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Der kleine Kompass fürs Leben (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
350 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45829-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
18,99 inkl. MwSt
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Ein lebenskluger, charmanter und origineller Roman über einen jungen Mann, der die Ordnung liebt - und sich plötzlich mitten im Chaos wiederfindet.  Joe-Nathan liebt sein routiniertes Leben. Er mag seinen Job und seine Freunde und folgt gerne Regeln und manchmal ist er auch bereit, Neues zu lernen. Doch Joes Mutter weiß, dass es auf dieser Welt tausende Dinge gibt, auf die er noch nicht vorbereitet ist. Jeden Tag ist sie an seiner Seite, weist ihn in die richtige Richtung und schreibt gleichzeitig in ein gelbes Notizbuch für ihn - eine Anleitung für's Leben mit all den Dingen, die sie ihm noch nicht beibringen konnte. Als Joe sich plötzlich auf die Anleitung seiner Mutter und - zum ersten Mal - auf sich selbst verlassen muss, stellt er fest, dass wunderbare, unerwartete und überraschende Dinge passieren können, wenn man seine Komfortzone verlässt. Und, dass Joe nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Mitmenschen helfen kann ...  Die Autorin Helen Fisher erzählt eine herzerwärmende Geschichte über die wunderbare Unvorhersehbarkeit des Lebens und einen Helden, der einen tragischen Verlust erleben muss und erkennt, dass das Leben trotz aller Traurigkeit auch wunderbare Momente erlebt. Und dass man manchmal die Routine in den Wind schießen muss, um das Leben zu entdecken.  Leser*innen von von »Ein Mann namens Ove« und »Das Rosie-Projekt« werden diesen Roman ins Herz schließen. »Unterhaltsam, optimistisch und mit einem ganz eigenen Charme: echter Lesespaß!« Autorin Hazel Prior 

Helen Fisher verbrachte ihre Kindheit in den USA, bevor sie mit ihrer Familie nach Suffolk in England zog, wo sie auch heute noch mit ihren beiden Kindern lebt. Sie studierte Psychologie an der  University of Westminster und Ergonomik am UCL und arbeitete als Gutachterin in der Forschung.  Nach Die Zeitspringerin ist Der kleine Kompass fürs Leben ihr zweiter Roman. 

Helen Fisher verbrachte ihre Kindheit in den USA, bevor sie mit ihrer Familie nach Suffolk in England zog, wo sie auch heute noch mit ihren beiden Kindern lebt. Sie studierte Psychologie an der  University of Westminster und Ergonomik am UCL und arbeitete als Gutachterin in der Forschung.  Nach Die Zeitspringerin ist Der kleine Kompass fürs Leben ihr zweiter Roman. 

Kapitel 7


Abendessen und Nachtisch

Auf dem Weg zur Arbeit vermied Joe-Nathan alle Risse und Spalten auf dem Gehweg. Aber machten das nicht alle so? Außerdem salutierte er, wenn ein weißes Auto an ihm vorbeifuhr, und spiegelte das Aussehen der Bäume wider, die ihm auf seinem Weg Handzeichen gaben. Eine Baumkrone etwas weiter entfernt sah aus wie eine winkende Hand, die alle Finger zusammen und nur den Daumen abgespreizt hielt; die Krone eines anderen Baums machte eine Rockstargeste, wie Joe sie auf Postern gesehen hatte, den kleinen Finger und den Zeigefinger arrogant ausgestreckt, die anderen eingeklappt; die dritte Baumkrone, die dem Compass Store am nächsten stand, mochte Joe am liebsten, sie war vor langer Zeit wohl einmal brutal beschnitten worden, sodass nur noch zwei Aststümpfe übrig waren, die sich jetzt als Friedenszeichen vor dem Himmel abhoben. Es gab Joe ein tiefes Wohlbehagen, das Friedenszeichen widerzuspiegeln, und der Baum schien es ihm zu danken. Nach dem Friedenszeichen waren es nur noch vier große Schritte über ein Stück unebenen Asphalt, dann trat er durch die Schiebetüren des Ladens.

Mit gesenktem Blick marschierte Joe in Richtung Norden, machte wie ein Soldat auf dem Mosaik eine zackige Linksdrehung in Richtung Nordwesten und gelangte mehr oder weniger auf direktem Weg zum Personalraum. Er sagte kein Wort, bis er seine Tasche im Spind und seine Lunchbox im Kühlschrank verstaut und sich die grüne Schürze umgebunden hatte.

Im Personalraum gab es sechs runde Tische, eine Kaffeemaschine, einen Wasserkocher, einen großen Kühlschrank und einen Verkaufsautomaten, den Joe nie benutzte. Nachdem er die Klettverschlüsse seiner Überwurfschürze befestigt und seine Lunchbox im obersten Kühlschrankfach abgestellt hatte (wo nichts auf sie heruntertropfen konnte), sah er sich in dem Raum um. Charlie Fiesling saß am hintersten Tisch und unterhielt sich mit Owen. Charlie schaute zu Joe herüber, und während sein Blick noch auf Joe gerichtet war, sagte Owen etwas, das Joe nicht hören konnte. Die beiden jungen Männer lachten in Joes Richtung. Es war schön, Leute lachen zu sehen, aber Owens Lachen (er lachte viel, vor allem, wenn er mit Charlie zusammen war) und auch Charlies (das besonders) fühlten sich an, als wäre es kein lustiges oder frohes Lachen.

»Hallo, Joe«, rief Owen, »ich hab gehört, du hast Angst vor Spaghettisoße.« Dann lachte er wieder, und Charlie stieß ihm einen Ellbogen in die Rippen, aber freundschaftlich.

»Ja«, sagte Joe.

»Ich hatte mal ein furchtbares Erlebnis mit nem Glas Mayonnaise«, sagte Owen mit ernstem Gesicht.

»Wirklich?«, fragte Joe.

Aber Owen antwortete nicht, sondern lachte nur weiter und lehnte sich gegen Charlie, der ihn lächelnd wegschob.

 

Es war noch jemand im Raum. An einem Tisch saß eine Frau, die Joe noch nie gesehen hatte. Sie schien älter zu sein als er selbst, vielleicht vierzig, ihr blondes Haar war streng zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, und sie hielt eine Tasse Kaffee in den Händen, als fürchtete sie sich, sie loszulassen.

»Hallo«, sagte Joe.

»Hi«, sagte die Frau mit einem dankbaren Lächeln. Sie hatte große Augen, und ihre getuschten Wimpern wurden von ihren Brillengläsern noch vergrößert. Sie sah genauso aus wie seine Tante, dachte Joe, wenn er eine sehr glückliche, lächelnde Tante gehabt hätte.

»Wie heißt du?«, fragte Joe, während er versuchte, sich daran zu erinnern, was seine Mutter ihm für Situationen beigebracht hatte, wenn er einer Person zum ersten Mal begegnete. Da fiel ihm ein, dass er sich zuerst selbst hätte vorstellen sollen.

»Ich heiße Joe-Nathan«, stieß er hervor, als die Frau gerade antworten wollte. Sie wiederholte ihren Namen. »Ich heiße Phillipa«, sagte sie. »Jonathan?«

»Joe-Nathan«, sagte Joe langsam. »Ich halte die beiden Teile meines Namens gern auseinander, wie Abendessen und Nachtisch.«

»Was für ein nettes Bild«, sagte sie. »Vielleicht sollte ich mich Phil-Ippa nennen.«

»Wenn es dir gefällt«, sagte Joe. Er streckte den Arm aus, woraufhin sie aufstand und ihm übertrieben förmlich die Hand schüttelte, genau wie der Geschäftsführer es gemacht hatte, als Joe den Job angenommen hatte. »Freut mich, dich kennenzulernen, Joe-Nathan. Du kannst mich Pip nennen, das machen alle. Nur meine Mutter sagt Phillipa zu mir.«

Joe fühlte sich unwohl: Er wusste nicht recht, was er mit seiner Hand tun sollte, am liebsten hätte er allen im Raum die Hand geschüttelt, so wie er es meistens tat. Normalerweise würde er es einfach tun, aber Charlie Fiesling und Owen konnte er unmöglich die Hand schütteln, und dieses Gefühl, etwas nicht vollenden zu können, machte ihn nervös, wie eine juckende Stelle, an der er sich nicht kratzen konnte. Er trat von einem Bein aufs andere, bis Pip ihm einen Platz an ihrem Tisch anbot. Es gefiel ihm, dass Pip wie seine Mum klang, und er dachte, genauso wie Hugo alt genug war, um sein Dad zu sein, war Pip alt genug, um seine Mum zu sein, wenn auch knapp. Joe schüttelte den Kopf. Seine Schicht fing gleich an, und er machte sich auf den Weg ins Lager, um einen von diesen großen Einkaufswagen voll mit Suppendosen zu holen, die darauf warteten, in Gang acht ins Regal geräumt zu werden. Er hatte immer noch das Gefühl, dass etwas nicht stimmte oder unvollendet war, ein Gefühl, das ihn leicht bis zur Mittagspause begleiten konnte. Er versuchte sich davon abzulenken, indem er im Stillen immer wieder den Namen Pip wiederholte.

Als Joe den schweren Wagen durch die doppelflügelige Tür des Lagers schob, sah er Charlie Fiesling, der in die entgegengesetzte Richtung wollte. Joe blieb stehen und versuchte, Platz zu machen, damit Charlie vorbeikonnte, aber der passte nicht auf und stieß gegen Joes Schulter. Er reckte den Hals, sodass ihre Köpfe sich fast berührten, und flüsterte Joe etwas ins Ohr. Sein Atem war feucht. »Abendessen und Nachtisch? Was für ein Scheiß! Joe-Nathan? Du meinst wohl eher Joe-Nichtsnutz. Einer, der nichts zu bieten hat.« Dann verschwand er im Lager. Joe ging in Richtung Südwesten und versuchte, sich Charlies Atem aus dem Ohr zu wischen. Ganz leise sang er den Titelsong von F.R.I.E.N.D.S vor sich hin, und nach einer Weile ging es ihm wieder besser.

 

Im Laden war viel los, obwohl es noch ziemlich früh war. Es gefiel Joe, dass man von Orten, wo sich besonders viele Leute aufhielten, sagte, dort gehe es zu »wie in einem Bienenstock«, denn er stellte sich gern vor, wie die Kunden wie Bienen durch die Gänge flogen und ihre Einkäufe erledigten, ohne miteinander zusammenzustoßen. Währenddessen lauschte Joe gedankenverloren dem Klingeln der Kassen, den Ansagen aus den Lautsprechern und den Schritten und Stimmen der Menschen um ihn herum.

Die Überwurfschürzen der Mitarbeiter trugen auf dem Rücken die Aufschrift Fachverkäufer. Ich helfe Ihnen gern, wenn Sie etwas suchen. Owen kam mit einem Glas Tomatensoße auf Joe zu, warf es in die Luft und fing es kurz über dem Boden auf, ohne Joe dabei aus den Augen zu lassen. »Vorsicht, Spaghettisoße!«, rief er und tat so, als hätte er Mühe, das Glas festzuhalten. Joe fasste sich an die Brust und wagte nicht, sich zu rühren, aber Owen stellte das Glas in das Regal mit den Handtüchern und verzog sich wortlos. Nach einer Weile beruhigte sich Joes Puls, und es kehrte wieder Frieden ein.

 

Joe stellte eine Dose Campbell’s-Suppe ins Regal am Ende des Gangs. Das Etikett war rot und weiß und der geschwungene Schriftzug hübsch anzusehen. Es gab Joe ein gutes Gefühl, die Dose ins Regal zu stellen – mit bloßem Auge zu erkennen, dass sie genauso hoch war wie die anderen Dosen – und sie dann zu drehen, bis genauso viel von dem Etikett zu sehen war wie bei den anderen Dosen.

»Verzeihung?«, sagte jemand.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Joe beim Umdrehen. Vor ihm stand ein dicker Mann mit einem rötlichen Zottelbart und betrachtete einen total zerknitterten Zettel, auf dem etwas gekritzelt stand.

»Ich, äh, ich suche …« Der Mann blickte auf und hielt inne, als er Joe erblickte. Stirnrunzelnd musterte er Joe von oben bis unten. Joe folgte seinem Blick, sah an sich hinunter und betrachtete seine Schürze, seine saubere hellgraue Jogginghose, seine blitzblanken Schuhe. Ach du je, dachte er, ich habe schon wieder die falschen Schuhe an. Janet hatte ihm erklärt, dass er zur Jogginghose Sportschuhe tragen sollte, aber diese Regel konnte Joe sich nicht merken, weil er einfach auf elegante Schuhe stand.

»Schon gut«, murmelte der Mann und ging weg.

Joe schaute dem Mann nach, der langsam zwischen den anderen Kunden hindurch in Richtung Osten ging. Der Kopf des Mannes bewegte sich hin und her, bis er einen anderen Mitarbeiter mit einer grünen Schürze entdeckte (sogar von hinten konnte Joe erkennen, dass es Owen war, der es übrigens nicht ausstehen konnte, Kunden behilflich zu sein). Der Mann tippte Owen auf die Schulter. Joe beobachtete das Geschehen voller Bewunderung: Es sah beinahe so aus, als hätte Owen damit gerechnet, dass der Kunde ihm auf die Schulter tippte, er drehte sich ganz gelassen um, statt zusammenzuzucken, wie Joe es getan hätte. Owen sagte nichts zu dem Mann, und er lächelte auch nicht; er sagte nicht: »Kann ich Ihnen helfen?«, wie er es hätte tun sollen und wie Joe es getan hatte; Owens Lippen bewegten sich nicht, sie verzogen sich nur gerade soweit, wie es nötig war, um dem Mann zu zeigen, dass er ihn nicht mochte. Joe rechnete damit, dass der Kunde sich auf Owens unfreundliche Begrüßung hin entfernte, dass er vielleicht zu Joe zurückkam, einem Mitarbeiter, der Kunden freundlich behandelte....

Erscheint lt. Verlag 3.6.2024
Übersetzer Charlotte Breuer, Norbert Möllemann
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anxiety • Asperger • Außenseiter • Bücher romane • Das Rosie-Projekt • Diversität • Diversity • Diversity Buch • Familie • Fredrik Backman • Freundschaft • Gavin Extence • Gegenwartsliteratur • Gegenwartsliteratur Romane • Gehobene Unterhaltung • Graeme Simsion • Happy Tears • inspierierendes Buch • inspirierende bücher • Jonas Jonasson • männlicher Protagonist • mentale Gesundheit • Mental Health • OCD • philosophische Romane • Romane Neuanfang • Roman Krankheit • Selbstfindung • Tragikomik • Ungewöhnliche Geschichte • ungewöhnlicher Held • Unter den Menschen • uplit • Upmarket • Verlust • Verlust der Eltern • warmherzig • Weisheit Romane • Zwangsstörung
ISBN-10 3-426-45829-2 / 3426458292
ISBN-13 978-3-426-45829-7 / 9783426458297
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