Ich, Herakles, und meine großen Heldentaten. Live aus dem alten Griechenland (eBook)

Geschichte witzig und originell erzählt ab 10
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
256 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-44644-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich, Herakles, und meine großen Heldentaten. Live aus dem alten Griechenland -  Frank Schwieger
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Herakles packt aus! Herakles - der berühmteste Held der Antike - erzählt von seiner Kindheit und wie es zu den berühmten zwölf Aufgaben kam, die er bestehen musste. Geschildert werden alle zwölf Abenteuer aus der Sicht jeweils eines Beteiligten. So erleben wir hautnah, wie Herakles die vielköpfige Hydra erlegt, den Nemeischen Löwen bezwingt und den Höllenhund Kerberos aus der Unterwelt entführt ...

Frank Schwieger taucht am liebsten in ferne Vergangenheiten ab, wenn er Kinderbücher schreibt. Er studierte Latein und Geschichte und unterrichtet an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein.

Frank Schwieger taucht am liebsten in ferne Vergangenheiten ab, wenn er Kinderbücher schreibt. Er studierte Latein und Geschichte und unterrichtet an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein.

Dies ist meine Geschichte


Du hast sicherlich schon von Zeus gehört, oder? Dem mächtigen König der Götter, dem Chef vom Olymp, dem Herrscher über Himmel und Erde, der seine Blitze über die ganze Welt schleudern kann, dass es überall nur so zischt und kracht. Klar hast du von dem gehört. Und vielleicht denkst du sogar: Oh ja, dieser Zeus, das ist ein echt krasser Typ, der Supergott überhaupt, der alles im Griff hat und an dem kein Weg vorbeiführt. Tja, was soll ich sagen? Da liegst du leider komplett daneben.

Klar, herrschen kann Zeus, keine Frage. Befehle erteilen, Götter und Menschen zusammenfalten, das ist voll sein Ding. Und wenn irgendwer auf komische Gedanken kommt, dann zückt er einen seiner Donnerkeile oder gleich einen feurigen Blitz und versengt dem Widerspenstigen damit gehörig den Hintern. Doch das ist nur die eine Seite unseres ach so verehrten Göttervaters.

Andererseits nimmt er es nämlich mit der Treue zu seiner lieben Ehefrau Hera nicht allzu genau. Immer wieder stellt er Nymphen, Göttinnen oder jungen Frauen aus der Menschenwelt nach, um sie, wie er es gern nennt, näher kennenzulernen. Und wenn er sie dann näher kennengelernt hat, werden neun Monate später süße Babys geboren, die ihren Vater Tunichtgut meist nie zu Gesicht bekommen, weil er die junge Mutter sitzen gelassen und sich anderen Abenteuern zugewandt hat. Und für diesen Gott Leichtfuß standen damals bei uns in Griechenland überall prächtige Tempel, vor denen die Menschen Zeus Opfer darbrachten und zu ihm beteten. Unglaublich, oder?

Warum ich dir das alles erzähle? Weil unser lieber Göttervater auch in meiner Familie große Unruhe gestiftet und das Leben meiner Herrin und meines Herrn gehörig durcheinandergebracht hat. Ja, ich war eine Sklavin. Meine Herrin hieß Alkmene. Der Name meines Herrn ist komplizierter, er hieß Amphitryon. Du kannst ihn ruhig Amphi nennen, wenn es dir lieber ist. Ich als Sklavin durfte das damals natürlich nicht. Was Zeus mit meiner Familie angestellt hat, werde ich dir jetzt erzählen.

Wir lebten damals in der Stadt Theben. Alkmene und Amphitryon sehnten sich nach einem Kind, sie waren ja frisch verheiratet und so verliebt. Und eine Babysitterin hatten sie sich auch schon besorgt, nämlich mich. Sie hatten mich auf dem Sklavenmarkt von Theben gekauft. Auf dem Schild um meinen Hals stand, dass ich besonders gut mit Kindern umgehen könne. Das stimmte sogar. Für meine vorige Herrin hatte ich tatsächlich als Kindermädchen gearbeitet.

Doch leider klappte es nicht mit der Schwangerschaft. Ich vermute, dass schon hier der gute Zeus seine göttlichen Finger im Spiel hatte, aber sicher bin ich mir da nicht. Auf jeden Fall war ihm meine Herrin Alkmene aufgefallen, so viel steht fest, und er hatte sie schon seit Längerem vom Olymp aus beobachtet. Götter können ja unglaublich weit gucken, musst du wissen.

Alkmene war aber auch wirklich ein echter Hingucker, das muss ich schon sagen. Und sie war oft einsam, weil mein Herr Amphitryon häufig unterwegs war. Kreon, der König von Theben, führte zu dieser Zeit nämlich dauernd Krieg und rief darum alle Männer seiner Stadt zu den Waffen. Da konnte sich mein Herr nicht entziehen und musste meine Herrin oft monatelang allein zu Hause lassen. Na ja, so richtig allein war sie nicht, wir waren zwei Sklavinnen und ein Sklave, die ihr die Arbeit abnahmen. Aber das steigerte wohl nur noch ihre Langeweile. Also saß sie oft auf der Bank im großen Garten hinter dem Haus und seufzte dort unentwegt vor sich hin vor lauter Einsamkeit und Langeweile. Wahrscheinlich hat Zeus diese Seufzer auf dem Olymp gehört und sich gedacht: »Hoppla, diese hübsche junge Dame braucht dringend etwas Abwechslung, die muss ich unbedingt näher kennenlernen. Außerdem wird es Zeit, mal wieder einen großen Helden in die Welt zu setzen, das habe ich schon lange nicht mehr getan.«

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was Zeus gedacht hat. Auf jeden Fall stand er eines Tages vor unserer Haustür. Aber denk jetzt nicht, dass er einfach so bei uns geklopft und gesagt hat: »Guten Tag, Aglaia, du erkennst mich bestimmt, ich bin’s, der Göttervater Zeus, und ich möchte deine Herrin Alkmene besuchen.« Dann wäre ich ja vor Schreck in Ohnmacht gefallen. Nein, er hat sich einen ganz miesen Trick einfallen lassen, um sich an meine ahnungslose Herrin heranzumachen. Wenn es darum geht, eine nette junge Frau kennenzulernen, ist der Einfallsreichtum des Göttervaters grenzenlos.

Was er gemacht hat? Er hat den übelsten Trick angewandt, den du dir vorstellen kannst. Er hat sich nämlich in Amphitryon verwandelt (Götter können sich ja in alles Mögliche verwandeln, aber das weißt du ja) und ist einfach so ins Haus spaziert.

Meine Herrin fiel ihm bei der Begrüßung vor Freude um den Hals und wollte ihn gar nicht wieder loslassen.

»Dass du schon zurück bist, lieber Amphi!«, rief sie mit tränenfeuchten Augen. »Ich hatte wieder solche Angst um dich. Ist der Krieg denn schon zu Ende?«

»Fast«, sagte Amphitryon schmunzelnd und strich seiner Frau liebevoll über die Wange. Dass es nicht Amphitryon, sondern Zeus persönlich war, der dort im Garten unseres Hauses stand und sie verliebt anschaute, konnten weder Alkmene noch ich ahnen. Ich war gerade dabei, das Unkraut aus dem Gemüsebeet zu zupfen, und sah interessiert zu den beiden Verliebten hinüber.

»Aglaia«, rief Alkmene mir zu. »Lass meinem Mann ein Bad ein. Und sag in der Küche Bescheid: Wir wollen heute wie Könige zu Abend essen.«

Ich tat, was meine Herrin mir befohlen hatte. Sie konnte beim besten Willen nicht ahnen, wer sich da nach dem fröhlichen Abendessen zu ihr ins Bett kuschelte. Später erfuhr ich, dass Zeus dem Sonnengott Helios befohlen hatte, den Feuerwagen drei Tage lang nicht über die Himmelsbahn zu fahren. So konnte der Göttervater eine wirklich sehr lange Nacht mit Alkmene verbringen. Wir Sklaven und alle anderen Menschen bekamen davon natürlich überhaupt nichts mit. Wir schliefen und schliefen und schliefen und wachten erst auf, als unser vermeintlicher Herr längst schon wieder aus dem Haus war – angeblich wegen dringender Geschäfte, die er in der Stadt zu erledigen hatte.

Du kannst dir vorstellen, wie groß die Aufregung war, als der wirkliche Amphitryon wenige Stunden später in voller Kriegsmontur zurückkam und überhaupt nichts davon wusste, dass er kurz zuvor schon zu Hause gewesen war. Alkmene und er kapierten schnell, dass sie hereingelegt worden waren und es nicht Amphitryon gewesen sein konnte, der diese überlange Nacht mit Alkmene verbracht hatte.

»Ich schäme mich in Grund und Boden«, klagte Alkmene. »Ich habe meinen Ehemann betrogen!« Heiße Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ich wedelte ihr mit einem Fächer etwas Luft zu, damit sie nicht in Ohnmacht fiel.

»Du kannst doch nichts dafür«, versuchte Amphitryon sie zu trösten. Er saß neben ihr auf der Bank im Garten und legte seinen Arm um sie. »Das muss ein Gott gewesen sein, der dich besucht hat, anders ist das nicht zu erklären. Gegen die Götter sind wir Menschen machtlos. Das Beste wird sein, wir erzählen niemandem von dieser Sache und tun so, als sei nichts geschehen.«

»Und wenn ich jetzt schwanger bin?«, schluchzte Alkmene.

»Dann werden wir das Kind liebevoll aufziehen, egal wer der Vater ist«, versicherte ihr Amphitryon. »Die Menschen aus Theben werden keinen Verdacht schöpfen. Sie werden denken, dass ich der Vater bin.«

Ja, genau das taten die Thebaner, jedenfalls zu Anfang. Natürlich war Alkmene schwanger geworden in dieser Nacht, das hast du dir wohl schon gedacht. Neun Monate später kam ein putzmunteres Baby auf die Welt. Es war ein Junge und er bekam den Namen Herakles. Anfangs war Herakles ein ganz normales Baby, das wir alle sofort ins Herz schlossen. Doch schon bald fing er an, Dinge zu tun, die andere Babys nicht taten. Wenn er Hunger oder Durst hatte, brüllte er so laut, dass wir uns Wachs in die Ohren stopfen mussten, wenn wir sein Zimmer betraten. Die Rassel, die Amphitryon ihm schenkte, als er drei Monate alt wurde, hämmerte Herakles so fest gegen die Wand, dass nach drei Schlägen nur noch Kleinholz auf dem Boden lag. Die Stäbe seines Gitterbettchens zerknickte er, als seien es Strohhalme. Klein Herakles war schon ein besonderes Kind, das mussten wir alle bald zugeben.

»Der Kleine hat göttliche Kräfte«, meinte Amphitryon, als er einmal zusammen mit Alkmene vor Herakles’ Bettchen stand. Ich saß im Korbstuhl daneben und strickte gerade einen neuen Strampler für unseren kleinen Kraftprotz. »Ich kann unmöglich sein Vater sein.«

»Du bist sein Vater«, sagte Alkmene, »jedenfalls sein irdischer. Wer sein göttlicher Vater ist, werden wir wohl nie erfahren.«

»Ich tippe auf Zeus«, mischte ich mich ein und schaute von meinen Stricknadeln auf. »Der ist doch bekannt dafür, dass er …«

»Psssst!«, machte Alkmene. »Kein böses Wort über den Götterkönig. Er wacht über uns alle.«

»Ja, besonders über hübsche junge Frauen«, murmelte ich.

»Wie auch immer«, sagte Amphitryon. »Wir sind die Eltern dieses kleinen Wunderkindes. Möge ihm ein langes, glückliches Leben beschieden sein. Und möge sein göttlicher Vater, wer immer es auch sein mag, ein wachsames Auge auf ihn werfen.«

»Der wirft seine Augen lieber auf junge Frauen, die …«

»Du sollst still sein, Aglaia!«, herrschte Alkmene mich an. »Wir wollen nicht den Zorn des Göttervaters auf uns ziehen.«

Dass ich recht hatte und tatsächlich Zeus der Vater dieses kleinen Babys war,...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2022
Reihe/Serie Geschichte(n) im Freundschaftsbuch-Serie
Illustrationen Ramona Wultschner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Abenteuergeschichten • Altes Griechenland • Antike • Antike Helden • Antike Mythen • Erzählendes Sachbuch • Geschichte für Kinder • Götter • griechische Götter • griechische Mythologie • Helden • Heldensagen • Heldentaten • Herkules • Kerberos • Kinderbuch ab 10 • kurzer Roman für Kinder • Legenden • Olymp • Sachbuch ab 10 • Sachbuch für Kinder ab 10 • Sagen • spannendes Buch für Kinder
ISBN-10 3-423-44644-7 / 3423446447
ISBN-13 978-3-423-44644-0 / 9783423446440
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 25,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich