Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe (eBook)

Roman - Der Roman über eine starke und inspirierende Frau im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts - gefühlvoll und hochdramatisch
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2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-28715-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe -  Sophie Villard
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Üppig, gefühlvoll, mitreißend: Die inspirierende Geschichte der Tochter des Eiffelturm-Erbauers
Paris 1887: Gustave Eiffel will den höchsten Turm der Welt bauen. Außer ihm glaubt niemand, dass der wahnwitzige Stahlkoloss rechtzeitig zur Weltausstellung fertig wird - bis auf seine mutige Tochter Claire. Zu einer Zeit, als es für Frauen noch als unschicklich gilt, allein spazieren zu gehen, steht sie ihrem Vater als wichtigste Ratgeberin und als Privatsekretärin zur Seite. Doch nicht nur der Wettlauf gegen die Zeit macht den Eiffels zu schaffen: Die Pariser Künstlerszene, allen voran Guy de Maupassant und Alexandre Dumas, formiert sich gegen die angebliche Verschandelung der Stadt. Indes hat Claire auch private Sorgen: Die ständige Angst um ihren Ehemann Adolphe, der als junger Ingenieur für den gefährlichen Bau der Turmspitze verantwortlich ist, bringt ihre Beziehung an den Rand des Abgrunds. Als ein Arbeiter durch einen Sturz vom Gerüst zu Tode kommt und Claire den attraktiven Reporter Gordon Bennett kennenlernt, der ihr ein freies und sorgenloses Leben in Amerika ermöglichen will, muss sie sich entscheiden: Ist der Eiffelturm ihr Schicksal - oder liegt ihre Zukunft in der neuen Welt?

Sophie Villard ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Die gelernte Journalistin und Politologin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Dresden. Ihr Roman über die berühmte Kunstsammlerin Peggy Guggenheim stand auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Nach »Madame Exupéry und die Sterne des Himmels« und »Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe« widmet sie sich in ihrer neuen Saga nun dem aufregenden Leben der Familie Cartier.

Kapitel 1 


Vevey am Genfer See, Schweiz, Ferienhaus der Familie Eiffel, 12. August 1886 


»Nein, warte, warte! Lass die Augen zu«, hörte Claire die aufgeregte Stimme ihrer jüngeren Schwester Valentine, die sie fest am Arm hielt und mit langsamen Schritten in den Salon führte. Füßescharren auf dem Parkett und Flüstern verrieten ihr, dass die Familie sich aufstellte. Claire lächelte und ließ die Augen geschlossen, wie ihr geheißen. Mit tastenden Schritten bewegte sie sich vorwärts. Sie freute sich auf den Anblick, den sie gleich würde genießen können. Wie schön das doch jedes Jahr aufs Neue war, dieses Fest an ihrem Namenstag, am Tag der Clara von Assisi, zu dem die ganze Familie in der Villa Claire hier oben am Genfer See zusammenkam. Als Gustave diese Tradition vor ein paar Jahren eingeführt hatte, um seine große Dankbarkeit seiner ältesten Tochter gegenüber auszudrücken, hatte Claire sich zunächst gewehrt, weil ihr so viel Aufmerksamkeit unangenehm war. Aber nun genoss sie dieses Ritual, brachte es doch die ganze Familie zuverlässig und regelmäßig zusammen.

Wie jedes Mal spürte sie auch jetzt, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg und sie rot wurde, weil sie vor allen stehen musste. »Du bist wieder Signorina Tomato«, flüsterte Valentine ihr freundlicherweise ins Ohr. Aber sie wusste schon, nach dieser kleinen Zeremonie würde sich zum Glück niemand mehr auf sie konzentrieren, denn dann wurde gefeiert, gegessen, gelacht, kleinen Sketchen und musikalischen Einlagen der Kinder gelauscht und später am Abend getanzt.

Es rührte Claire jedes Jahr aufs Neue, wie viel Sorgfalt, Planung und Ideen Gustave und die gesamte Familie in diesen Festtag steckten. Und besonders Valentine, die ihr von den vier Geschwistern vom Temperament und vom Aussehen her am ähnlichsten war, war stets die Impulsgeberin und Organisatorin dieses Tages.

»Überraschung!«, schallte es ihr nun aus mehr als zwanzig Mündern entgegen. Claire öffnete die Augen und erblickte in einer langen Reihe stehend ihren Vater, ihren Mann Adi mit Baby Robert auf dem Arm, ihre Geschwister, dazu Cousinen, Tanten und Onkel, die wie üblich ein Lied anstimmten, das sie vorher extra einstudiert hatten. Diesmal war es Claires Lieblingschanson »Beau Soir« von Debussy. Sie legte einen Arm um Valentine, die an ihrer Seite blieb, und lauschte dem Lied mit dem romantischen Text, bis die Familie verstummte und alle klatschten.

Gustave räusperte sich, fuhr sich durch das wellige graue Haar und trat vor. Er nahm beide Hände Claires in seine.

»Meine liebe Claire, schon wieder ist ein Jahr vorbei – und was für eines. Meine geliebte Tochter ist selber Mutter geworden.« Er hatte Tränen in den wasserblauen Augen, als er von Claire hinüber zu Adi und Robert schaute, der friedlich auf dem Arm seines Vaters schlief. »Meine Claire hat eine eigene Familie gegründet mit einem wunderbaren Mann, den wir in unsere Herzen geschlossen haben.« Er nickte Adi zu. Der lächelte zurück. »Mit eurem kleinen Robert beginnt ihr einen neuen Abschnitt in unserer Familiengeschichte. Und ich muss sagen, dass mir das Herz aufgeht, wenn ich euch zusammen sehe.« Er gab Claire einen Kuss auf das Haar. »Auch wenn ich ein wenig traurig bin. Denn das bedeutet natürlich, dass ich, dein alter Herr, nicht mehr der Stern bin, um den du kreist.« Er lachte, aber es klang in der Tat ein wenig bedrückt. »Umso mehr möchte ich dir danken, meine Claire, für all das, was du seit dem Tod deiner Mutter für uns getan hast. Wärest du nicht mit deinen damals gerade einmal vierzehn Jahren so beherzt an Mutters Stelle getreten und hättest dich so liebevoll um deine Geschwister gekümmert – ich weiß nicht, wie ich das als alleinerziehender Vater hätte schaffen sollen.«

»Zumal du so viele Brücken zu bauen hattest!«, rief einer der Onkel, und alles lachte.

Gustave nickte. »Das ist richtig. Claire hat mir diese Arbeit ermöglicht, und nicht nur das. Sie hat stets meinen Ideen und Überlegungen gelauscht, meine hochtrabenden Pläne benickt, die für ein junges Mädchen mit all den Winkelgraden, Windberechnungen und Baumaterialprüfungen sicherlich manchmal ein wenig, nun ja, spröde gewesen sein mögen.«

»Aber nein, Papa«, sagte Claire und zwinkerte. »Das war fast so spannend wie die Abenteuerromane von Jules Verne, die ich so gerne gelesen habe.«

»Hört, hört!«, rief ein Cousin und erntete ausgelassenes Gelächter.

Gustave zog eine kleine, mit lilafarbenem Samt bezogene Schmuckschatulle aus seiner Westentasche hervor. »Für all das, und weil du einfach die liebste Person bist, die ich habe, möchte ich dir etwas Besonderes schenken.« Er übergab ihr die Schatulle und nickte ihr aufmunternd zu. »Schau hinein!«

Claire nahm das Kästchen und klappte es auf. Ein wunderschönes goldenes Medaillon, in Herzform und mit Diamanten besetzt, glänzte in seinem Samtbett.

»Mach es auf!«, sagte Gustave ungeduldig, woraufhin sie das Schmuckstück vorsichtig herausnahm und die Oberseite aufklappte. Innen fand sie als winzige, filigrane Emaillearbeit das Foto von Adi, Robert und ihr, das sie neulich bei einem Fotografen hatten machen lassen und das bereits gerahmt auf dem Kaminsims im Salon zu Hause in Paris stand. Sie fiel ihrem Vater um den Hals. »Danke, Papa! Ist das schön. So kann ich meine Liebsten immer bei mir tragen.«

Gustave nickte. »Und ich bin hoffentlich auch immer bei dir, selbst wenn ich nicht auf dem Bild bin.«

»Aber natürlich, Papa!« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Du bist immer in meinem Herzen. Außerdem sehen wir uns doch jeden Tag.«

Gustave nickte. »Dafür bin ich ebenso dankbar, meine Claire, dass wir in Paris auch nach deiner Hochzeit weiterhin unter einem Dach wohnen. Danke auch dir, Adi!« Erneut bedachte er den Schwiegersohn mit einem freundlichen Nicken. »Ich freue mich sehr, dass ihr mir ein paar Räume im Palais überlasst. Was wäre ein alter Mann wie ich schließlich ohne Familienanschluss?«

Claire stupste ihn in seinen stattlichen Bauch, der wie immer in eine silbergraue Weste verpackt war. »Alter Mann? Aber Papa! Du bist noch nicht mal sechzig. Und du hast noch so viel vor!«

»Allerdings!«, riefen wieder ein paar der Verwandten dazwischen. »Allerdings!«

»Das ist richtig, meine Claire.« Gustave lachte befreit. »Aber wir wollen hier und heute nicht von der Arbeit reden. Jetzt wird gefeiert! Ans Büfett, meine Lieben, raus in den Garten. Die lange Tafel ist im Schatten der Obstbäume eingedeckt und bereit für gute Gespräche und eine schöne Familienzeit!«

Das ließen sich die Gäste nicht zweimal sagen, sondern strömten durch die Flügeltüren auf die Terrasse, die den Blick den Hang hinunter auf den See freigab. Einige Segelboote kreuzten über das Wasser, und ein Ausflugsdampfer stieß dicke Rauchwolken aus. Die Bergkulisse auf der anderen Seite des Wassers war von leichten Schleierwolken umhüllt.

Claire legte das Medaillon um und schlenderte mit Adi und Robert dem Rest der Familie hinterher. Die gute Bergluft ließ sie sofort durchatmen, und sie genoss das Geräusch, das entstand, wenn sie durch das hohe Gras streiften. Ein Geräusch, das sie in Paris nie hören konnte. Deshalb ließ Vater die Wiese hier in Vevey auch nur selten mähen, damit diese ursprüngliche Sommerhausatmosphäre erhalten bliebe und Bienen und Insekten ihre Freude hatten.

Weiter unten, nahe am Seeufer mit dem schmalen Sandstrand, rückte Adi Claire und sich selbst Liegestühle zurecht, und sie setzten sich mit Robert in den Schatten eines Apfelbaums. Claire legte sich ihren Sohn auf den Bauch und streichelte ihm den Rücken; sofort schlief er friedlich ein, während das Läuten der Dorfkirche zu ihnen herüberschallte. Adi zog Claires freie Hand zu sich hinüber und küsste sie. »Ich bin so stolz auf dich! Es ist ein solches Glück, mit dir verheiratet zu sein.«

Claire lehnte sich in dem Liegestuhl zurück, ohne den Blick von ihrem Mann abzuwenden. Was für ein schöner Mann, dachte sie und liebkoste mit ihrem Blick seine dunklen Haare, seine klugen, verschmitzten Augen und seinen anmutig geschwungenen Mund, dessen Küsse ihr zum Lebenselixier geworden waren.

Ein Schwarm Spatzen ließ sich zwitschernd auf dem Apfelbaum über ihren Köpfen nieder. Adi blinzelte und schloss die Augen. »Wie wäre es, wenn wir für immer hier auf diesen Liegestühlen sitzen bleiben würden und einfach das Leben genießen?«

Claire lachte und beobachtete den Flug einer Biene zu einer blauen Wiesenblume. »Das wird wohl leider nicht möglich sein bei dem, was ihr in der Firma in nächster Zeit vorhabt!«

»Du meinst dieses winzige Vorhaben, diesen klitzekleinen Turm?«, scherzte Adi und versuchte sich offenbar nicht anmerken zu lassen, dass sein erstes Projekt als Juniorchef in der Firma Eiffel ihn höchstwahrscheinlich ein wenig herausfordern würde.

Claire nickte und strich Roberts weiche Haare zur Seite, während dieser seinen Kopf noch enger an sie schmiegte und im Schlaf gluckste. Grundgütiger, was roch er gut! Sie konnte nicht genug davon kriegen und schnuffelte an seinem Haar. »Es werden intensive Wochen und Jahre werden.«

»Wenn der Turm denn überhaupt gebaut werden kann.« Adis Miene verfinsterte sich. »Momentan spricht doch einiges dagegen.«

Claire schloss die Augen. Eigentlich wollte sie sich an solch einem schönen Tag nicht mit Problemen und Herausforderungen beschäftigen. Sie waren hier, um die Familie zu feiern und den Sommer zu genießen. Und das sollten sie auch tun.

Solange es möglich war.

Sie hörten das Gras hinter sich rascheln, schnelle Schritte...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • Bohème • Coco Chanel • Die Malerin • eBooks • Eiffelturm • Frankreich • Frida Kahlo • Frühling • historische Romane Neuerscheinungen 2023 • Madame Exupéry • Neuerscheinung • Neuheiten 2023 • Paris • Peggy Guggenheim • Starke Frauen
ISBN-10 3-641-28715-4 / 3641287154
ISBN-13 978-3-641-28715-3 / 9783641287153
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