Sturmnacht (eBook)

Ein Nordsee-Krimi

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
368 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-31439-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sturmnacht -  Hendrik Berg
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Über der Nordsee zieht ein Sturm herauf und bringt den Tod mit sich ...
Ein Mord an einem idyllischen Badestrand von Amrum. Kommissar Theo Krumme und seine Kollegin Pat ermitteln auf der kleinen Insel mitten im nordfriesischen Wattenmeer. Der siebenjährige Tomme ist der einzige Zeuge des Verbrechens. Nur er kennt das Gesicht des Täters und gerät dadurch selbst in große Gefahr. In einem Wettlauf gegen die Zeit setzen Krumme und Pat alles daran, um den Mörder zu fassen. Da zieht ein Sturm auf und bringt neues Unheil auf die Insel ...

Hendrik Berg wurde 1964 in Hamburg geboren. Nach einem Studium der Geschichte in Hamburg und Madrid arbeitete er zunächst als Journalist und Werbetexter. Seit 1996 verdient er seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Drehbüchern. Er wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Köln.

6


Als Camilla das Haus betrat, wäre sie fast über Denis’ Turnschuhe gestolpert. Wie immer hatte er sie achtlos auf den Boden geworfen. Und den Flur hatte er auch nicht gefegt. Unter ihren Füßen knirschte mehr Sand denn je. Dieser faule Sack! Statt sich einmal nützlich zu machen, hatte der Kerl wieder nur den ganzen Tag vor der Playstation gezockt. Sie fluchte, als sie aus der Ferne hörte, wie er mit einer Horde Zombies abrechnete. Wütend hängte sie ihre Badetasche an der Garderobe auf und ging durch den Flur hinüber ins Wohnzimmer.

Tatsächlich hockte Denis allein vor dem Fernseher, mit einem Controller in der Hand. Trotz der Hitze trug er seine ausgebeulte Jogginghose und dazu ein durchgeschwitztes Baumwollshirt, das auf seiner Brust klebte.

Camilla rümpfte die Nase. Es muffelte nach Chips und abgestandenem Bier. Warum zum Teufel waren alle Fenster geschlossen? Sie waren an der Nordsee, da konnte man doch wohl mal lüften.

Noch hatte Denis sie nicht bemerkt. Jubelnd konzentrierte er sich darauf, einem Untoten den Kopf abzuschneiden.

»Kannst du mir mal verraten, was der Mist soll?«, fuhr sie ihn ohne Begrüßung an.

Überrascht drehte er ihr kurz den Kopf zu. »Ah, da bist du ja«, sagte er.

»Wolltest du nicht aufräumen?«

»Hab ich doch.«

»Von wegen. Der Flur ist die reinste Sandkiste.«

Denis zuckte mit den Schultern. »Da war ich noch nicht.«

Camilla verdreht die Augen. »Und mit dem Essenmachen habt ihr auch noch nicht angefangen, oder?«

»Doch, natürlich.«

»Ach ja? Ich sehe nichts.«

Denis zeigt mit seinem Daumen über die Schulter Richtung Esstisch. »Hab schon gedeckt.«

Camilla sah drei tiefe Teller, dazu jeweils einen Löffel. Keine Gläser, aber eine große Colaflasche.

Sie stöhnte, holte Luft, um Denis eine entsprechende Ansage zu machen, als ihr zweiter Mitbewohner in Badelatschen aus dem Schlafzimmer schlappte.

»Ah, schau an, unsere Urlauberin«, begrüßte er sie.

»Was soll denn der blöde Spruch, Sascha?«

»Wieso blöde? Hast du keinen schönen Tag gehabt?«, fragte er und warf sich neben Denis aufs Sofa. Was sein Kumpel zu viel auf den Rippen hatte, hatte er zu wenig. Sascha war hager, hatte aber Muskeln wie Drahtseile.

»Ja, hatte ich«, antwortete sie. »Was dagegen?«

»Nein, dafür sind wir ja hier auf Amrum. Um uns ein bisschen zu entspannen. Wie schön, dass wenigstens du die Gelegenheit nutzt«, sagte Sascha betont liebenswürdig.

Camilla betrachtete ihn skeptisch. Von seinem freundlichen Ton ließ sie sich nicht täuschen. Saschas Augen und die geröteten Nasenlöcher verrieten, dass er wieder gekokst hatte.

Zwanzig Minuten später saßen sie draußen auf der Terrasse und aßen zu Abend. Wie so oft hatte Camilla am Ende für sie gekocht. Denis hatte vorgeschlagen, Pizza beim Lieferservice in Wittdün zu bestellen, aber Camilla hatte protestiert.

»Nicht schon wieder Pizza! Ich kriege Pickel, wenn ich nur daran denke!«, hatte sie geschimpft und dann Spaghetti Carbonara gekocht, eines der wenigen Gerichte, die sie beherrschte.

»Hättest du nicht noch ein bisschen mehr Speck in die Soße tun können?«, meckerte Denis.

»Nur, wenn du welchen gekauft hättest.«

»Wieso muss ich hier alles machen, während du ­draußen am Strand in der Sonne brätst?«, beklagte sich Denis, während er in seinen Nudeln stocherte.

»Weil ich die letzte Woche alles allein gemacht hab! Wir hatten besprochen, dass du dich diese Woche darum kümmerst. Ich habe keinen Bock, für euch ­Idioten Putzfrau, Köchin und Mama in einem zu sein.«

»Hey, hey, was hast du denn für eine Laune, Cam?«, erkundigte sich Sascha mit vollem Mund. »Scheint, als hättest du doch keinen so guten Tag gehabt?«

Camilla atmete tief durch und blickte zu den Kiefern, die in der Abendsonne lange Schatten warfen. Kaum zu glauben, dass sie nur wenige hundert Meter vom Meer entfernt waren.

Sie seufzte traurig. »Der Tag war super.«

Denis sah von seinem Teller auf. »Aber?«

Camilla trank einen Schluck Wasser. »Nichts aber. Ich war am Strand und hab dann endlich mal eine richtige Inselwanderung gemacht. Durch die Dünen über den Kniepsand. Dann war ich noch in Wittdün. Shoppen. Hab mir was zu lesen gekauft.«

»Du warst am Strand? Wo denn?«, fragte Sascha.

»Oben in Norddorf.«

Sascha nippte an seiner Cola. »Wo der Strand besonders voll ist?«, fragte er, während er sie über den Rand des Glases beobachtete.

»Da sind zwar viele Leute, aber das verläuft sich. Da ist genug Platz für jeden.«

Für einen Moment schwiegen sie. Denis wischte sich den Mund ab und stand leise ächzend auf. »Bin gleich wieder da«, brummte er und verdrückte sich in Richtung Klo.

»Und? Jemanden kennengelernt?«, fragte Sascha mit lauernder Miene, als er mit Camilla allein war.

Sie sah ihn überrascht an. »Wie meinst du das?«

Sascha sah sie mit seinen dunkel-funkelnden Augen an. »Tu nicht so unschuldig. Du allein mit deinem sexy roten Bikini. Da stehen die Inselburschen doch bestimmt Schlange, oder?«

»Was für Inselburschen?«

»Was weiß ich? Diese Provinzdeppen eben, die da am Strand rumhängen und vor lauter Muckis und dicken Eiern kaum gehen können.«

»Du kennst dich ja aus.«

Aber Sascha ließ sich nicht beirren. »Nun erzähl schon. Lass mich an deinem aufregenden Leben teilhaben.«

Camilla dachte an den Kitesurfer. Seine dunklen ­Locken und sein strahlendes Lächeln.

»Das geht dich gar nichts an.«

Sascha lächelte mit zusammengekniffenen Lippen. »Wir sitzen hier zusammen auf der Insel. Ich finde schon, dass ich das Recht habe, zu wissen, was du so den ganzen Tag treibst. Und mit wem.«

Sie musterte ihn voller Verachtung, wissend, wie er es liebte, sie zu provozieren.

»Was hast du denn heute gemacht, Sascha?«

Er zögerte. »Ich war zu Hause. Wie abgemacht.«

»Okay, sehr gut. Aber ich wüsste nicht, dass diese Abmachung auch für mich gilt.«

»Das sehe ich anders.«

»Wenn ich mich amüsieren möchte und ein bisschen über die Insel ziehe, muss ich ganz bestimmt nicht dich um Erlaubnis fragen.«

Sascha sah sie an. Sie wusste, dass nicht viele Menschen so mit ihm reden durften.

Sie hatten mal eine Affäre gehabt. Nur ein bisschen betrunkenes Geknutsche, das ihm mehr bedeutet hatte als ihr. Entsprechend sauer war er gewesen, als sie die Sache schnell wieder beendet hatte. Selbst schuld, dachte Camilla, immerhin war die Initiative damals von ihm ausgegangen. Aber Sascha war es gewohnt, dass er die Spielregeln bestimmte. Und bei den Püppchen, mit denen er sich sonst abgab, war immer er derjenige, der sie am Ende mit einem Tritt in den Hintern wegjagte.

Dass sie aber ihn zurückgewiesen hatte, würde er ihr nie verzeihen.

Denis kam vom Klo zurück. Wie üblich schloss ihr Bruder den Gürtel seiner Hose erst außerhalb der Toilette. Eine Angewohnheit mehr, die sie fürchterlich aufregte.

»Übrigens, Sascha«, fragte er, während er sich zurück an den Tisch setzte, »hast du an das Bier gedacht?«

Sascha starrte ihn verständnislos an.

»Das Bier«, wiederholte Denis. »Du wolltest doch ein Sixpack mitbringen.«

Camilla blickte überrascht von ihrem Essen auf. »Wie bitte? Du hast das Haus also doch verlassen?«

Sascha wurde rot im Gesicht. »Nur eine kurze Runde. Brauchte auch mal ein bisschen frische Luft.«

»Eine Shoppingrunde? Um Bier zu kaufen? Hier? So kurz kann die Runde nicht gewesen sein. Wo genau hast du dich rumgetrieben?«

Sascha warf Denis einen wütenden Blick zu. »Nein, tut mir leid, ich war nicht im Supermarkt.« Dann sah er wieder zu Camilla. »Auch wenn es dich einen Scheiß angeht – ich bin nur ein bisschen den Wald rauf- und runtergegangen.«

»Und bei den Dünen, hast du gesagt«, warf Denis ein und blickte dann zu ihr. »Der Sand bei den Schuhen, der ist nicht von mir.«

Er wechselte einen Blick mit Sascha, der eine Miene machte, als würde er ihm am liebsten an die Gurgel ­gehen.

Camilla wollte es nicht glauben. »Stimmt das?«

»Ja. Na und? Ich muss mir bei niemandem eine Erlaubnis holen, wenn ich das Haus verlasse.«

Sie verschränkte die Arme. »Ob dein Vater das genauso sieht?«

»Der interessiert mich einen Scheiß«, fauchte Sascha.

»Wirklich? Soll ich ihn mal anrufen und fragen?«

»Das würdest du nicht wagen!«

»Wetten doch?«

»Schluss jetzt!« Denis hob seine Arme. »Hört auf zu streiten.«

»Wir streiten nicht, wir reden nur«, sagte Sascha, ohne Camilla aus den Augen zu lassen.

»Von wegen. Jeden Tag dasselbe. Wisst ihr, wie bescheuert das ist?«

»Dann halte dich da raus.«

»Wie soll das gehen? Wir sitzen hier auf dieser Scheißinsel fest und müssen miteinander klarkommen. Also hört auf, euch wie Idioten zu benehmen.«

Camilla sah, wie sehr es Sascha widerstrebte, sich in seinem Zorn zurückzunehmen. Wie peinlich, dass ausgerechnet Denis den Vermittler spielte. Aber er hatte recht. Sie mussten sich verdammt noch mal zusammenreißen!

Sie hob ihr Glas. »Komm schon«, sagte sie zu ­Sascha. »Lass uns einfach einen netten Abend haben, okay?«

Sascha brummte etwas Unverständliches. Dann hob er ebenfalls sein Glas.

»Auf uns. Und auf Amrum«, sagte...

Erscheint lt. Verlag 20.3.2024
Reihe/Serie Ein Fall für Theo Krumme
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • eBooks • Heimatkrimi • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Neuerscheinung • Nordsee
ISBN-10 3-641-31439-9 / 3641314399
ISBN-13 978-3-641-31439-2 / 9783641314392
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