Die Kunst, zu glauben (eBook)

Eine Mystik des Alltags | Der Bestseller-Autor folgt den Spuren christlichen Glaubens in unserer Kultur | In gold-schimmerndem Einband - auch als Geschenk geeignet
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2023 | 1. Auflage
192 Seiten
bene! eBook (Verlag)
978-3-96340-248-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Kunst, zu glauben -  Frank Berzbach
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Frank Berzbach schreibt über die Kunst, zu glauben und macht dabei faszinierende Entdeckungen in der Welt der Musik, Literatur, Kunst und Architektur. Die edle Ausstattung dieses Buches spiegelt die lebensverändernde Kraft, die in ihm liegt. Als Wissenschaftsjournalist versteht es Frank Berzbach, komplexe spirituelle, philosophische, psychologische und geschichtliche Zusammenhänge auf unterhaltsame und tiefgründige Weise zu deuten. Und er kann wunderbar erzählen.  In diesem Buch schreibt er über die 'Kunst, zu glauben'. Und das ist angesichts weltweiter Verwerfungen, einer zunehmenden Säkularisierung und einer tiefgreifenden Kirchenkrise wahrhaft eine Kunst. Frank Berzbach folgt in seinen Betrachtungen den Spuren christlichen Glaubens in der Popkultur, ob in Patti Smiths Liedtexten über die Psalmen, Nick Caves Alltagsmystik, Bob Dylans weisen Geschichten oder in Johnny Cashs gnädiger Stimme. Sie alle erzählen von tiefen Erfahrungen, und das oft in einer Sprache voller Sanftmut und Liebe. Und auch in den Werken der bildenden Kunst, der Architektur und Literatur gibt es viel zu entdecken. Es gibt eine Art Gleichzeitigkeit alter Lehren und neuer Darstellungsformen; wir brauchen Teresa von Ávilas Einsichten ebenso wie die von Albert Camus und anderen. Der Bestseller-Autor lädt uns ein, tiefer zu schauen, weit unter die Oberfläche all dessen, was wir sehen. Freiheit und Schönheit - im Glauben können wir sie finden. Davon ist Frank Berzbach zutiefst überzeugt. »Der Glaube bewährt sich, indem er nicht zu beantwortende Fragen zulässt, sich dem völligen Verstehen entzieht und doch hörbar wird: ?God is in the house?, wie Nick Cave es in einer nachdenklichen Ballade singt und uns seine Art zu beten mitteilt.« Frank Berzbach

Jahrgang 1971, unterrichtet Literaturpädagogik und Philosophie an der Technischen Hochschule Köln. Nach einer Ausbildung zum Technischen Zeichner studierte er Erziehungswissenschaft, Psychologie und Literaturwissenschaft. Über Wasser hielt er sich als Bildungsforscher, Wissenschaftsjournalist, Fahrradkurier und Buchhändler. Er hat eine Vorliebe für Schreibgeräte, Schallplatten und Bücher, Tätowierungen und Klöster. Er lebt in Köln und auf St. Pauli. Publikationsschwerpunkte: Kreativität, Arbeitspsychologie, Religion und Spiritualität, achtsamkeitsbasierte Psychologie, Literatur, Popmusik, Popkultur und Mode. www.frankberzbach.com

Jahrgang 1971, unterrichtet Literaturpädagogik und Philosophie an der Technischen Hochschule Köln. Nach einer Ausbildung zum Technischen Zeichner studierte er Erziehungswissenschaft, Psychologie und Literaturwissenschaft. Über Wasser hielt er sich als Bildungsforscher, Wissenschaftsjournalist, Fahrradkurier und Buchhändler. Er hat eine Vorliebe für Schreibgeräte, Schallplatten und Bücher, Tätowierungen und Klöster. Er lebt in Köln und auf St. Pauli. Publikationsschwerpunkte: Kreativität, Arbeitspsychologie, Religion und Spiritualität, achtsamkeitsbasierte Psychologie, Literatur, Popmusik, Popkultur und Mode. www.frankberzbach.com

Vor einem langen Gedankenstrich


Nach meinem Realschulabschluss, einer Berufsausbildung, einigen Jobs, dem Zivildienst und dem nachgeholten Abitur war es mein Traum, zu studieren. Ich wollte intellektuellen Menschen beim Denken zuschauen und zuhören dürfen. Ich wollte denen begegnen, die das Denken, Lernen und Forschen zu ihrem Hauptberuf gemacht hatten und die Bücher schrieben. Von dieser Bewunderung für Geistesmenschen durchdrungen – sie erschienen mir als die wahren Helden – ging ich schon als Student in den alten Universitätsclub in Bonn und hörte den bildungsbürgerlichen Diskussionen zu. Meine Neugier war groß, aber ich gehörte nicht zu dieser feinen distinguierten Gesellschaft; und das ließ man mich immer mal wieder an den konservativen Universitäten spüren. Aber am Ende hielt es mich nicht ab, ich studierte weiter und hörte mir manches als Zaungast an.

 

An einem Abend saßen auf dem Podium unterschiedliche hochdekorierte Fachmenschen: eine Politologin, ein Philosoph und – ich hatte an ihm zuerst wenig Interesse – ein älterer, auch altmodisch wirkender Theologe.

Ich erinnerte mich an ein Interview mit dem berühmten Sozialphilosophen Jürgen Habermas, der Anfang der 1950er-Jahre in Bonn studiert hatte. Er sei damals zu den Theologen gegangen, weil die zu den wenigen gehörten, die in der gerade frisch verdrängten Nazizeit nicht in vorauseilendem Opportunismus mitgemacht hatten. Hinter dem Katheder standen integre Charaktere, und die brauchte man, um ernsthaft Philosophie zu studieren. Sogar Habermas, nach eigener Aussage »religiös unmusikalisch«, zog es also damals zu den Theologen. Vielleicht ist es kein Zufall, dass sein großes Alterswerk, das er zwischen dem 80. und 90. Lebensjahr schrieb, den Untertitel »zwischen Glauben und Wissen« trägt. Im Vorwort fragt er sich, warum er sich solch eine Arbeit im hohen Alter noch einmal angetan habe; seine Antwort: weil er an diesem Geschäft des Denkens eben immer noch unendliche Freude habe.

 

Der etwas unpassend wirkende Theologieprofessor vorn auf dem Podium hat leider keinen Namen, weil ich ihn damals nicht in mein Tagebuch geschrieben habe. Jedenfalls müsste er etwa im Alter von Habermas gewesen sein. Dennoch werde ich dem Mann, dem ich Mitte der 1990er-Jahre an jenem Abend begegnete, immer dankbar sein. Gar nicht nur für das, was er sagte, sondern für die Art, wie er war, dachte und formulierte. Seine Klugheit kam nur zum Teil aus dem Intellekt oder aus Büchern. Die Diskussion war bei ethischen Themen angelangt, man sprach abstrakt über den Tod, aber nur einer sprach anders – der Theologe. Er war für mich leichter zu verstehen und neben seiner Professur auch als Seelsorger tätig. Er begleitete Sterbende, kannte das örtliche Hospiz, sogar das Kinderhospiz – und zwar von innen. Er hörte den anderen aufmerksam zu, aber nach einer Weile ergriff er das Wort und fügte der hochfliegenden ethischen Begriffsakrobatik nur einen Satz hinzu: »Was Sie sagen, ist schlüssig, aber am Bett eines Sterbenden sieht es anders aus.«

 

Nicht nur ich, auch andere im Publikum waren von dem Satz getroffen. Es herrschte plötzlich völlige Stille. Ich stand auf und ging nach Hause. Alles war gesagt. Er hatte nicht erläutert, wie es an einem solchen Bett aussieht – jedenfalls anders; anders als in Fußnoten. Ob die Theologen die Vorstellung des Jenseits doch etwas konkreter ausgearbeitet hatten? Der Satz von der grundsätzlichen Andersartigkeit galt für viele Jahre, viele Gedanken und viele Bücher, die ich gelesen hatte. Aus der Perspektive von Leben und Tod rückt alles in ein anderes Licht. Und Licht besteht, wie die moderne Physik lehrt, aus Wellen und Teilchen zugleich. Das Licht ist also nicht einmal naturwissenschaftlich eindeutig erklärbar. Die weltlichen Erklärungen sind wichtig. Ich bin Anhänger der Aufklärung, ohne Verstand und Vernunft keine humane Religion – aber die wesentlichen Dinge lassen sich nicht zählen – sie lassen sich nur erzählen.

Gewöhnlich schreibe ich Sachbücher mit philosophischen Bezügen, nur ein Roman fällt etwas heraus. Der Urgrund dieser Bücher war nie atheistisch, aber meine religiösen Bezüge wollte ich nie vor mir hertragen, und daher blieben sie im Hintergrund. Die Zeit ist aber nun da, sich offen dem Thema des Glaubens – meines Glaubens – zu stellen. Der eine Satz des alten Professors klingt mir bis heute im Ohr. Seither denke ich über die Kunst zu glauben nach. Was lässt sich über das veränderte Licht, in dem sich das Leben zeigt, erzählen? Welche Geschichten werden durch dieses Licht gezeigt?

Noch immer liegen Bücher auf meinem Tisch, wenn auch etwas andere als damals. Um eine Religion, selbst eine Buchreligion, kennenzulernen, reichen Bücher nicht aus. Um sie zu erkunden und schließlich auf sich zu beziehen, muss man ihre spezifische Ästhetik – Musik, Malerei, Literatur – wahrnehmen, ihre Räume betreten, erfahrenen Praktizierenden begegnen und mit ihnen sprechen. Schließlich der Versuch, glaubend zu handeln, eigene Erfahrungen zu machen. Aus diesen Quellen speist sich bis heute meine Glaubenserfahrung. In einem Raum, durch ein Bild, ein Gebet oder Musik, durch Innehalten und auch durch den Umgang mit Lastern nehme ich Spuren des Göttlichen wahr. Mit dem Beruf des Autors ist verbunden, jedes esoterische Sprechen zurückzuhalten. Gute Texte sollten erhellen, nicht vernebeln. Das Schreiben als Glaubender kennt aber eine besondere Herausforderung. Julien Green notierte in seinem Tagebuch, dass Schreiben »nichts anderes bedeutet, als auf das anzuspielen, was sich nicht sagen lässt«. Das Unsagbare schwingt mit – und strebt zugleich nach Ausdruck.

Statt sachbuchhafte Objektivität zu suggerieren und durch geschlossene Systematik mein Thema einzuquetschen, ziehe ich das essayistische Umkreisen vor. Dies ist weder ein Beitrag zur zeitgenössischen Theologie noch versteckte missionarische Propaganda; es ist kein gewöhnliches Sachbuch über die »Wiederkehr des Glaubens«, sondern es dokumentiert nur, was mir immer dringlicher durch Kopf und Herz geht, seit der alte Professor auf das Bett eines Sterbenden hingewiesen hat, auf dem wir schließlich alle liegen werden. Er hat die Papiertiger – auch mich – infrage gestellt.

Ich will nichts beweisen. Ich lasse andere Ansichten gelten, ohne sie abwerten zu müssen, und habe dennoch eine klare Meinung. Der französische Philosoph Michel Foucault sagte einmal: »Das Wichtigste im Leben und in der Arbeit ist, etwas zu werden, das man am Anfang nicht war. Wenn Sie ein Buch beginnen und wissen schon am Anfang, was Sie am Ende sagen werden, hätten Sie dann noch den Mut, es zu schreiben?«

 

Die Vorbereitung zu diesem Buch beginnt zwar in meiner Kindheit, aber vor mir liegt kein Plan, ich bin nicht auf Pointen aus und habe auch keinen Plot. Vielleicht habe ich daher erst jetzt den Mut, es zu schreiben. Wie anders mit so einer schwierigen und zugleich einfachen Sache wie dem persönlichen Glauben umgehen?

Auf dem Rückweg von der erkenntnisreichen Podiumsdiskussion lief ich an einem Plakat vorbei, auf dem stand: »Für eine gesunde Intoleranz!« Ich idealisiere nicht die Vergangenheit, glaube nicht, dass alte Menschen weiser sind als junge. Ich hatte auch kein tieferes Erweckungserlebnis, wie Johnny Cash, der von Drogen zerschunden und verzweifelt in einer Höhle lag und dort Gott wiederfand.

 

Ich habe seit Kindertagen an Gott und Jesus geglaubt. Meine Mutter brachte mir früh bei: »Gott selbst ist nicht evangelisch oder katholisch, mit dem Trennenden beschäftigen sich nur die Menschen.« Die Konfessionen, Anlass für endlose Kriege, spielen für mich keine tragende Rolle, auch wenn ich immer mehr bemerke, wie katholisch ich wohl doch bin. Von meinen Großeltern bekam ich das Gotteslob, das Gesangbuch, zur Kommunion geschenkt. Ich lag in meinem Kinderbett und strich mit neongelbem Marker darin an, was mir gefiel – Textmarker auf Dünndruckseiten! – zum Entsetzen meiner Großmutter. Ich fand das Buch damals allein wegen dieser hauchdünnen Seiten und dem Goldschnitt gut. Und Textmarker fand ich gut, weil das lichte Neongelb durch den dunkelsten Tag hell strahlte.

Ich hatte unverschämtes Glück mit meinen Religionslehrern, Gemeinden und Pfarrern. Mir ist klar, dass dies in der Kirche ein nicht ganz gewöhnliches Glück ist, aber an Zufälle glaube ich auch nicht. Dies ist kein Buch über die alten Institutionen, zu der meine Meinung ziemlich klar ist, in zweifacher Hinsicht: Ich verehre und bewundere ungebrochen die Tradition katholischer Orden. »Die Orden waren immer die Reißnägel auf dem Stuhl der verfassten Kirche«, sagt die Franziskanerin Schwester Franziska Dieterle. Ich verabscheue die Machtpolitik einer Amtskirche, die Frauen diskriminiert, zu oft böse politische Machthaber hofierte und die ihr Verzeihen auch opportunistisch und ausgrenzend verteilt hat. Musste der Vatikan oder die verstorbene englische Queen, Oberhaupt ihrer Kirche, einen Donald Trump in Ehren empfangen? Wo sind die christlichen Werte, wenn es darauf ankommt? Zu glauben ist auch deshalb eine Kunst geworden, weil die christlichen Institutionen es den Gläubigen schwer machen können.

 

Zu keiner Zeit war ein tieferer Glaube durch ein schnelles Bekenntnis, eine bloße Unterschrift oder formale Mitgliedschaft zu haben. Gerade das Wirtschafts- und Kleinbürgertum liebt die strategische Anpassung ans Christliche, es wird angelegt wie eine äußerliche Verkleidung. Darunter finden sich aber seltener gelebte christliche Werte. Geld ist in diesen Kreisen oft wichtiger, Fasten oft eine Farce. An Weihnachten faltet man...

Erscheint lt. Verlag 2.10.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Alltagsmystik • Christlichen Glauben im Alltag entdecken • christlicher Glaube im Alltag • christlicher Glaube in der Kunst • christlicher glaube in der Musik • Christlicher Glaube praktisch • christlicher Glaube und Popkultur • Die Kunst zu glauben • Glaube und Religion • Kunst und Religion • Lyrik Popmusik • Moderne Mystik • moderne Mystiker • Mystik • Mystik des Alltags • Religionsphilosophie • Religion und Kreativität • Spiritualität in der Architektur • Spiritualität in der Kunst • Spiritualität in der Popmusik • Spiritualität und Kunst
ISBN-10 3-96340-248-2 / 3963402482
ISBN-13 978-3-96340-248-7 / 9783963402487
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