Die letzte Lieferung: Ein Stader Geest-Krimi -  Michael Romahn

Die letzte Lieferung: Ein Stader Geest-Krimi (eBook)

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2022 | 1. Auflage
320 Seiten
MCE Verlag
978-3-938097-82-3 (ISBN)
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Eine spurlos verschwundene Frau und ein ausgebrannter Lieferwagen geben der Kripo Rätsel auf. Als die grausam entstellte Leiche Björn Landaus gefunden wurde, nimmt der Fall bizarre Formen an. Warum wurde er auf so brutale Weise getötet? Der Fall wird immer mysteriöser, als die junge Journalistin Sophie Degenhardt tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird. Sie wurde erstickt. Nichts deutete darauf hin, dass die beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben könnten.
Dann geschieht der nächste Mord und wieder wurde das Opfer gefoltert. Als auf Oberkommissarin Ilka Hansen geschossen wird, gerät die Kripo in Aufruhr. War es ein Anschlag oder nur eine Warnung? Doch Ilka denkt nicht daran, aufzugeben und ermittelt weiter, bis der Fall eine überraschende Wendung nimmt, mit der niemand rechnen konnte...
Ilka Hansen und das Stader Kripoteam mit ihrem Kollegen Cem Kayaoglu ermitteln zum vierten Mal in der MCE-Krimireihe, die überwiegend in Stade und Harsefeld spielen.



Michael Romahn wurde 1959 in Stade geboren und lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in Harsefeld im Landkreis Stade. Er arbeitet als technischer Redakteur im Flugzeugbau, seine Liebe jedoch gilt der Schriftstellerei.

Danksagung


 

Mein besonderer Dank gilt wie immer meiner Frau Tanja und meiner Tochter Lena Elisabeth. Danke, dass ihr mir die Zeit schenkt, um meine Träume zu verwirklichen!

 

***

 

Ein großes Dankeschön auch an Peggy, Tibor und Svetlana Grützke. Es ist für mich keineswegs selbstverständlich, dass ihr mir wieder eure kostbare Zeit geschenkt habt, um das Manuskript zu lektorieren.

 

***

 

Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle Jörn Busch. Was wäre ein Autor ohne eine gute Homepage. Danke für deine spontane Hilfe!

 

 

Wer sich ins Geschirr von Leuten spannen lässt,

die den Hals nicht voll bekommen können,

darf sich nicht wundern,

wenn er eines Tages verschluckt wird.

 

Prof. Querulix, deutscher Aphoristiker und Satiriker

 

 

Kapitel 1


 

Dienstag, 5. Dezember


 

Jana Landau näherte sich mit ihren roten VW Polo dem Waldrand des Rüstjer Forstes. Der anhaltende Regen der letzten Tage hatte den Weg in eine wahre Schlammwüste verwandelt. Sie drosselte die Geschwindigkeit, um den Polo wenigstens einigermaßen in der Spur zu halten.

Auf was hatte sie sich da nur eingelassen? Warum war sie ihrem Vater gefolgt, anstatt in der Spedition auf seine Rückkehr zu warten? Für einen Moment dachte sie daran umzukehren, doch dann würde sie vermutlich nie erfahren, was ihr Vater an diesem verlassenen Ort zu suchen hatte. Sie spürte die Wut, die in ihr aufloderte, Wut auf ihren Vater, aber vor allem auf sich selbst, dass sie sich in diese bedrohliche Lage gebracht hatte. Sie biss sich auf die Lippen.

Ihr Vater hatte am Tag ihres Wiedersehens geschworen, so einen Scheiß nie wieder zu machen. Er hatte es ihr hoch und heilig versprochen, genauso wie er es ihrer Mutter versprochen hatte, als sie ihn am Anfang seiner Haftstrafe besucht hatte. Mama war nur dieses eine Mal bei ihm gewesen, danach nie wieder!

Ihr Blick fiel auf den kleinen Schuh aus dunkelrotem Leder, der an ihrem Rückspiegel baumelte. Er hatte die Größe 18, und es war der erste Schuh, den sie in ihrem Leben getragen hatte.

Sie war gerade mal vier Jahre alt gewesen, als ihr Vater zu dreieinhalb Jahren Gefängnis in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel verurteilt wurde. Ihre Mutter hatte danach alle Kontakte zu ihm abgebrochen und hatte alle Bemühungen ihres Vaters, wieder in ihre Nähe zu kommen, gerichtlich verbieten lassen. Erst Jahre später hatte sie von ihrer Mutter erfahren, dass er Drogen und Zigaretten über die tschechische Grenze nach Berlin geschmuggelt hatte. All die Jahre hatte Jana nur den Worten ihrer Mutter geglaubt. Was war ihr auch anderes übrig geblieben? Doch vergessen konnte sie ihren Vater nie und sie hatte sich in den Kopf gesetzt, ihn zu finden, sobald sie achtzehn war und ihre Mutter nichts mehr dagegen unternehmen konnte.

Jana fuhr sich mit den Fingern durch ihr braunes, schulterlanges Haar. Sie war aufgeregt gewesen wie noch nie in ihrem Leben, als sie vor einem halben Jahr vor seiner Tür stand. 14 lange Jahren waren vergangen und dann stand er plötzlich vor ihr: in Jeans, Sweatshirt, grau meliertem Haar und Dreitagebart. Sein unsicheres Lächeln hatte ihr verraten, dass er genauso angespannt war, wie sie selbst. Sie hatten die ganze Nacht geredet, bis die Morgendämmerung einsetzte. Am nächsten Tag hatte er ihr dann den kleinen Schuh in die Hand gedrückt.

„Ich habe ihn behütet wie einen Schatz“, hatte er gesagt. „Er war in all den Jahren die einzige Erinnerung an dich.“

Es hätte ihr beinahe das Herz zerrissen, als sie den winzigen Schuh in den Händen hielt. Sie drehte ihr Gesicht zum Seitenfenster und starrte in die Dunkelheit. Warum hatte er ihr vorhin in der Spedition nicht die Wahrheit gesagt?

Sie hatte ihren Vater dabei überrascht, als er am Abend eine Reihe von Kartons zu seinem Lieferwagen trug. Als sie wissen wollte, was in diesen Kartons sei, hatte er nur den Kopf geschüttelt.

„Was ist in den Kartons, Papa? Worauf hast du dich da eingelassen?“ Sie hatte sich ihm provokativ in den Weg gestellt, aber das hatte ihn nicht davon abgehalten, den nächsten Karton einzuladen.

„Ich kann es dir nicht sagen, Jana“, hatte er geantwortet. „Ich muss jetzt los. Bitte, lass uns später darüber reden.“

Er hatte den letzten Karton in den Wagen gestellt und wollte sich an ihr vorbei zur Fahrertür drängen.

„Papa, was verheimlichst du mir? Sag es mir. Bitte.“

„Jana, du musst mir vertrauen. Wenn ich das hier nicht zu Ende bringe, ist alles verloren.“

„Was ist dann verloren?“

„Ich muss jetzt wirklich los. Ich bin jetzt schon viel zu spät dran.“ Er hatte sie nicht einmal angesehen, als er ins Auto stieg und einfach davon fuhr.

 

***

 

In einem Moment der Unaufmerksamkeit lenkte sie den Wagen zu weit an den Rand des Weges. Sie versuchte noch einmal, Gas zu geben. Doch es war zu spät. Bei dem Versuch, den Wagen wieder freizubekommen, gruben sich die Reifen immer tiefer in den Schlamm.

„Verdammter Mist“, stieß sie aus und schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. „Ausgerechnet jetzt!“

Jana stellte den Motor ab, stieg aus und lief um das Auto herum. Sie stöhnte auf, als sie sah, dass der rechte Vorderreifen bis zur Hälfte versunken war. Ihr war klar, dass sie den Wagen allein nicht wieder flott bekommen würde.

Sie schaute zum Himmel hinauf. Kein Stern war zu sehen. Es war stockfinster, nur ab und zu stahl sich das Mondlicht durch die trägen Wolken.

Ihr Blick wanderte über den Forstweg hinweg zum Wald, der ihr wie ein schwarzes, Furcht einflößendes Loch vorkam. Zögernd ging sie los, vorbei an einem Stapel frisch geschlagener Baumstämme und folgte dem Lauf des Weges, der sich in der Dunkelheit des Waldes verlor.

Plötzlich glaubte sie, etwas weiter im Wald einen Lichtschein zu erkennen. Dann flackerte ein zweites Licht auf. Sie hielt inne. Beim Anblick der Lichter lief ihr ein kalter Schauer den Rücken hinab. Was hatte ihr Vater so spät abends hier zu suchen?

Jana vernahm ein Knacken, fuhr herum, aber es war niemand zu sehen. Sie klammerte sich an den Gedanken, dass es für die ganze Sache eine logische Erklärung geben musste, obwohl so gut wie alles dagegen sprach. Jana stand unbeweglich da und starrte zum Lichtschein. Sie war kurz davor, in Panik zu verfallen.

Wieder hörte sie das Knacken von Ästen. Sie schaute verwirrt in die Dunkelheit und wusste nicht so genau, was sie jetzt tun sollte. Ihr Herz krampfte sich ruckartig zusammen. Bevor sie die dunkle Gestalt hinter sich überhaupt wahrnehmen konnte, schlang er schon seinen Arm um ihren Hals und zog sie ruckartig an sich. Instinktiv versuchte sie, sich loszureißen, doch es war zwecklos. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie hätte es nie so weit kommen lassen dürfen, doch jetzt war es zu spät.

„Du hättest nicht herkommen sollen, Süße“, zischte er ihr ins Ohr. „Das war ein großer, ein sehr großer Fehler.“ Der Klang seiner düsteren Stimme trieb sie beinahe in den Wahnsinn. Sie versuchte zu schreien, doch es war sinnlos. Er verstärkte den Druck auf ihren Kehlkopf.

„Ich habe euch beobachtet. In der Spedition. Sicher ist sicher, habe ich mir gedacht.“ Sein dreckiges Lachen nahm sie kaum noch wahr. Sie schnappte nach Luft, spürte, wie all ihre Sinne allmählich schwanden.

„Ihr habt euch gestritten“, fuhr er fort, während er eine Spritze aus seiner Jacke zog und mit den Zähnen die Kappe von der Nadel zog. „Erzählst du mir, warum?“

Was für ein Irrsinn, schoss es Jana durch den Kopf. Selbst wenn sie bereit dazu wäre, hätte sie ihm nicht antworten können. Ihr Kehlkopf schmerzte so sehr, dass sie glaubte, er würde im nächsten Moment in tausend Stücke zerspringen.

„Dann eben nicht“, zischte er ihr ins Ohr. Sein widerlicher Gestank drang ihr in die Nase. Es war alles dabei: alter Schweiß, und ein Gemisch aus Alkohol und kaltem Rauch.

„Mir wusste von Anfang an, dass du deinem Vater folgen würdest. Aber das hättest du nicht tun dürfen.“ Wieder stieß er ein widerliches Lachen aus. „Deinem Vater blieb schon damals keine andere Wahl, als mit uns zusammenzuarbeiten und das wird auch dieses Mal nicht anders sein.“

In diesem Moment vernahm sie das Aufheulen eines Motors. Ihr Herz raste, als sie nur wenig später aus den Augenwinkeln zwei helle Lichtkegel im Wald sah. Sie wusste, was jetzt geschehen würde. Sie starrte auf die dünne Nadel, die sich ihrem Körper langsam näherte.

„Tut mir Leid, Schätzchen. Aber ich denke, es ist jetzt an der Zeit, zu gehen.“

Sie spürte nur noch den Stich in der Armbeuge, eine eigenartige Wärme, die langsam durch ihre Venen kroch, als hätte man ihr heißes Wasser injiziert. Sie schloss die Augen, als das Gefühl des Fallenlassens ihren Körper durchflutete und alles um sie herum aus ihrem Gehirn verbannte.

Jetzt ist es vorbei, endlich vorbei, war ihr...

Erscheint lt. Verlag 23.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-938097-82-5 / 3938097825
ISBN-13 978-3-938097-82-3 / 9783938097823
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