Eine zweite Chance für Momo -  Immanuel Birmelin

Eine zweite Chance für Momo (eBook)

Wie ein verloren geglaubter Hund zurück ins Leben findet
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
240 Seiten
Gräfe und Unzer Autorenverlag, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
978-3-8338-8576-1 (ISBN)
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 Werden Sie Zeuge, wie Persönlichkeit entsteht und welche Kraft Vertrauen hat! Der renommierte Verhaltensforscher Dr. Immanuel Birmelin nimmt Bernhardiner Momo bei sich auf - einen Kaspar-Hauser-Hund, aufgewachsen ohne Liebe, aber wahrscheinlich mit viel Gewalt. Erleben Sie, vor welch unerwartete Herausforderungen Momo ihn stellt und wie viel Fingerspitzengefühl und Einfühlen in Momos Welt für das Erlernen der alltäglichsten Dinge notwendig sind. Während sich der Hund an Neues herantastet, sieht der Verhaltensforscher viele Dinge nochmals aus einem ganz neuen Blickwinkel - persönliches Erstaunen inklusive. Erfahren Sie, wo Persönlichkeit entsteht, welchen Einfluss Gene und Umwelt haben, welche Rolle Gefühle spielen und vieles mehr.

Dr. Immanuel Birmelin ist Verhaltensforscher von internationalem Rang und ebenfalls als Sachverständiger für artgerechte Tierhaltung tätig. Zusammen mit Volker Arzt dreht er erfolgreiche Filme wie 'Wenn die Tiere reden könnten' oder 'Wer ist klüger: Hund oder Katze?', die ein Millionenpublikum begeistern.

Dr. Immanuel Birmelin ist Verhaltensforscher von internationalem Rang und ebenfalls als Sachverständiger für artgerechte Tierhaltung tätig. Zusammen mit Volker Arzt dreht er erfolgreiche Filme wie "Wenn die Tiere reden könnten" oder "Wer ist klüger: Hund oder Katze?", die ein Millionenpublikum begeistern.

Hinweis zur Optimierung
Impressum
Wichtiger Hinweis
»Herr Birmelin, was sagen Sie zu ...«
1. Eine unbekannte Welt
2. Momo – ein Kaspar Hauser, ein Findling?
3. Wer spielt, gewinnt
4. Was weiß ein Tier von sich?
5. Was du kannst, kann ich auch – Nachahmung
6. Starke Gefühle
7. Wir alle sind Persönlichkeiten
8. Großartige Leistungen
9. Wer bin ich? Das Rätsel im Spiegel
10. Der Menschenversteher
11. Kommunikation: Wer bist du?
12. Bindung, der Kitt des Zusammenlebens
13. Momo geht auf Reisen
14. Ohne Lernen geht nichts
15. Denken: Wie löse ich das Problem?
16. Eine Eintrittskarte ins Gehirn – Versuche
Adressen, die weiterhelfen
Literatur und Quellen
Der Autor

Kaspar Hauser war ein Mensch mit einem tragischen Schicksal. Viele Jahre seiner Kindheit und Jugend lebte er allein, hatte keinen Kontakt zu anderen Kindern und seinen Eltern. Als man ihn fand, bewegte seine schreckliche Vergangenheit die Gesellschaft außerordentlich, und viele Autoren sahen sich dazu veranlasst, über diesen armen Menschen zu schreiben. Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach schildert in seinem Buch das Leben Kaspar Hausers und spricht sogar von einem Verbrechen am Seelenleben dieser Kreatur. Er schreibt: »Am 26. Mai 1828 tauchte dieser ›Findling‹ in Nürnberg unter absonderlichen Gegebenheiten auf. Er trug ein Schreiben mit sich, das ihn als Waise auswies, ein Tagelöhner soll sein Pflegevater gewesen sein. Hauser zeigte nur geringe Sprach-, Lese- und Schreibkenntnisse, er gab an, bisher in einem dunklen Verlies gelebt zu haben.«

Feuerbach schildert sorgfältig, wie man sich seiner annahm. »Am 16. Oktober 1829 wurde der angeblich am 30. April 1812 Geborene mit einer Schnittwunde am Kopf bewusstlos aufgefunden. Im darauffolgenden Jahr wurde Lord Stanhope sein rechtlicher Pflegevater. In Ansbach fand Kaspar Hauser, der sich eine Allgemeinbildung in vielem relativ rasch, wenn auch mitunter unliebsam, aneignete, als Schreiber am dortigen Appellationsgericht eine Anstellung. Er verkehrte zunehmend in höheren Gesellschaftskreisen. Am 14. Dezember 1833 kam er von einem angeblichen Spaziergang mit einer linksseitigen, tödlichen Stichwunde nach Hause. Er behauptete, diese von einem Unbekannten empfangen zu haben. Nach drei Tagen verstarb er.« (→ A. von Feuerbach, Literatur, >)

Was verbindet Momo und Kaspar Hauser?


Einige Verhaltensweisen, die Kaspar Hauser zeigte, spiegeln auch das Verhalten von Momo wider, wobei wir nicht wissen, was er alles erlebt oder nicht erlebt hat. Typisch ist eine Reaktion: Momo hat kein Problem mit den Geräuschen des Staubsaugers, der ganz nah an ihn herangeführt wird, schreckt aber panisch auf, wenn er ein metallisches Geräusch hört.

Kaspar Hauser äußerte einmal, dass er sich zu dem Mann zurücksehne, bei dem er immer gewesen war. Zu Hause in seinem Loch habe er niemals so viele Schmerzen im Kopf gehabt und man habe ihn nicht so gequält wie jetzt auf der Welt. Dem Mann habe er nur vorzuwerfen, dass er ihm die Schönheit der Welt nicht gezeigt habe.

Feuerbrach schreibt: »Mild, sanft, ohne lasterhafte Neigungen, ohne Leidenschaft und Affekte gleicht sein immer sich gleichbleibendes, stilles Gemüt einem spiegelglatten See in der Ruhe einer Mondscheinnacht … Fühlt er sich in seiner Lage bedrückt, so wird er lange duldend schweigen.«

Bemerkenswert ist auch die Geduld, die Momo aufbringt. Wenn er weiß, dass wir spazieren gehen werden, liegt er geduldig am Türdurchgang, beobachtet uns und fängt dann ganz leise und dauerhaft an zu jaulen – die einzige Äußerung, die seine Erwartung unterstützt.

Auffallend für uns war auch die Wahl seines Liegeplatzes. Ohne zu zögern, eroberte er den Teppich im großen Wohnzimmer. Doch es muss unbedingt dieser Platz sein, und selbst ein Tuch auf dem Teppich wird als Störung angesehen.

Feuerbach beschreibt ein weiteres Beispiel: »Fühlt er (Kaspar Hauser) sich in seiner Lage bedrückt, so wird er lange duldend schweigen, dem Beschwerlichen auszubeugen oder dieses durch milde Vorstellungen zu ändern suchen, endlich aber, wenn nichts helfen will, sobald dazu die Gelegenheit sich bietet, die hemmenden Bande ganz gelassen abstreifen, ohne demjenigen, der ihm damit wehe getan, dafür zu zürnen.«

Erwachsen und doch kindlich


Wenn wir nach den drei Monaten unseres Zusammenlebens innehalten und Momos Verhalten beurteilen, so erleben wir, dass er der Welt gelassen und friedlich begegnet. Allerdings versuchen wir, ihm keinen Grund zu geben, ängstlich oder unfrei zu sein. Auffallend jedoch war im ersten Monat sein Augenausdruck. Der Blick war nicht frei, und Momo vermied es, uns offen anzuschauen. Oftmals war sein Bernhardinergesicht in Falten gezogen. Dieser Ausdruck hat sich geändert und zeigt zumindest im häuslichen Rahmen eine friedliche, freie Mimik.

Im Schonraum seines neuen Zuhauses fällt Momo zurück in kindliche Verhaltensweisen, die wir bei einem Bernhardiner noch nie erlebt haben. Er spielt begeistert mit einem Stoffball, wirft ihn in die Höhe, vergisst seine Behinderung am Hinterbein, und kein Sofakissen ist vor seinem Spieltrieb sicher. Bemerkenswert für einen fünfjährigen Hund! Über Kaspar Hauser wird von Feuerbach Ähnliches beschrieben: »Er erscheint als ein Gemisch von Kind, Jüngling und Mann, ohne dass man so bald mit sich einig werden könnte, welcher Altersstufe dieser einnehmende Mischling wirklich angehöre.«

Die Ernährung als großer Unterschied


Ein großer Unterschied zu Kaspar Hauser besteht gewiss in der Ernährung. Momo bekommt pro Tag oftmals zwei gekochte Beinscheiben sowie gebratenes Hackfleisch mit Ei und Kartoffeln. Er hatte von Anfang an keine Schwierigkeiten, sich in der Ernährung umzustellen. Lassen wir Feuerbach zu Wort kommen: »Er (Kaspar Hauser) genießt, ausgenommen Schweinefleisch, alle Arten von Speisen, doch ohne hitzige Gewürze. Sein liebstes Gewürz bleibt Kümmel, Fenchel und Koriander. Sein Getränk besteht noch immer in Wasser … Alle gegorenen Getränke … sind ihm fortwährend ein Gräuel.«

Was hat Momo wohl vermisst?


Kaspar Hauser und leider auch andere arme menschliche Geschöpfe wie die sogenannten »Wolfskinder«, die nicht unter Artgenossen aufwuchsen und keinen Kontakt zu ihnen hatten, zeigen massive Verhaltensstörungen.

Ich glaube nicht, dass Momo so ein schreckliches Schicksal hinter sich hat. Wohl aber, dass ihm viel gefehlt hat. Das zeigt mir sein Verhalten. Im Unterschied zu all unseren anderen Hunden betritt er nur zwei Räume in unserem großen Haus. Am ersten Abend der Ankunft lag er friedlich bei uns, als wir Fernsehen schauten. Seitdem ist es sein Schlafraum und Wohnzimmer. Die anderen Zimmer im Erdgeschoss interessieren ihn kaum. Auch nicht, wie schon erwähnt, das sogenannte Hundezimmer. Seine Vorgänger wählten diesen Raum zum Schlafen aus. Das Zimmer war beliebt. Ich denke, ein paar Duftmoleküle finden sich noch immer.

Momo hat diesen Raum, soweit ich mich erinnere, noch nie betreten, obwohl die Tür immer geöffnet ist. Alle Hunde, die zu Besuch kommen, rennen in diesen Raum und schnuppern darin. Nicht Momo, obwohl er sich im Haus frei bewegen darf. Er wählt immer nur die beiden Räume, die er von Anfang an kennt. Sein Erkundungsverhalten scheint mir eingeschränkt zu sein und erinnert mich an die Rhesusaffen ( >). Aber im Gegensatz zu den armen Affen, die im Gefängnis ihrer Psyche verharrten, gelingt es mir immer häufiger, Momo daraus zu befreien. Dabei spielen meine Hände eine bedeutende Rolle. Denn in den vielen Jahren mit Hunden habe ich gelernt, wie wichtig Streicheln ist.

Hände und Stimme als Katalysatoren für Wohlbefinden


Mein früherer Bernhardiner Balu ließ sich durch Futter kaum verführen. Bei ihm kam es sehr auf den Tonfall und die Streicheleinheiten an. Er legte sich auf den Rücken und streckte alle viere gen Himmel. Ich streichelte seinen Bauch, und wir fühlten uns wohl. Heute macht es Momo wie Balu. Aber es dauerte nahezu ein Jahr, bis er sich vor mir auf den Rücken legte und sich streicheln ließ.

Berührungen erzeugen im Hund positive Gefühle und sind daher bestens als Belohnung geeignet. Wir haben es also im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand, mittels unserer Hände dem Vierbeiner ein Wohlgefühl zukommen zu lassen. Nichts Vergleichbares im Tierreich kann sich mit den Händen von Homo sapiens messen. Unter ihnen schmelzen die Hunde, aber auch wir Menschen, dahin. Hunde schließen die Augen, entspannen sich und halten den Kopf ruhig. Im Stehen lassen sie den Schwanz langsam fallen und scheinen sich ganz dem Gefühl hinzugeben, völlig zu entspannen. Beim Berühren haben wir oder die Tiere einen unmittelbaren körperlichen Kontakt mit einem anderen Lebewesen – im Gegensatz zum Sehen, Riechen und Hören. »Berührung ist ein wichtiges Kommunikationsmittel. Die Botschaft lautet: Ich traue Dir, ich akzeptiere Dich oder ich mag Dich.« (→ J. Balcombé, Literatur, >)

Sanfte Berührungen erzeugen nicht nur im Hund positive Gefühle, sondern auch bei uns Menschen. Gern bitte mehr davon!

Die Kraft der Berührung


Kein Tier hat mir die Bedeutung und Wichtigkeit der Berührung so eindeutig demonstriert wie Mori, mein Mohrenkopfpapagei. Täglich haben wir Plauder- und Kraulstunde. Biete ich ihm eine Traube, seine Lieblingsfrucht, kommt es häufig vor, dass er sie verschmäht und stattdessen den Kopf nach unten beugt, die Kopffedern sträubt und einen zarten Ton ausstößt. Das ist die Aufforderung, ihn am Kopf zu kraulen. Was ich dann auch tue. Sein Wohlbefinden sieht man ihm an. Er verdreht vor Wonne seine knallgelben Augen mit den schwarzen Pupillen und stößt zärtliche Laute aus. Er kann nicht genug davon bekommen. Selbst nach fünf bis zehn Minuten verschmäht er immer noch die köstliche Traube.

Ob Hund, Katze, Löwe oder Papagei, alle lieben die Berührung, selbst Ratten. Jonathan Balcombé schildert in seinem vergnüglichen Buch ein Experiment von Jaak Panksepp an Ratten: »In einem Experiment lernten die Ratten einen Hebel zu drücken. Dies hatte zur Folge, dass sie danach gekitzelt wurden. Nach neun Tagen blieb die Kitzelbelohnung aus, wenn sie den Hebel drückten. Damit wollten die Forscher ausschließen, dass die Ratten den Hebel gewohnheitsmäßig bedienten.

Im nächsten Schritt haben...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2023
Reihe/Serie GU Mensch-Hund-Beziehung
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Tiere / Tierhaltung
Schlagworte der beste Freund des Menschen • GU • Hunde • Hundeerziehung • Hundehalter • Hundehaltung • Hundepsychologie • Hundesprache • Hundetrainer • Hundetraining • Hundeverhalten • Mensch-Hund-Beziehung • Schwieriger Hund • Verhaltensforscher • Verhaltensweisen • Vetrauen • Welpenerziehung
ISBN-10 3-8338-8576-9 / 3833885769
ISBN-13 978-3-8338-8576-1 / 9783833885761
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