Ohne Worte? Nicht mit uns! (eBook)

Wie frau jede Kommunikationssituation mit links meistert
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
232 Seiten
ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-96584-282-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ohne Worte? Nicht mit uns! -  Britt Hagedorn,  Sabine Altena
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Britt Hagedorn hat über 2000 Talkshows moderiert und ist auch sonst nicht auf den Mund gefallen. Die Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin weiß sich versiert und zielorientiert in verschiedenen Kommunikationssituationen zu bewegen und hat fundiertes Know-How, wie Sprache eigentlich funktioniert. Sabine Altena hat als Journalistin, Coach und Speakerin langjährige Erfahrung im Moderieren, Überzeugen und Vortragen. Ihre gemeinsame Sprach-Power vermitteln sie nun in ihrem Ratgeber: nicht wissenschaftlich-theoretisch, sondern locker-unterhaltsam und mit Witz. Dabei durchstreifen sie vielfältige Lebens- und Kommunikationssituationen: Gespräche mit Kindern, Partnern, Freundinnen oder Chefs, vom Small Talk bis zum öffentlichen Auftritt. Ihr breites Wissen ergänzen sie durch unterhaltsame Anekdoten aus ihren privaten und beruflichen Lebensläufen. Ein Buch für Frauen mit multifunktionalem Alltag, die wissen wollen, wie das Leben durch die richtige Kommunikation einfacher und damit erfüllter werden kann. Das humorvolle und kluge Coaching zweier Meisterinnen im Sprach-Florett des Lebens.

Anderen Rat zu geben, ist eine tolle Sache. Wir fühlen uns super, wenn die Welt erkennt, wie schlau wir sind. Und dürfen dabei auch noch Machtgefühle und Geltungsbedürfnis unter dem Deckmäntelchen der Hilfsbereitschaft ausleben. Komisch nur, dass diejenigen, die den Rat bekommen, sich dabei oft schlecht fühlen. Woran liegt das? Und wie klappt es besser? Unsere Devise: Ratschläge sind prima und nützlich, aber du solltest sie nicht austeilen, ohne vorher eine Legitimation einzuholen.

Die Tatsache, dass ich im Fernsehen weit mehr als zweitausend Mal öffentlich Ratschläge gegeben habe, bringt Leute auf Ideen. Zum Beispiel, mich in Beziehungsfragen zu konsultieren. „Frag doch mal Britt“, hieß es häufig in meinem beruflichen und privaten Umfeld, wenn jemand nicht mehr weiterwusste. Eine praktische Sache mit Mehrwert für mich, dachte ich. Denn ich helfe gern. Außerdem mochte ich in dem speziellen Fall den Kollegen, der mir eines Tages sein Leid klagte. Damals war ich in Sachen Kommunikation noch weniger geschult als heute.

Ich hörte mir an, wie schlimm seine Frau angeblich war, dass die Ehe schon lange kriselte, jetzt kurz vorm Ende stand und dringend etwas passieren müsse. „Kannst du nicht mal mit Lisa reden?“, bat er mich und stopfte mich mit verbaler Munition voll. Lisa sei unmöglich, gar nicht zu einer Beziehung fähig, müsse sich dringend ändern und dürfe nicht mehr an ihm herummeckern. Wenn ich das bitte diplomatisch an seine Frau überbringen könnte, würde es ihm besser gehen.

Warum nicht?, dachte ich. Ist ja für beide schön, wenn sie zusammenbleiben. Natürlich stürzte ich mich nicht gleich auf Lisa, sondern wollte eine gute Gelegenheit abwarten. Ich grübelte gefühlt ewig herum, wann der beste Zeitpunkt sein würde. Als wir uns bei einer Veranstaltung zufällig trafen und allein waren, legte ich los und erklärte ihr, wie ich ihre Probleme – leider aus der einseitigen Sicht ihres Mannes – sah und was sie in Zukunft alles besser machen müsse, damit die Liebe bliebe.

Im Nachhinein betrachtet, war das ganz schön bescheuert von mir. Welche Anmaßung, welche Überheblichkeit! Ich hatte im Auftrag eines anderen Ratschläge erteilt und Situationen brachial bewertet, ohne sie auch nur ein einziges Mal aus Lisas Perspektive gehört zu haben.

Gut gemeint ist leider nicht gut gemacht

Der Schuss ging nach hinten los. Lisa war stinksauer („Wie kannst du dich in meine Beziehung einmischen?“), ich beleidigt („Ich habe es doch nur gut gemeint“). Es dauerte, bis wir uns wieder versöhnen konnten. Das war eine gefährliche Kiste und ein typischer Fall für „gut gemeint ist nicht gut gemacht“.

Selbst als Kommunikationsprofi bin auch ich, Sabine, nicht vor Ratschlagfallen gefeit. Ich erinnere mich noch gut, dass ich direkt nach meiner Trainerausbildung das Gefühl einfach nicht loswurde, ich müsse ständig irgendetwas Schlaues sagen. Das war nicht nur für mich tierisch anstrengend, sondern auch für meine Freundinnen und Freunde. Denn plötzlich war ich der Coach für alle Fälle und in allen Lebenslagen. Im Glauben, immer eine tolle Antwort parat haben zu müssen, analysierte ich manchmal wohl wie im Reflex. Erst als ich merkte, dass ich anderen damit ganz schön auf den Senkel ging, manchen Angst machte und einige sogar „aggro“ wurden, kriegte ich die Kurve und erkannte: Ich kann vieles, aber nicht zuhören.

Als ich beim Radio arbeitete, war ich in einigen Redaktionen gefürchtet, weil ich in Meetings immer auf dem Gaspedal stand und ungeduldig über die Köpfe anderer hinweg entschied. „Langsame“ Menschen fand ich furchtbar anstrengend – und für die war ich anstrengend. Das war vor meiner Trainerausbildung. Als frischgebackene Trainerin bin ich dann einer ebenso häufigen wie nervigen Sache erlegen: dem ungefragten Feedback. Das ereilt sehr viele neue Coaches und Trainer: zu viel Interpretieren, zu viel Spüren, zu viel Meinung und zu viel Helfersyndrom, weil man ja schon „bewusst“ und „erleuchtet“ ist. Dieses Phänomen kann man wunderschön auf Instagram und Co. beobachten – und zwar überall dort, wo mit Inbrunst Sinnsprüche gepostet werden, vor allem solche, die es schon zigfach irgendwo anders zu lesen gibt.

Warum passiert das nicht nur uns Profis, sondern auch unzähligen anderen, die mit vermeintlich netten Ratschlägen tief ins Fettnäpfchen treten? Sind Ratschläge überhaupt erlaubt, wenn sie so gewaltig schiefgehen können? Natürlich, sagen wir, denn Ratschläge sind alles andere als schlecht. Viele sind richtig nützlich, tun gut, machen groß und helfen uns durchs Leben.

Bei diesem Thema liegen die Tücken wie so oft im Detail und eher im Wie als im Was. Hört sich abstrakt an? Deutlich wird es, wenn man die verschiedenen Perspektiven betrachtet und das Ratgeben nicht grundsätzlich infrage stellt. Es gibt Menschen, die Rat verteilen, und welche, die ihn empfangen. Das ist die Basis. Beide Rollen sind völlig unterschiedlich. Es ist natürlich gar nichts dagegen einzuwenden, wenn wir andere unterstützen, indem wir ihnen mit Rat zur Seite stehen. Wir brauchen aber die Legitimation dafür. Und die müssen wir uns vom Gegenüber holen, bevor wir loslegen. Ein freundliches „Darf ich dir einen Rat geben?“ reicht als Startschuss schon aus. Wenn der andere damit einverstanden ist, kann es losgehen. Aber bitte mit Gefühl.

Die Perspektive des Ratgebers

Betrachten wir erst einmal die Perspektive des Ratgebenden. Ihm geht’s – zumindest am Anfang – recht gut, wenn er seine Weltanschauung herausposaunen darf. Schließlich zeigt jeder gern, wie clever er ist und was er alles kann. Wir fühlen uns kompetent, wertgeschätzt und respektiert, vielleicht sogar bewundert. Wir lieben es also, Ratschläge zu erteilen, denn das erhöht das eigene Machtgefühl. In lehrenden Berufen müsste der Zwang zum Tippsausteilen eigentlich als Berufskrankheit anerkannt werden. Ratschläge sind prima Streicheleinheiten fürs eigene Ego mit einem praktischen Zusatzeffekt: Wir müssen uns dafür noch nicht einmal sonderlich anstrengen. Denn anderen etwas vorzuschlagen, ist meist leichter, als es selbst zu tun. Also laufen wir zur Hochform auf. Kommt noch ein wenig Neigung zum Größenwahn hinzu, überschätzen wir uns leicht. Wir belästigen andere und werden Nervbolzen, wenn jeder Satz beginnt mit „Also ich in deiner Situation würde …“.

Zwischenmenschliches Verhalten löst Machtgefühle aus. Auf der Basis dieser Erkenntnis untersuchte ein Team um Michael Schaerer von der Singapore Management University den Zusammenhang von Macht und Ratschlägen. Dabei stellten die Forschenden fest, dass jemand, der als Ideengeber fungiert, sein eigenes Machtgefühl stärkt. Logisch, dass diejenigen, die nach Macht streben, sehr gern beraten. Demnach gilt: Wer nach Macht strebt, teilt eher großzügig und ungefragt Ratschläge aus und weiß es zu schätzen, dass er dabei unter dem Deckmäntelchen der Hilfsbereitschaft vorgehen kann. Macht und Ratschlaggeben spielen dynamisch zusammen. Das gilt übrigens nicht nur für typische Machthaber und Nach-Macht-Streber. Auch Menschen, die nicht viel mit Führungswillen am Hut haben, spüren die wohltuende Wirkung.

Aus der Sicht des Empfängers

Ungemütlich wird’s dann für die Gegenseite. Denn jede Predigt braucht einen Zuhörer, um nicht ins Leere zu gehen. Natürlich wäre es klasse, wenn andere geduldig zuhören, artig danken, das Erlernte umsetzen und drei Tage später positiv feedbacken („Das war wirklich ein toller Rat von dir. Jetzt ist bei mir alles wieder gut“). Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass das eher selten vorkommt. Und wenn, dann in praktischen Dingen. Wie erstellt man eine Exceltabelle? Wo gibt’s einen günstigen Handytarif? Wie kriege ich mein Klo ohne chemische Keule sauber? Hast du ein Rezept für Suppe mit Kokosmilch und Currypaste? Auf der Sachebene flutscht das, doch sobald Emotionen ins Spiel kommen, bebt die Erde.

Aus der Sicht des Empfängers sind Ratschläge häufig Belehrungen, Angriffe, Beleidigungen oder Demütigungen. Der Vorschlag, etwas besser zu machen, impliziert unausgesprochen, dass das Bisherige nicht gut war. Und das trifft tief ins Herz, ins Epizentrum der Emotionen. Faustregel: Kommt der Rat ungefragt, gefällt er meist nur dem, der ihn gibt.

Minenfeld Job

Die folgende Situation ist aus dem Berufsleben gegriffen und du hast sie vielleicht selbst schon erlebt oder warst sogar selbst betroffen. Stell dir vor, eine Kollegin hat folgendes Problem: Die Chefin meckert regelmäßig an ihr herum, kritisiert ihre Arbeit vor allen. Die Betroffene heult sich bei den Kollegen aus und fragt: „Wie soll ich bloß damit umgehen?“ Nun baut sich einer nach dem anderen vor ihr auf: „Wie kann man nur so empfindlich sein!“ – „Nimm’s positiv!“ – „Ich an deiner Stelle würde einfach mal zurückbrüllen“ – „Ich habe kein Problem damit, ich höre einfach weg“ – „Ich habe drei Jahre mit einem Chef ausgehalten, der noch viel schlimmer war“ …

Hilft das der Kollegin weiter? Wahrscheinlich nicht. Stattdessen weiß sie jetzt, dass die anderen sie mimosenhaft finden, dass ihre Sicht auf die Welt zu düster ist, dass sie zu ängstlich ist und eigentlich gar nicht in diesen Beruf passt. Und sie wird mit großer Wahrscheinlichkeit das Gefühl haben, als hätten die lieben Kollegen nur darauf gewartet, auf ihr herumhacken zu dürfen. Und noch schlimmer: Sich auch noch die Mitschuld dafür geben. Sie hat schließlich gefragt.

Anregen statt herunterputzen

Wie schade, wenn sich die Situation wirklich so abspielt, denn hier könnte vieles besser laufen. Ein Mensch mit mehr Bewusstheit über Kommunikation kann gute Anregungen...

Erscheint lt. Verlag 3.6.2022
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Argumentieren • Beziehung • Beziehungen • Chef • Coaching • Durchsetzungsvermögen • eloquent • Empathie • Formulieren • Gespräche führen • Gesprächsführung • Kinder • Kollegen • Kommunikation • Kommunikations-Strategien • Kommunizieren • Körpersprache • Kritik äußern • Lebensführung • Lebenshilfe • Nicole Staudinger • Partner • Partnerschaft • Präsentieren • Psychologie • Ratgeber • Rede halten • richtige Worte • richtig streiten • Schlagfertigkeit • Schlagfertigkeitsqueen • selbstbewusst • Small Talk • Soft Skills • Sprache • Talkshow-Moderatorin • Überzeugen • Umgang mit Menschen • wie sage ich es • Wortwahl
ISBN-10 3-96584-282-X / 396584282X
ISBN-13 978-3-96584-282-3 / 9783965842823
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