Das Verschwinden der Linnea Arvidsson (eBook)

Roman | Fesselnd bis zur letzten Seite | Von der schwedischen Bestsellerautorin
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
399 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77505-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Verschwinden der Linnea Arvidsson -  Frida Skybäck
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Als Daniel Simovic verdächtigt wird, in einer gehobenen Gegend von Malmö eine junge Frau entführt zu haben, bricht für seine Schwester Lydia eine Welt zusammen. Zwar verkehrte Dani als Jugendlicher in den falschen Kreisen und saß auch eine Weile im Gefängnis, doch mit den Anschuldigungen gegen ihn stimmt einfach etwas nicht. Lydia beschließt, selbst der Sache auf den Grund zu gehen.

Die vermisste Frau, Linnea Arvidsson, studiert an der Universität Malmö - nur einen Steinwurf von dem Café entfernt, in dem Dani arbeitet. Aber das scheint die einzige Verbindung zwischen den beiden zu sein, warum also sollte Dani eine Frau entführen, die er gar nicht kennt? Und ist Linnea wirklich diejenige, für die die Polizei und die Medien sie halten?

Das Verschwinden der Linnea Arvidsson ist ein fesselnder Roman, durch den wir erfahren, wie stark Geschwisterbande sind, was das Aufwachsen in Armut mit einem Menschen macht und wie die Liebe uns dazu bringen kann, Dinge zu tun, die wir nie für möglich gehalten hätten.



Frida Skyb&auml;ck, geboren 1980 in G&ouml;teryd, ist eine schwedische Autorin. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei T&ouml;chtern in Lund. <em>Das Verschwinden der Linnea Arvidsson</em> ist ihr achter Roman.

Kapitel 2


Am nächsten Morgen koche ich den Kaffee extra stark. Dani hat nichts von sich hören lassen, und langsam bin ich echt genervt. Kapiert er nicht, wie es mir geht, wenn er sich einfach so in Luft auflöst, was für Sorgen ich mir mache? Auch Mila hat nicht auf meine Nachricht geantwortet. Ich habe ihr gestern am späten Abend noch geschrieben und gefragt, ob sie weiß, wo Dani steckt, aber wahrscheinlich ist meine große Schwester zu beschäftigt mit ihrem perfekten Leben, um sich bei mir zu melden.

Als ich die oberste Küchenschublade öffne, blitzt mir ein Messer entgegen, und ich spüre, wie es mir eiskalt den Rücken runterläuft. Das muss ich beim Spülmaschineleeren aus Versehen dort eingeräumt haben. Schnell verstaue ich es in dem Versteck im Schrank, wo auch die übrigen Messer, die Streichhölzer und andere spitze Gegenstände liegen. Bisher ist noch nichts Schlimmes passiert, aber ich kenne die Gefahren. In Rönnen, wo ich arbeite – dem »Gefängnis für lebende Tote«, wie meine Kollegen sagen –, habe ich schon die schrecklichsten Dinge erlebt. An so einem Ort würde Papa sich nie wohlfühlen, und solange er nicht auf eigene Faust die Wohnung verlässt, kommen wir auch alleine klar.

Papa schläft noch, und bevor ich losgehe, mache ich Frühstück und stelle es ihm auf den Tisch: eine dicke Scheibe Brot ohne Kruste, weil er die nicht mehr so gut kauen kann, Butter und Käse obendrauf, dazu eine Thermoskanne Kaffee und ein Glas Apfelsaft.

Vor der Wohnung treffe ich Tanja. Das Klackern ihrer Absätze hallt durchs Treppenhaus, und ich rieche das Parfüm von gestern, das inzwischen eins mit ihrer Haut geworden ist. An einem der Fenster bleibt sie stehen, öffnet es einen Spalt breit und zündet sich eine Zigarette an. Wartet, bis die Glut richtig glimmt, und nimmt dann einen tiefen Zug.

»Hat alles geklappt?«

Ich nicke. Ich habe ihr heute Morgen schon geschrieben, gleich nachdem ich die Mädchen geweckt hatte.

»Ich kann ruhig auch bei euch in der Wohnung übernachten, das weißt du.«

»Passt schon«, sagt sie und dreht die Zigarette, so dass die angehäufte Asche nach oben zeigt. »Dein Vater braucht dich mehr.«

»Okay, aber sag auf jeden Fall Bescheid, wenn du es dir anders überlegst«, antworte ich und schließe die Tür hinter mir ab. »Sein Mittagessen steht im Kühlschrank.«

Sie bläst den Rauch in die Luft und drückt die Zigarette auf dem Fensterblech aus. »Ich hoffe, meine Kinder kümmern sich später auch mal so um mich. Übrigens habe ich gehört, du hattest gestern Besuch? Inez hat angerufen«, fügt sie mit einem Achselzucken hinzu.

Diese dämliche Inez, denke ich. Hängt wahrscheinlich rund um die Uhr am Küchenfenster, nur um ja alles mitzukriegen, was hier im Viertel passiert.

»Ach, das war nichts. Nur ein Vertreter.«

»Aha«, sagt sie, schnippt den Zigarettenstummel weg und schließt das Fenster. »Pass auf dich auf.«

»Du auch.«

Die Morgensonne spiegelt sich in Inez’ Küchenfenster, so dass man nicht hindurchsehen kann, aber ich weiß, dass sie dort sitzt, und unterdrücke den Impuls, ihr den Mittelfinger zu zeigen. Auf dem Weg zum Bus versuche ich es noch einmal auf Danis Handy, wo wieder nur die monotone Ansage ertönt. Was macht er bloß? Wieso geht er nicht ran?

In mir brodelt es, und ich lege mir schon zurecht, was ich bei unserem nächsten Treffen alles zu ihm sagen werde. Sich einfach so aus dem Staub zu machen, ist wahnsinnig unverantwortlich. Dann muss ich daran denken, wie Dani einmal auf dem Stortorget zwei Streithälse auseinanderbringen wollte und mit einer abgebrochenen Flasche verletzt wurde. Sofort kommt wieder Sorge in mir auf, und ich schäme mich für meine Gedanken. Vielleicht ist mein Bruder ja überfallen worden. Was, wenn er gerade blutend in irgendeiner Nebenstraße liegt?

Ich rufe die Website der größten Tageszeitung auf, überfliege die Schlagzeilen und kann mich etwas beruhigen. Von Überfällen oder Messerstechereien ist dort nichts zu lesen. Stattdessen handeln die Nachrichten von einem Güterzugunglück irgendwo im Norden, einer politischen Auseinandersetzung und einer verschwundenen Frau. Mein Blick bleibt einen Moment an ihrem Bild hängen. Sie ist blond, trägt eine weiße Bluse und hat große Rehaugen, und wie ich lese, wird sie seit vier Tagen vermisst. Morgen ist sie bestimmt auf sämtlichen Zeitungsaushängen zu sehen, darauf würde ich meinen Hintern verwetten.

Ich muss an Fatima denken, die Siebzehnjährige, die letztes Jahr hier in der Gegend verschwunden ist, nur ein Viertel weiter. Sie wollte sich schnell ihre Jacke aus dem Waschkeller holen und ist nie wieder aufgetaucht. Als die Mutter kurze Zeit später nachsehen ging, wo sie blieb, lag die feuchte Jacke noch in der Waschmaschine. In den folgenden Wochen sah man die verzweifelten Eltern kopierte Fotos ihrer Tochter an die Laternenpfosten hängen. Trotz all der ungeklärten Fragen um das Verschwinden des Mädchens wurde in den Medien kaum darüber berichtet. Aber Fatima war natürlich auch nicht blond und rehäugig.

Die Erinnerung an diese Geschichte gibt mir ein ungutes Gefühl, und ich überlege, ob ich nicht nach Dani suchen sollte, mal eine Runde um seinen Block drehen und im Laden an der Ecke vorbeischauen, wo er immer einkauft, doch dann kommt mein Bus, und ich steige ein. In zwanzig Minuten fängt meine Schicht an, und wie besorgt ich auch bin, so kurzfristig finde ich jetzt keine Vertretung.

Acht Stunden später verlasse ich das Pflegeheim. Ich habe immer noch kein Lebenszeichen von Dani, und nach einigem Zögern rufe ich seinen Chef Samir an, von dem ich erfahre, dass mein Bruder sich am Freitag krankgemeldet hat und seitdem nicht mehr bei der Arbeit aufgetaucht ist.

»Er hat sein Handy verloren«, bringe ich hervor. »Aber es geht ihm immer noch ziemlich schlecht. Ich glaube, er hat die Grippe.«

»Die Polizei war hier und hat nach ihm gefragt«, sagt Samir. »Weißt du was davon?«

Einen Moment ist es still in der Leitung, während ich fieberhaft überlege, was ich als Nächstes sagen soll.

»Er war Zeuge bei einem Überfall«, lüge ich schließlich. »Die Polizei hat bestimmt versucht, ihn auf dem verschwundenen Handy zu erreichen.«

»Ach du Scheiße«, sagt Samir, aber ich höre ihm seine Skepsis an.

»Er hustet und hat Fieber«, lüge ich weiter, denn ich weiß, wie wichtig Dani dieser Job ist. »Aber er meldet sich auf jeden Fall, sobald er wieder fit ist.«

»Okay. Dann sag ihm mal gute Besserung.«

In der Ferne sehe ich den vollbesetzten grünen Bus näher kommen. Ich schaue auf die Uhr. Papa braucht etwas zu essen, und ich muss noch einkaufen, trotzdem drehe ich mich um und gehe in die entgegengesetzte Richtung.

Dani wohnt in einer Einzimmerwohnung in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus. In der Schule hatte ich mal einen Lehrer, der uns erzählt hat, wie diese Gegend früher aussah: nichts als Ackerland, bis in den 1920er Jahren Notunterkünfte für die Arbeiter hermussten. Acht zweistöckige Holzhäuser ohne Toiletten und fließendes Wasser. Provisorische Übergangsbehausungen, die mit der Zeit dauerhaft genutzt wurden, als drum herum immer mehr bezahlbarer Wohnraum für kinderreiche Familien hochgezogen wurde, millionenschwere Projekte für Leute ohne Geld. Noch heute ist diese Gegend wie ein schwarzes Loch – ist man einmal hier gelandet, wird man die schimmligen Wände und das Ungeziefer nicht mehr los, es gibt keinen Ausweg.

Bei dem Gedanken wird mir ganz mulmig. Was, wenn Dani zu Hause irgendwas zugestoßen ist? Vielleicht ist er gestürzt und hat sich den Kopf verletzt, oder er ist akut erkrankt. Ich beschleunige meinen Schritt und spüre, wie Wut in mir aufkommt, Wut auf den Polizisten von gestern. War der überhaupt bei meinem Bruder in der Wohnung und hat nachgesehen, ob Dani nicht hilflos am Boden liegt?

Mein Herz hämmert, und ich schlucke gegen die aufkommende...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2022
Übersetzer Karoline Hippe, Nora Pröfrock
Sprache deutsch
Original-Titel De Rotlösa
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte aktuelles Buch • Bestseller • bücher neuerscheinungen • Camilla Läckberg • Die Lüge • Domestic Suspense • Entführung • Family Noir • Frauenkrimi • Geburtstagsgeschenk für Frauen • Geschwister • Gone Girl • Identität • insel taschenbuch 4941 • IT 4941 • IT4941 • Kriminalität • Liane Moriarty • Matthias Edvardsson • Neuerscheinungen • neues Buch • neues Buch Frida Skybäck • Rätsel • Schwarzvogel • Schwedenkrimi • Spannungsroman • toxische Beziehung • toxische männlichkeit • Verbrechen
ISBN-10 3-458-77505-6 / 3458775056
ISBN-13 978-3-458-77505-8 / 9783458775058
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