Tod im Zickenwald (eBook)
200 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-030-9 (ISBN)
Anton Geigensauer ermittelt wieder im Burgenland: Blutrot leuchtete der Himmel im Westen, als die Sonne unterging. Bald danach breitete sich die Dunkelheit über dem Südburgenländischen Hügelland aus. Still lag der kleiner Weiler Zicken im Tal des Rehgraben in der Finsternis der Nacht. Peter Drabits sah auf der anderen Seite des Tales bei seiner alleinstehenden, alten Tante, die üblicherweise mit Tagesende schlafen ging, noch Licht brennen. Lag sie wieder hil?os am Boden, weil sie gestürzt war. Er beschloss, hinüberzugehen und nach dem Rechten zu sehen, doch er kam nicht mehr zurück ...
Thomas Himmelbauer, geboren 1960 in Wien, verheiratet, 2 Kinder. Studium für das Lehramt an Höheren Schulen in den Fächern Mathematik und Physik. Seit 1984 als Lehrer an Allgemeinbildenden Höheren Schulen tätig. 1987 promovierte Thomas Himmelbauer zum Doktor der Naturwissenschaften. Seit 1989 lebt er in Güttenbach im Südburgenland.
23. Juni
Am nächsten Tag in der Früh fehlte von Peter Drabits noch immer jede Spur. Die Berichte in den Medien waren von den Titelseiten verschwunden. Geigensauer hatte Nadja nach Graz in die Gerichtsmedizin mitgenommen. Sie wünschte, Egon ein letztes Mal zu sehen, und bestätigte dabei, was Irmgard schon ausgesagt hatte. Der Tote war Egon Tscherkov. Nachdem Nadja sich von ihrem toten Freund verabschiedet und den Raum verlassen hatte, legte Dr. Humer seine Ergebnisse vor.
»Wie gesagt, Egon wurde erdrosselt, und zwar mit dem Seil, das hinter der Bank auf dem Boden lag. Abgerissene Fasern davon haben wir bei den Würgemalen gefunden. Am Seil gibt es nur Spuren seiner DNA. Der Mörder hat Handschuhe benutzt.«
»Wann ist der Tod eingetreten?«, erkundigte sich Geigensauer.
»Nach 23 Uhr und vor 24 Uhr.«
»Dann ist Peter Drabits definitiv nicht der Täter.«
»Warum?«
»Man hat ihn schon vor 23 Uhr an einer Tankstelle bei Schachendorf gesehen. Er verweilte dort bis etwa dreiviertel zwölf. Von dort schafft es niemand in einer Viertelstunde nach Zicken. Wurde er auf der Bank sitzend ermordet?«
»Eigenartig, aber es sieht so aus. In der Umgebung gibt es keine Schleifspuren und an seinem Körper haben wir nichts gefunden, was darauf hindeuten würde, dass er bewegt wurde.«
»Er ist dort auf der Bank erdrosselt worden«, zweifelte Geigensauer.
»Ja«, Dr. Humer zuckte mit den Achseln. »Es gibt keinerlei Anzeichen, dass ein Kampf stattgefunden hat. Es sieht so aus, als ob er sich gar nicht gewehrt hätte.«
»Wäre es möglich, dass man ihn zuerst betäubt und dann getötet hat?«
»Daran haben wir auch schon gedacht.«
»KO-Tropfen oder Ähnliches«, schlug Geigensauer vor.
»Im Blut war nichts zu sehen, im Urin leicht erhöhte Werte. Möglich wäre es. In ein, zwei Tagen werde ich mehr wissen. Diese Untersuchungen dauern. Übrigens, der Strick wurde von einem Seil abgeschnitten, wie es Kletterer benützen.«
»Gibt es vermutlich in tausendfacher Ausfertigung«, war Geigensauer von diesem Ermittlungsergebnis nicht sonderlich begeistert.
»Leider. Ein Standardseil einer bekannten Firma. Erhält man in jedem besseren Sportgeschäft. Ich habe heute noch zwei Fälle zu erledigen. Ich entschuldige mich.«
Damit verabschiedete sich Dr. Humer.
*
Geigensauer und Nadja verließen die Gerichtsmedizin. Er ließ sie ins Auto einsteigen. Dann schritt er ein Stück zur Seite und rief Timischl an.
»Hallo, wie gehts?«, meldete sich dieser. »Was gibt es Neues?«
»Wenn der Mann an der Tankstelle Peter Drabits war, besitzt er ein Alibi. Der Mord ist definitiv zwischen 23 und 24 Uhr geschehen. Dr. Humer hat darüber keine Zweifel. Ich frage mich nur, wohin er gefahren ist. Ist es Zufall, dass er genau an dem Abend verschwindet, an dem Egon ermordet wird?«
»Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall eigenartig«, antwortete Timischl langsam. »Dann lassen wir den internationalen Haftbefehl besser bleiben.«
»Warten wir ab. Wir brauchen uns nicht täglich zu blamieren. Übrigens, es gibt keine Spuren von einem Kampf. Die Leiche wurde nicht bewegt. Egon wurde auf dieser Bank getötet.«
»Ohne sich zu wehren?«
»Egon ist unter Umständen vor dem Mord mit KO-Tropfen betäubt worden. Es fand sich ein schwacher Nachweis im Urin. Die Mordwaffe ist ein Stück von einem gewöhnlichen Kletterseil. Sonst etwas Neues?«
»Die Spuren im Birkenwald sind definitiv von Godays Fahrrad und die Erdbrocken am Reifen stammen aus den Lacken. Er ist in den letzten zwölf Stunden vor dem Mord dort gefahren. Genauer lässt sich das nicht einschränken. Ein Beamter hat beim Brunnen in Zicken seinen Posten bezogen. Die beiden Männer, von denen sich der eine als Egon ausgab, sind bisher nicht wieder aufgetaucht.«
»Danke. Ich fahre jetzt in Graz weg, bringe Nadja nach Rauchwart und spreche noch einmal mit Goday. Wir könnten uns zu Mittag bei mir zu einer Lagebesprechung treffen.«
»Okay, bis später.«
*
Das Pärchen trat aus dem Gebäude hinaus in das gleißende Licht des Sommertages. Sie hob die rechte Hand empor und ließ den goldenen Ring an ihrem Finger in der Sonne glänzen.
»Geschafft«, jubelte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Sie trug ein kurzes, weißes Kleid, sodass die schlanken Beine, deren Füße nackt in den hohen Stöckelschuhen steckten, länger wirkten. Oben züchtig geschlossen wölbte sich das netzartige Oberteil des Gewandes über ihre unübersehbare Oberweite. Gelockt fiel das blonde Haar auf die Schultern. Knallrot waren die Lippen, Fuß- und Fingernägel. Ihr Begleiter, eine sportliche, kleine Gestalt, trug einen hellen Anzug mit weißen Schuhen. Dazu hatte er einen breitkrempigen Strohhut aufgesetzt.
»Ja, wir haben es vollbracht«, erwiderte er und drückte sie an sich. Sie bogen in eine schmale Gasse ein, die steil bergab führte und den Blick auf die Bucht von Kavarna und das glitzernde, blaue Meer freigab.
»Ist es nicht einmalig, das Schwarze Meer?«, schwärmte sie.
»Du bist aufregender«, schmeichelte er.
Sie blieben bei einem verrosteten Lada stehen und stiegen ein.
»Bald werden wir einen BMW-Sportwagen fahren«, träumte sie.
Sie verließen Kavarna und fuhren entlang der Küste nach Kaliakria, zu einem felsigen Kap, das weit in das Meer hinausragte. Sie parkten ihr Auto. Steil stürzten die hohen Felswände hinab zum blauen Wasser. Arm in Arm schlenderten sie in Richtung der alten Befestigungsanlagen, die einst am Kap errichtet worden waren. Ein Straßenmusikant lehnte im Schatten an einer Mauer und spielte bulgarische Volkslieder. Bestens gelaunt warf er ihm ein bisschen Kleingeld in das Körbchen. Viele Touristen besichtigten das Kap und die Souvenirstände machten ein vorzügliches Geschäft. Über die Terrasse eines Gasthauses erreichten sie die äußerste Landspitze. Er war überwältigt von dem herrlichen Anblick.
»Das Schönste, was wir hier haben«, freute sie sich über seine Begeisterung.
Ein schwarzes, eisernes Kreuz hob sich deutlich vom dunkelblauen Meer ab, das am Horizont in den hellblauen, wolkenlosen Himmel überging. Ein Ort, der einem das Gefühl verlieh, dass einem niemals langweilig sein würde, wenn man hier saß und in die Ferne schaute. Sie kehrten zum Lokal zurück und speisten festlich.
*
Auch dieser Tag war heiß und reihte sich nahtlos in die Hitzewelle ein. Die Luft war feuchter und drückender und über dem Wechsel hatten sich dunkle Wolken gebildet. Geigensauer traf mit Nadja in Rauchwart ein. Er begleitete sie zu ihrem Wohnmobil und suchte dann den VW-Bus der Godays. Bald hatte er ihn gefunden. Sie waren nicht zu sehen. Ein Klopfen an die Scheiben des Fahrzeuges blieb ungehört. Vielleicht schwammen sie oder aßen zu Mittag. Er umrundete den Bus. Kein Fahrrad lehnte hier. Unbarmherzig brannte die Sonne auf seinen Kopf herunter. Er stellte sich unter das kleine Zeltvordach, das vor dem Buseingang aufgespannt war. Sollte er probieren, ob der Bus verschlossen war? Er schaute sich um. Hier gab es für eine solche Aktion zu viele Beobachter. Von einem der benachbarten Zelte erhob sich ein Mann und trat heran.
»Suchen Sie jemand?«, fragte er Geigensauer.
»Ich warte auf die Besitzer des Wagens.«
»Die Augen offen zu halten ist wichtig«, fuhr der Mann erklärend fort. »Niemand hier soll bestohlen werden.«
Geigensauer vermied großes Aufsehen zu erregen und zeigte dem Mann seinen Ausweis nicht.
»Keine Sorge, ich warte nur auf Herrn Goday«, beruhigte er den Mann, der sich wieder zu seinem Zelt begab, ihn jedoch nicht mehr aus den Augen ließ.
Erst einige Zeit nachdem die Mittagsglocken geläutet hatten, sah Geigensauer Goday kommen.
»Oh, die Polizei«, war die Begrüßung. »Was gibt es denn diesmal?«
»Sie wissen, dass die Spuren ihres Fahrrades in der Nähe des Tatortes im Birkenwald gefunden wurden.«
»Meine Frau und ich sind dort früher öfters gefahren.«
»Wann war das das letzte Mal der Fall?«
»Vor vier Wochen. Egon Drabits bestand darauf, dass wir ausziehen und seinen Grund und Boden nicht mehr betreten.«
»Die Spurensicherung ist aber sicher, dass Sie am Tag des Mordes mit Ihrem Fahrrad durch eine halbvertrocknete Lacke im Birkenwald gefahren sind. Es ist die Spur ihres Bikes und die Erde, die Inspektor Timischl an ihrem Reifen sichergestellt hat, stammt von dort.«
»Sie arbeiten aber gründlich«, lachte Goday und schüttelte den Kopf. »Okay, ich bin am Tag des Mordes dort geradelt.«
»Warum haben Sie das Inspektor Timischl nicht erzählt?«, fragte Geigensauer verärgert.
...Erscheint lt. Verlag | 31.8.2018 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-99074-030-X / 399074030X |
ISBN-13 | 978-3-99074-030-9 / 9783990740309 |
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