Zimtträume - Die Frauen der Backmanufaktur (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
388 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3346-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zimtträume - Die Frauen der Backmanufaktur -  Eva-Maria Bast
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Der Weg in die Zukunft.

Bielefeld, 1941: Nachdem ihre Jugendliebe Georg in den ersten Kriegstagen gefallen ist, muss die junge Firmenerbin Käthe neue Ideen entwickeln, um das Familienunternehmen voranzubringen. Die Nachfrage nach den Produkten der Familie Meister ist drastisch gestiegen, und die Werke produzieren auf Hochtouren. Darüber hinaus steht das fünfzigjährige Firmenjubiläum bevor. Zusammen mit dem Italiener Giovanni, der als Sohn eines Eisherstellers im Unternehmen arbeitet, macht sich Käthe fieberhaft an die Entwicklung neuer Produkte. 

Der große Abschluss der mitreißenden Saga um die Familie Meister - atmosphärisch erzählt von Bestsellerautorin Eva-Maria Bast.



Eva-Maria Bast ist Journalistin, Leiterin der Bast Medien GmbH und Autorin mehrerer Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Sie erhielt diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Als eine Hälfte des Autorenduos Charlotte Jacobi schrieb sie u. a. den Spiegel-Bestseller »Die Douglas-Schwestern«. Die Autorin lebt am Bodensee. Im Aufbau Taschenbuch sind bisher ihre Romane »Vanilletage - Die Frauen der Backmanufaktur« und »Zuckerjahre - Die Frauen der Backmanufaktur« erschienen.

1. Kapitel

Bielefeld, März 1941


Ich bin froh, dass du mich bei den Vorbereitungen für das fünfzigjährige Firmenjubiläum unterstützt, Liebes«, sagte Josephine Meister und legte den Arm um ihre Enkeltochter. »Und ich bin glücklich, dass du zumindest wieder ab und an lächelst.«

»Ja«, seufzte Käthe, »was bleibt mir denn anderes übrig. Georg hätte bestimmt nicht gewollt, dass ich mein Leben als Trauerkloß verbringe.«

»Das hätte er sicher nicht«, bestätigte Josephine. »Er hätte sich gewünscht, dass du unendlich glücklich wirst.«

»Unendlich glücklich kann ich ohne ihn nicht werden«, murmelte Käthe. »Aber ich kann mir wenigstens Mühe geben.«

Käthe hatte ihre Jugendliebe Georg Wüst nach vielen Irrungen und Wirrungen und gegen den Wunsch ihrer Familie, die eigentlich den Spross einer befreundeten Fürstenfamilie für sie vorgesehen hatte, 1936 geheiratet, doch ihre Ehe hatte nur kurz gewährt: Ihr Liebster war gleich in den ersten Kriegsmonaten gefallen. Ein Jahr war das nun her und nach Monaten der Trauer und der Lähmung hatte die junge Frau inzwischen das Gefühl, langsam, ganz langsam wieder ins Leben zurückzufinden, was vielleicht auch daran lag, dass ihre Großmutter so vehement ihre Hilfe bei der Vorbereitung für das Firmenjubiläum einforderte.

»Ich kann es gar nicht glauben, dass es schon ein halbes Jahrhundert her ist, dass du mit Großvater in die Stadt gekommen bist und die Meister-Werke gegründet hast.«

»Ich auch nicht«, erwiderte Josephine verträumt. »Und wenn uns damals jemand gesagt hätte, was daraus einmal werden würde, ich hätte ihn für verrückt erklärt.«

»Es ist so schade, dass ich keine Erinnerung an Opa habe«, sagte Käthe, die zwei Jahre alt gewesen war, als ihr Großvater von ihnen gegangen war, nur wenige Monate nach dem Tod seines einzigen Sohnes Julius, der in Verdun gefallen war. Dr. Carl Meister war kurz nach der Geburt seines Enkelsohnes, Käthes Bruder, an gebrochenem Herzen gestorben. Ihr Bruder Anton war im Andenken an seinen Vater mit zweitem Vornamen Julius genannt worden.

»Er hat dich geliebt«, sagte Josephine. »Du warst sein kleiner Sonnenschein.«

Käthe nickte und legte nun ihrerseits den Arm um ihre Großmutter. »Vermisst du ihn sehr?«

»Unendlich«, gestand die Firmendirektorin. »Jede Minute, jede Sekunde.« Es klang leidenschaftlich und auch ein wenig verloren. Gleich darauf erhellte jedoch ein Lächeln ihr Gesicht. »Ich habe aber auch nicht das Gefühl, dass er wirklich fort ist.« Sie machte eine weit ausholende Bewegung. »In all dem hier lebt er ja weiter – leben wir als Ehepaar weiter. In jeder Ecke finden sich Erinnerungen, und das Werk auch in schwierigen Zeiten wie diesen vor dem Untergang zu bewahren, das ist es, was ich noch immer für ihn tun kann.«

Käthe nickte. Sie verstand, was ihre Großmutter meinte. Wobei es, wenn die Zeiten allgemein auch entsetzlich waren, für die Firma Meister nicht besser hätte laufen können. Die Nachfrage nach ihren Produkten war im Krieg sogar noch drastisch gestiegen, nicht zuletzt deshalb, weil sie auch das Heer versorgten. Sowohl in Bielefeld als auch im Hamburger und im Wiener Werk produzierten sie ständig auf Hochtouren.

»All das hattest du mit deinem Georg nicht«, sagte ihre Großmutter in ihre Gedanken hinein. »Ihr hattet kaum die Gelegenheit, miteinander Erinnerungen zu schaffen. Außer euren Busfahrten durch ganz Deutschland. Aber das ist nichts, was du im Alltag um dich hast.«

Käthe überlegte kurz und sagte: »Doch, ich habe die schönste Erinnerung überhaupt. In Clara lebt er weiter.« Mit einem zärtlichen Lächeln dachte sie an das kleine, vierjährige Mädchen, das seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war und dessen braunes Haar und die grünen Augen geerbt hatte.

»Ja«, erwiderte ihre Großmutter. »Da hast du wohl recht.« Käthe seufzte. Dann atmete sie tief durch und sagte: »Aber nun genug mit der Trübsalblaserei. Lass uns mit den Vorbereitungen beginnen.«

Josephine sah sich ungeduldig um. »Das würde ich ja gerne«, wandte sie ein. »Aber dazu brauchen wir unbedingt Martha. Wo bleibt sie denn nur?«

»Hier bin ich schon«, sagte die 72-Jährige, die in diesem Moment zur Tür hereinkam. Käthe mochte die Frau ihres lange vor ihrer Geburt verstorbenen Onkels Emil, die inzwischen in zweiter Ehe mit dem Chef der Versuchsküche, Matthias Wohlgemut, verheiratet war, die das Ehepaar gemeinsam leitete. Martha war immer ausgeglichen, immer gut gelaunt und wenn sie nicht gerade kochte oder backte, widmete sie sich mit Leidenschaft der Betreuung ihrer vier Enkelkinder. Ihre eigenen Töchter – die Zwillinge Magdalena und Caroline – waren nicht nur am gleichen Tag Mütter geworden, sondern hatten ihrerseits je ein entzückendes Zwillingspärchen geboren. Zwölf Jahre waren die kleinen nun alt und der ganze Stolz der Großeltern – Matthias Wohlgemut war ein so engagierter wie begeisterter Stiefopa.

Die Tür öffnete sich erneut und Käthes Mutter Lotte kam herein. »Mama!«, rief sie. »Wie schön!«

»Das finde ich auch«, sagte sie und ließ sich auf der Tischkante nieder. »Ich würde mich gerne an den Vorbereitungen für das Fest beteiligen.«

»Du?«, riefen Martha, Josephine und Käthe wie aus einem Munde.

»Na, hört mal!«, erwiderte Lotte und stemmte empört die Hände in die Hüften. »Traut ihr mir das etwa nicht zu?«

»Natürlich trauen wir dir das zu, Mama«, rief Käthe und schlang die Arme um ihren Hals. »Aber du bist doch so viel beschäftigt.«

Lotte war die Frauenbeauftragte der Meister-Werke und hatte in diesem zweiten Krieg mindestens genau so viel zu tun wie im ersten. Wieder hatten viele Frauen ihre Männer verloren oder mussten um deren Leben bangen, wenn diese an der Front kämpften. Auch jetzt wieder mussten sich die Frauen neben dem Haushalt und den Kindern darum kümmern, das Geld zu verdienen und ihre Familie zu ernähren. Und wie schon im ersten Krieg, war die Leitung der Meister-Werke ausgesprochen froh darüber, dass sie die Frauen hatte: Die meisten männlichen Mitarbeiter hatten in den Krieg ziehen müssen, ohne die Tatkraft der Frauen hätten die Maschinen stillgestanden. Die Tatsache, dass es so gut lief und dass sie mit ihren Produkten so viel Geld verdienten, war ihren Mitarbeiterinnen zu verdanken. Und deshalb, da war man sich innerhalb der Familie Meister einig, hatten diese eine gute Behandlung verdient. Lotte war für sie da und kümmerte sich um ihre Sorgen und Ängste. Sie war dafür zuständig, dass der Betriebskindergarten, den sie 1914 gegründet hatten, lief, dass Kinder und Frauen mittags eine warme Mahlzeit bekamen, sie half Kriegerwitwen bei der Bürokratie und war eigentlich rund um die Uhr im Dienst der Frauen im Einsatz. Kein Wunder also, dass die anderen sich fragten, wo sie denn die Zeit für die Vorbereitungen hernehmen sollte.

»Ach«, sagte Lotte nun, »natürlich habe ich viel zu tun, aber ein fünfzigjähriges Firmenjubiläum ist schon etwas Besonderes und da will ich unbedingt beteiligt sein. Außerdem«, sie warf ihrer Ex-Schwiegermutter – Josephine war die Mutter ihres verstorbenen Mannes Julius – einen spitzbübischen Blick zu, »wenn die Chefin persönlich Zeit hat, sich um die Vorbereitung zu kümmern, dann werde ich das wohl auch schaffen.«

»Prima«, sagte Martha begeistert. »Wir Meister-Frauen in Bielefeld richten zum Jubiläum ein rauschendes Fest aus. Krieg hin, Krieg her.«

»Ich weiß nicht«, erwiderte Josephine. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir viel Einfluss auf das Programm haben.«

»Wieso das denn?«, wollte Käthe wissen. »Das ist doch unser Fest!«

»Nicht ganz«, schränkte Josephine ein und runzelte verärgert die Stirn. »Der hiesige Gauleiter und dein Stiefvater haben führende Parteimitglieder eingeladen und wollen die Meister-Werke als Musterbetrieb...

Erscheint lt. Verlag 19.9.2023
Reihe/Serie Die Backdynastie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Apotheke • Backen • Backpulver • Berlin • Bielefeld • Charlotte Jacobi • Dallmayr • Die Douglas-Schwestern • Dr. Oetker • Familie • Familiengeschichte • Familiensaga • Frauenroman • Gebäck • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Jahrhundertwende • Lena Johannson • Liebesroman • Lisa Graf • Preussen • Ulrike Renk • Unternehmenssaga • Unternehmerin
ISBN-10 3-8412-3346-5 / 3841233465
ISBN-13 978-3-8412-3346-2 / 9783841233462
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