Ihr letzter Flirt (eBook)
312 Seiten
MAXIMUM Verlag
978-3-98679-008-0 (ISBN)
Arne Dessaul, 1964 in Wolfenbüttel geboren, machte im dortigen Gymnasium im Schloss sein Abitur. Es folgten Bundeswehr und eine kaufmännische Ausbildung. 1989 zog Arne Dessaul nach Bochum, um an der Ruhr-Universität Publizistik und Kommunikationswissenschaft zu studieren. Bereits während des Studiums fing er an, als Journalist zu arbeiten. Seit 1992 schreibt er regelmäßig für Magazine und Tageszeitungen. Nach seinem Studienabschluss 1994 arbeitete Arne Dessaul im Dezernat Hochschulkommunikation der Ruhr-Uni; dort ist er inzwischen verantwortlich für die Onlineredaktion. Arne Dessaul ist seit seiner Kindheit ein großer Fan von Krimis. Seine eigenen Romane entstehen meist zuhause mit dem Laptop auf dem Schoß - entweder abends oder an regnerischen Sonntagnachmittagen. Seine bisherigen Krimis mit Kommissar Helmut Jordan sind: 'Trittbrettmörder', 'Bauernjäger', '50', 'Tödlicher Halt' und 'Verschluckt'. Auch im ersten Band der Mike-Müller-Reihe 'Ihr letztes Stück' wird Helmut Jordan aktiv, er unterstützt Privatdetektiv Mike Müller. Mit 'Sein letzter Witz' und aktuell 'Ihr letzter Flirt' sind zwei weitere Bochum- Krimis um den Privatdetektiv und seine Ermittlungen erschienen.
Arne Dessaul, 1964 in Wolfenbüttel geboren, machte im dortigen Gymnasium im Schloss sein Abitur. Es folgten Bundeswehr und eine kaufmännische Ausbildung. 1989 zog Arne Dessaul nach Bochum, um an der Ruhr-Universität Publizistik und Kommunikationswissenschaft zu studieren. Bereits während des Studiums fing er an, als Journalist zu arbeiten. Seit 1992 schreibt er regelmäßig für Magazine und Tageszeitungen. Nach seinem Studienabschluss 1994 arbeitete Arne Dessaul im Dezernat Hochschulkommunikation der Ruhr-Uni; dort ist er inzwischen verantwortlich für die Onlineredaktion. Arne Dessaul ist seit seiner Kindheit ein großer Fan von Krimis. Seine eigenen Romane entstehen meist zuhause mit dem Laptop auf dem Schoß – entweder abends oder an regnerischen Sonntagnachmittagen. Seine bisherigen Krimis mit Kommissar Helmut Jordan sind: "Trittbrettmörder", "Bauernjäger", "50", "Tödlicher Halt" und "Verschluckt". Auch im ersten Band der Mike-Müller-Reihe "Ihr letztes Stück" wird Helmut Jordan aktiv, er unterstützt Privatdetektiv Mike Müller. Mit "Sein letzter Witz" und aktuell "Ihr letzter Flirt" sind zwei weitere Bochum- Krimis um den Privatdetektiv und seine Ermittlungen erschienen. .
6
Im Wagen vor mir
Der Parkplatz hinter dem kubusartigen Gebäude wird nur spärlich beleuchtet. Vor etwa zehn Minuten sprangen drei funzelige Laternen an, die einen Bereich ausleuchten sollen, der die Größe von drei ausgewachsenen Fußballfeldern aufweist.
Ob es dennoch gelingt, müssen wir später beurteilen; schließlich dämmert es erst leicht, und das Zwielicht sorgt für ausreichende Sicht und damit für ein Gefühl trügerischer Sicherheit.
Licht gaukelt solch ein Geborgenheitsgefühl bisweilen vor. Das kleine Waldstück, das auf der anderen Seite an den Parkplatz grenzt, eher nicht. Vor allem für die Damen, die hier ihre Autos abstellen, wünsche ich mir in solchen Konstellationen kompetentes und allzeit präsentes Wachpersonal, von dem einstweilen allerdings nichts zu sehen ist.
Andererseits verzichte ich liebend gern darauf, auf Wachleute zu stoßen. Schließlich sitze ich seit zwei Stunden in meinem Toyota und starre unablässig auf den zehn Meter entfernt parkenden blauen Volvo. Da läge der Verdacht nahe, dass ich auf vollständige Dunkelheit lauere und darauf, dass eine hübsche Angestellte oder Studentin vorbeispaziert, der ich in aller Seelenruhe und in böser Absicht nachstellen kann.
Der Volvo gehört selbstverständlich Steffen Matthäus. Denn nur wenige Stunden nach Constanzes Besuch bei mir begann das Beschatten im Technologie-Quartier.
Jetzt ist es kurz nach halb acht und offenbar experimentiert Steffen noch mit … Ich weiß es nicht. Über seinen Job bei ACeBo verrät Constanzes Dossier herzlich wenig.
Mit meinen Nerven experimentiert Steffen auf jeden Fall, ohne sich dessen bewusst zu sein, denn ich bin zu einer Party eingeladen. Jutta und Helmut feiern den zweiten Geburtstag ihres Restaurants Sommernachtstraum. Seit neunzehn Uhr feiern sie und warten gewiss voller Sehnsucht auf mich.
Aber nein, ich musste unbedingt Detektiv werden, damit ich auf diesem öden Parkplatz herumlungern darf, um stundenlang auf fremde Autos zu glotzen, den Pflanzen beim Wachsen zuzuschauen und dem Asphalt beim Vermodern. Und um mir blöde Ausreden auszudenken, falls mich das Wachpersonal doch noch in die Enge treibt.
Stattdessen könnte ich mir an irgendeinem netten Gymnasium im beschaulichen Sauerland den Allerwertesten platt sitzen, gelegentlich Anekdoten zum ollen Bismarck zum Besten geben und pickeligen Teenagern das Kugelstoßen beibringen.
Ich habe nämlich ein Lehramtsstudium abgeschlossen, nachdem ich zunächst mein Glück in der Sozialwissenschaft gesucht und ein Semester lang nicht hatte finden können. Sport und Geschichte. Inklusive Erstem Staatsexamen.
Aber nein, Mike Müller zieht es vor, als Detektiv zu arbeiten, anstatt zu unterrichten. Denn Mike Müller bewarb sich damals nicht für den Vorbereitungsdienst. Und warum nicht? Keine der Städte, die in jenem Jahr als Seminarstandorte für das Referendariat dienten, passte ihm.
Also flog der gute Mike für ein paar Monate zum Ausspannen nach Australien, statt sich ins Referendariat zu stürzen. Als er heimkehrte, stieg er zunächst als Angestellter in eine Detektei ein, verdingte sich dort ein Jahr lang als Klinkenputzer, wagte schließlich den berühmten Sprung in die Selbstständigkeit.
Und putzt weiterhin Klinken. Und gafft auf hässlichen Parkplätzen Autos an. Und wartet.
Die Idee, den Detektivberuf zu ergreifen, purzelte nicht einfach so vom australischen Himmel in meine ausgebreiteten Arme. Ich spielte schon in meiner Kindheit mit diesem Gedanken, las früh einschlägige Literatur. Chandler, Hammett, Christie und Doyle.
Auch während der studienbegleitenden Schulpraktika benahm ich mich eher wie ein Detektiv, fand nach spätestens zwei Tagen heraus, wo die Raucherecken waren, ob coole Jungs mit harten Drogen dealten, ob eine rabiate Gang den Schulhof terrorisierte, welche Kollegin den Kaffee im Lehrerzimmer nicht ordnungsgemäß bezahlte, welcher Kollege beim Kopieren mogelte oder wer mit wem im Kollegium fremdging.
Dafür musste ich mich keineswegs hinter irgendwelchen Ecken verstecken, brauchte niemandem nachzuspionieren; ich musste nur beobachten und kombinieren.
Selbstverständlich habe ich niemals jemanden in die Pfanne gehauen – es sei denn, Dealer oder Gangs trieben ihr Unwesen, dann griff ich ein.
Ich besitze folglich einen angeborenen Sinn für Gerechtigkeit. Natürlich hätte ich mich mit diesem Sinn genauso gut für die Berufe Anwalt oder Polizist entscheiden können. Detektiv gefiel mir jedoch besser.
Nach der Rückkehr aus Australien konnte ich zunächst frei wählen: Ein paar Wochen warten und mich dann, an anderen Seminarorten, als Referendar bewerben oder sofort als Detektiv anfangen. Wer es genau wissen möchte, dem sei verraten: Ich habe eine Münze geworfen.
Um der Langeweile vorzubeugen, notiere ich Daten in ein kleines schwarzes Heft. Uhrzeiten beispielsweise. Wann fuhr ich los? Wann traf ich auf diesem Parkplatz ein? Wo und wie entdeckte ich den fraglichen Wagen? Wann begann ich, zum Teil per Fernglas, mich umzuschauen, um nachzuvollziehen, auf welchen Wegen, durch welche Türen das Zielobjekt den Parkplatz entern könnte?
Natürlich ergänze ich später die Uhrzeit, zu der das Zielobjekt Steffen Matthäus tatsächlich aufkreuzt und welchen Weg es nimmt. Und selbstverständlich darf ich keineswegs verschweigen, ob Steffen das Gebäude allein verlässt. Falls ihn jemand begleitet, füge ich detailreiche Personenbeschreibungen hinzu.
Außerdem knipse ich wie verrückt. Fotos beeindrucken die Leute. Vor allem, wenn sie professionell wirken. Fotos verlangen heutzutage sowieso alle Kunden, das kennen sie aus dem Fernsehen.
Die Notizen übertrage ich nachher in den Computer, damit es nach mehr aussieht und anspruchsvolle Klienten wie Constanze Matthäus etwas für ihr Geld erhalten. Niemand gibt sich in der heutigen Zeit mit hingekritzelten Notizen zufrieden. Erst recht nicht, wenn es sich, wie bei mir, um die Schreibe eines Verschlüsselungsexperten handelt.
Da kommt er, der Steffen, und unterbricht meinen Bewusstseinsstrom. Er benutzt den Hintereingang, allein und um exakt zwanzig Uhr, legt den Weg zum Volvo in zackigen Schritten zurück, die nicht so recht zu ihm passen. Ich hätte anhand des Fotos eher ein Schlurfen erwartet – möglichst unauffällig, damit ihn niemand wahrnimmt.
Steffen misst etwa einen Meter siebzig. Das Sakko vom Foto trägt er heute nicht, stattdessen Jeans und einen hellgrauen Blouson. Die Erleichterung darüber, in Freizeitkleidung herumzulaufen, steht ihm ins Gesicht geschrieben. Verrät mir das Teleobjektiv. Ich drücke ein paar Mal ab und fange die Erleichterung ein. Später banne ich sie auf Zelluloid und zeige sie Constanze. Oder maile ihr die digitale Version. Mal schauen. Ihr Gatte dynamischen Schrittes auf dem Parkplatz der aufstrebenden ACeBo GmbH. Im Hintergrund parkende Autos und fest verwurzelte Bäume, die stolz die ersten zaghaften Experimente des diesjährigen Frühlings präsentieren. Große Kunst.
Steffen hält keinen Koffer in der Hand. Keine Tasche. Vermutlich verstaut er alle sieben Sachen, die er für die Arbeit benötigt, im Labor. Oder im Büro? Verdammt, ich weiß praktisch nichts über Steffens Job bei ACeBo. Noch nicht einmal, ob er dort in einem Labor oder einem Büro werkelt. Ich gehe einstweilen davon aus, dass dies unerheblich ist. Falls ich meine Meinung revidiere, kann ich immer noch heimlich dort eindringen und schnüffeln.
So, Steffen, Schloss entriegeln, Tür öffnen, einsteigen. Schlüssel? War doch gerade noch da. He, Steffen, schau mal in deine Jackentasche! Na, endlich! Schlüssel ins Zündschloss. Schlüssel drehen. Los geht die wilde Fahrt. Nein, erst anschnallen. Brav. Aber jetzt. Vorsichtig zurücksetzen, Steffen, du hast nur zehn Meter Platz.
Geschafft. Jetzt den Vorwärtsgang einlegen, Licht an, und runter vom Parkplatz.
Und der Mike saust dir hinterher.
Wir knattern auf die schmale Lise-Meitner-Allee und kurze Zeit später auf die breite Universitätsstraße, Richtung Stadtmitte.
Viel Verkehr herrscht nicht, da gerät das Einfädeln zum Kinderspiel.
Schnell verlassen wir die Universitätsstraße wieder und wechseln auf die Markstraße. An der folgenden Kreuzung fährt Dr. Steffen nach rechts, das heißt, ihn zieht es nach Wiemelhausen oder Weitmar.
Der Volvo flitzt mit knapp fünfundvierzig Klamotten über den Asphalt, ich habe Mühe, ihm zu folgen. Trotz der Mühe schütte ich mir eine Tasse Kaffee ein, brumme Im Wagen vor mir und lese nebenbei ein paar Seiten in der Bibel. Altes Testament. Schöpfungsgeschichte. Gott erschuf die Welt an sieben Tagen.
Sollte Steffen jemals in die Verlegenheit geraten, etwas ähnlich Anstrengendes zu verrichten, würde er länger als sieben Tage benötigen. Vorausgesetzt, er legt dieselbe Eile an den Tag wie beim Autofahren.
Wir bleiben immer hübsch auf der Markstraße. Jeden Moment erreichen wir das Geschäftsviertel von Weitmar-Mark, eine lockere Ansammlung von Bäckereien, Banken, Supermärkten, Imbissen, Apotheken, Drogerien, Friseursalons, Arztpraxen und so weiter. Die Markstraße endet hier und geht in die Heinrich-König-Straße über.
Gesagt, getan, Steffen und ich gehen gleichfalls in die Heinrich-König-Straße über. In einer Senke linker Hand flimmert in gleißendem Flutlicht das satte Grün eines Sportplatzes. Während ich noch überlege, ob da gerade die Fußballer von Weitmar 45 trainieren oder die von Weitmar 09, sehe ich, wie Steffen den Blinker setzt. Nach links. Ich entdecke eine Bushaltestelle und endlich den Namen der Straße, in die Steffen abbiegt:...
Erscheint lt. Verlag | 19.10.2023 |
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Reihe/Serie | Mike Müller-Reihe |
Mike Müller-Reihe | |
Mike Müller-Reihe | |
Verlagsort | Langwedel |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Bochum • Forschung • Geliebte • Krebsforschung • Leidenschaft • Liebe • Mike Müller • Mord • Polizei • Privatdetektiv • Ruhrgebiet • Ruhr-Uni • Start-up • Studentin • Zelltod |
ISBN-10 | 3-98679-008-X / 398679008X |
ISBN-13 | 978-3-98679-008-0 / 9783986790080 |
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