Am Ende ist es ein Anfang (eBook)
464 Seiten
Atlantik Verlag
978-3-455-01737-3 (ISBN)
Dolly Alderton ist eine preisgekrönte Bestsellerautorin, Journalistin und Podcasterin. The High Low hatte Millionen Hörer*innen und stand regelmäßig auf Platz 1 der Charts. Dolly Alderton ist Starkolumnistin der Sunday Times und tritt als Jurorin und Speakerin zu Themen aus Popkultur, Literatur, Film und Musik auf. Ihre Bücher Alles, was ich weiß über die Liebe, Gespenster und Dear Dolly sind große internationale Bestseller.
Dolly Alderton ist eine preisgekrönte Bestsellerautorin, Journalistin und Podcasterin. The High Low hatte Millionen Hörer*innen und stand regelmäßig auf Platz 1 der Charts. Dolly Alderton ist Starkolumnistin der Sunday Times und tritt als Jurorin und Speakerin zu Themen aus Popkultur, Literatur, Film und Musik auf. Ihre Bücher Alles, was ich weiß über die Liebe, Gespenster und Dear Dolly sind große internationale Bestseller.
Cover
Verlagslogo
Titelseite
Widmung
Motto
Sommer 2019
Herbst 2019
Winter 2019/2020
Danksagung
Biographien
Impressum
Freitag, 5. Juli 2019
An der Wäscheleine im Garten meiner Mutter hängen ein Pulli und ein Hemd, die so aussehen, als würden sie in der Brise Händchen halten. Ich stehe an meinem Schlafzimmerfenster und sehe dabei zu, wie sich ihr Zusammenspiel mit der Windrichtung verändert. Ich sehe bis genau 19:03 Uhr zu, dann nehme ich das Telefon und rufe die Frau an, die ich drei Jahre, zehn Monate und neunundzwanzig Tage lang geliebt habe und die mich vor acht Tagen und zweiundzwanzig Stunden verlassen und mein Herz wie eine widerspenstige Piñata zertrümmert hat.
Wir hatten verabredet, dass ich um sieben anrufe, aber ich warte bis drei Minuten nach, um ihr zu zeigen, dass nicht mehr sie die Ansagen macht. Ich scrolle zu ihrem Namen in meinem Adressbuch: Jen (Hammersmith). Das fanden wir lustig – meine auserwählte Lebenspartnerin, auf einen Stadtteil reduziert. Jetzt, da es seine Ironie verloren hat, ist es nicht mehr lustig. Es ist nur noch ein Fakt. Ich rufe Jen (Hammersmith) an, eine Frau, mit der ich wahrscheinlich niemals befreundet sein würde, die in einem Teil von London lebt, den ich nie aufsuchen würde.
»Hallo?«
»Hey«, sage ich, und meine Stimme bricht wie ein Dudelsack. »Hier ist Andy.«
»Ich weiß.«
»Hast du meine Nummer schon gelöscht?«
»Nein … Warum sollte ich deine Nummer löschen?«
»Ich weiß nicht, es ist nur, wie du dich gemeldet und ›Hallo?‹ gesagt hast, so förmlich, als würdest du in einer Zahnarztpraxis ans Telefon gehen.«
»Ich hab nicht ›Hallo?‹ gesagt, ich hab ›Hallo!‹ gesagt.«
»Nein, hast du nicht, du hast es wie eine Frage klingen lassen. Als wüsstest du nicht, wer anruft.«
»Ich wusste, wer anruft. Wir hatten eine Zeit ausgemacht.«
»Ich dachte nur, weil ich später als geplant angerufen habe …«
»Wir haben sieben gesagt«, sagt sie fröhlich. »Und ich kenne deine Nummer eh.«
»Warum?«
»Weil ich sie am Anfang immer wieder gelöscht habe, und dadurch habe ich sie zufällig auswendig gelernt.«
Ich denke an die Unterhaltung zurück, die wir in den ersten Monaten unserer Beziehung hatten, direkt nachdem wir einander zum ersten Mal gesagt hatten, dass wir uns lieben. Sie gab zu, meine Nummer jedes Mal zu löschen, nachdem ich ihr geschrieben hatte, damit sie nicht mehr meinen Namen auf ihrem Handy sehen und sich mit der Frage verrückt machen konnte, wann ich das nächste Mal schreiben würde. Wie machen sie das mit den Zeitreisen im Film? Ich würde alles tun. Mich aus großer Höhe hinabstürzen. Mir Stromschläge verpassen. In einen Schrank steigen und mich zehnmal um mich selbst drehen. Ich unterdrücke ein Schluchzen, und es klingt wie Schluckauf.
»Ach, Andy«, sagt sie.
»Mir geht’s gut«, sage ich und tröte wieder wie ein Dudelsack. »Wie ist es bei Miranda?«
»Schon okay. Im Gästezimmer ist jetzt das Baby, deshalb schlafe ich auf einer Luftmatratze im Wohnzimmer, aber das ist in Ordnung.«
»Bist du von Protestschildern umgeben, auf denen ›Die Geschichte sieht uns zu‹ steht?«
»Nein«, sagt sie. Einer unserer Lieblingswitze, der zusammen mit unserer Beziehung erloschen ist. Wir durften ihn nur machen, als wir noch miteinander verbunden waren; als wir uns so nah waren, dass sich ihre Familie wie meine anfühlte, obwohl sie mich in den Wahnsinn trieb. Aber ich bin nicht mehr Teil von Jens Familie, wir spielen nicht mehr für dasselbe Team. Ich bin nur ein Mann aus den Midlands, der gemeine Sachen über ihre Schwester sagt und mit dem sie wahrscheinlich niemals befreundet sein würde.
»Wie geht’s deiner Mutter?«, fragt sie.
»Es geht ihr gut, sie hasst dich, ihr Zumba-Kurs plant deinen Tod.« Eine weitere eisige Pause. »Sie ist offensichtlich am Boden zerstört.«
»Darf ich ihr einen Brief schreiben? Danach werde ich sie nicht mehr kontaktieren, versprochen. Ich will mich nur verabschieden.«
»Das würde ihr gefallen. Sie liebt dich über alles.«
»Ich habe nie eine Mutter wie deine Mutter kennengelernt.«
»Ich liebe dich über alles.« Noch mehr Stille. Ich nehme eine Zigarette aus der Schachtel und zünde sie an.
»Rauchst du?«
»Ja.«
»Tu’s nicht, Andy, du hast dir solche Mühe gegeben aufzuhören.«
»Mir doch egal«, blaffe ich und hoffe, wie ein romantischer Outlaw zu klingen. Ich inhaliere und spüre eine eigentümliche Behaglichkeit, als sich meine Lunge zusammenzieht.
»Ich habe auch wieder angefangen. Wenn du rauchst, kann ich ganz genauso gut eine rauchen.« Ich höre sie in ihrer Handtasche herumwühlen. »Schon seltsam, hier zu sein. Auf dem Boden zu schlafen. So viel zu rauchen und zu trinken, wie ich will. Niemanden zu treffen. Es fühlt sich an wie Weihnachten.«
»Wie Weihnachten?«
»Ja. Na ja, als würde meine Welt für eine Weile stehen bleiben.« Ich sage nichts. »Du weißt, was ich meine.«
»Nein, das weiß ich nicht. Weil es sich für mich wie das Gegenteil von Weihnachten anfühlt.«
»Was ist denn das Gegenteil von Weihnachten?«
»Keine Ahnung. Ostern? Der schlimmste Geburtstag, den ich je hatte? Meine eigene beschissene Beerdigung, nur dass ich dabei noch lebe?«
»Andy – können wir versuchen, die Hysterie zu vermeiden? Ich weiß, dass es schrecklich für dich ist, für mich ist es auch schrecklich. Aber es machen ständig Leute miteinander Schluss.«
»Hör auf, das zu sagen! Hör auf, dich auf ›Leute, die Schluss machen‹ zu beziehen, als wären wir eine YouGov-Umfrage oder ein Meinungsbeitrag.« Mein Stolz verbietet mir zu sagen, was ich eigentlich sagen will, nämlich dass »Ständig machen Leute Schluss« ein Gedanke ist, der nur diejenigen tröstet, die die Beziehung beendet haben. Sie sind nicht mehr verliebt und wollen sich deshalb nicht schlecht fühlen – ich weiß das, weil ich es selbst schon gesagt habe. Mir war nicht klar, wie sinnlos dieses Argument für die Person ist, die abgeschossen wurde.
»Meine Therapeutin hat etwas vorgeschlagen, was ich diese Woche machen werde, weil ich es hilfreich finde.«
»Deine Therapeutin hat vorgeschlagen, dass ich einen ›Brief an mein Ego‹ schreibe, also entschuldige, dass ich nicht darauf brenne, mir ihre Ratschläge anzuhören.«
»Willst du es hören oder nicht?«
»Sag.«
»Sie meinte, dass es am Ende einer Beziehung sinnvoll ist, eine Liste mit den Gründen zu erstellen, warum es gut ist, nicht mehr zusammen zu sein.«
»Ich kann so eine Liste nicht erstellen, weil ich will, dass wir zusammen sind.«
»Ich glaube nicht, dass du das willst.«
»Doch, das ist alles, was ich will.«
»Versuch doch wenigstens, diese Liste zu erstellen. Ich denke, es hilft dir dabei, deine Idee von uns von der Realität zu trennen, und ich glaube, tief in deinem Innersten weißt du auch, dass es nicht funktioniert hat.«
»Ich kann nicht glauben, dass du so abgebrüht bist«, sage ich. »So hab ich dich noch nie reden hören.«
»Ich versuche nur, uns beiden dabei zu helfen weiterzumachen.«
»Egal. Es hat keinen Zweck, weiter darüber zu reden.« Ich finde keinen festen Boden in dieser Unterhaltung. Ich schwanke zwischen Verzweiflung und Gleichgültigkeit. Ich will, dass sie weiß, wie sehr ich sie liebe, und ich will gleichzeitig, dass sie denkt, mir würde unsere Beziehung nichts mehr bedeuten. Ich weiß nicht, welches Ergebnis ich mir wünsche. Hätte ich doch bloß nicht drei Bier getrunken. »Ich glaube, diese Telefonate bringen uns nicht weiter«, sage ich.
»Seh ich auch so.«
»Vielleicht sollten wir eine Weile nicht mehr miteinander reden.«
»Wenn es das ist, was du willst«, sagt sie.
»Es ist das, was ich will.«
»Okay«, sagt sie und nimmt einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. »Hast du es Avi schon gesagt?«
»Nein.«
»Andy.«
»Ich sag es ihm, wenn ich so weit bin. Bitte. Ich hätte gern wenigstens ein winziges bisschen Mitspracherecht bei dieser Trennung.«
»Mit wem redest du?«
»Du bist die Einzige, mit der ich über diese Sache reden kann«, sage ich und fühle mich von der Unverblümtheit meiner eigenen Liebe abgestoßen. »Bitte sorge dafür, dass Jane es ihm nicht vor mir sagt.«
»Sie hat geschworen, dass sie es nicht tun wird, aber sehr viel länger kann sie nicht mehr durchhalten«, sagt sie. »Er ist dein bester Freund. Er kann dir helfen, es zu verarbeiten.«
»So funktionieren wir nicht, Jen, aber danke.« Es entsteht eine Pause, die ich abwarte, damit sie sie füllt. Was sie nicht tut. »Also dann, mach’s gut, ja?«, sage ich mit resignierter Fröhlichkeit. »Und wir schreiben einfach, wenn wir über Wohnungszeugs oder so was reden müssen.«
»Ja, klar«, sagt sie sanft. »Pass auf dich auf.«
»Ich liebe dich, Jen.« Ich kann hören, wie sie die Risiken abwägt, es ebenfalls zu mir zu sagen, während ihre Therapeutin auf ihrer Schulter hockt und etwas von Co-Abhängigkeit und Grenzen erzählt.
»Alles Liebe«, antwortet sie.
Ich lege auf.
Mum kommt mit zwei Bechern rein, und ich werfe meine Zigarette aus dem Fenster.
»Ich dachte, du rauchst nur, wenn du trinkst«, sagt sie, stellt einen Becher auf meinen Nachttisch und setzt sich auf die Bettkante, den anderen Becher in beiden Händen haltend.
»Ich habe schon drei Bier getrunken, und es ist nicht mal acht.«
»Das geht in Ordnung, unter diesen Umständen.«
Ich setze mich neben sie und nehme mir den Becher, den der Aufdruck Ich bin Aston-Villa-Fan, und alles, was ich bekomme, ist dieser lausige...
Erscheint lt. Verlag | 5.3.2024 |
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Übersetzer | Zoë Beck |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Bestsellerautorin • Beziehung • Gespenster • Große Liebe • Liebe • Liebesbeziehung • Liebesroman • London • Partner • Partnerschaft • Trennung • Trennungsschmerz |
ISBN-10 | 3-455-01737-1 / 3455017371 |
ISBN-13 | 978-3-455-01737-3 / 9783455017373 |
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