DelfinTeam (3). Ritt auf der Brandung (eBook)
296 Seiten
Arena Verlag
978-3-401-81046-1 (ISBN)
Katja Brandis, geb. 1970, studierte Amerikanistik, Anglistik und Germanistik und arbeitete als Journalistin. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat inzwischen zahlreiche Romane für junge Leser*innen veröffentlicht. Sie lebt mit Mann, Sohn und zwei Katzen in der Nähe von München. www.katja-brandis.de
Katja Brandis, geb. 1970, studierte Amerikanistik, Anglistik und Germanistik und arbeitete als Journalistin. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat inzwischen zahlreiche Romane für junge Leser*innen veröffentlicht. Sie lebt mit Mann, Sohn und zwei Katzen in der Nähe von München. www.katja-brandis.de
Weihnachtsüberraschung
»Fröhliche Weihnachten, Sandra!«, sagte ihre Mutter und umarmte Sandy.
Irgendwie unwirklich, dachte Sandy. Draußen waren es fünfundzwanzig Grad im Schatten, der Himmel war von einem kräftigen Blau. Aber am Datum war nicht zu rütteln, es war der 24. Dezember. Wahrscheinlich würde sie lange keinen Schnee mehr sehen. Aber das war ihr herzlich egal. Hier in Florida gab es dafür andere schöne Dinge. Palmen. Pelikane. Und vor allem Delfine. Jede Menge Delfine.
»Schön, dass du da bist, Mama! Warte, ich nehm deinen Koffer«, sagte Sandy und wuchtete den Samsonite ihrer Mutter auf einen Gepäckwagen. »Mein Auto steht draußen. Es ist nicht weit bis zu The Deep, in einer Viertelstunde sind wir da.«
Als die automatischen Türen vor ihnen zurückwichen und sie draußen standen, sog Christine Weidner die tropischschwüle Luft tief ein. »Genauso habe ich mir Key West vorgestellt!«
»Na ja, es kann auch ganz anders sein.« Sandy mühte sich ab, den Hartschalenkoffer in ihren alten roten Toyota zu stopfen. Warum musste ihre Mutter immer so viel Kram mitnehmen? Als ob es bei The Deep darauf ankäme, schick angezogen zu sein! »Letzte Woche hatten wir einen fetten Sturm. Wir haben zwei Tage gebraucht, bis wir alles aufgeräumt und repariert hatten.«
Es war Trainingszeit, als sie in der Zentrale ankamen. Schon von Weitem hörte Sandy die Pfiffe, das Knarren und Klacken der Delfine – Geräusche, die ihr Herz höher schlagen ließen. Yurikos Lachen und Marks Stimme wehten herüber. Sieht aus, als hätte sich Marks Partner Skipper inzwischen von der Sturmpatrouille erholt, dachte Sandy und schloss den Bungalow Nummer elf auf, der zwischen blühenden Hibiskusbüschen lag. Drinnen war es dunkel und kühl, sie hatte extra die Jalousien unten gelassen. »So, das hier ist dein Quartier. Stell dein Zeug ab, dann gehen wir runter zum Fluthaus.«
Christine Weidner schob ihren Rucksack in eine Zimmerecke, ließ sich auf das einfache Bett sinken und zündete sich eine Zigarette an. »Gib mir einen Moment. Meine Güte, bin ich müde!«
»Deinen Jetlag kannst du ein andermal ausschlafen«, sagte Sandy fröhlich. »Die ganze Zeit hast du gesagt, dass du meinen Delfin kennenlernen willst, da gilt Schwächeln nicht! Hast du daran gedacht, wasserfeste Sandalen mitzubringen?«
»Ich habe mir welche gekauft. Wahrscheinlich werde ich sie nie wieder brauchen, wenn ich zurück in Frankfurt bin.« Ihre Mutter ließ eine Rauchwolke zur Decke steigen. »Und dein neuer Freund, der Ex-Kampfschwimmer, ist der zurzeit hier? Auf den bin ich, ehrlich gesagt, noch neugieriger. Und dieser Sharky, von dem du so viel erzählt hast?«
Sandy freute sich, dass ihre Mutter es geschafft hatte, sich die Namen ihrer Freunde zu merken. Normalerweise hatte sie ein Gedächtnis wie ein Sieb. »Ja, Ramón ist da, er geht erst nächste Woche auf einen Einsatz – gerade trainiert er seinen Partner Rocky im offenen Meer. Sharky ist zurzeit in Australien, er ist letzte Woche abgedüst. Janine hat mit Thorin heute eine Wrackbergung. Aber Yuriko kannst du kennenlernen, mit der verstehe ich mich auch sehr gut.«
»Na, dann los«, sagte ihre Mutter und drückte ihre Zigarette aus. Sie gingen über einen der schmalen Fußpfade Richtung Wasser. Vom Dammweg aus blickten sie über die künstliche Lagune. Aus der Richtung des Meeres fächelte eine nach Salz riechende Brise herüber. »Wunderschön ist es hier«, sagte Christine Weidner.
Jetzt bin ich ja mal gespannt, ob sie und Caruso etwas miteinander anfangen können!, dachte Sandy. Alles, was ihre Mutter bisher mit Tieren zu tun gehabt hatte, war, hin und wieder eine Spinne zu erschlagen. Da sie als Krankenhausärztin viel Schichtdienst hatte, waren Haustiere nie ein Thema gewesen. Sandy hatte jahrelang vergeblich um einen Hund gebettelt.
Sie wateten in das türkisfarbene Wasser der Lagune hinaus. Auf einem Pfosten der Schleuse, die ins Meer führte, hockte ein rosa-weißer Pelikan und verdaute mit nachdenklicher Miene seine letzte Mahlzeit.
Yuriko, eine zierliche Gestalt im Bikini, winkte ihnen zu. Sandy winkte zurück. »Das ist Yuriko – sie hat Caruso für mich betreut, während ich dich abgeholt habe«, erklärte sie und hielt das Handgelenk, an dem sie ihr Dolcom trug, ins Wasser. Sie hatte kaum Gelegenheit, den Rufknopf zu drücken, da schoss unter Wasser ein grauer Blitz heran. Caruso reckte den glänzenden Kopf aus dem Wasser und atmete schnaufend.
»He, da bist du ja!«, lachte Sandy, machte die Hallo-Geste und fragte dann Caruso okay? in Dolslan. Training anstrengend? Ihre Hände bewegten sich wie von selbst, sie musste längst nicht mehr darüber nachdenken, welche Zeichen sie benutzen sollte.
Caruso beobachtete sie aus dunklen Augen aufmerksam. Training gut, Mensch Yuriko viel gut!, übersetzte das Dolcom ihre Pfiffe.
Sandy legte einen Arm um ihre Mutter, um Caruso zu zeigen, dass sie nicht einfach eine normale Besucherin war. Caruso tauchte den Kopf wieder ins Wasser und ortete sie mit ihrem Sonar. »He, das kribbelt!«, rief Christine Weidner. »Ist das Ultraschall?«
»Genau. Für Delfine ist es eine Art natürliches Radar. Ein sechster Sinn.« Sandy sah, dass ihre Mutter sich nicht so recht traute, Caruso anzufassen, und legte die Hand auf Carusos Rücken. »Du kannst sie ruhig streicheln. Die Hände hast du dir doch gewaschen, oder? Achtung, dass du ihrem Blasloch nicht zu nahe kommst, da sind Delfine empfindlich.«
»Du bist ja eine Hübsche«, sagte ihre Mutter und tätschelte Caruso ungeschickt. Brav hielt Sandys Partnerin still und Sandy belohnte sie mit einem lautlosen Applaus für ihre Geduld. Sie war froh, dass Caruso mit Fremden schon viel besser zurechtkam als am Anfang.
Inzwischen war Yuriko herangekommen, sie ließ sich von Kiara auf einer Luftmatratze an Land zurückschieben. »Hallo, Mrs Weidner! Wollen Sie sich bei ihr noch beliebter machen?«, fragte sie und reichte Sandys Mutter einen Fisch.
Hoffentlich gibt’s kein »Igitt!«, schoss es Sandy durch den Kopf. Doch Christine Weidner nahm den kalten, glitschigen Hering in die Hand, ohne eine Miene zu verziehen. Wahrscheinlich ist sie aus dem Krankenhaus viel ekligere Dinge gewohnt, dachte Sandy und beobachtete, wie ihre Mutter den Fisch zögernd in Carusos aufgesperrtes Maul fallen ließ. »Die hat ja eine ganze Menge Zähne, deine Partnerin … wie viele Wörter kann sie eigentlich inzwischen?«
»Über achtzig«, sagte Sandy stolz. Sie wollte Caruso ein paar Übungen vorführen lassen – doch dann sah sie aus den Augenwinkeln, dass ein weißer Mast jenseits der Lagune auftauchte. »Das ist die Esperanza II! Ramóns Schiff. Komm, gehen wir mal runter zum Anlegesteg.«
Caruso kam natürlich mit. Sie schwamm über die Schleuse ins Meer und war vor Sandy am Bootssteg. Dort tummelte sich schon Rocky und Ramón war damit beschäftigt, sein Tauchzeug aus dem Katamaran zu laden. Er trug eine schwarze Shorts, eins der königsblauen T-Shirts mit dem The-Deep-Logo und eine Basecap. Jack, sein großer Mischlingshund, kam wedelnd auf Sandy zu und begrüßte sie stürmisch.
Wir sind schon ein ganz schön auffälliges Paar, Ramón und ich, dachte Sandy, während sie Jack die Ohren kraulte. Eine kleine weiße Deutsche mit Lockenkopf und ein hochgewachsener Kubaner mit brauner Haut … in Deutschland würden die Leute wahrscheinlich glotzen …
Ramón wuchtete seine Tauchtasche auf den Steg und schaute ihnen entgegen. Es berührte Sandy tief im Herzen, dass er so unbeschwert und glücklich aussah. Nach dem heftigen Einsatz im Bermudadreieck vor einem Monat hatte er es noch schwerer gehabt als die anderen Mitarbeiter von The Deep: Weil er sein Schiff und seinen sämtlichen Besitz verloren hatte, besaß er fast nichts mehr aus seinem alten Leben. Doch seit er einen neuen Katamaran hatte, ging es ihm deutlich besser. Er hatte es sogar geschafft, seinen wasserscheuen Malerfreund Churchill zu einem Bootsausflug zu überreden. Inzwischen hingen drei abstrakte Ölbilder in leuchtenden Farben in der Kabine der Esperanza II – der Grundstock einer neuen Sammlung.
Sandy umarmte Ramón und er küsste sie, ohne sich darum zu kümmern, dass ihre Mutter zusah. Sein sehniger Körper war warm von der Sonne und roch nach Salz und Meerwasser.
Ramón wandte sich Sandys Mutter zu. »Hi, Mrs Weidner! Guten Flug gehabt?«
»Buenos Dias«, sagte Christine Weidner fröhlich. »Sí, ich hatte einen guten Flug. Das war leider schon mein ganzes Spanisch …«
»Macht nichts«, meinte...
Erscheint lt. Verlag | 12.1.2023 |
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Reihe/Serie | DelfinTeam |
DelfinTeam | |
Verlagsort | Würzburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Ängste überwinden • Australien • Big Wave Contest • Bücher wie Alea Aquarius • Delfine retten Menschen • Delfinsprache Dolslan • Delfin Team • Delfintherapie • Delfintrainer • Freundschaft • from friends to lovers • Für Fans von Liz Kessler • Katja Brandis • Liz Kessler • Meeresrettung • Meerjungfrau • Schwimmen • Seawalkers • Seenotrettung • Serien wie H2O: Plötzlich Meerjungfrau • Surf-Wettbewerbe • Sylvia Englert • Tierwohl • Trauma heilen • Traumurlaub • Umweltschutz • Urlaub • Wellenreiten • Woodwalkers |
ISBN-10 | 3-401-81046-4 / 3401810464 |
ISBN-13 | 978-3-401-81046-1 / 9783401810461 |
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