Amen: Wie die Luft zum Atmen -  Jill Weber

Amen: Wie die Luft zum Atmen (eBook)

Dein Weg ins Gebet und in die Gemeinschaft mit Gott

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
304 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-27049-5 (ISBN)
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Wo Gott ist, kannst du durchatmen! Es gibt diese einmaligen Momente, in denen Gottes Realität in unser Leben hineinbricht - wie ein Meer aus Frieden und Wärme, wie ein frischer Windhauch voller Lebensenergie. Dann breitet sich neue Gewissheit aus: Ja, seine Gegenwart hat die Kraft, Umstände zu beleben, Perspektiven zu erneuern, uns zu versorgen - auch an den dunkelsten Orten unserer Seele oder in dieser Welt. Sie sind eine Einladung an uns, das intime Gespräch mit Gott zu suchen. Von innen nach außen zu beten, zu leben, zu atmen. Einmal mehr: Amen. So sei es. - Wunderschöne Sprache: Erfrischend ehrlich und voller griffiger Bilder - Samtweicher Softtouch-Einband mit Goldveredelung - Ein ideales Geschenk für Herzensmenschen oder die eigene stille Zeit

Jill Weber ist Autorin, Sprecherin und Pionier in der internationalen 24/7-Bewegung. 2001 gründete sie das 'Greater Ontario House of Prayer' (GOHOP) in einem kleinen Wohnwagen, das sie 17 Jahre lang leitete. Seit 2018 lebt Jill mit ihrer Familie in Guildford, UK, wo sie Teil der Leiterschaft der internationalen 24/7-Bewegung ist sowie als 'Director of Spiritual Formation' in der 'Emmaus Road Church' in Guildford wirkt.

Jill Weber ist Autorin, Sprecherin und Pionier in der internationalen 24/7-Bewegung. 2001 gründete sie das "Greater Ontario House of Prayer" (GOHOP) in einem kleinen Wohnwagen, das sie 17 Jahre lang leitete. Seit 2018 lebt Jill mit ihrer Familie in Guildford, UK, wo sie Teil der Leiterschaft der internationalen 24/7-Bewegung ist sowie als "Director of Spiritual Formation" in der "Emmaus Road Church" in Guildford wirkt.

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2


BERUFUNG


Denn wir sind Gottes Schöpfung. Er hat uns in Christus Jesus neu geschaffen, damit wir die guten Taten ausführen, die er für unser Leben vorbereitet hat.

Epheser 2,10

Ich liebe Tiere. Als Kind will ich Tierärztin werden. Es ist mein innigster Wunsch. Wir haben eine fröhliche, aber nicht sehr intelligente, gelbe Labradorhündin namens Brandy, die wir im selben Jahr anschaffen, in dem wir meinen kleinen Bruder bekommen. Mir ist Brandy lieber. Sie ist süßer und kuscheliger und schreit viel weniger.

Brandy soll nachts im Untergeschoss bleiben, aber ich kann den Gedanken, dass sie da unten ganz alleine ist, nicht ertragen. Sie ist einsam! Sie braucht mich! Ihre Kiste hat Welpen-, nicht Kleinkindgröße, deshalb hänge ich mich über eine Seitenwand, den Po in der Luft, die Decke über uns beide wie ein Zelt gebreitet. Wir sind versteckt und ich bin sicher, dass meine Übertretung nicht entdeckt werden wird. Meine Wange ist warm und es kitzelt, als der Welpe mich mit seiner Nase anstupst und sich an mich kuschelt. Wir atmen zusammen und seufzen zusammen.

Ich bin im Himmel und beschließe, dass Tiere mein Ding sind. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie meine Eltern herausfinden, wo ich bin, aber schon sehr bald werde ich aus dem Himmel geworfen und in mein einsames Bett zurückgeschickt.

Viele Jahre später nehme ich in der achten Klasse an einem speziellen Programm für begabte Kinder teil. Wir haben besondere Veranstaltungen außerhalb des Lehrplans und ich mache alles mit, was im Bereich Tiere und Tiermedizin angeboten wird. So kommt es, dass ich in einem Stall der University of Manitoba stehe. Meine Aufgabe? Eine Operation an einem lebenden Schwein durchführen. Mir wird gesagt, dass ich entweder einen Kaiserschnitt oder eine Ovarektomie durchführen werde – eine Geburt oder eine Sterilisation. Einen schlaffen Eierstock in der Hand zu halten, hat irgendwie nicht den gleichen Charme, wie Babys auf der Welt willkommen zu heißen, aber leider habe ich den falschen Zeitpunkt erwischt und keine Ferkel sind reif zum Pflücken.

Als ich über die Schwelle des Stalls schreite, kommt mir eine Welle warmer, übel riechender Luft entgegen. Der Gestank von Fäkalien, Stroh und warmem Schwein überrollt mich, verfängt sich in meinem Hals. Ich kann ihn auf meiner Zunge schmecken. Als Stadtkind habe ich bisher nur Schweine im Streichelzoo und als Illustrationen in einem meiner Lieblings-Kinderbücher gesehen, Schweinchen Wilbur und seine Freunde. Während ich mich nach Wilburs Cousin umblicke, mache ich große Augen, als ich etwas entdecke, das wie riesige, pinke Pferde aussieht. Pferde? Nein, Moment. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich in der Tat um Schweine, aber viel, viel größer, als ich sie mir vorgestellt habe.

Meine Patientin, die ich Wilma nenne, ist schon auf den provisorischen Operationstisch geschnallt. Aus einer Infusionsflasche tropft langsam ein Anästhetikum in einen Schlauch, der an ihrem Bein befestigt ist. Während ihre haarige Brust sich hebt und senkt, schlummert Wilma vor sich hin, und ich lege einen Ganzkörperoverall aus Papier, eine Maske und OP-Handschuhe an.

Der diensthabende Tierarzt zieht das Tablett mit Instrumenten heran. »Hier ist dein Skalpell.« Er legt es mir in die schweißigen Finger. »Ich habe die Schnittlinie auf die Flanke des Schweins gemalt, du musst also nur das Messer einführen und nach unten schneiden.« Ich lege meine flache linke Hand auf Wilmas Bauch, um uns beide zu stabilisieren, und mache den ersten Schnitt. Eigentlich gar nicht so anders, als Schinken zu schneiden, oder?

Nur dass Schinken nicht quiekt und tritt.

Wilma tritt mich am Oberschenkel und windet sich auf dem Tisch. Später entdecke ich, dass sie mich mit einem tellergroßen blauen Fleck geziert hat, der mich noch Wochen begleiten wird. Der Tierarzt stürzt zum Infusionsschlauch und ich humpele aus der Gefahrenzone. »Mist! Geben wir dem Narkosemittel noch etwas mehr Zeit zum Wirken.«

Schon bald beruhigt sich Wilma und ich piekse mit dem Skalpell in ihre Seite, um sicherzugehen, dass sie komplett betäubt ist. Keine Reaktion. »Alles klar, dann mal los.« Der Tierarzt geht in den Anleitemodus über und beginnt, mich mit Wilmas Innenleben vertraut zu machen. »Das sind die Därme. Ja, davon gibt’s ’ne Menge. Achte darauf, sie nicht mit dem Skalpell zu erwischen, sonst bringst du sie um.« Mehr Druck geht kaum!

Wir wühlen herum, bis wir die Gebärmutter finden, und folgen dann den Eileitern bis zu den Eierstöcken, die an ihren Enden baumeln. Meine Arme sind warm und nass. »Na also. Schneid sie einfach durch … Gut. Du hast es geschafft.« Die Organe rutschen aus meinen Händen in die bereitgestellte Metallschale. »Jetzt lass mich dir zeigen, wie man näht. Führ die Nadel hier ein und da durch und zieh dann. Und noch mal … Ein paar Mal noch … Gut. Fertig! Jetzt machen wir alles wieder zu. Pass auf den Darm auf!« Wir suchen uns den Weg aus Wilmas höhlenartigem Körper zurück und nähen ihn dabei zu.

Nachdem meine allererste Operation erfolgreich abgeschlossen ist, lasse ich eine eilose und dösende Wilma auf dem Tisch zurück und gehe in den Waschraum, um mich zu »ent-schweinen«. Ich ziehe meine Sachen aus und schrubbe, schrubbe, schrubbe, danke dem Tierarzt und gehe zum nächsten Teil meines Tags über.

Praktischerweise findet das jährliche Language Arts Festival auch an der University of Manitoba statt. Ich nehme in diesem Jahr daran teil und verbringe den Nachmittag damit, von einem Unterrichtsraum in den nächsten zu ziehen und Lyrik sowie Kurzgeschichten vorzutragen. Dabei gewinne ich das eine oder andere Abzeichen. Fühle mich zufrieden und dankbar. Welches Kind darf sonst schon am selben Tag morgens eine Operation an einem Schwein durchführen und nachmittags bei einem Lyrikwettbewerb mitmachen?

In den Unterrichtsräumen sind die Stühle um mich herum leer, aber das fällt mir nicht auf. Auf der Fahrt nach Hause mit den Klassenkameraden sind die Autofenster heruntergekurbelt, selbst auf der Autobahn, aber auch das nehme ich nicht wahr, während ich meinen Tagträumen von einer Zukunft als weltberühmter Tierärztin und Autorin nachhänge. So wie James Herriot, der britische Tierarzt und Autor der Bücher, die später zur Serie »Der Doktor und das liebe Vieh« wurden. Erst als ich nach Hause komme, wird mir bewusst, dass mein Leben vorbei ist. »Hey Mum!« Ich schlage die Eingangstür zu und ziehe meine Schuhe aus. »Cooler Tag!« Die Stimme meiner Mutter schwebt von der Küche durchs ganze Haus. »Jill, was um alles in der Welt hast du gemacht? Du stinkst!«

Ich erstarre. Ein großer Stein plumpst in die Tiefen meines Magens.

Ich stinke?

Während des Vormittags im Stall muss ich mich an den Gestank gewöhnt haben. Eine Wolke von Wilma und ihren Freunden ist mir den ganzen Tag wie die Zeichentrickfigur Pig Pen bei Charlie Brown gefolgt. Ich befand mich in seliger Unkenntnis über das Tiefdruckgebiet, das mich umgab. Stinke-Schweinchen-Jill, die in Universitäts-Unterrichtsräumen vorne steht und Lyrik vorliest. Stinke-Schweinchen-Jill in einer Wagenladung mit ihren Freunden. Ex-Freunden, vermutlich, nach heute.

Ich befinde mich in der Hölle und bin nicht mehr so sicher, ob Tiere mein Ding sind. Nach der längsten, schrubbeligsten Dusche der Geschichte beschließe ich, dass das Vernünftigste ist, mich für immer in meinem Zimmer zu verstecken und Homeschooling zu machen.

Es ist jedoch nicht der Stink-Vorfall, der meine kurze Karriere als Tierärztin beendet. Es war jene schicksalhafte Nacht unter dem Baum – die Nacht der unsichtbaren, aber unmissverständlichen Begegnung –, die die weitere Entwicklung meines Herzens und Lebens veränderte. Es sind diese Entscheidungen, die wir treffen – die schicksalhaften Jas. Nicht nur besondere Momente und Herzensregungen, sondern tatsächliche Vorgänge, die die Wirklichkeit neu formen und eine neue Zukunft entfalten.

Ich schleiche mich zurück zur Schule und werde Teil des Schülerbibelkreises. Nach der Bekehrung ist mein Ruf ruiniert. Er war bereits angeschlagen, war ich doch eine übergewichtige Klugscheißerin. Nun, da ich religiös geworden bin, nennen sie mich den langhaarigen Jesus Freak. Eins, zwei drei – vorbei: Ich bin offiziell kein Date-Material. Deshalb beschließe ich, dass ich gleich mit der Handvoll schrulliger Jünger abhängen kann, die sich am Mittwoch in der Mittagspause zum Beten treffen.

Da ist Patrick, schlank und androgyn. Eine Haarsträhne hängt ihm bis zum Kinn und verdeckt ein mit Lidstrich versehenes Auge. (Es waren die Tage von Boy George.) Es wird getuschelt, er sei bisexuell. Während der Gebetstreffen kritzelt und krakelt er in seinem großen, schwarzen Skizzenbuch herum. Schwarz und Lila sind die Farben seiner Wahl.

Dann ist da Andrew, der hart daran arbeitet, sich einen dünnen Schnurrbart und einen Kinnbart stehen zu lassen. Seine Gemeinde nennt sich The Church of God of Prophecy (Dt. »Die Gemeinde des Gottes der Prophetie«). Ernst und hingegeben kniet er vor seinem Stuhl und seine Gebete sind laut, inbrünstig und voller Wiederholungen. »Vater, wir lieben dich, Vater, und Vater, wir bitten, Vater, dass du die Schule segnest, Vater. Vater, bitte hilf uns allen bei den Prüfungen, Vater, wir segnen die Familien von allen, Vater …«

Und da ist Joel: umgänglich, intelligent und offen. Seine Kinderlähmung macht sein Grinsen und seinen linken Arm schief. Man kann seinen schlurfenden, schleppenden Gang schon von Weitem ausmachen. In einer Mittagspause fällt er die Treppe herunter und bleibt bewusstlos in einer...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2022
Verlagsort Witten
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte 24/7 • 24-7 Prayer • Berufung • Christliche Bücher • christliche Meditation • Gebet • Gebetserhörung • Gebetshaus • Gebetsleben • Gegenwart Gottes • Geisterunterscheidung • Geistliche Übungen • Gottes Stimme • Gott hören • Gott redet • Henri Nouwen • Jüngerschaft • Leiterschaft • Red Moon • Resilienz • ruach • Umgang mit Leid
ISBN-10 3-417-27049-9 / 3417270499
ISBN-13 978-3-417-27049-5 / 9783417270495
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