Wahre Verbrechen (eBook)

Die erschütterndsten Fälle einer Gerichtsreporterin - True Crime
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2023 | 1. Auflage
336 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-30098-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wahre Verbrechen -  Christine Brand
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Zugleich faszinierend wie erschütternd - reale Fälle, die unter die Haut gehen, erzählt von Gerichtsreporterin und Bestsellerautorin Christine Brand!
Ein junger Mann lockt seinen Freund in eine Höhle, schüttet den Eingang zu und denkt nicht daran, ihn wieder auszugraben. Ein brutaler Mörder nimmt die Familie einer Schmuckverkäuferin als Geisel und droht, sie mit Sprengstoff in die Luft zu jagen. Eine durch einen vermeintlichen Unfall behinderte Frau stirbt in der Badewanne, und niemand merkt, dass es Mord war. Von diesen und weiteren Fällen erzählt Christine Brand auf eindringliche und gleichzeitig feinfühlige Weise. Als Gerichtsreporterin war sie bei den Prozessen hautnah dabei und hat intime Einblicke in die Verbrechen gewonnen. Sie besucht Täter im Gefängnis, spricht mit Ermittlern und Opfern. Ihre Erkenntnisse zu Tat, Motiv und den Abgründen der menschlichen Psyche sind spannender und oft unglaublicher als jeder Krimi!

Lesen Sie auch den ersten True-Crime-Band von Christine Brand: »Wahre Verbrechen - Die dramatischen Fälle einer Gerichtsreporterin«.

Christine Brand, geboren und aufgewachsen im Emmental in der Schweiz, arbeitete als Redakteurin bei der »Neuen Zürcher Zeitung«, als Reporterin beim Schweizer Fernsehen und als Gerichtsreporterin. Im Gerichtssaal und durch Recherchen und Reportagen über die Polizeiarbeit erhielt sie Einblick in die Welt der Justiz und der Kriminologie. Neben der erfolgreichen Milla-Nova-Reihe erscheinen bei Blanvalet auch ihre True-Crime-Titel »Wahre Verbrechen« über Kriminalfälle, die sie als Gerichtsreporterin begleitete. Christine Brand lebt in Zürich und auf Sansibar.

Die Geiseln des Mörders


Es ist Ende September 2016, ein milder Herbsttag in einer gemütlichen Kleinstadt an einem See, der sich wie ein Teppich vor die Berge gebettet hat. Nichts an diesem Abend deutet darauf hin, dass etwas Außerordentliches geschehen wird. Doch dann dringt von einer Sekunde auf die andere das Böse in das Leben der Familie Baumgartner. Danach wird es nie mehr so sein wie davor.

Aline


»Es war ein Abend wie viele andere. Ich habe bis vier Uhr gearbeitet, danach hat mich eine Kollegin nach Hause gefahren. Ich hatte gerade erst vor Kurzem meine Ausbildung abgeschlossen und eine neue Stelle in einem Heim für Demenzkranke angetreten. Zu Hause angekommen, habe ich gemeinsam mit Bastian einen Thunfischsalat zubereitet, auch daran erinnere ich mich noch genau.«

Die Stunden, die Alines Leben verändert haben, sind detailgetreu in ihr Gedächtnis eingraviert. Heute, mehr als sechs Jahre danach, sitzt mir eine junge Frau gegenüber, die ruhig und präzise von dem Unrecht erzählt, das ihr widerfahren ist. Von dem Bösen, das in eine heile Welt eingedrungen ist, ohne Grund, ohne Vorwarnung, zack, aus dem Nichts heraus.

Aline ist zwanzig, als es passiert. Sie wohnt zu dem Zeitpunkt bei ihrer Mutter Carole und ihrem Stiefvater Bastian. Eigentlich ist die Wohnung zu klein für drei Personen, darum haben sie den Dachstock ausgebaut und Aline dort oben ein Zimmer eingerichtet.

»Die Treppe, die von der Wohnung zu mir nach oben führte, liegt hinter einer Schranktür versteckt. Wer nicht weiß, dass es auf dem Dachboden ein zusätzliches Zimmer gibt, würde es nicht finden.«

Bastian und Aline arbeiten in der Küche Hand in Hand, es verspricht ein gemütlicher Abend zu werden. Als der Thunfischsalat fertig zubereitet ist, deckt Bastian den Tisch, Aline begibt sich nach oben und erledigt ein paar Telefonanrufe, auch ihren Freund ruft sie vor dem Abendessen noch an.

»Ich war oben in meinem Zimmer, als meine Mutter nach Hause kam. Ich hörte, wie sie unten in der Wohnung die Tasche fallen ließ. Das war der Moment, in dem ich realisierte, dass etwas nicht gut war. Ich dachte, entweder hat sie extrem schlechte Laune, oder es stimmt etwas nicht. Mama lässt ihre Tasche nie fallen. Sie geht sorgsam mit ihren Sachen um.«

Carole


Um 18.37 Uhr schaltet Carole die Alarmanlage scharf und schließt die Tür des Geschäfts hinter sich ab. Sie ist Filialleiterin einer Bijouterie, einem Schmuckgeschäft in der Altstadt, seit vielen Jahren schon. Alles scheint wie immer, als sie sich an diesem Mittwochabend auf den Nachhauseweg macht. Zu Fuß sind es nur acht Minuten. Sie weiß, dass ihre Tochter Aline und ihr Mann Bastian zu Hause mit dem Essen auf sie warten. Doch sie ahnt nicht, dass seit mehreren Tagen etwas anders ist als sonst: Sie wird beobachtet. Jemand hat sie auserkoren, ein Opfer zu werden.

»Ich erinnere mich, dass er mir aufgefallen ist. Der Kerl saß einige Tage zuvor bei meiner Nachbarin vor dem Haus und hat dort etwas gegessen und getrunken. Ich empfand das als frech. Er befand sich auf Privatbesitz, dort setzt man sich nicht einfach zum Picknicken hin. Ich habe ihn zweimal dort gesehen und mir jedes Mal gedacht, dass ich Bastian darum bitten werde, den Mann von dort wegzuweisen. Aber kaum war ich jeweils zu Hause, sprachen wir über ganz andere Dinge, und ich vergaß es wieder.«

Der unbekannte Mann hat auch vor dem Schaufenster ihres Geschäfts gestanden, hat sie beobachtet und ihren Tagesablauf studiert. An einem Tag hat er Carole und Aline bis zur Post verfolgt und beschattet. Doch beide haben nichts davon gemerkt. Carole, die ein ausgeprägtes Gedächtnis gerade auch für Gesichter hat, erinnert sich nicht daran, ihn je in der Nähe der Bijouterie gesehen zu haben.

»Sie müssen wissen: Beim Geschäft kommen sehr viele Menschen vorbei, sie betrachten das Schaufenster oder kommen herein, gerade auch Männer, die gerne Uhren anschauen. Wenn ich mir da jedes Gesicht merken wollte … Einige kommen immer wieder, es ist für manche fast wie ein Ritual: Einem Mann gefällt etwas, er kehrt mehrmals zurück, um es sich im Schaufenster anzusehen, erst dann gibt er sich einen Ruck und betritt das Geschäft. Dafür habe ich ja ein Schaufenster: Damit man meine Waren anschaut. Dass der Typ mich im Geschäft beobachtete, habe ich nicht gemerkt. Aber bei uns im Quartier habe ich ihn zweimal gesehen. Ich habe mich nicht von ihm bedroht gefühlt, er ist mir einfach aufgefallen. Am Tag, als es geschah, habe ich ihn zum dritten Mal bewusst wahrgenommen.«

Carole nennt ihn nie beim Namen. Bis heute nicht, obwohl sie mittlerweile weiß, wie der Täter heißt, dass er sich damals seit einigen Tagen im Land befand und in einem Lieferwagen schlief, den er in der Nähe auf einem Parkplatz neben der Kirche abgestellt hatte. Wenn Carole über den Täter spricht, nennt sie ihn »den Typen, den Kerl, ihn«.

»Am Abend, als es geschah, sah ich ihn erneut vor dem Haus unserer Nachbarin sitzen. Ich dachte, jetzt ist dann mal gut – was hängt der die ganze Zeit dort rum, wo er nichts zu suchen hat? Ich ging zum Hintereingang unseres Wohnhauses, öffnete das Tor des Holzgartenzauns, schloss es hinter mir und trat auf die Haustür zu. Ich war wie so oft mit mehreren Taschen beladen und suchte nach dem Hausschlüssel, den ich nicht auf Anhieb finden konnte. Das Gartentor quietschte, darum hörte ich, dass es hinter mir wieder geöffnet wurde, genau in dem Moment, in dem ich den Schlüssel ins Schloss steckte. Ich habe mich noch umgedreht, aber da hatte ich bereits eine Pistole am Kopf. Ich habe sofort realisiert, dass er gefährlich ist, ich spüre noch heute, wie es sich angefühlt hat. Es ist ein Gefühl, als würde alles ins Stocken geraten. Ich verlor den Boden unter den Füßen, meine Beine zitterten, gleichzeitig gefror mir das Blut in den Adern. Ich hatte Angst vor ihm und habe einfach funktioniert. Er hat mich gezwungen, mit ihm reinzugehen, und ich wusste, dass Aline und Bastian zu Hause waren, dass sich dort oben in der Wohnung meine Familie befand.

Ich weiß noch genau, welche Kleidung ich trug, was wir zu Abend essen würden und dass wir danach noch Konfitüre machen wollten. Bastian hatte die Einmachgläser destilliert. Von der ersten Sekunde an war mir bewusst, dass das hier nicht irgendein Quatsch ist, sondern tödlicher Ernst. Ich habe ganz klar wahrgenommen, dass der Typ hochgefährlich ist, das hat er mir durch seine Haltung und durch seine Worte auch vermittelt. Er hat mich mit der einen Hand am Arm gepackt, mit der anderen hielt er mir die Pistole an den Kopf – so hat er mich gezwungen, die Treppe hochzugehen. Wir wohnten ganz oben, die Tür war nicht abgeschlossen, also gingen wir hinein und blieben im Eingang stehen. Ich vor ihm, er hinter mir, die Waffe an meinem Kopf. Dann tat ich das, was wir immer machen, wenn jemand von uns nach Hause kommt: Ich rief ›Hallo!‹«

Bastian


»Caroles ›Hallo‹ klang ganz anders als sonst. Ich saß im Wohnzimmer, habe Musik oder die Nachrichten gehört, der Tisch war gedeckt, wir hätten uns nur noch hinsetzen müssen, um zu essen. Aber ich hörte Caroles Stimme an, dass etwas nicht stimmig war. Darum bin ich aufgestanden, um nachzusehen, was los war. Und dann sah ich die beiden bei der Tür stehen. Ich dachte, Donnerwetter, hier stimmt etwas ganz und gar nicht! Ohne viel zu überlegen, stürzte ich sofort auf den Kerl zu, doch da fuchtelte er schon mit der Waffe herum. Instinktiv dachte ich: Ich muss ihm die Pistole aus der Hand schlagen! Er trug schwarze Handschuhe, ich versuchte, die Waffe wegzuschlagen, und stieß gegen das Metall, doch er behielt sie in der Hand. Ich hätte ihn am liebsten die Treppe hinuntergejagt, aber die Tür hinter ihm war schon zu. Carole rief eindringlich: ›Hör auf! Hör auf!‹ In dem Moment habe ich realisiert, dass es wohl besser ist innezuhalten. Doch ich konnte mich kaum beruhigen. Er zwang uns durch die Küche rüber ins Esszimmer und befahl uns, uns hinzusetzen. Dann begann er, uns zu fesseln. Er band unsere Beine mit Klebeband an die Stühle und fixierte unsere Hände hinter dem Rücken. Mir hat er dann auch gleich die Augen zugeklebt. Ich war noch immer auf hundertachtzig und habe ihm die ganze Zeit Schimpfwörter an den Kopf geworfen: Was er für ein Arschloch sei, dass er abhauen solle … Carole versuchte, mich zu beruhigen, und sagte immer wieder, dass ich damit aufhören und still sein solle. Aber ich konnte nicht aufhören! Ich war derart getrieben, weil ich nicht mehr der Herr im eigenen Haus war und weil ich die Frauen nicht beschützen konnte. Alles lief aus dem Ruder, und ich konnte nichts dagegen tun. Der Kerl seinerseits stand ebenfalls unter Strom: Er hatte nicht damit gerechnet, dass auch ich hier wohnte, und er wollte um jeden Preis sein Ziel erreichen.«

Ich sitze bei Bastian und Carole in ihrem neuen Zuhause, als sie mir den Ablauf der Tat schildern. Sie sind ein sympathisches, herzliches, modernes Paar in den Fünfzigern, mit dem man auf Anhieb befreundet sein möchte. Sie wechseln sich ab, wenn sie berichten, ergänzen sich, man spürt ihre Kraft und ihren Zusammenhalt. Er ist noch größer geworden. Die Extremsituation, in die sie hineinkatapultiert worden sind, hat sie zwar verletzlicher und vorsichtiger gemacht, aber auch stärker. Während Aline und Bastian sofort damit einverstanden waren, mir ihre Geschichte zu erzählen, hat Carole länger gezögert. Jetzt aber berichtet sie offen, ruhig und mit einer ausgesprochenen Erinnerungsgabe fürs Detail über das Verbrechen, das an ihr begangen worden ist.

Carole


»Der Gedanke, dass wir das alle nicht überleben würden, war präsent. Auf der...

Erscheint lt. Verlag 25.10.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2023 • Bestseller Schweiz • eBooks • Echte Kriminalfälle • Ferdinand von Schirach • Gerichtsreporterin • Gerichtsverhandlung • Gewaltverbrechen • Kriminologie • Michael Tsokos • Michelle McNamara • Milla Nova und Sandro Bandini • Mord • Mörder • Neuerscheinung • Raubüberfall • Sachbuch Neuerscheinung 2023 • Schweiz • True Crime • True Crime Bücher deutsch • Verbrechen in der Nachbarschaft • Vergewaltigung • ZEIT Verbrechen • Zeugenaussage
ISBN-10 3-641-30098-3 / 3641300983
ISBN-13 978-3-641-30098-2 / 9783641300982
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