Das Schiff der Träume (eBook)

Roman
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2023 | 1. Auflage
512 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-27135-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Schiff der Träume -  Sophie Martaler
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Passau 1925: Die junge Alma Engel tritt Hals über Kopf eine Stelle als Zimmermädchen auf dem imposanten Luxusdampfer Regina Danubia an, um ihrem beengten Zuhause zu entfliehen. Während das Schiff über Wien und Budapest bis ans Schwarze Meer steuert, genießt die vornehme Gesellschaft an Bord das Leben. Für die Bediensteten jedoch ist das Oberdeck tabu. Dass es hinter der eleganten Fassade brodelt, ahnt Alma nicht. Zu sehr ist sie von der fremden Welt beeindruckt - und von dem attraktiven Zimmerkellner Vincent, in den sie sich verliebt. Doch Vincent ist in Wahrheit der Sohn des Reeders, der mitreist, um die vom Bankrott bedrohte Reederei zu retten. Und er ist nicht der Einzige an Bord mit einem gefährlichen Geheimnis ...

Hinter Sophie Martaler verbirgt sich das erfolgreiche Autorenduo Sabine Klewe und Martin Conrath. Beide lieben Bücher, seit sie lesen können, und haben Ihre ersten Geschichten in Schulhefte gekritzelt. Ihre Krimis, Thriller und historischen Romane standen mehrfach auf der Bestsellerliste und wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. Zusammen haben die beiden bisher mehr als eine Dreiviertelmillion Bücher verkauft.

Kapitel 2


Passau, Donnerstag, 13. August 1925


»Ihr wisst, was ihr zu tun habt, also an die Arbeit«, befahl Olga Marscholek. »In zwei Stunden kommen die Gäste an Bord, dann muss alles bereit sein.« Sie drehte sich zu Alma um. »Sie bleiben bei mir, ich muss Ihnen noch einige Dinge erklären.«

Alma nickte, zu aufgeregt, um auch nur ein Wort zu sprechen. Sie war eine halbe Stunde vor dem Wecker aufgewacht, obwohl dieser auf fünf Uhr gestellt war. Immerhin hatte sie so noch Zeit gehabt, schnell bei ihrer Freundin vorbeizulaufen, bevor sie sich zum Dienst melden musste.

Ida hatte nicht schlecht gestaunt, als Alma sie im Morgengrauen mit Steinchen, die sie an die Fensterscheibe warf, aus dem Schlaf riss, um ihr zu erzählen, dass sie in den kommenden Wochen nicht in Passau sein würde.

»Was soll das heißen, du bist nicht in der Stadt?«, hatte sie verschlafen gefragt.

»Ich habe eine Stelle auf der Regina Danubia

»Das hast du dir ausgedacht.«

»Nein. Um sechs muss ich dort sein.«

Ida hatte die Strickjacke enger um den Körper geschlungen und sich aus dem Fenster gelehnt. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«

»Weil ich es selbst erst seit gestern Abend weiß. Ich habe mich auf dem Heimweg beworben und bin genommen worden.«

Ida schüttelte den Kopf. »Aber warum …«

»Ich brauche die Stelle. Und in Passau hält mich ohnehin nichts mehr … außer dir natürlich.«

»Ach, Alma«, seufzte Ida. »Du trauerst doch nicht noch immer diesem Taugenichts hinterher.«

»Ich dachte …« Alma verstummte.

»Er ist es nicht wert, ihm auch nur eine Träne nachzuweinen, Süße. Eine wie dich hat der gar nicht verdient.«

»Du hast gut reden, Ida. Du hast deinen Felix.«

»Du wirst schon noch den Richtigen finden.« Auf Idas Gesicht breitete sich ein schelmisches Grinsen aus. »Gibt es nicht jede Menge junge Männer an Bord eines Passagierdampfers?«

»Die interessieren mich nicht.«

»Das werden wir ja sehen.«

Alma schüttelte den Kopf. »Ich muss los, sonst komme ich gleich am ersten Arbeitstag zu spät.«

»Was soll ich nur ohne dich machen, Alma? Schämst du dich nicht, in die weite Welt zu reisen, während ich hier versauere?«

»Ich bin schneller zurück, als dir lieb ist, Ida, wirst schon sehen.«

»Versprich mir, so oft wie möglich zu schreiben. Ich will alles wissen über die aufregenden, skandalösen Dinge, die sich an Bord zutragen.«

Alma hatte schmunzelnd geseufzt. »Ich gebe mein Bestes.«

Mit diesem Versprechen war sie losgespurtet und gerade noch rechtzeitig eingetroffen, um die Ansprache der Hausdame zu hören, mit der sie die Zimmermädchen an die Arbeit schickte.

Alma schätzte Olga Marscholek auf etwa vierzig, auch wenn die Frau auf den ersten Blick älter wirkte, was vor allem an den eher harschen Gesichtszügen lag, die wohl nur selten ein Lächeln verzauberte. Und an den Haaren, die zu einem altmodischen Knoten im Nacken zusammengesteckt waren.

»Dann wollen wir doch mal sehen, was Herr Lerch mir da eingebrockt hat«, sagte sie nun und musterte Alma von oben bis unten. »Ein bisschen mager sind Sie, Kind. Ich hoffe, Sie kippen nicht bei der kleinsten Anstrengung um.«

»Das wird bestimmt nicht geschehen, Frau Marscholek«, erwiderte Alma mit einem zuversichtlichen Nicken.

»Wir werden sehen.« Die Hausdame deutete auf einen Wäschestapel. »Handtuch, Waschlappen und die Uniform. Die müssen Sie an Bord stets tragen, denn Sie sollen jederzeit als Mitglied der Besatzung zu erkennen sein. Nur wenn Sie frei haben, während wir in einem Hafen liegen, und an Land gehen wollen, dürfen Sie Ihre Privatkleidung anziehen. Und achten Sie darauf, dass das Uniformkleid immer tadellos sauber ist und ordentlich sitzt. Ich fürchte, dieses hier ist Ihnen etwas zu weit, Ihre Vorgängerin war ein wenig kräftiger um die Hüften. Sie müssen es heute Abend nach Dienstschluss ändern. Das können Sie doch, oder?«

Alma nickte. »Ja, Frau Marscholek.«

»Dann noch zu den übrigen Regeln an Bord. Die Räumlichkeiten der Passagiere sind für Sie tabu, keinesfalls dürfen Sie sich dort aufhalten. Das gilt nicht nur für die Kabinen, sondern auch für den Speisesaal, die Salons, die Bibliothek und alle anderen Räume. Und natürlich auch für das gesamte Deck. Dort haben Sie überhaupt nichts verloren. Betreten dürfen Sie diese Bereiche nur, um Ihre Arbeit zu verrichten. Die besteht darin, die Kabinen in Ordnung zu halten. Alle Gästekabinen werden jeden Tag gründlich aufgeräumt und gereinigt. Zudem werden frische Handtücher und Seife bereitgelegt. Des Weiteren müssen die Korridore, Bäder und alle anderen Passagierbereiche geputzt werden. Natürlich immer nur, wenn sich dort gerade niemand aufhält. Sie müssen für die Gäste unsichtbar sein, haben Sie das verstanden?«

»Das habe ich, Frau Marscholek.«

»Sie bleiben auf dem Mitteldeck, wo die Kabinen der zweiten Klasse sind. Gehen Sie auf keinen Fall in die erste Klasse, dort arbeiten nur die erfahrenen Zimmermädchen. Sollte ich Sie auf dem Oberdeck erwischen, wäre das ein Kündigungsgrund. Gleiches gilt übrigens für das Unterdeck. Dort sind der Maschinenraum, der Kohlenbunker, die Küche und die Kajüten der Schiffsleute. Da haben die Zimmermädchen nichts verloren. Einzig in die Wäscherei dürfen Sie gehen, aber nur, wenn ich oder eines der dienstälteren Mädchen es ausdrücklich anordnet. So weit alles klar?«

»Ich bleibe auf dem Mitteldeck«, bestätigte Alma. Immerhin wusste sie, dass das Deck, auf dem sie sich gerade befanden, das Mitteldeck war, sozusagen das Erdgeschoss der Regina Danubia. Das Oberdeck war der erste Stock, die Beletage, darüber kam noch das Promenadendeck, wo die Gäste die Reise an der frischen Luft genießen konnten. Das Unterdeck war der Keller.

»Und noch etwas, bevor Sie an die Arbeit gehen: Ihre Kabine müssen Sie selbst sauber halten, und zwar tadellos. Am besten erledigen Sie das morgens vor Dienstbeginn. Mindestens zweimal in der Woche findet eine Inspektion der Kabinen statt, selbstverständlich unangekündigt. Dabei wird auch kontrolliert, ob Sie heimlich Speisen hineingeschmuggelt haben. Lebensmittel in den Kabinen sind strengstens untersagt.«

Alma schwirrte der Kopf. So viele Regeln und Verbote. Doch sie würde sich daran gewöhnen, schon bald würde ihr das alles selbstverständlich sein. Sie dachte daran, mit wie viel Stolz Kurt Rieneck ihr erzählt hatte, dass er auf der Regina Danubia arbeitete. Jetzt gehörte sie ebenfalls dazu. Sie hatte fest vor, das Beste aus ihrer Zeit an Bord zu machen, ganz gleich wie schwierig es zu Beginn sein mochte.

Olga Marscholek sah sie an. »Noch Fragen?«

»Ich glaube nicht, nein.«

»Dann gehen Sie sich umziehen. Sie teilen die Kabine mit Emmi Kühn, sie wird in den nächsten Tagen mit Ihnen zusammenarbeiten und Ihnen alles zeigen.«

***

Die Droschke wartete bereits vor dem Haus. Der Fahrer hielt den Schlag auf, Ludwig Bender stieg ein und sank in das Plüschpolster. Müdigkeit überkam ihn. Das musste daran liegen, dass er kaum ein Auge zugetan hatte. Immer wieder waren ihm dieselben Gedanken durch den Kopf gegangen: Was, wenn er doch recht hatte? Wenn die Kessel nicht hielten, wenn einer oder gar beide unter Volllast platzten? Jetzt war es zu spät, er hatte zugesagt, die Regina Danubia ans Schwarze Meer und wieder zurück zu steuern. Und genau das würde er tun, sofern die Maschine nicht schlappmachte und er einen leitenden Maschinisten an Bord vorfand.

Er streckte den Rücken durch. Es musste Schluss sein mit den trüben Gedanken. Er würde das Beste aus der Situation machen, so wie immer, seit er wieder klar denken konnte, seit er den schlimmsten Dämon besiegt hatte.

Die Droschke rollte auf den Donaukai, schon von Weitem konnte Ludwig sehen, dass die Regina Danubia bereits unter Dampf stand. Die Heizer hatten die Kessel angeheizt, der Schornstein qualmte, das Hauptventil blies weißen Dampf aus, alle Rohre standen unter Druck. Dieser Anblick erweckte in Ludwig das Flussfieber. Es gab für ihn nichts Schöneres, als ein stolzes Schiff, so wie die Regina Danubia es war, durch Untiefen und an Riffen vorbei zu steuern. Er liebte es, wenn die Mannschaft wie ein Uhrwerk arbeitete, wenn die Maschine voller Kraft vor sich hin stampfte und die Schaufelräder unablässig ins Wasser tauchten.

Ludwig wies den Fahrer an, an dem kleinen Landgang zu halten, der am Vorderschiff direkt zum Ruderhaus führte. Er gab ein großzügiges Trinkgeld, der Fahrer bedankte sich überschwänglich und trug Ludwigs Koffer bis auf die Kaimauer, wo der herbeigeeilte Bursche ihn entgegennahm. Ein Glücksgefühl durchströmte Ludwig. Er wünschte sich plötzlich nichts sehnlicher, als dass es Sailer gelungen war, einen Maschinisten zu finden, und dass er selbst bald oben auf der Brücke stehen und die Maschinen mit dem Telegrafen auf volle Kraft voraus stellen konnte.

Ludwig atmete tief durch und stieg hinauf zur Kapitänskajüte. Wie alles auf der Regina Danubia war auch sie mit einem Luxus ausgestattet, den man auf einem Frachter vergeblich suchte. Es gab eine Klingel, mit der er einen Burschen herbeirufen konnte, eine eigene Toilette und fließendes Wasser. Die Hähne ließen sich so leicht öffnen und schließen wie die Schieber der Dampfmaschine. Und es gab nichts auf einem Dampfer, das besser geschmiert war als die beweglichen Teile der Maschine. Die Maschinisten liefen unablässig mit Ölkannen herum, sorgten dafür, dass niemals ein Teil...

Erscheint lt. Verlag 25.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 2023 • eBooks • Familiengeschichte • Familiensaga • Frauenromane • Generationenroman • historisch • Liebesromane • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Österreich • Romane für Frauen • Saga • Taschenbuch • Wien
ISBN-10 3-641-27135-5 / 3641271355
ISBN-13 978-3-641-27135-0 / 9783641271350
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