Künstliche Intelligenz (eBook)

Dem Menschen überlegen - wie KI uns rettet und bedroht | Der Neurowissenschaftler, Psychiater und SPIEGEL-Bestsellerautor von »Digitale Demenz«
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44851-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Künstliche Intelligenz -  Manfred Spitzer
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Künstliche Intelligenz: Expertenwissen gegen Hysterie  Der renommierte Gehirnforscher, Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Spitzer ist ein ausgewiesener Experte für neuronale Netze, auf denen KI aufbaut. Sein topaktuelles Buch über künstliche Intelligenz informiert, klärt auf - und macht klar, dass weder die Forschung noch die Allgemeinheit auch nur im Ansatz vorhersehen können, was mit KI auf die Menschheit zukommt: Rettung oder Untergang?   »Wir brauchen nicht darüber nachzudenken, ob eine allgemeine KI irgendwann Bewusstsein hat oder die Menschheit vernichtet - das ist Science Fiction. Aber über reale Risiken und Gefahren von böswilligen Menschen, die KI für ihre Zwecke missbrauchen, müssen wir nachdenken - gründlich. Und über die Verantwortung der reichsten Unternehmen der Welt auch.« Manfred Spitzer  Das Jahr 2023 wird vielleicht als der Beginn einer neuen Epoche in die Menschheitsgeschichte eingehen, als »Plauder-KIs« wie ChatGPT Schlagzeilen machten. Künstliche Intelligenz verändert die Welt, und das schneller und weitergehend als gedacht, wie der Neurowissenschaftler und Bestseller-Autor Manfred Spitzer eindrucksvoll in seinem neuen Buch beschreibt. Sie funktioniert im Kern mit neuronalen Netzwerken, über die der Autor vor rund 30 Jahren bereits bahnbrechend geforscht hat. Er analysiert hier nun den Einsatz von KI in den Bereichen Medizin, Militär, Klima, Natur- und Geisteswissenschaften, Verbrechensbekämpfung, Politik, Wirtschaft sowie im Alltag. Sein beunruhigendes Fazit: KI durchdringt schon jetzt unser Leben und unsere Gesellschaft, und zwar ohne jede Regulierung, von vorheriger Technikfolgenabschätzung nicht zu reden. KIs produzieren eben nicht nur »Dummheiten«; in falschen Händen können sie die Menschheit in den Abgrund stürzen.  Aus dem Inhalt:  ChatGPT: Geist aus der Flasche - Der Plauderroboter - Sprengstoff, Ladendiebstahl, Folter und Weltuntergang - Vertrauen, Transparenz und Verantwortung Was bisher geschah: Von AlphaGo Zero bis MuZero - Künstliche Intuition - Hautkrebs und Handy - Eiweiß-Origami in der Molekularbiologie - Neue Antibiotika gegen unheilbare Krankheiten Gehirncomputer: Der erste Neuroinformatiker - Neuroplastizität - Abstraktion durch Tiefe - KI verbessert selbst - Algorithmen vs. neuronale Netzwerke Naturwissenschaft: Intuition - Denken, ohne zu denken Computer - »schnell und dumm«? KI - schon heute alltäglich: Innere Sicherheit: Predictive Policing - KI in Hollywood - globale Wettervorhersagen - KI an der Börse - KI bei Corona-Grenzkontrollen Geisteswissenschaft: Entzifferung von Keilschrift - Große Sprachmodelle - Ergänzung historischer Textfragmente - KI in der Archäologie - KI erweitert die Hermeneutik KI in der Medizin: Screening KI - Diagnostik von Gewebeproben - Krebsvorsorge - Lebenserwartung im Röntgenbild - Knochenbruch-Vorhersage - KI im klinischen Alltag Faszination und Angst: Menschen sind auch nur Maschinen - Echte und unechte Illusionen und Maschinen-Orchester Soziale Folgen: Vorurteile, Manipulation und der Verlust von Wahrheit - Rassistische KI - KI und Kriminalität - Radikalisierung als Geschäftsmodell - Weniger Wahrheit, Privatsphäre und Demokratie - ChatGPT in der Schule Die militärische Dimension von KI: Von MuZero zum Co-Piloten - Die DARPA, Drohnenschwärme und Soldaten - Das Grundproblem autonomer Systeme beim Militär KI: Rettung oder Bedrohung: Erdbebenvorhersage - KI und Klimakrise - Treibhausgas Methan - Goldener Wasserstoff - KI und das Problem atomarer, biologischer und chemischer Waffen - Regulierung: Prinzip Verantwortung  

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer ist Neurowissenschaftler und seit 1997 Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie an der Universität Ulm, wo er die Psychiatrische Universitätsklinik leitet. Gastprofessuren führten ihn zweimal an die Harvard University und einmal an die University of Oregon. Als Sachbuchautor veröffentlichte er u.a. die Bestseller Digitale Demenz (2012) und Einsamkeit (2018) im Droemer Verlag.

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer ist Neurowissenschaftler und seit 1997 Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie an der Universität Ulm, wo er die Psychiatrische Universitätsklinik leitet. Gastprofessuren führten ihn zweimal an die Harvard University und einmal an die University of Oregon. Als Sachbuchautor veröffentlichte er u.a. die Bestseller Digitale Demenz (2012) und Einsamkeit (2018) im Droemer Verlag.

Von ELIZA bis Alexa: Computer sind auch nur Menschen


Chatbots gibt es seit dem Jahr 1966, als der deutsch-amerikanische Informatiker und Gesellschaftskritiker Joseph Weizenbaum (19232008) das Computerprogramm ELIZA publizierte, das einen klientenzentrierten Gesprächspsychotherapeuten (nach Carl Rogers) simulierte und weltweit große Bekanntheit erreichte. ELIZA erlaubte ein Gespräch, das – wie heute noch bei ChatGPT – am Rechner über Bildschirm und Tastatur geführt wurde. Es handelte sich um ein Computerprogramm zur Verarbeitung von Sprache, das mithilfe eines strukturierten Wörterbuchs einen eingegebenen Satz nach bedeutungstragenden Wörtern (wie z.B. »Mutter« oder »Schmerz«) durchsuchte, Synonyme fand und vor allem eine Sammlung von Sätzen enthielt, bei denen es sich auch um Fragen oder Ermunterungen zum Weiterreden handelte. Nicht immer funktionierte das reibungsfrei, wie das folgende Beispiel zeigt (ELIZA in kursiv).

Patientin: »Alle Menschen sind gleich.«

ELIZA: »Wie meinen Sie das?«

Patientin: »Sie belästigen uns immer mit diesem oder jenem.«

ELIZA: »Können Sie ein Beispiel nennen?«

Patientin: »Mein Freund sagte, ich solle hierherkommen.«

ELIZA: »Ihr Freund bat Sie hierherzukommen.«

Patientin: »Er sagt, ich sei die meiste Zeit depressiv.«

ELIZA: »Es tut mir leid zu erfahren, dass Sie depressiv sind.«

Patientin: »Es stimmt. Ich bin unglücklich.«

ELIZA: »Glauben Sie, dass es Ihnen hilft, nicht unglücklich zu sein, wenn Sie hierherkommen?«

Patientin: »In jedem Fall brauche ich Hilfe.«

ELIZA: »Was würde es für Sie bedeuten, Hilfe zu bekommen?«

Patientin: »Vielleicht könnte ich lernen, mit meiner Mutter besser klarzukommen.«

ELIZA: »Erzählen Sie mir mehr über Ihre Familie!«

Patientin: »Meine Mutter kümmert sich um mich.«

ELIZA: »Wer in Ihrer Familie kümmert sich noch um Sie?«

Patientin: »Mein Vater.«

ELIZA: »Ihr Vater.«

Patientin: »Sie sind irgendwie wie mein Vater.«

ELIZA: »Was sehen Sie für Ähnlichkeiten?«

Patientin: »Sie sind nicht sehr aggressiv, aber ich denke, Sie wollen nicht, dass ich das merke.«

ELIZA: »Wie kommen Sie darauf, dass ich nicht sehr aggressiv bin?«

Patientin: »Sie streiten nicht mit mir.«

ELIZA: »Und warum denken Sie, dass ich nicht mit Ihnen streite?«

Patientin: »Sie haben Angst vor mir.« (modifiziert nach Weizenbaum 1966, S. 36f)

Weizenbaum war überrascht darüber, mit welch einfachen Mitteln ELIZA die Illusion eines menschlichen Gesprächspartners hervorbringen konnte. Die Menschen bemerkten nicht (oder vergaßen es zumindest rasch), dass sie mit einer Maschine kommunizierten. Nicht wenige gaben im Dialog intimste Details von sich preis. Dies entsetzte Weizenbaum in zunehmendem Maße, weshalb er – als Computerfachmann – im weiteren Verlauf seines Lebens zu einem der weltweit bekanntesten Kritiker gedankenloser Computergläubigkeit wurde. Wenn er damals geahnt hätte, wie es weiterging …

Sprachassistenten hat er – man möchte sagen: glücklicherweise – nicht mehr erlebt. Im Cadillac und der Mercedes S-Klasse wurden einfache Sprachassistenten bereits eingebaut, als es weder Alexa noch Siri gab. Allerdings konnten sie außer dem Steuern des Telefons (»Mercedes, ruf bitte meine Frau an«) nicht sehr viel. Zunächst waren Roboterstimmen im Auto auch eher lästig, weder klangen sie gut, noch verstanden sie uns gut. Mittlerweile parlieren unsere Autos mit uns recht angenehm und klingen nur noch beim Aussprechen von Straßennamen nach Maschine. Vor allem verstehen sie uns trotz der Geräusche im Auto mittlerweile recht gut, wenn wir ihnen die Adresse ansagen, zu der wir fahren wollen. Dann bekommen wir gesagt, wann wir links, rechts oder geradeaus fahren sollen. Nur fahren müssen wir noch selbst, aber das wird sich in den nächsten Jahren möglicherweise auch ändern.

Auch an die von Unternehmen wie Apple, Amazon und Microsoft vor einigen Jahren auf den Markt gebrachten Sprachassistenten haben sich viele Menschen längst gewöhnt. Apples Siri wurde 2011 zuerst vorgestellt, gefolgt von Cortana der Firma Microsoft im Jahr 2014 und von Amazons Alexa im Jahr 2015. Diese persönlichen Assistenten, wie sie auch genannt werden, können Fragen beantworten oder einfache Aufgaben erfüllen. »Alexa, wie wird das Wetter heute?« oder »Hey Siri, stell meinen Wecker für morgen früh um Uhr.« Seit 2018 gibt es mit Google Duplex einen Sprachassistenten, der selbstständig Termine vereinbaren oder Hotelbuchungen vornehmen kann.

Nun passierte im ganz großen Stil das, was schon 50 Jahre zuvor bei ELIZA auch passiert ist: Die Leute vergaßen, dass es sich bei Siri und Alexa um Maschinen handelte. Der bei Amazon verantwortliche Leiter des Produktmanagements für Alexa, Daren Gill, ist wie Joseph Weizenbaum überrascht darüber, wie oft die Menschen Alexa in soziale Interaktionen einbinden. Jeden Tag sagen Hunderttausende von Menschen zu Alexa »Guten Morgen«, eine halbe Million Menschen haben ihr ihre Liebe gestanden, und mehr als 250000 Menschen haben ihr einen Antrag gemacht. Man könnte das als Scherz abtun, wäre da nicht auch die Tatsache, dass eines der häufigsten zu Alexa gesprochenen Wörter »Danke« ist (Turk 2016). Dies zeigt an, dass die Menschen höflich zu Alexa, einer Maschine, sein wollen. – Warum? Kein Mensch begrüßt seinen Kühlschrank oder Staubsauger allmorgendlich und wir bedanken uns bei den Geräten auch nicht – von Heiratsanträgen gar nicht zu reden!

Dies liegt nicht an einer einzigen Eigenschaft von Alexa, sondern an einer ganzen Reihe kleiner und daher meist unbemerkter Merkmale des Sprachassistenten. Im Gegensatz zu Siri oder Cortana muss man beispielsweise keine Taste drücken oder nach dem Smartphone suchen, um Alexa aufzurufen. Vielmehr hört Alexa ständig mit und »bemerkt«, wenn ihr Name gesagt wird. Sie wird also auf Zuruf »aufgeweckt«, um auf Anfragen zu reagieren, so wie man den Namen eines Freundes ruft, um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen. Zudem bedeutet die Verwendung von Sprache in dieser Weise, dass die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine nahezu verschwindet, weil Menschen nun mal auf natürliche Weise sprachlich kommunizieren. Die Eingabe von Befehlen in einen Computer fühlt sich anders an. »Wir wollen, dass die Menschen so interagieren, wie sie es mit Freunden tun würden«, sagt der Produktmanager (zit. nach Turk 2016) und fügt hinzu, dass das Entwicklerteam durch den Computer in der Fernsehserie Star Trek inspiriert war. Sir Clarke hätte seine Freude.

Ein weiteres Designmerkmal von Alexa ergibt sich daraus, wo sich die Geräte befinden: Wir verwenden sie zu Hause und damit in einem sehr intimen Raum. Auch das erzeugt Nähe, nicht nur in räumlicher, sondern auch in sozialer Hinsicht. Zudem ist das Design des Lautsprechers sehr neutral, ein einfacher Zylinder, sonst fast nichts, außer einem LED-Ring, der in die Richtung leuchtet, aus der die Stimme kommt – als würde der Lautsprecher dem Sprechenden seine Aufmerksamkeit zuwenden.

Man könnte nun meinen, dass Alexa doch ein Gesicht und Mimik bräuchte, um als soziales Wesen eingeschätzt zu werden. Dem wiederum widersprechen alte sozialpsychologische Untersuchungen. Vor über 70 Jahren führte der amerikanische Psychologe österreichischer Herkunft Fritz Heider (18961988) mit seiner Mitarbeiterin Marianne Simmel experimentelle Studien durch, bei denen ein kurzer Trickfilm von sich bewegenden Symbolen – ein großes und ein kleines Dreieck sowie ein Kreis – gezeigt wurde (Abb.1.1). Danach wurden...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Technik
Schlagworte AI • Bestseller-Autor • ChatGPT • Computer • Datenanalyse mit KI • Deep learning • digital • Digitale Revolution • Ethik • Gehirn • Gehirnforscher • Gehirnmodellierung • kann ki denken • KI • KI-Algorithmen • KI-Anwendungen • KI Buch • KI-Chatbots • KI in der Medizin • KI in der Neurowissenschaft • KI-Technologien • KI und Gehirn • Künstliche Intelligenz • künstliche intelligenz bücher • künstliche intelligenz ethik • künstliche intelligenz nutzen • künstliche intelligenz sachbuch • machine learning • Manfred Spitzer • Neuronale Netze • Programmiersprache • Sachbuch • verantwortung ki • was ist künstliche Intelligenz • Zukunft
ISBN-10 3-426-44851-3 / 3426448513
ISBN-13 978-3-426-44851-9 / 9783426448519
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