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John Berger - In Teufels Klapse -  Sascha Michael Campi

John Berger - In Teufels Klapse (eBook)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
194 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7494-1706-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
5,99 inkl. MwSt
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Der einstige Staranwalt John Berger ist komplett dem Alkohol verfallen. Am Tiefpunkt seiner Karriere angelangt, erhält John ein neues Mandat übermittelt, eine schreckliche Familientragödie mit Todesfolge. Der Fall scheint schnell geklärt. Doch als John auf eigene Faust zu recherchieren beginnt, landet er nicht nur in der der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie Sankt Rufus, sondern gerät inmitten eines politischen Komplotts, bei der über Leichen gegangen wird.

Sascha Michael Campi, geb. 1986. Als Unternehmer, Krimiautor und Kolumnist, spezialisiert auf die Themen «Crime & Art», im In- und Ausland tätig. Mitglied des Berner Schriftstellerinnen und Schriftsteller Vereins und bei Krimi Schweiz, dem Verein für Schweizer Kriminalliteratur, sowie im Syndikat, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur.

Erwacht im Park


Langsam zog die Morgensonne über den Goethe Park. Geblendet und schwerfällig öffnete John seine Augen. Sein Kopf brummte, sein Rücken schmerzte und das Vogelgezwitscher verriet ihm sogleich, nicht zu Hause aufgewacht zu sein. Seine Augen versuchten den Sonnenstrahlen zu entfliehen, sein Kopf wandte sich deshalb auf die linke Seite. Die neben ihm am Boden stehende Whiskyflasche half seiner Erinnerung langsam auf die Sprünge. Es sollten anfänglich nur zwei Schlummertrunke werden, in dieser ihm unbekannten Bar, in dieser ihm unbekannten Gesellschaft, mit dieser ihm unbekannten Brünetten, deren Namen er bereits wieder vergessen hatte. Langsam erhob sich John von der Parkbank. Trotz der gestrigen Sauftour und der Übernachtung im Freien schienen sein Hemd und seine Stoffhose unversehrt, sogar fleckenfrei. Johns Blick fiel auf das morgendliche Treiben im Goethe Park. Wie die ersten Jogger in die Gänge fanden, die ersten Hundebesitzer ihre Hunde die Beine heben liessen, die ersten Strassenwischer zu fegen begannen und die ersten Rentner, die Tauben fütterten. Sie alle schienen gut geschlafen zu haben, sichtlich erholt für ihre Alltagspflichten, motiviert oder zumindest aufgerafft. John griff nach der Whiskyflasche. Einen letzten Schluck hätte sie noch hergegeben, doch liess er diesen in den Kiesboden unterhalb der Parkbank tröpfeln. Anschliessend flog die Flasche Richtung Abfalleimer. Beinahe ein Volltreffer, aber schlussendlich doch daneben. Johns Hand begann sich durch seine Hosentasche zu tasten.

„Wo sind sie nur? Sie müssen doch hier sein.“

Johns Finger ertastete das Aspirin, ein kurzer Moment des Triumphes. Während des Trockenschluckens bereute John, den letzten Tropfen Whisky verschwendet zu haben. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass die Morgendusche und das Frühstück eindeutig ausfallen würden. Zielgerichtet torkelte John an den Rand des Goethe Parks, wo ein einsames Taxi parkiert war. Dem indischen Taxifahrer war die Zieladresse bekannt. Ob er John bereits zuvor einmal chauffiert hatte? John konnte und wollte es nicht wissen und verdrängte diesen Gedanken schnell wieder. Dann bat er den Fahrer, das indische Gedudel aus dem Autoradio leiser zu stellen, was dieser mit einem nicht zu überhörenden, genervten Schnaufen ausführte. Bestimmt würde der Taxifahrer nun einen Umweg fahren, einen nicht vorhandenen Stau oder eine nicht existierende Baustelle als Begründung nennen, nur um sich für das leiser Drehen der Musik zu rächen und um sich so gleich noch ein paar Euros als Genugtuung zu sichern. John ahnte es im Voraus, doch ignorierte es, denn seine Sorge galt gerade den nicht enden wollenden Kopfschmerzen. Es war eine kurze Nacht, zumindest wenn man sie mit Schlafen in Verbindung brachte. Die Sauftouren hatten sich in den letzten Monaten vermehrt. John war dies bewusst, doch seit seiner Scheidung hatte sich viel verändert, zu viel. Sein Zuhause bestand nicht mehr aus Frau und Kind, sondern aus verstaubten Möbeln, aus einer erdrückenden Leere und einer frostigen Eiseskälte, woran selbst die moderne Heizung und der Kamin nichts zu ändern vermochten. Keine Liebe, kein Kinderlärm und kein Duft von frisch gebackenen Keksen kamen dem Hausherrn bei seiner Ankunft entgegen.

„Heute hat es auf der Friedrichstrasse wegen einer Baustelle Stau, ich muss einen anderen Weg fahren“, erklärte der Taxifahrer mit indischem Akzent.

John spielte den Dummen, nickte verständnisvoll und gönnte dem Taxifahrer seine Genugtuung und die paar Euros mehr in der Tasche. Die gestrige Eskapade war die allerletzte, schwor sich John, die allerletzte, es würde keine mehr geben, auch wenn er dies vorgestern bereits beschlossen hatte, sowie die Woche davor und den Monat und das Jahr zuvor. Fertig mit dem Selbstmitleid, schlussendlich gab es auch andere Menschen mit einer schweren Vergangenheit, auch die kamen ohne Alkohol aus oder konnten ihren Konsum zumindest in Zaun halten. Ja, das konnten sie, also konnte John es auch, ja, konnte er, wollte er, redete er sich ein, heute, gestern, vorgestern und unzählige Male zuvor. Zudem predigte er seinen Klienten seit Jahren, dass der Alkohol böse sei, eine Sünde und vor allem eine Sucht. Seine Klienten sollten für die gefängnisbegleitenden Therapien einwilligen, sollten an sich arbeiten, denn krank zu sein, sei keine Schande, nein, es sei nur eine Schande, nichts gegen seine Krankheit zu unternehmen.

Das Taxi erreichte seine Zieladresse, kam zum Stehen, ein Fünfzig-Euro-Schein wechselte den Besitzer. Trotz aufgezwungener Sightseeing-Tour und trotz des fiktiven Staus verzichtete John auf das Retourgeld. Die Freude über eine zusätzliche Genugtuung in Form eines Trinkgeldes war dem Taxifahrer an seinem falschen Grinsen abzulesen. Vor dem mittelhohen Hochhaus angelangt, wollte sich John wie gewohnt seine Krawatte richten, doch wo war sie? Konnte es tatsächlich sein, dass John auch die siebte Krawatte diesen Monat in einer Bar vergessen hatte? John betrat krawattenlos das Hochhaus, bestieg den Aufzug und fuhr in den sechsten Stock. Seine Uhr verriet, dass ihm noch eine Viertelstunde bleiben würde, bis zu seinem ersten und einzigen Meeting des heutigen Tages. Wenigstens war er pünktlich, beruhigte John sein Gewissen. Die Aufzugstür öffnete sich. Nach wenigen Schritten kam die grosse Glasfront zum Vorschein mit der goldenen Anschrift „Rechtsanwalt Dr. iur. Johann Berger“. Die goldene Schrift erinnerte dabei an die einst ebenso goldene Zeit der Kanzlei, bis zu dem Tag, als ... John trat hinein. Rebekka hatte bereits an der Ankunft ihres Chefs Zweifel gehegt.

„John, in knapp zehn Minuten kommt der potenzielle Mandant, Herr von Rosenberg, von der Rosenberg Company.“

Rebekkas Tadel war berechtigt, denn vom heutigen Tag hing vieles ab. Das von-Rosenberg-Mandat wäre der lang ersehnte funkelnde Stern am Himmel, endlich wieder mal ein rentables Mandat, präziser gesagt, endlich überhaupt mal wieder eines. Rebekka beklagte sich nicht über ihre Lohnkürzung, doch lange würde sie auch nicht mehr für John arbeiten, das wusste er genau. Rebekka öffnete ihre Schreibtischschublade, griff hinein und streckte John anschliessend eine der Ersatzkrawatten zu. Der Vorrat neigte sich bereits wieder dem Ende zu. Aus der einst neunteiligen Reserve lag nur noch eine letzte in der Schublade. John bedankte sich, wechselte in sein Büro, wo er sich umgehend ans Zähneputzen machte. Sämtliche Spuren der vergangenen Nacht galt es nun schnellst möglich zu entfernen. Mit Mineralwasser aus einer PET-Flasche gurgelte der verkaterte Anwalt vor sich hin. Seine Augen fixierten wie so oft in letzter Zeit die grosse Büropflanze in der Ecke des Raumes, wo einmal mehr der Mix aus Alkohol, Zahnpasta und Mundwasser landete. Dass es nicht das erste Mal war, verriet allein der bedenkliche Zustand der einst so prachtvollen Pflanze. Wahrscheinlich war sie die einzige Pflanze des Landes, welche an einem Alkoholproblem litt und gleichzeitig den Duft von Mundwasser versprühte. John bespritze sich am Ende mit Parfüm, um dem Nikotingeruch entgegen zu wirken, ihn zu überdecken, setzte sich auf seinen Chefsessel und wischte sich mit einem Handtuch die verschwitzte Stirn trocken. Die Show konnte beginnen, von Rosenberg kommen und der Rubel rollen.

„Schlechte Nachricht“, teilte Rebekka vorsichtig mit, als sie das Büro betrat.

Von Rosenberg hätte sich für die Kanzlei Walter und Walter entschieden. Fluchend prallte Johns geballte Faust auf sein Arbeitspult. Seine andere Hand löste die Spannung des Krawattenknotens, während Rebekka mit gesenktem Kopf zum Empfang zurückkehrte. War wirklich alles umsonst? Der ganze morgendliche Zirkus für die Katz? John wollte es nur schwer wahrhaben. Als Ablenkung widmete er seine Aufmerksamkeit der Post. Wie jeden Tag hatte seine treue Seele von Sekretärin ihm diese auf dem Tisch ausgelegt, links die private und rechts die geschäftliche. John widmete sich zuerst der linken Seite. Rechnungen, Mahnungen und Betreibungsandrohungen. Das Leasing für den Porsche musste dringend bezahlt werden, die Alimente drängten ebenso. John wechselte zum rechten Stapel. Einer der Briefe trug das Siegel der Kanzlei Walter und Walter. Rechtsanwalt Josef Walter bat darin um eine Übermittlung der von-Rosenberg-Akten, wenn John doch bitte so nett sein würde. Gemeint waren all die Papiere, die John zur Durchsicht und zur Vorbereitung auf den heutigen Termin erhalten hatte. Zu seinem Ärger hatte er dies erst noch kostenlos getätigt, um sich den Mandanten sicher angeln zu können, um sich die feste Einnahmequelle zu sichern, nun sowas. Ob von Rosenberg von seiner Vergangenheit erfahren hatte? John schmiss den Brief zur Erledigung auf Rebekkas Tisch. Als er gerade genervt die Kanzlei verlassen wollte, sprach ihn Rebekka auf die Krawatte an.

„Was ist damit?“

„Die Reserven gehen langsam aus.“

John verstand, zog den locker sitzenden Schlips aus, übergab ihn in die Obhut seiner Sekretärin und ging hinaus. Rebekka ahnte bereits, dass der geschäftliche Frust wohl kaum die Sauftour ihres Chefs hemmen, sondern sie eher noch verfrühen würde. Draussen organisierte sich John ein Taxi. Diesmal hielt ein asiatischer Fahrer. Die Zieladresse war die Heringstrasse 6. Es wurde definitiv Zeit,...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7494-1706-7 / 3749417067
ISBN-13 978-3-7494-1706-3 / 9783749417063
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