Amberlough - Stadt der Sünde (eBook)

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2023 | 1. Auflage
464 Seiten
Cross Cult (Verlag)
978-3-98666-329-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Amberlough - Stadt der Sünde -  Lara Elena Donnelly
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In Lara Elena Donnellys glamourösem Spionagethriller opfert ein Doppelagent all seine Ideale, um seinen Schmuggler-Geliebten zu retten, bevor ein Regierungsputsch ihre dekadente Stadt übernehmen kann. Inmitten wachsender politischer Spannungen verflechten sich in Amberlough drei Leben mit dem Schicksal der Stadt selbst. Der Schmuggler: Tagsüber ist Aristide Makricosta Conférencier des exklusivsten Nachtclub in Amberlough. Nachts hingegen schmuggelt er Drogen und Flüchtlinge direkt unter der Nase korrupter Polizisten. Der Spion: Geheimagent Cyril DePaul denkt, er könne Geheimnisse gut bewahren, doch nach einem katastrophalen Einsatz im Ausland trifft er eine gefährliche Entscheidung, um sich zu schützen ... und Aristide hoffentlich ebenfalls. Die Tänzerin: Cordelia Lehane, eine gewiefte Burlesque-Tänzerin im Bumble Bee Cabaret und Aristides' Mädchen für alles, könnte der Schlüssel zu Cyrils Plan sein ... wenn ihr zu trauen ist. Während die strahlenden Neonlichter von den wachsenden Flammen einer faschistischen Revolution abgelöst werden, müssen diese drei alles und jeden benutzen, um zu überleben, einschließlich einander. Eine großartige Mischung aus Kabarett und John Le Carré.

KAPITEL


1


Zu Beginn der Arbeitswoche krochen die meisten Lohnempfänger in Amberlough nur zögerlich aus ihren Betten – oder denen von jemand anderem – und ließen sich, verkatert und verschlafen, von den Straßenbahnwagen ins Büro schleppen. In Amberlough-Stadt, der Hauptstadt des gleichnamigen Staates, waren nur wenige Frühaufsteher beheimatet.

Im angesagten Teil der Baldwin Street – nah genug am Fluss, dass der Duft des Geldes noch die Luft parfümierte, und nahe genug am Hafen, um gute Straßenimbisse und radikale Gespräche zu genießen – schälte sich Cyril DePaul in einer Wohnung in der zweiten Etage aus einer schweren Moiré-Seidenbettdecke. Außerhalb seines Deckennests roch es intensiv nach Kaffee. Ein frühes Frühlingsgewitter besprenkelte die Schlafzimmerfenster mit Regentropfen.

Obwohl es nicht Cyrils Wohnung war, stand er auf und ging, ohne zu zögern, ins Badezimmer. Er fuhr sich mit einem nassen Kamm durch die Haare, putzte sich mit süßer Zahncreme mit Veilchengeschmack die Zähne und lieh sich den Morgenmantel aus, der an der Stange über der Badewanne hing. Obwohl Aristide dazu tendierte, seine Räumlichkeiten eher zu stark zu beheizen, war auf dem gefliesten Bodenmosaik ein letzter Hauch des Winters zu spüren. Cyril verließ das Badezimmer und trat dankbar auf den dicken Teppich, der im gesamten Flur ausgelegt war. Der mit Troddeln gesäumte Läufer reichte bis in den Salon hinein, aus dem ihm das Dienstmädchen mit einem leeren Tablett entgegenkam.

»Er sitzt am Tischchen, Mr. DePaul«, sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken.

»Vielen Dank, Ilse.« Wenn sie lächelte, bildeten sich zauberhafte Grübchen auf ihren Wangen.

Am anderen Ende des Salons, dort, wo dieser ins Esszimmer überging, öffnete der Flur sich zu einem von Fenstern eingefassten Frühstückserker. Dort saß ein eleganter Mann mit ockerfarbener Haut entspannt auf einem der vergoldeten Stühle. Er trug eine Lesebrille mittig auf der dramatisch geformten Nase, oben schmal, unten breit, stark geschwungen: als hätte eine Bildhauerin ihm den Daumen zwischen die Augen gedrückt und fest nach unten gezogen. Die schmalen Lippen waren zu einem Schmollmund verzogen, den er so oft im Spiegel geübt hatte, dass er zur Gewohnheit geworden war.

Auf einem Knie balancierte er die Gesellschaftssparte der Amberlough Clarion. Der Rest der Zeitung, noch feucht vom Gewitter, lag zwischen zwei silbernen Kaffeegedecken und kleinen Tellerchen mit Mandelgebäck verstreut. Als Cyril sich neben die unbenutzte Kaffeetasse setzte, zog Aristide mit lautem Rascheln die Zeitung auseinander und sagte, ohne ihn anzusehen: »Endlich. Ich habe mich schon gefragt, ob du im Schlaf g… g… gestorben bist.«

»Und mir die Freude deiner Gesellschaft beim Frühstück entgehen lassen? Niemals.« Cyril goss sich Kaffee ein, genoss Aristides gekünsteltes Stottern und das leise Säuseln, mit dem der Kaffee in die glänzende Tasse floss. »Bist du mit der Titelseite fertig?«

»Schon seit einer Ewigkeit

Cyril griff nach der Zeitung und verzog das Gesicht, da die feuchte Tinte auf seine Handfläche abfärbte. »Schon lange wach?« Die Frage stellte er beiläufig, doch während er ihn über die verwaschenen Schlagzeilen hinweg musterte, ordnete er Aristides Aussehen haargenau ein: Satinpyjama unter einem gestepptem Morgenmantel, dieselbe Kleidung, die er beim Zubettgehen getragen hatte – zumindest beinahe. Seine vollen dunklen Locken hatte er locker über die Schulter geworfen, allerdings glänzte nach wie vor etwas Feuchtigkeit darauf. Seine Wangen waren leicht gerötet. An diesem Morgen hatte er die Wohnung bereits verlassen, sich aber wieder umgezogen. Also hatte er bei seinem Ausflug etwas Unerlaubtes getan und Cyril sollte davon nichts bemerken. Folgsam ignorierte er es, genau wie Aristide seinen eindringlichen Blick und seine Frage ignorierte.

»Iss.« Aristide schob etwas von dem Gebäck über den Tisch. »Sonst kommst du zu spät zur Arbeit. Beim Gedanken daran, wie C… C… Culpepper wütend wird, kommt mir das Grausen. Sie ist unter normalen Umständen schon zum Fürchten.«

»Ari …«

»Ich weiß, ich weiß. Ich sollte es gar nicht wissen.« Er steckte zwei knöchrige Fingern in die Brusttasche seines Morgenmantels und holte einen Zettel heraus, der in der Mitte gefaltet war. »Und sie auch nicht, oder?« Ohne Cyril anzusehen, gab er ihm den Scheck. »Wie sagt man so schön? Diskretion ist u… u… unbezahlbar.«

Cyril ließ das Schmiergeld im Ärmel verschwinden. »Daran musst du mich nicht erinnern.« Das Geld war eine symbolische Geste, damit sie alles glaubhaft abstreiten konnten. »Aber es freut mich, wenn du es tust.« Er ignorierte das Gebäck, trank seinen Kaffee aus und erhob sich. »Kleidung?«

»Ilse hat sie g… g… gebügelt. Hängt im Kleiderschrank.«

Cyril beugte sich hinunter und drückte Aristide einen Kuss auf den Scheitel. Seine Haare rochen nach Regen, Salz und Rauch. Also hatte er sich irgendwo am Hafen herumgetrieben. Wahrscheinlich am Südende, bei den Sandbänken. Der miese Teil der Stadt – dort legten in den frühen Morgenstunden Schmuggler an.

Aristide packte Cyril an seinem Fuchspelzrevers und zog daran, zwang ihn dazu, sich tiefer hinabzubeugen, bis sie sich in die Augen sahen. »Cyril«, säuselte er, die Drohung war nicht zu überhören. »Du hast doch keine Z… Z… Zeit.«

»Ach ja«, sagte Cyril, »aber wünschst du dir nicht, dass das der Fall wäre?« Wieder küsste er Aristide, diesmal auf die gespitzten, unzufriedenen Lippen. Nach kurzem Widerstand gab Ari nach und lächelte.

Als der Straßenbahnwagen, in den er in der Baldwin Street gestiegen war, in der Talbert Row anhielt, hatte sich der Regen verzogen. Cyril stieg aus und schloss sich einer nassen Welle spät ankommender Pendler an, die alle denselben Anschluss erreichen wollten.

Am vorderen Ende des Wagens, eingeklemmt zwischen der Fahrerkabine und einer Frau im auffällig karierten Anzug, zog Cyril seine eigene Ausgabe der Clarion unter dem Arm hervor, die er sich an der Bahnhaltestelle Heynsgate gekauft hatte, und ließ sie auf dem Bein ruhen. Den Aufmacher bildete die Geschichte über einen Bombenanschlag auf einen Bahnhof in Totrajov, eine umstrittene Siedlung an der Grenze von Tatié.

Von den vier Staaten im lockeren Gedda-Bund war Tatié der aufsässigste. Im Gegensatz zu den anderen Nationen unterhielt man dort ein stehendes Heer, außerdem herrschte seit Generationen ein bitterer Konflikt mit der Nachbarrepublik Tzieta, bei dem es um den Anspruch auf ein bestimmtes Territorium ging. Zum Glück für den Rest des Landes durften Subventionen und Energie des Bundes nur für Projekte des Allgemeinwohls wie Infrastruktur und Außenpolitik und – für Cyril besonders relevant – nationale Sicherheit eingesetzt werden, deshalb hatten die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen die Bundeskasse nicht geleert, sondern lediglich ein wirtschaftlich angeschlagenes Tatié beinahe in den Bankrott getrieben.

Im Großen und Ganzen ignorierten die Amberliner ihren östlichen Verwandten, außer um sich über ihn lustig zu machen; ab und an schlich sich angesichts der tatienischen Schlagkraft auch ein wenig Nervosität ein. Obwohl dies eigentlich nicht den guten Sitten entsprach, behielten die amberlinischen Geheimagenten Tatié genau im Auge. Selbst die beste Marine brachte nichts, wenn man es mit einem militarisierten Binnenstaat zu tun hatte, und sie waren nicht gerade die besten Nachbarn.

Direkt unter dem schrecklichen Bericht über den Bombenanschlag war eine kleinere Schlagzeile zur anstehenden Westwahl platziert worden. Die Parlamentswahlen der einzelnen Länder fanden abwechselnd jeweils im Abstand von zwei Jahren statt und in diesem Jahr war Nuesklend an der Reihe. Das dazugehörige Foto zeigte die scheidende Erste Repräsentantin Annike Staetler an der Seite einer jungen Frau mit gewellten Haaren und tiefliegenden Augen. Die Bildunterschrift lautete: Staetler unterstützt Stellvertreterin Kit Riedlions, Süd-Gestraacht. Darunter ein weiteres Foto, ein Mann mit blassem, plattem Gesicht und randloser Brille, der von einem mit Wimpeln verkleideten Podium herunterschaute. Caleb Acherby tritt in Nuesklend für die One State Party an.

Die arme Staetler. Sie hatte ihre Wähler gut behandelt und diese hätten sie weitere acht Jahre behalten, wenn sie zugelassen hätte, dass die Staatsversammlung Nuesklends Begrenzung der Amtszeit aufhob. An dem Lunch, bei dem Director Culpepper und der Erste Repräsentant von Amberloughs Parlament, Josiah Hebrides, sie bearbeitet hatten, hatte Cyril nicht teilgenommen, allerdings war Culpepper schlecht...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2023
Übersetzer Roswitha Giesen
Verlagsort Ludwigsburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Aristide Makricosta • Cabaret • Cordelia Lehane • Cyril De Paul • Fantasy • Gedda • lgbtqia+ • Mystery • Spionage
ISBN-10 3-98666-329-0 / 3986663290
ISBN-13 978-3-98666-329-2 / 9783986663292
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