Dünenrache (eBook)

Ein Nordsee-Krimi

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
368 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-30007-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dünenrache -  Hendrik Berg
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In Husum genießt Kommissar Theo Krumme gerade die winterliche Ruhe an der Nordsee, als er in einem merkwürdigen Mordfall auf der Insel Sylt hinzugezogen wird. Der Maler Adrian Maurer steht unter Verdacht, seine Ehefrau umgebracht zu haben - doch von ihrer Leiche fehlt jede Spur, und der Künstler beteuert Krumme gegenüber vehement seine Unschuld. Sagt der Mann wirklich die Wahrheit? Oder ist er ein eiskalter Mörder? In den Sylter Dünen stößt Krumme bald auf düstere Geheimnisse, die auch mit seiner eigenen Vergangenheit verbunden sind ...

Hendrik Berg wurde 1964 in Hamburg geboren. Nach einem Studium der Geschichte in Hamburg und Madrid arbeitete er zunächst als Journalist und Werbetexter. Seit 1996 verdient er seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Drehbüchern. Er wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Köln.

2


Drei Wochen später

Es war, als würden sie in den Schlund der Hölle hinabsteigen. Vor ihnen hatte sich ein dunkles Loch aufgetan. Schon nach ein paar Metern verschwanden die brüchigen Stufen im Nichts. Täuschte er sich, oder drang der Geruch von Schwefel aus der Tiefe empor?

Cliff blickte zweifelnd zu Noah. »Was meinst du?«

»Wir sind richtig, los komm«, erwiderte der durchtrainierte Soldat, zog seine kleine Taschenlampe hervor und leuchtete hinab in den Keller.

Gemeinsam tasteten sie sich vorsichtig nach unten, beide mit gezogenen Waffen.

»Was, wenn das Schwein ein Nachtsichtgerät hat?«, flüsterte Cliff.

»Dann sind wir am Arsch«, raunte Noah über die Schulter zurück.

Cliff starrte vor sich auf die Stufen. Stolpern konnte bei der steilen Treppe tödlich sein. Der Gestank wurde immer unerträglicher, nahm ihm fast den Atem, schien sich wie ein klebriger Schleim auf die Haut zu legen.

Was erwartete sie dort unten? Hatte Noah recht? Würden sie in diesem einsamen Haus mitten im Wald endlich die entscheidende Antwort finden?

Noah presste die Armbeuge vor die Nase. »Was immer da unten ist, muss dort seit einer Ewigkeit liegen.«

Cliff sah Maden, die sich auf den brüchigen Kellerstufen wanden. Instinktiv wich er ihnen mit seinen schweren, vom feuchten Schlamm des Waldes beschmutzten Stiefeln aus, um sie nicht zu zerquetschen.

»Psst!« Noah blieb stehen, hielt plötzlich die Faust hoch, ein Kommando, das seine militärische Karriere bei der KSK verriet, der Befehl, sich nicht mehr zu rühren.

Cliff lauschte atemlos in die dröhnende Stille. »Was?«

Noah wartete einen Moment, schüttelte dann den Kopf. »Nichts. War bestimmt nur eine vollgefressene Ratte.«

»Was sollte die denn hier zu fressen bekommen?«

»Ich habe da so eine Ahnung!« Noah ging weiter voran.

Endlich waren sie unten angekommen. Cliff starrte angestrengt auf den Lichtkegel, den Noahs Lampe warf. Nicht zum ersten Mal auf ihrer Jagd spürte der Profiler die Gegenwart von Schmerzen, Qualen und Tod.

»Da, schau!«, rief Noah.

Cliff zuckte erschrocken zurück, der Anblick traf ihn wie ein Faustschlag.

Vor ihnen, unter der von Spinnenweben triefenden Decke des Kellers, stand ein steinerner Tisch.

Darauf lag ein Körper – ein menschlicher Körper, der nichts Menschliches mehr an sich hatte: der am Bauch geöffnete Leib einer Frau.

Cliff ächzte. »Wir sind zu spät. Schon wieder.«

Noah ballte unwillkürlich eine Faust. »Vielleicht. Aber dieses Mal kriegen wir den Kerl!«

Er beleuchtete die Wand hinter dem Tisch. Und nun sah Cliff es auch: Jemand hatte mit roter Farbe – oder war es das Blut der Leiche? – kryptische Zeichen auf den weißen Putz gemalt. Satanistische Symbole.

Darunter Koordinaten, Längen- und Breitengrade, da war Cliff sicher.

Noah grinste freudlos. »Jetzt haben wir das Monster!«

Ein Raunen ging durch den kleinen Saal. Zufrieden über die Wirkung seines Vortrags schaute Ferdinand Gröde in die Runde, betrachtete sein Publikum mit dem stechenden Blick seiner dunkelbraunen Augen. Seine kahler Charakterkopf glänzte, sein kurzer, frühzeitig ergrauter Bart zuckte. Schließlich nahm er mit einer theatralischen Geste die Brille ab.

»Meine Damen und Herren, ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.«

Lauter Applaus setzte ein. Krumme sah ungläubig auf, betrachtete die begeisterten Gesichter des Publikums, das an diesem Mittwochabend in den Kulturspeicher am Husumer Hafen gekommen war. Viele Frauen, auch seine Freundin Marianne und seine junge Kripo-Kollegin Pat, saßen in der ersten Reihe. Männer waren nicht so zahlreich vertreten, junge Männer gab es praktisch gar nicht. Alle Augen waren auf den Bestsellerautor mit dem Sean-Connery-Touch gerichtet, der mit lässig übereinandergeschlagenen Beinen in seinem Lesesessel saß.

Krumme, der zur Rechten des Autors in einem weiteren Ledersessel Platz genommen hatte, rutschte nervös hin und her. Was hatte er hier nur verloren?

»Sie sind der Gaststar«, hatte ihm die junge Dame von einem großen Hamburger Verlag gesagt. »Vielleicht kann Herr Gröde von Ihnen als erfahrenem Kommissar ja noch etwas lernen.«

Krumme hatte die Anfrage natürlich abgelehnt. Was sollte der Quatsch? Ferdinand Gröde? Nie gehört! Erst der freundliche Druck seines Chefs bei der Husumer Kripo, Polizeirat Horst Krüger, war dafür verantwortlich, dass er jetzt hier vor ausverkauftem Haus im Rampenlicht saß. »Krumme, stellen Sie sich nicht so an«, hatte Krüger gesagt. »Ist doch eine tolle Gelegenheit, ein bisschen Werbung für die Polizei zu machen. Außerdem ist meine Frau ein Riesenfan von dem Kerl.«

Tatsächlich saß Frau Krüger ebenfalls im Publikum, genau wie ihr Gatte, was die Anspannung bei Krumme nicht unbedingt verringerte. Worüber sollte er hier bloß reden? Krumme hatte keine Ahnung.

Zur Linken des Autors saß Luisa Wilde, eine Journalistin aus der Kulturredaktion eines lokalen Radiosenders und Moderatorin dieser Veranstaltung. Wilde war eine attraktive Frau um die fünfzig. Sie hatte Grödes Lesung mit einem aufmerksamen Lächeln und gelegentlichem Kopfnicken begleitet. Während der Applaus noch anhielt, setzte sie ihre Brille auf und blickte in ihre Notizen.

Vorläufig unterhielt sich Wilde nur mit dem Starautor. Es war sehr offensichtlich, dass die Frau nicht nur von seinem literarischen Werk angetan war. Ihre Augen leuchteten, als sie mit Gröde über seinen Bestsellerstatus und die hoffentlich baldige Verfilmung seiner Bücher sprach.

Mit einem koketten Lächeln strich sie sich die langen Haare hinter das Ohr. »Ein Grund für Ihren Erfolg ist sicherlich, dass Ihre Romane so intensiv und wahrhaftig wirken. Und genau darüber möchte ich gern mit einem ausgewiesenen Experten reden, den wir Ihnen zu Ehren eingeladen haben.« Damit zeigte sie endlich mit einem eleganten Schwung ihrer langen Arme auf Krumme, stellte ihn als erfahrenen Kripobeamten vor, der nicht nur in Berlin, sondern auch hier in Nordfriesland eine ganze Reihe spektakulärer Fälle gelöst hatte. »Stimmt es, dass Sie in St.-Peter-Ording beinahe von der Mafia verbrannt wurden und draußen auf dem Heverstrom Drogenschmuggler mit einem Krabbenkutter gerammt und dann festgenommen haben?«

Krumme sah sie verwirrt an. Wo hatte sie denn den Blödsinn her? Sie war doch Journalistin. Hatte sie nicht recherchiert? Er sah hilfesuchend zu Krüger, der allerdings mit Nachdruck nickte.

»Na ja, ganz so war es nicht«, stammelte Krumme, ohne den Blick von seinem Chef zu nehmen. »Aber ein bisschen dramatisch geht es manchmal schon zu.«

Die Journalistin beugte sich vor. »Wie spannend. Eine Frage, die ich einem echten Kommissar wie Ihnen schon immer mal stellen wollte: Mussten Sie schon mal jemanden erschießen?«

Krumme seufzte. »Nein, also … zum Glück nicht.«

Die Frau wirkte enttäuscht. »Wirklich nicht? Oder dürfen Sie nur nicht darüber reden?«

Krumme lächelte verlegen, hob die Schultern und beschloss, lieber zu schweigen. Er blickte in die Runde. Vermutlich hatte auch das Publikum von ihm ein bisschen mehr Show erwartet.

Luisa Wilde setzte sich wieder aufrecht hin und zupfte an ihrem langen Rock. »Lieber Herr Kommissar, wie sieht es denn bei Ihnen mit Lesen aus? Welche Bücher haben Sie auf Ihrem Nachttisch liegen?«

Krumme räusperte sich und versuchte, sein störrisches Headset zu richten. »Eigentlich lese ich nicht so viel. Und im Bett schon gar nicht.«

»Ach was? Auch keine spannenden Krimis?«

»Früher habe ich Jerry Cotton ganz gern gelesen«, bekannte Krumme.

Schmunzeln im Publikum. Gröde lachte sogar laut auf, als wenn er nichts anderes erwartet hätte.

»Aber jetzt fehlt mir meistens die Zeit und die Muße zum Lesen«, fuhr Krumme fort. »Für Krimis vor allem.«

»Was? Das müssen Sie uns erklären.«

Krumme blickte nach unten in den Saal. Auf einer Lesung zu sagen, dass man kaum las, kam nicht so gut an.

»Also, ich mag Bücher durchaus«, fing er deshalb an. »Aber Krimis sind mir oft zu unrealistisch.«

»Ach ja?« Luisa Wilde tauschte ein amüsiertes Lächeln mit Gröde.

»Na ja, ich habe nichts gegen Krimis, die sind völlig okay. Bücher und Filme, das sind ja keine Reportagen, die funktionieren ganz anders.«

»Hört, hört«, rief Gröde in spöttischem Ton, was Gelächter im Publikum auslöste.

»Aber wenn Sie mich als Polizisten so direkt fragen, dann würde ich mich manchmal über ein wenig mehr Recherche bei Krimis schon freuen.«

»Da bin ich ganz bei Ihnen, Herr Kommissar. Aber Herrn Gröde können Sie mit diesem Vorwurf ja wohl nicht meinen, oder?«

Auf einmal herrschte absolute Stille. Krumme schaute unsicher ins Publikum und spürte eine unangenehme Hitze in seinem Nacken.

»Nur zu, mein Lieber«, meldete sich Gröde. »Ich kann Kritik vertragen.«

Krumme zögerte einen Augenblick. Dann seufzte er. »Na schön, also … dass ein Profiler und ein KSK-Soldat gemeinsam ermitteln, habe ich in meiner langen Karriere noch nicht erlebt.«

»Kann ich mir gut vorstellen. Hier in Nordfriesland vertraut man noch dem braven Schutzmann.« Gröde lachte, aber zum ersten Mal lachte keiner im Saal mit....

Erscheint lt. Verlag 22.3.2023
Reihe/Serie Ein Fall für Theo Krumme
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2023 • eBooks • Heimatkrimi • Husum • Krimi • Kriminalromane • Krimi neuerscheinung 2023 • Krimireihe • Krimis • Maler • Mordfall • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Nordsee • Regionalkrimi • Sylt • Theo Krumme
ISBN-10 3-641-30007-X / 364130007X
ISBN-13 978-3-641-30007-4 / 9783641300074
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