzt tun? Ihm fehlte das notwendige Werkzeug. »Hat jemand einen Rettungswagen gerufen?«, rief er in die Menge.

»Ja, ist unterwegs«, antwortete jemand.

Bei solchen Fußballspielen müssen grundsätzlich Rettungskräfte vor Ort sein. Es dauerte auch in der Tat nicht lange, bis ein Mann und eine Frau vom Roten Kreuz dem Arzt zur Seite standen. Wolf blickte in den Koffer, den sie dabeihatten. Dann holte er eine Schere und Verbandsmaterial heraus. Während einer der Sanis den Kopf des Patienten weiter überstreckte, damit dieser atmen konnte, half der andere dem Arzt, die Kleidung um die Wunde wegzuschneiden, um die Einstichstelle freizulegen. Sie fixierten das Messer schließlich mit Verbandsmaterial und dichteten die Wunde rundum möglichst gut ab, so dass kein Blut mehr daraus floss.

Schließlich tauchten auch zwei Polizisten am Tatort auf. »Hat jemand was gesehen?«, wollte einer von ihnen wissen.

»Ja, der do war’s12«, hörte Wolf eine ältere Frauenstimme, während er mit seinem Patienten beschäftigt war. »Isch hab’s ganz genau g’sehe13«, fügte sie hinzu.

»Reden Sie doch keinen Unsinn«, mahnte eine Männerstimme, »das ist doch der Arzt, der ihm gerade das Leben rettet.« Wolf stockte kurz und machte dann weiter.

Schließlich verschaffte sich ein Notarztwagen einen Weg zu dem Ort des Geschehens. Wolf erklärte seinem Kollegen kurz, was geschehen war, und übergab ihm danach den Patienten. Im Hintergrund hatte er noch gehört, wie die Polizei die Personalien der älteren Frau aufnahm. Sie hieß Martha Koch. Wolf überlegte gerade, dass es, wenn er wirklich der Täter gewesen...

Erscheint lt. Verlag 19.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7650-9165-0 / 3765091650
ISBN-13 978-3-7650-9165-0 / 9783765091650
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49