Amore für Fortgeschrittene (eBook)
305 Seiten
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH (Verlag)
978-3-96817-983-4 (ISBN)
Großes Gefühlschaos und unerwartete Neuanfänge ...
Ein turbulenter Liebesroman vor der traumhaften Kulisse der italienischen Riviera
Hanni Roos ist mit 55 Jahren plötzlich Witwe und muss nicht nur den Tod ihres Ehemanns verarbeiten, sondern auch dessen Untreue. Trotz des Schocks macht sich Hanni auf die Reise an die italienische Riviera, um die uneheliche Tochter ihres verstorbenen Mannes ausfindig zu machen. Sie möchte sicherstellen, dass diese ihren Anteil am Erbe erhält. Begleitet wird sie dabei von ihren beiden besten Freundinnen, der lebenslustigen Gila und der ängstlichen Sieglinde – Chaos ist praktisch vorprogrammiert. Was als Zumutung beginnt, endet mit der Erkenntnis, dass es auch für Hanni nie zu spät für ein Rendezvous mit dem Leben ist …
Erste Leser:innenstimmen
„Eine herzerwärmende Geschichte, die zeigt, dass es für die wahre Liebe kein Alter gibt.“
„Humorvoll, sommerlich und leicht – ein tolles Buch für den Urlaub!“
„Dieser Roman hat alles, was man sich von einer Romantic-Comedy wünscht.“
„Eine Liebesgeschichte, wie sie meine Oma erlebt haben könnte – absolut authentisch mit viel Witz und Charme!“
Cornelia Härtl stammt aus Süddeutschland. Neben Fachartikeln und Kurzgeschichten schreibt sie Sozialkrimis sowie Cosy Crime. Unter anderen Namen veröffentlicht sie heitere Unterhaltungsromane, Mystery und Erotik. Sie ist verheiratet und lebt südlich von Frankfurt.
01
Es gibt Tage, an denen das Leben nur Ohrfeigen verteilt.
Ausgerechnet an meinem 55. Geburtstag bekam ich das schmerzhaft zu spüren.
Der 12. April fiel dieses Jahr auf einen Freitag, am Abend war Party angesagt. Mir hätte auch ein schickes Abendessen mit meinem Mann Gerald in einem schönen Lokal gereicht. Aber wenn man in einer Kleinstadt lebte, in einer gemütlichen Straße mit netten Einfamilienhäusern, in der sich die meisten Bewohner bereits ewig kannten oder zumindest zu kennen glaubten, kam man nicht drumherum, an einem solchen Tag Freunde und Bekannte einzuladen. Auch wenn ich den Eindruck hatte, mit jedem Lebensjahr unscheinbarer zu werden und das nicht unbedingt feiern zu müssen.
„Frauen werden mit dem Einsetzen der Wechseljahre unsichtbar. Das ist ein Naturgesetz“, erklärte mir meine Freundin Sieglinde dazu. Sie wusste es vermutlich besser als ich, weil sie erstens ein Jahr älter war und zweitens bereits mit Ende Vierzig in die Hitzewelle geraten war, die ein Frauenleben nachhaltig durcheinanderschüttelte. Auch Sieglinde hatte sich seit damals verändert. Sie engagierte sich ausdauernd ehrenamtlich, trug einen praktischen Kurzhaarschnitt, dazu bedenkenlos beigefarbene Hosen mit Gummizug und Gesundheitsschuhe.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Hanni!“, rief mir unser Nachbar Hugo übern Zaun hinweg zu, als ich an diesem Tag morgens um neun in Eile das Haus verließ. Dabei fuchtelte er wild mit der Gartenschere herum, mit der er gerade seinen Hartriegel bearbeitete. „Soll ich euch nachher das Zelt und die Heizpilze rüberbringen?“ Hugo war schon seit Jahren in Rente und wurstelte in der warmen Jahreszeit stets im Garten des kleinen, zartblau verputzten Hauses zu unserer Linken herum. Außerdem war er derjenige in unserer Straße, der für jedes Wetter und jedes Fest gerüstet war.
„Leg alles in unseren Garten, ich sag Gerald Bescheid, damit er dir später beim Aufbau hilft“, murmelte ich und fügte der Liste der Dinge, die ich an diesem Tag noch zu erledigen hatte, einen Punkt hinzu. Vor dem Feiern stand der Stress, das war leider immer so.
Einmal im Jahr, dachte ich dann bei mir. Und feiern ist nur für die Gäste wirklich entspannend.
Friseur, Kosmetik und Maniküre standen an diesem Vormittag auf meinem Plan. Schließlich wollte ich beglückwünscht und nicht bemitleidet werden. Danach musste ich bei Metzger und Bäcker die vorbestellten Würste, Koteletts, Steaks, und Brötchen abholen. Sieglinde würde ihren sensationellen Kartoffelsalat beisteuern. Um die Getränke wollte Gerald sich auf dem Heimweg kümmern.
Ich fühlte mich durch die gedanklichen Vorbereitungen bereits gestresst, als ich mich zehn Minuten später mit meinem roten Mini in eine Parklücke auf der an diesem Morgen viel befahrenen Bahnhofstraße quetschte.
Als erstes Ziel steuerte ich den cremefarben und schwarz designten Haarsalon Schneider an. Dort begrüßte mich die Chefin persönlich.
„Regina hat sich leider heute krankgemeldet, Sie müssen mit einer Vertretung vorliebnehmen“, empfing mich Frau Schneider mit Bedauern im Blick. Mir schwante nichts Gutes, denn bei dieser Ansage machte ich mich auf eine längere Wartezeit gefasst. Aber das war nicht das Schlimmste. Regina war etwas ganz Besonderes. Wer, wie ich, eigenwillige Haare voller Wirbel und mit einem egozentrischen Eigenleben auf dem Kopf trug, wusste genau, wovon ich sprach. Zu viele unsägliche Frisuren musste ich im Laufe meines Lebens schon nach Hause tragen. Einmal hatte ich sogar einem Pudel geähnelt! Bis ich Regina fand. Sie war meine Frisurenflüsterin. Die Frau, die buchstäblich jede meiner Strähnen um den Finger wickeln konnte. Und ausgerechnet heute war sie krank!
„Ich bin Jessica-Marleen“, stellte sich mir mitten in meine schlimmsten Befürchtungen hinein Reginas Vertretung vor. Sie hätte nicht beunruhigender aussehen können. Ein junges Ding mit gewollt unordentlichem, ultrakurzem Haarschnitt, blinkendem Metall im Gesicht und einem extrem eng sitzenden T-Shirt mit der Aufschrift Love Victim am überschlanken Leib. Sie kaute konzentriert auf einem Kaugummi und starrte mit undefinierbarem Ausdruck auf meinen Kopf. Ängstlich folgte ich ihr zum Friseurstuhl und hielt mich dabei verkrampft an meiner Tasche fest. Was würde sie meinen Haaren antun?
„Heute Abend muss ich gut aussehen“, versuchte ich, ihr die Bedeutung der heutigen Frisur klarzumachen.
„Kein Problem. Wie möchten Sie es haben?“
Wir verständigten uns in den folgenden Minuten darauf, meinen herausgewachsenen Bob auf Kinnlänge zu kürzen, die grauen Ansätze mit dunkelblonden Strähnchen zu kaschieren und insgesamt etwas Schwung und Volumen hineinzubringen. Dazu ein wenig Glanz und Gloria. Während ich versuchte zu erklären, was Regina sonst noch so mit mir machte, nagte Jessica-Marleen beunruhigend intensiv an ihrer gepiercten Unterlippe. Würde sie mich verstehen? Oder würde ich hinterher auf dem Kopf so aussehen wie sie und den ganzen Abend über eine Kappe tragen müssen?
„Dazu Gesichtsmassage, Maske, Wimpernfärben und Maniküre.“
„Also, das ganze Programm. Dann fangen wir mal an.“ Wenigstens verlor sie keine Zeit.
Eine halbe Stunde später entspannte ich mit Farbe auf Wimpern, Brauen und Haar, sowie einer vanillegelben Maske auf dem Gesicht. Jessica-Marleen hatte trotz ihrer Jugend, ihrer Piercings und ihres Namens bisher einen ganz guten Eindruck auf mich gemacht. Sie redete nicht viel und schien zu wissen, was sie tat. Gerade feilte sie an meinen Nägeln.
„Es wird schon nicht so schlimm werden“, dachte ich bei mir. Rückblickend kann ich sagen, dass ich recht gehabt hatte. Es wurde nicht schlimm. Es wurde schlimmer.
*
Die erste Ohrfeige des Tages kündigte sich an, als Jessica-Marleen gerade den Nagellack mit dem schönen Namen Soft Coral Kiss auf meine Nägel strich. Es handelte sich, so hatte man mir versichert, um einen dezenten Korallenton, der wunderbar mit meinem Teint und meiner Haarfarbe harmonieren würde. Ich liebte Harmonie in jeder Lebenslage und nickte daher begeistert zu diesem Vorschlag. Doch während der Bemühungen der jungen Friseurin, den Lack auf meine frisch gefeilten und polierten Nägel aufzutragen, erwischte mich eine schreckliche Hitzewallung. Nicht eine derjenigen, die typisch für diese Zeit des Wandels waren und die ich schon fast hinter mir gelassen hatte.
„Es kribbelt“, informierte ich stattdessen Jessica-Marleen. „Auf meinem Gesicht“, fügte ich erklärend hinzu. Nicht, dass sie etwas Falsches von mir dachte!
Die junge Friseurin legte meine Hand auf einem Tuch ab, ich hörte, wie sie die Nagellackflasche zuschraubte und aufstand. Sie beugte sich über mich.
„Ach du Scheiße“, entfuhr es ihr unhöflich, dann hörte ich sie quer durch den Salon nach Frau Schneider rufen. „Chefin!“
„Was ist los?“, murmelte ich.
Die Maske spannte etwas um den Mund herum und wegen der Wimpernfarbe konnte ich die Augen nicht öffnen. Niemand antwortete mir, ich hörte eiliges Füßetrappeln und halblaut gemurmelte, immer panisch klingendere Worte. Meine Haut fing an zu jucken, und nur das frisch aufgetragene Soft Coral Kiss hielt mich davon ab, mich ausgiebig zu kratzen. Nun war auch Frau Schneider bei mir angekommen. Ich hörte, wie sie scharf die Luft einzog. „Die Maske muss sofort runter“, befahl sie ihrer Mitarbeiterin hektisch, bevor sie sich an mich wandte und mir dabei beruhigend die Hand auf die Schulter legte.
„Frau Roos, ich fürchte, wir haben es mit einer allergischen Reaktion zu tun.“
Das erklärte einiges. Meine Haut fühlte sich an, als hätte ich einen Sonnenbrand allererster Güte. Hektisch fuhr mir nun jemand, Jessica-Marleen nahm ich an, mit einem feuchten Lappen übers Gesicht, während sich Frau Schneider laut darüber ausließ, dass ich doch diese Maske bisher immer gut vertragen hatte.
„Die haben doch alle Rezepturen geändert“, mischte sich jetzt eine weitere Mitarbeiterin ein. Halblaut gemurmelte Worte waren die Antwort.
Endlich hatte man mich von der Maske befreit und von der Wimpernfarbe gleich mit. Ich schlug die Augen auf, die inzwischen ebenfalls brannten. Langsam hoben sich die verquollenen Lider und gaben den Blick auf zwei erschrocken dreinblickende Gesichter frei. Schon bevor ich mein Konterfei im Spiegel erspähen konnte, war mir klar, dass ich schrecklich aussehen musste.
„Aloe Vera“, murmelte die Salonbesitzerin mit blassen Lippen, „Da hilft nur noch Aloe Vera.“
Eine Stunde später verließ ich den Salon Schneider mit immer noch brennendem Gesicht, roten Augen und einer großen Flasche Aloe Vera in der Tasche. Die hatten sie mir kostenlos mitgegeben, damit ich meine Haut im Laufe des Tages weiter kühlen konnte. Die Leute auf der Straße sahen mich seltsam an. Ein kleines Kind zeigte mit dem Finger auf mich und kreischte „Winnetou“. Am liebsten hätte ich mir eine Papiertüte über den Kopf gezogen und den ganzen Tag abgesagt. Mir war zum Heulen zumute.
Das war der vorläufige Tiefpunkt des Vormittags. Dann hatte ich mein Auto erreicht und stieg so eilig ein, dass ich mir das Knie anschlug. Fluchend blickte ich in den Innenspiegel. Es hatte sich in den vergangenen zwei Minuten nichts geändert. Mein Gesicht schimmerte krebsrot, die Augen waren verquollen. Aber die Frisur – tipptopp.
*
Hugo stand immer noch - oder schon wieder - am Zaun, als ich den Wagen schwungvoll in unsere Einfahrt setzte.
„Schicke Frisur“, rief er mir zu, als ich ausstieg. „Aber was ist mit deinem Gesicht los?“
Ich winkte hektisch ab und rannte so schnell es ging ins Haus. Mit etwas Glück...
Erscheint lt. Verlag | 12.5.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | humorvoll-er Liebe-s-roman-e • Italien-isch-er-Liebe-s-roman • roman-tisch-e-Komödie • Sommer-Liebe-s-roman-e • Unterhaltung-s-roman-lektüre • Urlaub-s-liebe-s-roman-e • Wohlfühl-Roman |
ISBN-10 | 3-96817-983-8 / 3968179838 |
ISBN-13 | 978-3-96817-983-4 / 9783968179834 |
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