Kalte Rache (eBook)
397 Seiten
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH (Verlag)
978-3-96817-968-1 (ISBN)
Kennst du den Mann, den du liebst, wirklich?
Der spannende Krimi für mitreißende Lesestunden
Endlich kehrt Ruhe in Lena Borowskis Leben ein. Nach dem Umzug vom Rhein-Main-Gebiet nach Norddeich, kann sie sich zurücklehnen und entspannen. Doch dann wird das ruhige Leben von Lena und ihrem Lebensgefährten Gerhard erschüttert. Nach einem Mordanschlag auf die ehemalige Rotlichtgröße muss sich Lena fragen, was sie über ihren Geliebten wirklich weiß. Bei der Suche nach der Wahrheit taucht sie tief ein in Gerhard Rohloffs Vergangenheit und rührt an Dingen, die sie selbst in Gefahr bringen. Kann sie den Täter finden, bevor er einen weiteren Versuch unternimmt Gerhard umzubringen?
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Erste Leser:innenstimmen
„Eine überraschende Wendung folgt auf die nächste – ich bin begeistert!“
„Packender Krimi mit spannender Handlung und sympathischen Ermittlern.“
„Vielschichtig, mitreißend und nicht aus der Hand legbar!“
„Die Krimi-Reihe rund um Lena Borowski kann ich uneingeschränkt empfehlen.“
Cornelia Härtl stammt aus Süddeutschland. Neben Fachartikeln und Kurzgeschichten schreibt sie Sozialkrimis sowie Cosy Crime. Unter anderen Namen veröffentlicht sie heitere Unterhaltungsromane, Mystery und Erotik. Sie ist verheiratet und lebt südlich von Frankfurt.
Kapitel 2
Die Schüsse fielen kurz nach vier Uhr am Morgen.
Etwas hatte Lena aus einem angenehmen Traum geweckt. Verschlafen und noch halb in einer Zwischenwelt schob sie die Hand auf die andere Seite des Bettes. Es war leer, das Laken warm. Sie drehte sich um, als sie Glas splittern hörte.
»Gerd?«, rief sie in die Dunkelheit des Schlafzimmers hinein. Niemand antwortete. Von draußen drang das Geräusch eines vorbeifahrenden Wagens an ihr Ohr. Es entfernte sich schnell. Plötzlich fing ihr Herz an, heftig zu schlagen. »Gerd?«, rief sie, dieses Mal lauter. Gleichzeitig hob sie die Beine aus dem Bett, tastete nach ihren Flip-Flops, fand sie nicht und ging, auf einmal beunruhigt, barfuß zur Schlafzimmertür. Sie stand offen, wie immer. Gerd mochte keine geschlossenen Türen im Haus. Mit Ausnahme seines Arbeitszimmers, das er sich auch hier eingerichtet hatte. Der weitläufige Bungalow, in klarem, skandinavisch anmutendem Design, war dunkel. Lena lief durch den Flur ins Wohnzimmer, dessen verglaste Längsseite in den Garten zeigte. Die Solarleuchten warfen ein mattes messingfarbenes Licht auf die Rasenfläche. Lena näherte sich der Tür. Sie wunderte sich, Gerd dort draußen nicht sitzen zu sehen. Sie kannte seine Gewohnheiten inzwischen genau. Er stand fast immer zwischen vier und fünf Uhr morgens auf. Ging auf die Terrasse, um eine Zigarette zu rauchen. Manchmal trank er einen frühen Kaffee dazu, bevor er sich für eine weitere Stunde zu ihr legte.
»Es ist die perfekte Zeit für mich. Die Nacht begibt sich zur Ruhe und der Lärm des Tages hat noch nicht begonnen«, sagte er immer. Es war die Zeit, zu der er früher häufig nach Hause, nach Bad Homburg, gekommen war aus einem seiner Clubs. Seine Entscheidung, sie aufzugeben, war vor wenigen Monaten gefallen. Sie hatte viel mit Lena und seiner Liebe zu ihr zu tun. Auch wenn diese Liebe anfangs kaum Aussicht auf Erfolg gehabt hatte.
Das Licht sickerte grau wie flüssiges Blei durch die große Fensterfront. Die Schiebetür zur Terrasse war halb geöffnet, die kühle Nachtluft drang herein. Lena fröstelte. Nicht nur deswegen. Dort draußen lag etwas. Es hatte die Form eines Körpers. Auf einen Schlag war die Angst da und Lena rannte. Der Stuhl, auf dem Gerd gesessen hatte, war mit ihm umgekippt. Einer seiner Lederslipper war ihm vom Fuß gerutscht. Eine glimmende Zigarette lag auf den Holzplanken. Ein Becher stand daneben, fast noch voll mit schwarzem Kaffee. Gerd lag auf der Seite, unter seinem Kopf hatte sich eine rote Lache gebildet. Auf seiner Brust zerfloss das Paisleymuster seines Morgenmantels und Lena erkannte schockiert, dass es ein schnell größer werdender Blutfleck war. Sie schrie entsetzt auf, bevor sie neben ihrem Freund auf die Knie fiel, sein Gesicht berührte. »Gerd! Gerd! Hörst du mich?« Er antwortete nicht und ihr wurde so kalt, als hätte man sie mit Eis übergossen. Sie sprang auf, rannte zurück ins Haus und wählte den Notruf.
Polizei und Notarzt waren fast gleichzeitig gekommen, und das sonst so behaglich stille Haus hatte sich in einen Ort voller nervöser Anspannung verwandelt, an dem Menschen eilig hin- und herliefen, sich fremd klingende Worte zuriefen oder sich gedämpft unterhielten. Jemand hielt Lena an den Schultern fest, als Gerd auf einer Trage zuerst durch den Raum und dann in den Krankenwagen geschoben wurde.
»Sie dürfen später zu ihm, im Moment können Sie nichts für ihn tun. Aber wir brauchen Sie hier. Wir haben Fragen.« Ein Polizist mit beruhigender Stimme, er war ungefähr in Gerds Alter.
»Sind Sie seine Ehefrau?«
»Lebensgefährtin.«
Ihre Hände wurden auf Schmauchspuren untersucht. Man nahm ihre Fingerabdrücke. Sie ließ es wie in Trance geschehen. Sie wurde gefragt, ob sie jemanden gesehen hatte. Sie schüttelte den Kopf. Die Nachbarn vielleicht? Alle weiter entfernt. Das Haus zu ihrer Linken stand zudem leer. Die Besitzer kamen meist nur am Wochenende. Rechts von ihrem Bungalow lebte ein älteres Ehepaar. Beide so schwerhörig, dass sich Lena gewundert hätte, wenn sie überhaupt die Sirene des Krankenwagens wahrgenommen hätten.
Irgendwann ließen die Beamten von ihr ab. Lena saß zusammengesunken auf der Couch im Wohnzimmer. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie hatte Angst. Sie konnte einfach nicht begreifen, was mit Gerd, diesem starken Mann, passiert war. Sie nahm alles, was um sie herum geschah, wie durch eine Wand aus Watte wahr. Die Männer und Frauen der Spurensicherung, die in ihren weißen Schutzanzügen wie überdimensionierte Maden aussahen, die Fragen, die ein Kripo-Beamter ihr zwischendurch stellte, die Morgenkälte, die durch die von der Kugel zerborstene Glastür ins Haus drang. Jemand drückte ihr eine Tasse in die Hand. »Trinken Sie das.« Sie trank, obwohl der Tee für ihr Empfinden viel zu süß war.
Irgendwann trat eine große schlanke Frau in einem dunklen Kostüm neben sie.
»Hauptkommissarin Paula May. Können wir irgendwo ungestört reden?«
Lena nickte und ging voran in Gerds Arbeitszimmer. Dort ließen sie sich auf der ledernen Sitzgruppe einander gegenüber nieder. Hier drangen die Laute von draußen nur gedämpft herein.
»Was ist mit Gerd?«, fragte Lena ihr Gegenüber. Die Frau zog ein Brillenetui, einen Rekorder sowie Notizblock und Stift aus ihrer geräumigen Tasche.
»Herr Rohloff lebt. Mehr kann ich Ihnen noch nicht sagen. Er befindet sich bereits im OP des Krankenhauses.« Paula May setzte eine Brille auf, deren breites Gestell genauso dunkel war wie ihr strenger Haarknoten.
»Wir müssen schnell handeln. Es scheint, als ob niemand in Ihrer unmittelbaren Umgebung etwas gehört oder gesehen hat. Wir sind momentan ganz auf Ihre Wahrnehmungen angewiesen. Darf ich?« Sie hob den Rekorder. Lena nickte.
Der Blick aus den tiefbraunen Augen der Frau lag mit seltsamer Ruhe auf ihr.
»Ich habe Ihren Kollegen schon alles gesagt«, antwortete Lena bedauernd. »Ich muss vom Geräusch des splitternden Glases geweckt worden sein. Gerd …«, sie brach ab, weil ein heftiger Schmerz sie durchfuhr. Paula May saß ruhig da, den Block auf den übereinandergeschlagenen Beinen abgelegt.
»Wir schauen jetzt mal, woran Sie sich noch erinnern können. Erfahrungsgemäß ist unsere Wahrnehmung sehr viel feiner, als gemeinhin angenommen wird. Ich bin nicht nur Polizistin, sondern auch Psychologin. Jetzt bin ich hier, um mit Ihnen diese Feinheiten zu finden.« Sie lächelte flüchtig. »Frau Borowski, schließen Sie doch bitte mal die Augen.«
Lena, die sich vor wenigen Minuten noch gefühlt hatte wie von einem Hurrikan in die Luft geschleudert, wurde ruhiger.
»Was machen Sie mit mir?«
»Was meinen Sie?« Paula May hob fragend die Brauen.
»Hypnotisieren Sie mich?«
»Nein, Frau Borowski. Ich versuche, mit Ihnen gemeinsam Zugang zu momentan verschütteten Erinnerungen zu erhalten. Damit wir den oder die Täter schneller finden können.«
Wieder ein schnelles Lächeln.
Lena schloss die Augen.
»Kehren Sie nun bitte zu Ihrer ersten Wahrnehmung zurück.«
»Ich bin von dem Geräusch aufgewacht«, wiederholte Lena das, was sie bereits gesagt hatte. Um sich sofort zu korrigieren. »Nein. Das stimmt nicht. Ich war ja schon wach.« Paula May sagte nichts und Lena fühlte sich merkwürdig geborgen in diesem Schweigen. »Ja. Ich war bereits wach.«
»Warum sind Sie aufgewacht?«
»Möglich, dass ich Gerd gehört habe, als er auf die Terrasse hinausging.«
»Tat er das öfter?«
»Ja. Eigentlich jeden Morgen. Es ist seine Zeit, wie er immer sagt. Die Zeit, die nur ihm alleine gehört. Eine alte Angewohnheit von früher.«
»Gut. Haben Sie ihn an den anderen Tagen gehört?«
Nein, nie. Gerd war sehr leise, wenn er aufstand. Mit Rücksicht auf ihren Schlaf warf er nicht einmal die teure Baristamaschine in der Küche an, sondern goss sich seinen Kaffee von Hand auf.
»Gehen wir davon aus, dass Sie sich bereits daran gewöhnt hatten oder Ihr Lebensgefährte sehr rücksichtsvoll ist. Was könnte Sie dann geweckt haben?«
Lena versuchte, sich zu erinnern. Im Traum war sie an einem Strand entlanggegangen. Das türkisfarbene Wasser hatte ihre Füße benetzt, während auf der anderen Seite die Sanddünen immer höher wurden. So hoch, dass sie den Wagen nicht sah, dessen Motor angelassen worden war.
»Ein Wagen. Ich habe den Motor eines Wagens gehört. Davon bin ich wach geworden.«
»Gut«, sagte Paula May leise. »Weiter.«
»Fast zeitgleich fielen die Schüsse. Also – ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es Schüsse waren. Ich hörte nur das Glas splittern.«
»Gut. Weiter.«
Lena schilderte, wie sie aufgestanden war und Gerd gefunden hatte.
»Haben Sie noch einmal einen Wagen gehört? Oder etwas anderes?«
Hatte sie? Sie wusste es nicht mit Sicherheit.
Die Psychologin ließ ihr Zeit.
»Ja. Doch. Als ich aufstand. Ein Hund. Ich habe einen Hund bellen gehört. Von weitem. Und eine Wagentür wurde zugeschlagen. Bevor sich das Motorengeräusch entfernte.«
»Gut. Weiter.«
Weiter? Sie konnte sich nur noch an die kalte Hand erinnern, die sich um ihr Herz gelegt hatte, als sie Gerd auf der Terrasse hatte liegen sehen. Das Blut. Ihre Hände, rot davon. Sie riss die Augen auf, ihr Herz hatte wieder begonnen, zu rasen.
»Hat Ihr Lebensgefährte noch etwas gesagt? Hat er Sie wahrgenommen?«
»Nein. Gerd war ohne Bewusstsein, als ich auf die Terrasse kam. Er hat nichts gesagt und im ersten Moment glaubte ich, er wäre tot.«
Eine kalte Hand schien sie zu streifen bei der Erinnerung an diesen schrecklichen Moment.
»Haben Sie ihn bewegt? Vielleicht seinen Kopf zu sich gedreht oder die Wunde berührt?«
Hatte...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2022 |
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Reihe/Serie | Ein Lena Borowski-Krimi |
Ein Lena Borowski-Krimi | |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Schlagworte | Ermittler-in-krimi-nal-roman-e • Frankfurt-Krimi-Thriller • Frauen-krimi-nal-roman-e • Krimi-nal-thriller-roman-e • Lokal-krimi-nal-roman-e • Regionale Krimis • Spannung-s-roman-e |
ISBN-10 | 3-96817-968-4 / 3968179684 |
ISBN-13 | 978-3-96817-968-1 / 9783968179681 |
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